* 17.01.1946, Tunis, Tunesien † 06.11.2014, Paris, Frankreich
Als einer der profiliertesten französischen Schriftsteller arabischer Herkunft stellte Abdelwahab Meddeb (*1946 Tunis, Tunesien) ästhetische und gesellschaftliche Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt.
In seinem Werk beschäftigte sich Meddeb vorrangig mit den Wurzeln und der Geschichte des Islam, seinen Literaturen, seiner Kultur und der problematischen Integration muslimischer Traditionen in den Prozess der Moderne. Immer wieder kritisierte er demokratiefeindliche Tendenzen im Islam ebenso wie polarisierende, vereinfachende Sichtweisen des Westens. Lyrik, Romane, Essays und wissenschaftliche Texte gehen bei ihm Hand in Hand.
Meddebs Gedichte, die in einer Auswahl auch auf Deutsch erschienen sind (Ibn Arabis Grab, Wunderhorn, Heidelberg 2004, übersetzt von Hans Thill), durchschreiten weit ausholend Bildwelten, die die Landschaften Tunesiens ebenso umfassen wie die Traditionen östlicher und westlicher Literaturen und philosophische Diskussionen. Motive und Traditionen werden in langen Textbewegungen aufgerufen, verwischt und transformiert.
Meddeb stammte aus einer Familie von Theologen und Schriftgelehrten an der Zitouna-Universität in Tunis. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft war er Lektor in einem großen Pariser Verlag, bevor er bei den Editions Sindbad von 1974 bis 1988 seine eigene belletristische Reihe betreute. Seit Anfang der neunziger Jahre widmet sich Meddeb zunehmend akademischen Belangen, wurde von Universitäten und Forschungszentren in Genf, Florenz, Paris und Yale zu Gastdozenturen eingeladen.
Zuletzt lebte er in Paris und arbeitete als Autor und Journalist, und war Herausgeber der interkulturellen Zeitschrift dedale und Mitarbeiter der Sendung »Cultures d'islam« des Radiosenders France Culture. Abdehwahab Meddeb starb am 6. November 2014 in Paris.