Nicolai Kobus

allemand

The Heads

At the heads the waves crash rage at rocks and you watch,
you stretch your attention like it can’t snap.
There are songs stuck in you that you might hum when
your light’s snuffed, when your tree’s cut, neck’s split.
When the metaphors eat the real.
But how will you sing when your brain’s
gone? Here’s how;
when you die, don’t think of the mind, but feel how your
body is.
For if creasing’s strange, why not uncreasing.
Why not chrysalis.
Why not as your brain discovers second childhood, your
body forgets its markings too.
Why not bonelessness can mumble song.
I’ve not thought to ask if heaven has seasons or how I
might be cured of my need for new, but in my city the
sun has come out for the first time in weeks and it knows
how long since I’ve spoken to a man or woman.
And it says you must go and find some park bench with a
plaque to a local who loved the sparrows, and you must
carve their name into a napkin and let it go in the wind.
You cannot mourn all the dead, it says.
You must let them go one by one.

© Edition Solitude / Alice Miller
Extrait de: Blaue Stunde
Edition Solitude, 2016
Production audio: Haus für Poesie / 2017

Die Köpfe

An den Köpfen brechen die Wellen ihre Wut an Felsen
und du siehst zu, dehnst deine Aufmerksamkeit, als ob
sie nie reißen könnte.
Es stecken Lieder in dir, die du summen könntest, wenn
dein Licht ausgeblasen, dein Baum gefällt, dein Genick
gebrochen ist.
Wenn die Metaphern die Wirklichkeit fressen.
Doch wie willst du singen ohne Verstand? Vielleicht so:
Wenn du stirbst, denk nicht an den Geist, sondern spüre
deinen Körper.
Wenn Falten befremdlich sind, warum nicht glätten.
Warum nicht als Larve.
Warum sollte, wenn dein Hirn die zweite Kindheit
entdeckt, dein Körper nicht auch seine Narben vergessen.
Warum sollten Wirbellose nicht auch Lieder murmeln
können.
Ich habe nie daran gedacht zu fragen, ob es im Himmel
Jahreszeiten gibt, oder wie ich von meiner Sucht nach
Neuem geheilt werden könnte, doch in meiner Stadt
kommt seit Wochen zum ersten Mal die Sonne wieder
raus und weiß, wie lang es her ist, dass ich mit einem
Mann oder einer Frau gesprochen hab.
Und sagt: Du musst gehen und dir irgendeine Parkbank
suchen mit der Plakette eines ortsansässigen Spatzenliebhabers
darauf, und du musst ihre Namen in eine
Serviette ritzen und sie vom Winde verwehen lassen.
Du kannst nicht all die Toten betrauern, sagt sie.
Du musst sie nacheinander gehen lassen.

Aus dem Englischen von Nicolai Kobus