Joachim Helfer 
Translator

on Lyrikline: 3 poems translated

from: hongrois to: allemand

Original

Translation

Egy angyal

hongrois | Peter Zilahy

akkor jön
hallani szárnysuhogását
biztos mozdulatokkal
húzza le a takarót
már tizenkilenc éve
hogy minden éjjel
feldúlja az ágyam
alaposan végigkutat
végül a hátamra ül
és töpreng
rakosgatja hideg lábait
ha megmozdulok elrepül
ha elrepül megmozdulok

© Peter Zilahy
from: Lepel alatt ugrásra kész szobor (Statue Under A White Sheet Ready To Jump)
Budapest: Pesti Szalon, 1993
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

Der Engel

allemand

erscheint
ich höre das Heranrauschen der Flügel
mit geübtem Griff
schlägt er die Decke zurück
neunzehn Jahre geht es nun schon
daß er jede Nacht
mein Bett zerwühlt
und mich sorgfältig untersucht  
schließlich setzt er sich auf meinen Rücken
grübelt
und ordnet seine kalten Beine
bewege ich mich fliegt er davon
fliegt er davon bewege ich mich

ins Deutsche übertragen von Gerhard Falkner und Orsolya Kalász

© Gerhard Falkner und Orsolya Kalász


alternativ:


Ein Engel


Sie kommt:
ich höre ihre Flügel schlagen.
Mit sicherem Griff zieht sie die Decke weg.
Seit neunzehn Jahren zerwühlt sie mein Bett,
jede Nacht,
durchsucht mich gründlich,
setzt sich auf meinen Rücken,
tritt mit kalten Füßen auf mir herum.
Wenn ich mich bewege fliegt sie davon,
wenn sie davonfliegt bewege ich mich.


Übersetzung ins Deutsche:  Joachim Helfer

© Joachim Helfer


Mintha . . .

hongrois | Peter Zilahy

abból a csókból nõne ki
e lezárt ajkak nem eresztik
fáj ha hozzáér megszokni hidegét
lenyalni a jeget róla
szemhéja alá bebújni
az utolsó dolog mögé amit látott
ahogy a kacsok közé zuhan
elválasztja a földet az égtõl –
behavazott arcán apró lábnyomok
férgek a deszkában
csecsemõk szõlõszemekben
a fénylõ zúzmarás kertben
halott nõvel egy testben
forgó síkos avarban
ebben az édesszagú lehelletben
ebben a tõrben
ebben a duplafenekû gödörben
mindene megvan
amire jó
fázik szakálla nõ
viszket megvakarják
éhes megetetik
nem fér a bõrébe kitömik

© Peter Zilahy
from: Lepel alatt ugrásra kész szobor (Statue Under A White Sheet Ready To Jump)
Budapest: Pesti Szalon, 1993
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

Gleichsam . . .

allemand

diesem Kusse wollte er entwachsen
doch die verschlossenen Lippen geben ihn nicht frei
es schmerzt sie zu berühren schmerzt ihre Kälte zu spüren
das Eis von ihnen abzulecken
unter ihre Augenlider zu schlüpfen
zu den Bildern von zuletzt
als er hinstürzt zwischen den Ranken
und den Himmel von der Erde reißt –
winzige Spuren auf dem verschneiten Gesicht
Würmer im Holz
Embryos in Trauben
ein Garten im Rauhreif glitzernd
in einem Körper mit der toten Frau
in glitschig aufgewälztem Laub
in süß duftendem Atem
im Hinterhalt hier
in dieser zweifachen Gruft
hat er alles,
wozu er taugt
er friert – sein Bart wächst
ihn juckt – er wird gekratzt
er ist hungrig – wird gefüttert
er fährt aus der Haut – man stopft ihn aus


ins Deutsche übertragen von Gerhard Falkner und Orsolya Kalász

© Gerhard Falkner und Orsolya Kalász

alternativ:


Als ob ...

