*** [Цемра, вецер і сьнег]

***
Цемра, вецер і сьнег.
Студзень загнаў у кут.
Хто захацеў – зьбег.
Хто не хацеў – тут.

Не выбіралі радзім.
Проста – месца і час,
дзе ў бяздоньне глядзім,
а бяздоньне – у нас.

Дзе ў папяровым лісьце –
скрэсьленыя тамы,
дзе завіруха мяце
пад фанаграму зімы.

Крапае страхам ноч,
кратае вокны стынь,
кажа сьмеламу: „збоч“,
кажа ўпартаму: „кінь“.

Селіць у сны кашмар,
топіць сьвятло ўначы,
марнасьці ўласных мар
не разумеючы.

Як патлумачыць тым,
зь ядавітым хвастом:
той, хто будуе дым,
больш не збудуе дом.

Як ні катуй дзіця
ў страшнай казцы айчым,
наша казка жыцьця
скончыцца ясна чым.

Дыхай на пальцы зімы,
покуль сонца ў грудзях.
Над мурамі турмы
заўтра вывесяць сьцяг.

© Andrej Chadanowitsch

*** [Wind und Schnee und Dunkelheit]

Wind und Schnee und Dunkelheit.

Der Januar hatte uns in die Enge getrieben:

wer konnte, machte sich aus dem Staub.

wer’s nicht schaffte, ist hängen geblieben.


Seine Heimat sucht man sich nicht aus.

Ort und Zeit sind eitler Schein.

Und wenn du lange in den Abgrund blickst,

blickt der Abgrund auch in dich hinein.


Auf einem Blatt Papier hat man

alle Büchertitel durchgestrichen.

Winde wirbeln, die schon bald

des Winters Klangspur wichen.


Der Frost legt Gitter vor die Fenster,

Angst tropft durch die Stunden der Nacht.

„Zur Seite!“, ruft man dem Mutigen zu,

zum Sturkopf sagt man: „Hab Acht!“


In jedem Traum wohnt ein Albtraum,

in jeder Nacht zerschmilzt das Licht.

Du verstehst die Vergeblichkeit

deiner eigenen Hoffnungen nicht.


Wie sagt man es dem Geschöpf

mit dem giftigen Schwanz:

wer nur mit Rauch baut,

baut ohne Substanz.


Wie beim Stiefvater im Märchen,

der seine Kinder schließlich gehen lässt,

so steht auch unser Ende

der Geschichte fest.


Atme auf des Winters Finger,

solang in deiner Brust noch Sonne ist.

Über den Gefängnismauern

wird morgen die Fahne gehisst.

Ins Deutsche übertragen von Ulf Stolterfoht. VERSschmuggel / Кантрабанда паэзіі 2021 - Poesie aus Belarus und Deutschland