Berlín, 1921


“A principios de junio llegó la orden de que la población debía abandonar la ciudad. Tres días después, a la mañana temprano, la población fue sacada de la ciudad. El pueblo fue dividido en grupos fuera de la urbe. Luego, en caravanas, se lo puso en marcha.”
“¿Cuántos días caminaron?”

“No sé. Mis padres fueron asesinados el mismo día que dejamos la ciudad.”

“¿A dónde los llevaban?”

“Hacia el sur.”

“¿Quién custodiaba la caravana?”

“Gendarmes, jinetes y soldados, a ambos lados, a lo largo del camino.”  

“¿Cómo tuvo lugar la muerte de sus padres y hermanos?”

“Cuando el grupo se alejó un poco de la ciudad, nos hicieron detener y los gendarmes empezaron a saquear para obtener el dinero y los objetos de valor.”

“¿Cómo fueron asesinados sus padres?”

“Durante el saqueo, desde el frente de la caravana se abrió fuego sobre nosotros.  En ese instante uno de los gendarmes se llevó a mi hermana arrastrándola. Mi madre comenzó a gritar: ‘¡Que me quede ciega...!’ Mi hermana fue arrastrada y violada. Me golpearon. Entonces vi cómo le partieron la cabeza a mi hermano de un hachazo.”

“¿Quién le partió la cabeza a su hermano de un hachazo?”

“Apenas los gendarmes empezaron la masacre, se les unió la turba; en ese instante mataron a mi hermano...”

© E.A.
Production audio: Timo Berger / M.Mechner, Literaturwerkstatt Berlin

Berlin, 1921


«Anfang Juni kam der Befehl, dass die Bevölkerung die Stadt verlassen muss. Drei Tage später, am frühen Morgen, wurde die Bevölkerung aus der Stadt getrieben. Die Bewohner wurden au-ßerhalb der Stadt in Gruppen aufgeteilt. Danach mussten sie in Karawanen losmarschieren».

«Wie lange marschierten sie?»

«Ich weiß es nicht... Meine Eltern wurden an dem Tag, als wir die Stadt verließen, ermordet».

«Wo brachte man sie hin?»

«In den Süden».

«Wer bewachte die Karawanen?»

«Gendarmen, Reiter und Soldaten, zu beiden Seiten, den ganzen Weg über».

«Wie ereignet sich der Tod ihrer Eltern und Geschwister?»

«Als die Gruppe sich ein wenig von der Stadt entfernt hatte, hielt man uns an, und die Gendarmen begannen zu plündern, um das Geld und die Wertgegenstände zu bekommen»“.

«Wie wurden ihre Eltern ermordet?»

«Während der Plünderung wurde vom Kopf der Karawane das Feuer auf uns eröffnet. In diesem Augenblick schnappte sich einer der Gendarmen meine Schwester und zog sie mit sich fort. Meine Mutter fing zu schreien an. ‚Lieber werde ich blind…!’ Meine Schwester wurde mitgerissen und vergewaltigt. Ich wurde ge-schlagen. Dann sah ich wie sie meinem Bruder mit einem Axthieb den Kopf spalteten».

«Wer zerschlug ihrem Bruder den Kopf mit einem Axthieb?»

«Kaum hatten die Gendarmen mit dem Massaker angefan-gen, hat sich ihnen der Pöbel angeschlossen, in jenem Augenblick töteten sie meinen Bruder…»





[1921 begegnet ein Armenier in Berlin zwei Türken, die den Genozid an den Armenier in der Türkei angeführt haben, bei dem der Armenier seine ganze Familie verloren hat. Er erschießt die beiden auf der Stelle. Die deutsche Justiz spricht den Armenier frei. Das Gedicht zitiert Teile seiner Aussage vor Gericht. - d.Ü.]

Übersetzt von Timo Berger