Anna Chiarloni 
Translator

on Lyrikline: 2 poems translated

from: allemand to: italien

Original

Translation

ziemlich frei. nach Brecht

allemand | Yaak Karsunke

als das haus einstürzte vor dessen
baufälligkeit sie gewarnt worden waren
seit langem & mehrfach & immer vergeblich

klammerten sich einige von ihnen
noch im fallen an einzelne balken
& lobten die pläne der architekten

rühmten auch das fundament in dessen
sich rasch verbreiternden rissen
sie am ende verschwanden

& priesen noch aus der tiefe
das schützende dach dessen trümmer
sie schließlich erschlugen

© Rotbuch
from: gespräch mit dem stein
Berlin: Rotbuch Verlag, 1992
ISBN: 3-88022-778-0
Audio production: M.Mechner / literaturWERKstatt berlin 2005

alquanto liberi (secondo Brecht)

italien

quando la casa crollò per quella fragilità
della quale essi erano stati da tempo
& ripetutamente & sempre invano avvertiti

alcuni di loro si aggrapparono
durante il crollo a singole travi
& lodando il progetto degli architetti

resero gloria anche a quelle fondamenta
che rapide si squarciarono in voragini
in cui essi alla fine scomparvero

ancora dal profondo inneggiando
al tetto di protezione le cui macerie
infine li uccisero.

Traduzione di Anna Chiarloni

Meine Mutter

allemand | Ursula Krechel

I
Als meine Mutter ein Vierteljahrhundert lang
Mutter gewesen war und Frau, aber das konnte sie
vergessen mit der Zeit, als sie so geworden war
wie eine anständige Frau werden mußte
klüger als die Großmutter, ergebener als die Tanten
sparsamer in der Küche und in der Liebe als eine
der das Glück in den Schoß gefallen war
als sie genug Krümel von der Tischdecke geschnippt
als sie die Hoffnung begraben hatte, einmal eine Dame
im Pelz zu sein wie in den Modeheften vor dem Krieg
die sie immer noch hinten in der Speisekammer hütete
als sie anfing, den Töchtern ins Gesicht zu sehen
auf der Suche nach Spuren, die sie im eigenen Gesicht
nicht fand, als sie nicht mehr vor Angst aufwachte
weil sie vom Bügeleisen geträumt hatte
das nicht ausgeschaltet war, als sie schon manchmal
wagte, die Beine am frühen Nachmittag
übereinanderzuschlagen, fraß sich ein Krebs
in ihre Gebärmutter, wuchs und wucherte
und drängte meine Mutter langsam aus dem Leben.

2
Zehn Tage nach ihrem Tod war sie im Traum plötzlich
wieder da. Als hätte jemand gerufen, zog es mich
zum Fenster der früheren Wohnung. Auf der Straße
winkten vier Typen aus einem zerbeulten VW
einer drückte dabei auf die Hupe. So ungefähr
sahen die Berliner Freunde vor fünf Jahren aus.
Da winkt vom Rücksitz auch eine Frau:
meine Mutter. Zuerst sehe ich sie
halb versteckt hinter ihren neuen Bekannten.
Dann sehe ich nur noch sie
ganz groß wie im Kino, dann ihren mageren weißen Arm
auf dem auch in Nahaufnahme kein einziges Härchen
zu sehen ist. Wenn sie eilig am Gasherd hantierte
hatten ihr die Flammen häufig die Haare versengt.
Am Handgelenk trägt sie den silbernen Armreif
den ihr mein Vater noch vor der Verlobung geschenkt hat.
Mir hat sie ihn vererbt. Ich die gebohnerten Treppen hinab.
An der Haustür höre ich schon ein Kichern: Mama!
rufe ich, der Nachsatz will mir nicht über die Lippen.
Meine Mutter sitzt eingeklemmt zwischen zwei
lachenden Jungen. So fröhlich war sie lange nicht mehr.
Willst du nicht mitfahren? fragt sie. Aber im Auto
ist doch kein Platz, sage ich und blicke
verlegen durch ihre seidige Bluse
so eine trug sie zu Lebzeiten nie
auf ihre junge, noch ganz spitze Mädchenbrust
und denke, ich muß den Vater rufen. Da heult schon
der Motor auf, die klapprige Tür wird von innen
zugeworfen. An der Haustür könnte ich mich ohrfeigen.
Nicht einmal die Autonummer habe ich mir gemerkt.

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1997
from: Ungezürnt. Gedichte, Lichter, Lesezeichen
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997
ISBN: 3-518-39282-4
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

Mia madre

italien

1.

Quando mia madre era da un quarto di secolo
madre e donna, ma questo col tempo
se l'era scordato, quando era diventata
come dev'essere una donna perbene
piú in gamba della nonna, piú devota delle zie
piú parsimoniosa in cucina e in amore come una
a cui è piovuta dal cielo la fortuna
quando aveva spazzato via abbastanza briciole dalla tovaglia
quando aveva sepolto la speranza di essere un giorno una signora
in pelliccia come sulle riviste di moda prima della guerra
che ancora custodiva in fondo alla dispensa
quando aveva cominciato a guardare in faccia le figlie
alla ricerca di tracce che sul proprio viso
non trovava, quando non si svegliava piú per la paura
perché si era sognata di non aver staccato
il ferro da stiro, quando talvolta
nel primo pomeriggio già osava accavallare
le gambe, nel suo utero
si fece strada il cancro, crebbe divorante
e poco a poco cacciò mia madre dalla vita.


2.

Dieci giorno dopo la sua morte eccola all'improvviso
in sogno. Come se qualcuno mi avesse chiamata, andai
alla finestra della vecchia casa. In strada
quattro tipi mi fecero cenno da una Volkswagen ammaccata
uno suonava il clacson. Cinque anni fa
gli amici berlinesi erano piú o meno cosí.
Una donna seduta dietro fa pure lei un cenno:
mia madre. Dapprima è
seminascosta dai nuovi amici.
Poi vedo solo lei
enorme come al cinema, poi il suo magro braccio bianco
sul quale neanche in primo piano si vede
un solo peluzzo. Quando si affaccendava intorno ai fornelli
spesso le fiamme le strinavano i peli.
Al polso porta il bracciale d'argento
donatole da mio padre prima di fidanzarsi.
L'ho ereditato io. Giú per le scale tirate a lucido.
Sul portone sento già ridacchiare: Mamma!
chiamo, il seguito non va oltre le labbra.
Mia madre siede stretta fra due
giovani che ridono. Da tanto non era piú cosí allegra.
Non vuoi venire anche tu? chiede. Ma
non c'è posto, dico io e guardo
imbarazzata attraverso la blusa di seta
in vita sua non ha mai portato niente del genere
i suoi seni da ragazza, giovani e acerbi
e penso, devo chiamare il babbo. Ecco che già romba
il motore, la portiera scassata viene chiusa
da dentro. Sulla porta di casa potrei prendermi a schiaffi.
Non ho neppure preso il numero della targa.

traduzione: Anna Chiarloni