Henning Ahrens
BRÜDER, CAFÉ
BRÜDER, CAFÉ
Ein Jammer, dass man sich entwickelt und verändert,
nur um mit Vierzig in Fallgruben zu stürzen,
ausgehoben in einer Lebensphase,
die man längst hinter sich gelassen hat. Da sitzen wir,
vom Alter gefaltet, und rühren im Kaffee,
die Haare ergrauend oder gelichtet, erwachsen
und trotzdem noch Kinder, die um die Gunst
der Mutter buhlen – unglaublich! Gegenüber
reißt man das Geschäft ab, in dem wir früher
unsere Spielzeugsoldaten gekauft haben, aber
auch solche Erinnerungen helfen uns nicht weiter.
Stattdessen reden wir über Unverfängliches, wissend,
dass die Explosivstoffe in unserem Inneren
nicht mit zündenden Worten in Berührung kommen dürfen.
Ausgerechnet die gemeinsame Vergangenheit ist es,
die uns einander entfremdet und den Rückweg
in die Gegenwart mit so vielen Minen gespickt hat,
dass wir uns lieber im Bunker von Stolz und Starrsinn verkriechen.