Timo Berger

allemand

El grillo incomprendido

Como si le hubiera hecho difícil soportar
la fama de su cotidiana capacidad musical,
el grillo que habita la casa desde hace días
se niega a frotar la textura ondeada de un ala
contra el afilado borde de la otra en el ejercicio
que vaya a saber desde cuándo es conocido
como “canto”, y se vuelve así algo temerario,
ya que por la semejanza de color, la inmovilidad
al encenderse la luz del baño, la falta de lentes
de quien se levanta en mitad de la noche
y la ausencia, como decía, de su sonido habitual
se confunde con facilidad con una cucaracha.

© S.R.
Production audio: Timo Berger / M.Mechner, Literaturwerkstatt Berlin

Die unverstandene Grille

Als fiele es ihr nun schwerer, dem Ruf ihrer alltäglichen
musikalischen Fähigkeiten gerecht zu werden,
weigert sich die Grille, die seit Tagen im Haus lebt,
die geriffelte Struktur des einen an der scharfen Kante
des anderen Flügels zu reiben - ein Vorgang, der,
niemand weiß wie lange schon, als „Gesang“ bekannt ist,
und so erscheint sie auf einmal ein wenig tollkühn,
denn durch ihre ähnliche Farbe, ihr Erstarren, wenn im Bad
das Lichts angeht, das Fehlen der Brille bei dem,
der mitten in der Nacht aufsteht, und das Ausbleiben ihres,
wie gesagt, gewohnten Klanges, lässt sie sich leicht
mit einer Kakerlake verwechseln.

Übersetzt von Timo Berger. In: Sergio Raimondi: Zivilpoesie/Poesía civil, Berlin: wissenschaftlicher verlag berlin 2005, ISBN: 3-86573-112-0.