[Hängende Gärten]

HÄNGENDE GÄRTEN, sagst du, jenes Ranken
Über die Ränder der Vorstellung hin –
Wummernde Sounds aus welkem Blattwerk,
Aus dem – die Stille entspringt und trifft,
Wo es wehtut: in den hörenden Blicken des
Zweifels an dir. Semiramis, in Iommi’sche
Gitarren geklemmt, auf dem Weg in die Lang-
Samkeit des sich wegdrehenden Erdsterns,
Der ein, sagst du und beugst dich über die
Irdene Brüstung zu mir, nur wandelnder, nicht
Leuchtender, brennender ist. Ja, wandeln
Vor Wällen abwesenden Sounds – von dem du
Lange schon weißt … als wären sie dir
Eingeboren auf dem chaotischen, schlingern-
Den, in Hufeisenellipsen tanzenden Weg,
Der dich in den Absturz führt, auf die Ebene,
Wo ich längst bin – in Wurzeln verpackt,
Hängend, von aufdrängenden Trieben zerfetzt
Und entzerrt in die vollkommene Zerrung,
Hinter der die Bässe des Herzschlags erklingen –
So, wie es mich aus der Tiefe wie Rauch treibt
Durch die bröckelnden Amphitheater: sei es in
Pompeji, Babylon, Xanten, Orange … wo du
Hinter den Schlieren des Nordlichts gen Süden
In die Tiefe stürzend verschwindest und
Mich rufst, während ich mit den Stöcken der
Wurzeln in die Höhe schieße – mit Wind
Und Aalen behängt und der ewigen Ahnung:
Dies ist der Gral, der an uns vorbeistürzt,
Sie nennen ihn Heimstatt, nennen ihn Erde.
Nicht kehren wir wieder. Aber in den
Läufen der Gitarren leben wir noch, in eine
Unendliche Ferne gedimmt, dunkel und
Schrill, oder in den Rattennestern eines Manns,
Der uns ansieht, während wir schreien, wir
Falln. Ein Hauch geht welk durch die Blätter.
Vor uns das unendliche Kreisen der Stille.

© André Schinkel
Extrait de: unveröffentlichtem Manuskript
Production audio: Haus für Poesie, 2019

[Hanging Gardens]

HANGING GARDENS, you say, that ten-
Dril over the edges of the imagination—
Throbbing sounds from withered foliage,
From which—silence springs and hits just
Where it hurts: in the listening glances of
Doubts about you. Semiramis, clamped
In Iommi’s guitars, on the way into the slow-
Ness of the earth star that’s turning away,
The one, you say as you lean towards me
Over the earthen railing, that’s only wan-
Dering, not shining, not burning. Yes, wan-
Dering, in front of the banks of absent sounds—
The ones you’ve known for ages … as if they
Were innate in you on the chaotic way, the
Rolling way, the way dancing in horseshoe
Ellipses, which leads you to your demise,
To the place I’ve been for a while—wrapped
In roots, hanging, torn to shreds by
Obtruding shoots and straightened into
The perfect fault, behind which the
Heartbeat’s basses sound—just as it
Drives me like smoke from the depths
Through the crumbling amphitheater: whether
It be in Pompei, Babylon, Xanten, Orange…
Where you, falling into the depths, disappear
Behind those streaks of northern light
Heading south and call to me, while I shoot
Upwards with the sticks of the roots—
Draped with wind and eels and the eternal
Premonition: this is the grail that rushes
Past us, they call it homestead, they call it
Earth. We won’t be the ones returning.
Yet we live on in the guitar riffs, dimmed
Into an infinite distance, dark and shrill,
Or in a man’s rat’s nest, a man who looks
At us while we scream, we fall. A breeze
Withers through the leaves. Before us
The infinite circling of silence.

Translated by Shane Anderson