Georg Leß 
Translator

on Lyrikline: 5 poems translated

from: anglais, arabe to: allemand

Original

Translation

Duplex: Cento

anglais | Jericho Brown

My last love drove a burgundy car,
Color of a rash, a symptom of sickness.

We were the symptoms, the road our sickness:
None of our fights ended where they began.

None of the beaten end where they begin.
Any man in love can cause a messy corpse,

But I didn’t want to leave a messy corpse
Obliterated in some lilied field,

Stench obliterating lilies of the field,
The murderer, young and unreasonable.

He was so young, so unreasonable,
Steadfast and awful, tall as my father.

Steadfast and awful, my tall father
Was my first love.  He drove a burgundy car. 

© Copper Canyon Press
from: The Tradition
Port Townsend, WA: Copper Canyon Press, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Duplex: Cento

allemand

Mein letzter Geliebter fuhr einen weinroten Wagen,
Farbe von Ausschlag, Symptom einer Krankheit.                 

Die Symptome waren wir, die Straße unsere Krankheit:
Nie endeten unsere Kriege, wo sie begannen.

Nie enden die Verlierer, wo sie beginnen.
Jeder Verliebte kann Anlass eines zerzausten Leichnams sein,

Ein zerzauster Leichnam aber sollte nicht mein Nachlass sein,
In einem Lilienfeld ausradiert,

Gestank, dass er die Lilien des Feldes ausradiert,
Den Mörder, jung und frei von Vernunft.

Er war so jung, so frei von Vernunft,
Standfest und schrecklich, turmhoch wie mein Vater.

Standfest und schrecklich, mein turmhoher Vater
War mein erster Geliebter. Er fuhr einen weinroten Wagen.

Übertragen von Georg Leß
VERSschmuggel 2019, poesiefestival berlin
Sprachmittlerin: Magda Kotzurek

Stand

anglais | Jericho Brown

Peace on this planet
Or guns glowing hot,
We lay there together
As if we were getting
Something done.  It
Felt like planting
A garden or planning
A meal for a people
Who still need feeding,
All that touching or
Barely touching, not
Saying much, not adding
Anything.  The cushion
Of it, the skin and
Occasional sigh, all
Seemed like work worth
Mastering. I’m sure
Somebody died while
We made love.  Some-
Body killed somebody
Black.  I thought then
Of holding you
As a political act.  I
May as well have
Held myself.  We didn’t
Stand for one thought,
Didn’t do a damn thing,
And though you left
Me, I’m glad we didn’t.

© Copper Canyon Press
from: The Tradition
Port Townsend, WA: Copper Canyon Press, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Widerstand

allemand

Frieden auf diesem Planeten
Oder Gewehrglut,
So lagen wir beieinander,
Als brächten wir
Was zustande. Das
Gefühl, einen Garten
Zu pflanzen oder ein Mahl
Für ein Volk anzurichten,
Das immer noch gefüttert werden muss,
All dieses Berühren oder
Beinah Berühren, wenig
Aussagen, nichts
Hinzufügen. Das Kissen
daraus, die Haut und
Aufstöhnen dann und wann, alles
Schien Arbeit, die es sich lohnte
Zu meistern. Für mich steht fest,
Dass jemand starb, während
Wir uns liebten. Irgend-
Wer tötete irgendwen
Schwarzen. Ich erwog,
Dich festzuhalten
Als politischen Akt. Ich
Hätte ebenso gut
Mich selbst festhalten können. Für keine einzige
Idee standen wir,
Taten kein Stück,
Und obwohl du mich
Verlassen hast, bin ich froh, wir taten es nicht.

Übertragen von Georg Leß
VERSschmuggel 2019, poesiefestival berlin
Sprachmittlerin: Magda Kotzurek

Duplex

anglais | Jericho Brown

I begin with love, hoping to end there.
I don’t want to leave a messy corpse.

I don’t want to leave a messy corpse
Full of medicines that turn in the sun.

