"I shall not return the borrowed dust..."

In Lahore,
after the monsoon evening,
darkness began edging away light.
Tadpoles, chairs, pedestal fans
and a TV appeared
in Nana Farooq's courtyard.

"Let's tune in Amritsar."

There were no cables, no dish antennae.
We would be glued to blurred India for hours.

"They made Pakistan on the train stations.
Separate water taps
for Hindus and Muslims.
And they were labelled,
Hindu pani, Muslim pani.
My word."

Nana Farooq had said.

Usman stirred the soundscapes
of an Iranian café in Quetta.

"Come off it. You are obsessed with Karachi."

Oh yes.
We are.
Like our forebears were obsessed
with Avadh and Kashmir.

But they failed to choose a water tap.
And couldn't prefer the Indus
over the Ganges,
the Ganges over the Euphrates.

Avadh lives in our lexicon, Kashmir in our taste
buds,
we live in the valley of Sindh.
But we fail to choose a name for ourselves
and fail to choose a water tap.

With gunpowder
Srinagar and Karachi are cleansed.
We are not given time to bury the dead.
We carry them.
They are heavy.
We are always tired, always thirsty.
But we fail to choose a water tap
and drink tears -

Hindu tears, Muslim tears
Punjabi tears, Bengali tears
Mohajir tears, Sindhi tears -

for our forebears told us,

"Never sell your souls
 for the reasons you sell your bodies,
 drink tears to quench your thirst,
 and what the Koran said
 bear in mind,

'when the sky is cleft,
and when the stars are scattered,
and when the seas are flowed out,
and when the graves are ransacked,
each soul shall know what it sent afore
and what it left behind...’ "

© Harris Khalique
Extrait de: between You & Your Love. Selected and New Poems
Karachi: Fazleesons. Preface by Dr Tariq Rahman. Compiled by Adnan Sattar, 2004
Production audio: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Ich werde den geliehnen Staub nicht wiedergeben …

In Lahore,
nach dem Abend im Monsun,
verdrängte die Dunkelheit schon das Licht.
Kaulquappen, Stühle, Standventilatoren
und ein Fernseher erschienen
hinter Nana Farooqs Haus.

"Schalten wir Amritsar ein."

Es gab kein Kabelfernsehen, keine Satellitenschüsseln.
Stundenlang klebten wir am verschwommenen indischen Programm.

"Sie haben auf den Bahnhöfen Pakistan eingerichtet.
Getrennte Wasserhähne
für Hindus und Muslime.
Und an ihnen stand:
Hindu pani, Muslim pani.
Du meine Güte."

Das hatte Nana Farooq gesagt.

Usman weckte die Geräuschkulissen
eines iranischen Cafés in Quetta.

"Hört schon auf damit. Ihr seid von Karachi besessen.

Oh ja.
Das sind wir.
So wie unsere Vorfahren besessen waren
von Awadh und Kaschmir.

Aber sie haben sich nicht für einen Wasserhahn entschieden.
Und sie konnten dem Indus nicht
den Vorzug vor dem Ganges
oder dem Ganges den Vorzug vor dem Euphrat geben.

Avadh lebt in unserem Lexikon, Kaschmir in unseren
Geschmacksknospen,
wir leben im Tal von Sindh.
Aber wir entscheiden uns nicht für einen Namen
und entscheiden uns nicht für einen Wasserhahn.
 
Mit Schießpulver
werden Srinagar und Karachi gesäubert.
Man läßt uns keine Zeit, die Toten zu begraben.
Wir tragen sie.
Sie sind schwer.
Wir sind immer müde, immer durstig.
Aber wir entscheiden uns nicht für einen Wasserhahn
und trinken Tränen -

Hindu-Tränen, Moslem-Tränen,
Panjabi-Tränen, Bengali-Tränen,
Mohajir-Tränen, Sindhi-Tränen -

denn unsere Vorfahren haben uns gesagt:

"Verkauft niemals eure Seelen
aus den Gründen, aus denen ihr euren Leib verkauft,
trinkt Tränen, um euren Durst zu löschen,
und behaltet im Gedächtnis,
was der Koran gesagt hat -

'Wenn der Himmel sich spaltet
und wenn die Sterne zerstreut sind
und wenn die Meere über die Ufer treten
und wenn die Gräber ausgeräumt werden,
dann wird jede Seele wissen, was sie getan
und was sie unterlassen hat ...'"

Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer