Marc Anderson
anglais
APOLLON
Es sind nur Brust und Köcher, die Apollo zeigen
ein Torso, den der Marmor nur noch nackter macht
der Arm, zerbrochen wie ein Schaft der Lanze
schwebt leer im Treiben der Fragmente
doch jeder Teil (der aus sich selber lacht)
bewahrt noch seinen Stolz aufs Ganze
das Licht der Sonne wird verrückt
auf dieser Brust, die Schatten schälen
jeden Muskel aus dem Stein
und jeder Blick kriegt auf sich selber Lust
statt Stachel des Erblickten nur zu sein
du siehst hier nirgends Blut
es geht um mehr, es geht um alles plus das
Kolossale, mit dem die Götter ihre Grenzen kennen
Kreta lächelt schon, die ikarischen Flügel
die im heißen Licht zu Wachs werden
es geht um den Olymp, das Schöne,
(das wir kaum noch kennen)
denn uns erreichen vom Himmel allenfalls
heruntergeladene Klingeltöne
Extrait de: Pergamon Poems. Gedichte. Deutsch/Englisch
Berlin/Idstein: Kookbooks, 2012
Production audio: Literaturwerkstatt Berlin, 2012
APOLLON
Only the breast and quiver reveal the god Apollo
a torso that marble only makes more naked
the arm, fractured like the shaft of a lance
hovers empty in the fray of fragments
yet every part (laughing from deep within itself)
preserves its pride in what once was whole
The sun’s light goes crazy
on this breast, shadows peel
every muscle from the stone
and every gaze lusts hard after itself
rather than be just the image’s sting
Nowhere do you see blood
more is at stake, everything is at stake plus the
colossal measure with which the gods know their limits
Crete is already smiling, the wings of Icarus
turning to wax in the hot light
Olympus is at stake, beauty itself
(that we have barely known)
at best we catch, downloaded from heaven
a few ring tones
In: Gerhard Falkner: Pergamon Poems. Gedichte. Deutsch/Englisch. Kookbooks, Berlin 2012