Some of my medicines turn in the sun.
Some of us don’t need hell to be good.

Those who need most, need hell to be good.
What are the symptoms of your sickness?

Here is one symptom of my sickness:
Men who love me are men who miss me.

Men who leave me are men who miss me
In the dream where I am an island.

In the dream where I am an island,
I grow green with hope.  I’d like to end there.

© Copper Canyon Press
from: The Tradition
Port Townsend, WA: Copper Canyon Press, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Duplex

allemand

Ich fang mit Liebe an, da hoffe ich zu enden.
Ich will keinen zerzausten Leichnam hinterlassen.     

Ich will keinen zerzausten Leichnam hinterlassen,
Randvoll mit Medikamenten, faulend in der Sonne.

Einige meiner Medikamente faulen in der Sonne.
Einige von uns bedürfen nicht der Hölle, um gut zu sein.      

Die Bedürftigsten bedürfen der Hölle, um gut zu sein.
Wie lauten die Symptome deiner Krankheit?

Hier folgt ein Symptom meiner Krankheit:
Männer, die mich lieben, sind Männer, die mich vermissen.

Männer, die mich verlassen, sind Männer, die mich vermissen,
In diesem Traum, in dem ich Insel bin.

In diesem Traum, in dem ich Insel bin,
Werde ich grün vor Hoffnung. Da würde ich gern enden.

Übertragen von Georg Leß
VERSschmuggel 2019, poesiefestival berlin
Sprachmittlerin: Magda Kotzurek

Heart Condition

anglais | Jericho Brown

I don’t want to hurt a man, but I like to hear one beg. 
Two people touch twice a month in ten hotels, and
We call it long distance.  He holds down one coast. 
I wander the other like any African American, Africa
With its condition and America with its condition
And black folk born in this nation content to carry
Half of each.  I shoulder my share.  My man flies
To touch me.  Sky on our side.  Sky above his world
I wish to write.  Which is where I go wrong.  Words
Are a sense of sound.  I get smart.  My mother shakes
Her head.  My grandmother sighs:  He ain’t got no
Sense.  My grandmother is dead.  She lives with me. 
I hear my mother shake her head over the phone. 
Somebody cut the cord.  We have a long-distance
Relationship.  I lost half of her to a stroke.  God gives
To each a body.  God gives every body its pains. 
When pain mounts in my body, I try thinking
Of my white forefathers who hurt their black bastards
Quite legally.  I hate to say it, but one pain can ease
Another.  Doctors rather I take pills.  My man wants me
To see a doctor.  What are you when you leave your man
Wanting?  What am I now that I think so fondly
Of airplanes?  What’s my name, whose is it, while we
Make love.  My lover leaves me with words I wish
To write.  Flies from one side of a nation to the outside
Of our world.  I don’t want the world.  I only want
African sense of American sound.  Him.  Touching. 
This body.  Aware of its pains.  Greetings, Earthlings. 
My name is Slow And Stumbling.  I come from planet
Trouble.  I am here to love you uncomfortable. 

© Copper Canyon Press
from: The New Testament
Port Townsend, WA: Copper Canyon Press, 2014
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Herzproblem

allemand

Ich will niemandem wehtun, aber ihn gern flehen hören.
Zwei berühren sich zweimal pro Monat in zehn Hotels und
Wir nennen es Ferne. Er widmet sich der einen Küste.
Ich wandere über die andere wie ein jeder Afroamerikaner, Afrika
Mit seinem Leiden und Amerika mit seinem Leiden
Und Schwarze, dieser Nation geboren, tragen selbstredend
Die Hälfte von beiden. Meinen Teil schultere ich. Mein Mann fliegt
mich zu berühren. Himmel steht uns bei. Himmel über seiner Welt
Welche ich schreiben will. Wo ich irre. Worte
Sind Sinn für Klang. Ich werde neunmalklug. Meine Mutter schüttelt
Den Kopf. Meine Großmutter seufzt: Der hat seine Sinne wohl
Nicht ganz beisammen.  Meine Großmutter ist tot.  Sie wohnt bei mir.
Mutters Kopfschütteln hör ich am Telefon.                                      
Irgendwer hat das Kabel gekappt. Wir führen eine ferne
Beziehung. Halb hab ich sie an einen Schlaganfall verloren. Gott schenkt
Jedem einen Leib. Gott schenkt jedem Leib seine Schmerzen.
Bäumt sich der Schmerz darin auf, bin ich versucht, an meine
weißen Vorväter zu denken, die ihre schwarzen Bastarde gesetzestreu
quälten.  Ich sag es ungern, aber einen Schmerz lindert
ein anderer. Ärzte raten zu Pillen. Mein Mann will mich
Zum Arzt schicken.  Was bist du, wenn du deinen Mann zurücklässt
Mit diesem Verlangen? Was bin ich, so zärtlich zu denken
An Flugzeuge? Wie lautet mein Name, wem gehört er, während wir
Uns lieben? Mir lässt mein Geliebter Worte hier, wie ich sie mir wünsche
Zu schreiben. Fliegt von der einen Seite eines Landes zur Außenseite
Unserer Welt. Ich will sie nicht, die Welt. Ich will allein
Afrikanischen Sinn für amerikanischen Klang. Ihn. Anfassen.
Diesen Leib. Seiner Schmerzen gewahr. Seid gegrüßt, Erdlinge.
Mein Name ist Langsam Und Stolprig. Ich komme vom Planeten
Knatsch. Dich unbequem zu lieben bin ich hier.

Übertragen von Georg Leß
VERSschmuggel 2019, poesiefestival berlin
Sprachmittlerin: Magda Kotzurek

رسالة 1

arabe | Raed Wahesh

1
العسكري الذي رَكَز بارودته مكان قضيبه،
وكأنّه يقول لكلّ من يمرون بالشارع:
"سأثقب مؤخراتكم بالرصاص"؛
يشبه الولد الذي ضربني على باب المدرسة،
أو ربما عليّ اعتباره ذلك الصبي
كي أجد مبرراً للركض إليك الآن.
يومها عدتُ إليكِ باكياً فبكيتِ معي..

العسكري ذو القضيب المعدنيّ المنتصب،
لا يعيدني كما عُدْتُكِ طفلاً خائفاً،
لكنْ رجلاً يسأل: هل لك أمٌّ أيها الخوف..؟

2
وحيدٌ يا وحيدة..
حزينٌ يا حزينة..
غريبٌ يا غريبة..
كذبتْ عليّ القصائدُ والقصص وسِيَر المغامرين. كذبت نداءات الحياة التي ركضتُ خلفها كمضبوعٍ. لطالما حذرتني من شخّة الضبع التي تنتهي بأعتى الرجال عشاءً في مغارة، دون أن تدرين أن الحياة نفسها أكبر الضباع.
كل حياة خارج البيت مهانة..!

3
لماذا ليس لديك أم يا أمي؟
أم بعيدة، في منزل معزول، ليس لديها إلا بضع دجاجات، وآمالُ حياتها تتلخص في عودة الأولاد الغائبين. أحتاج إلى تلك الأم يا أمي كي أجد الطريقة المباشرة التي أقول لك فيها: حظّي في الدنيا أقلُّ من حظّ دجاجة!

4
المقهى ليس مقهاي، الشارع ليس شارعي، الأصدقاء ليسوا أصدقائي، الخوف لي..
أتذكّر شاعراً كتب "لن يفهمني أحدٌ إلا الزيتون"، ومثله لا أشعر، حتى بيني وبيني، إلا بتلك اللغة الزيتونية..

في حضنكِ،
في العناق العظيم،
غداً سوف أزرع بستان الزيتون الكبير.

