Birgit Kreipe
[der dezember ist ein nashorn]
[der dezember ist ein nashorn]
der dezember ist ein nashorn.
riesig steht er im knochenlicht der gräser und sträucher
die lauscher sind aufgerichtet, der knubbelige panzer
hängt herab. blinzeln, blitzen aus wulstigen lidern.
kopfweiden tragen ein rotgelb
das brennt in der kälte, und die zöpfe der trauerweiden hängen
in die leeren, brillanten spiegel der kiesteiche.
überall auf der erde liegt laub:
zimtkekse. totenschädel.
das blanke wasser blitzt und blinkt.
eine spur gemahlenes gold in den wolken.
eine wintersavanne.
das nashorn steht ganz still.
sein panzer hüllt das seelchen ein.
verteidigt er meine neue freiheit?
sucht er nach liebe?
sollen wir die bäume ringsum mit lichterketten behängen?
er bleibt ganz still. während er dasteht und wartet
kommen tausend hellblau-rosa schmetterlinge und vögel
setzen sich auf den horizont
unter lichtblauen saum, licht und blau.
das schilf, als leuchte es von innen
und die schneebeeren fliegen wieder.
es sind alte männer und frauen.
sie sind das publikum.