Reglose Jagd

Die Ställe hangabwärts, es heißt, den Hasen
habe ein Marder geholt, ein Fuchs, niemand
ist sicher, man lebt hier selten
des Nachts. Das Haus zu groß
für ein Haus, die Menschen zu reich,
nicht aus meiner Zeit. Dennoch gehen wir
auf die Jagd gemeinsam, durch die verwachsenen
Ränder des Familienerbes, kein Tier
knackt das Unterholz, kein Kadaver
legt seinen Geruch wie ein spukender Ahne
an die Grenze des Grundstücks. Ich glaube, alles
hält die Terrasse verborgen, niemand
folgt mir nach, wie sollten sie auch, meine Tage
liegen anderswo. Nur die Seeadler auf den Pfosten
lassen mich nicht aus dem Blick, ich fühle
ihre gefeilten Augen mir in den Nacken starren,
bis ich stürze, doch das ist unwesentlich, nur
eine kurzfristige Veränderung des alten Gebäudes.

© Zu Klampen Verlag
Extrait de: Reglose Jagd
Springe: zu Klampen! Verlag, 2007
Production audio: 2007, Literaturwerkstatt Berlin

Motionless Hunt

The stables down from the slope, they say
that a marten or a fox got the rabbit, no one
is sure, it’s rare that anyone stays here
at night. The house too large
for a house, the people too rich,
not of my time. But still we go
hunting together, through the overgrown
edges of the family estate, no animals
crack twigs in the undergrowth, no cadaver
leaves its smell like a spooky ancestor
on the boundaries of the grounds. I believe that the terrace
hides everything, no one
is following me, and why should they, my days
lie elsewhere. Only the white-tailed eagles on the poles
don’t let me out of their sight, I feel
their sharp eyes staring at my nape,
until I stumble, but that is immaterial, just
a short-term alteration of the old edifice.

Translated by Donna Stonecipher