er aus diesem Kuß herauswachsen würde
diese versiegelten Lippen lassen ihn nie mehr los,
der Schmerz, zu berühren, sich an ihren Frost zu gewöhnen
das Eis von ihr abzulecken
unter die Lider zu schlüpfen
hinter die letzten Dinge, die sie sah
da er in die Löckchen fällt trennt er die Erde vom Himmel –
winzige Fußstapfen im Schnee auf ihrem Gesicht
Würmer im Holz
Embryo in einer Weinbeere
im glitzernden Rauhreif des Gartens
im selben Körper mit einer Toten
im glitschigen Laub
in diesem süßlichen Mundgeruch
in dieser grundlosen Grube
hat er alles
alles was er verdient
kalt – wächst ihm der Bart
juckig – wird er gekratzt
hungrig – wird er genährt
etwas geht ihm unter die Haut – er ist ausgestopft


Übersetzung ins Deutsche: Joachim Helfer


Zokniban halni meg

hongrois | Peter Zilahy

zokniban halni meg
mert hideg a padló
bújni langymeleg
rövid zokniba
ott érni véget
oly cél minõt
óhajthat a kegyes

mert börtön a cipõ
és papucsba csusszanni
idõnk kevés
de zokniban halni meg
ez oly otthonos
hajnalban kelni
és húzni
közben halni meg
a szokott mozdulattal
nini most halok meg – mondani
így zokniban
és menni
mintha pohár vízért
innentõl már a halál
és nem zokogni

© Peter Zilahy
from: Lepel alatt ugrásra kész szobor (Statue Under A White Sheet Ready To Jump)
Budapest: Pesti Szalon, 1993
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

IN SOCKEN STERBEN

allemand

In Socken sterben
weil der Boden kalt ist
in lauwarme kurze
Socken schlüpfen
und so enden
eine Vollendung  
aufs Innigste wünschend
weil Schuhe beengen
und keine Zeit bleibt
Pantoffeln anzuziehen
in Socken sterben
das ist so häuslich vertraut
frühmorgens aufstehen
sie hochziehen
und sterben
beim gewohnten Handgriff
jetzt sterbe ich - sagen
besockt
und gehen
- wie um ein Glas Wasser –
von dannen
und nicht flennen

Deutsch von Ilma Rakusa

© Ilma Rakusa


alternativ:

In Socken sterben

sterben in Socken
in wunderbar warme
Herrensocken schlüpfen
um nicht kalte Füße zu kriegen
so zu enden
das hieße: Glückseligkeit
der man andächtiglich
zubeten sollte
Schuhe wären zu viel Zwang
und in Pantoffel
zu schlüpfen
ist die Zeit zu knapp
aber in Socken zu sterben
das ist blanker Alltag
aufstehen im Morgengrauen
sie hochziehen
mit der üblichen Handbewegung
und dahinscheiden
sich zu sagen - sieh einer an ich sterbe –
sozusagen in Socken
den Abgang hinlegen
als holte man nur ein Glas Wasser
und in den Tod zu treten
einfach in Socken
und ohne zu beten

ins Deutsche übertragen von Gerhard Falkner und Orsolya Kalász

© Gerhard Falkner und Orsolya Kalász


alternativ:

In Strümpfen sterben
 
In Strümpfen zu sterben
weil der Fußboden kalt ist,
in mollige Socken gehüllt sein, zum Schluß:
Das wäre Erfüllung, sehnlichst erhofft.
Denn Schuhe sind Kerker,
und es bleibt keine Zeit, in Pantoffeln zu
schlüpfen.
In Strümpfen aber stirbt es sich ganz wie zu Hause:
man wacht im Morgengrauen auf,
will sie hochziehen
und stirbt mitten in der vertrauten Bewegung.
Sagt sich: Mensch, jetzt sterb ich in Socken ...
Und tritt, wie um ein Glas Wasser zu holen,
ab in den Tod.
Ohne Klage.


Übertragung ins Deutsche: Joachim Helfer

© Joachim Helfer