Ann Cotten

allemand

situações carnavalescas

para Lilian Lustosa, Felipe Bottona e
                                                                                          Irina Theophilo

1.


sábado
de aleluia
desço a rua
de óculos
escuros
acompanhando
o movimento
do bloco
- disfarce -
entre duas
ou mais
possibilidades
– será que Cristina
volta?, penso
ou será que
fica por lá?
ainda mais
indecisa
entre tantas
outras
máscaras
coloridas
me confundem
Irina,
Sabrina,
Catarina,
até mesmo
Cristina
a quem eu
não saberia
informar
onde eu
guardei meu
próprio nome
minha história
- passional -
a sete chaves

2.


domingo
depois
da sexta-feira
da paixão
desço a rua
- sem perder
de vista -
a agitação
do bloco
em procissão
na praça XV
fantasiada de
Gabriela
hoje eu sou
Gabriela
Gabriela
iêêê
meus
camaradas
(repete
a multidão)
sempre
Gabriela
vou ser
sempre
assim
- Gabriela -
sem a
menor
distância
entre
mim
e ela
– eu e ela
apenas
Gabriela

3.


antes
mas já
na quarta-feira
de cinzas
desço a rua
travestida
de púrpura
purpurina
- ao longe
escuto um
burburinho -
um zum zum
zum que
escorre
entre
batom
vermelho
e rosa no
cabelo
no meio disso
um desconhecido
desafiando
se aproxima
– quem é você
que não sabe
respondo
(a quem me
pergunta
em desatino)
– meu nome?
um bibelô!
na vida pagã
eu pago
de Pagu

© Érica Zíngano
Production audio: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

karnevaleske situationen

für Lilian Lustosa, Felipe Bottona und
                                                                                          Irina Theophilo


1.


karsamstag
geh ich
die straße lang
mit dunkler
brille
bewege mich
mit dem
karnevalszug
– dissimulier –
zwischen zwei
oder mehr
möglichkeiten
– kommt Cristina
zurück?, denke ich
oder wird sie
bleiben wo sie ist?
immer weniger
entschlossen
unter so vielen
anderen
bunten
masken,
bringen
mich durcheinander
Irina,
Sabrina,
Catarina,
oder gar
Cristina
der ich keinen
hinweis geben
kann
wo ich meinen
eigenen namen
meine geschichte
– der leidenschaften –
bewahre
hinter sieben schlössern

2.


sonntag
nach
karfreitag,
nach der passion,
geh ich die straße lang
im blickfeld
haltend
die lebhafte
bewegung des blocks
im umzug
auf der praça XV
verkleidet als
Gabriela
heute bin ich
Gabriela
Gabriela
iêêê
meine kameraden
(wiederholt
die menge)
für immer
Gabriela
und so
bleib ich
immer
– Gabriela –
ohne die
geringste
distanz
zwischen
mir
und ihr
"ich und sie"
einfach
Gabriela

3.


aber
schon
zuvor
aschermittwoch
geh ich die straße lang
mit purpur
mit glitter
verkleidet als frau
– hör von
ferne
gemurmel –
ein zoum
zoum zoum das
sickert
zwischen
lippenstift
rot
und rose
im haar
da
nähert sich
ein unbekannter
flachst mich an
– wer bist du,
die nicht weiß
ich erwidere
(dem, der
fragen stellt
ohne vernunft)
– mein name?
nippes!
im heidnischen leben
mach ich
die Pagu


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feiertagsmäßige variation mit Nathalie


                                                                                             an sosies


2.
   

am morgen
nach dem ersten mai
ging ich die straßen lang
auf der suche nach
dem Roten Platz
ein mix aus
himmel
altem parfum
und einer nelke
unter dem hemd
und als ich
um die ecke
bog
stieß ich auf
mich aber es war
Nathalie!
elle a souri
ich war ihr guide
und übersetzte:
= Nathalie.
Nahm ihren arm
encore sourires
ihr haar war blond
wie meines auch
und lenins grab
war heute leer
es schmolz
der schnee
und in ihrem zimmer
trafen wir
studenten
bei kakao
aus paris
sie wollten
scheinbar
alles wissen
wo und wie
ich und sie
aber bevor wir
erklären konnten
lachten sie schon
– Paris
 – ravis
  – à mon avis
tant pis:
sie gingen.
они пошли
и я
одна
Nathalie
 – ich und sie –
einmütig
tanzend

(wüstes klaviersolo)

und als wir müde wurden
fielen wir
auf ihr Bett.
Ich nahm sie auf
die Knie.

Ich vergesse mich nie.
Das war sie,
Nathalie ...

Übertragen von: Ann Cotten
Versschmuggel, poesiefestival berlin 2012