5
من ظلٍّ تعلّمْتُ.
كان المشهد على الشّكل التالي: ظلُّ إنسانٍ على الرصيف، وما من إنسانٍ. ظلَّ شاردَ البال، أو قلقاً، لا أدري.
عندما تجمّع الناس راح كلٌّ منهم يزعم أن الظلّ له، فالظّلال إن تُركت تثير شهوة الامتلاك.
"تخيّل أنّ ظلين لك، تضع واحداً في البيت كأثرٍ لسلطاتك، وتخرج متأنقاً بالآخر!!"، كلهم فكّروا على هذا النحو.
وما من لبيبٍ أخذ الإشارة: الظلّ رفض الذهاب مع صاحبه المهاجر، ليقين قلبه الظليّ أن بلاداً لا أمهات لنا فيها لن تمنح جنسياتها للظلال.

© Raed Wahesh
Audio production: Haus für Poesie, 2016

Ein Brief

allemand

1
Der Soldat, der sein Gewehr auf Penishöhe anlegt,                          
als wolle er allen Vorübergehenden kundtun:                          
„Ich werde euch die Ärsche mit Kugeln durchlöchern“,
gleicht dem Jungen, der mich am Schultor verprügelt hat,                           
soll mir womöglich eingeflüstert werden, er ist dieser Junge,
dass ich einen Grund finde, zu dir zu laufen.                         
Einmal, als ich weinend heimkam, hast du mit mir geweint.     
         
Der Soldat mit seinem aufgestellten Metallpenis aber                 
verwandelt mich nicht in jenes verängstigte Kind, wie es zu dir lief,
sondern in einen verängstigten Mann, der fragt: Hast selbst du, Angst, eine Mutter?
                

2
Ich bin einsam, du so Einsame.
Ich bin traurig, du so Traurige.
Ich bin fremd, du so Fremde.
Die Poeme, die Heldengeschichten haben mich belogen, die Lockrufe des Lebens; ich folgte wie von der Hyäne verhext. Vor ihrem Urin hast du mich gewarnt, der selbst die Allerstärksten als Abendessen in einer Höhle enden lässt, ohne zu ahnen, das Leben selbst ist die größte Hyäne.
Jedes Leben fort von Zuhause erniedrigt!                       


3
Warum hast du, Mutter, keine Mutter?
Eine Mutter in einem abgeschiedenen Haus, mit nur ein paar Hühnern und Hoffnungen, begrenzt auf die Heimkehr der Kinder.        
Ich brauche jene Mutter, Mutter, um dir darzulegen: Mein Glück ist in dieser Welt geringer als das eines Huhns!               


4
Dieses Café ist nicht mein Café, diese Straße ist nicht meine Straße, diese Freunde sind nicht meine Freunde, diese Angst ist meine.
Ich erinnere mich eines Dichters, der sagte: „Keiner wird mich verstehen außer den Olivenbäumen“, und wie er fühle ich, ich führe meine Selbstgespräche in dieser Olivensprache allein.

Auf deinem Schoß
in einer festen Umarmung
werde ich vielleicht schon morgen einen großen Olivenhain pflanzen.


5
Von einem Schatten lernte ich.
Wie es sich abspielte: Der Schatten auf dem Bürgersteig, ganz ohne seinen Menschen. Ein verträumter, ein besorgter Schatten, wer weiß.
Man sammelte sich und ein jeder behauptete, dass der Schatten ihm gehöre, denn herrenlos wecken sie Ansprüche.
„Stell dir vor, du hast zwei Schatten, lässt einen zu Hause als Luxusobjekt und gehst, geschmückt mit dem anderen, aus.“ So wurde vermutet.       
Und keiner begriff, dass dieser hier sich geweigert hatte, seinen Herrn auf der Flucht zu begleiten. Wusste doch das Schattenherz: Ein Land, in dem wir ohne Mutter sind, wird einem Schatten keinen Pass ausstellen.       

Übertragung ins Deutsche von Georg Leß