Kathrin Schmidt
vorhersehbar infiziert
wir schlugen aussichtsdübel in die nackte wand,
daran hingen, über lang oder kurz, unsere blicke,
während wir frühstückten, eins ins andere
versenkt. die fingerzinken harkten den tisch,
schoben krümel zusammen, insekten landeten
auf konfitürenglas und käse, die weißmehlsemmel
blies sich ins zweifache auf. mein stillhalter,
musste ich denken, was hast du für große zähne!,
während die iris abriss heranzoomte, der sich
nicht herstellen wollte in diesem mansardenfach
voller gedopter touristen. das ist die mitleidcrisis,
das dünkelnde wohlstandsgeplowder, sagte dein blick.
ich griff nach früchten für unterwegs, trauben,
zwei gelben birnen, deren jede wohl ahnte,
dass ich sie vergessen haben und dass
der einen schimmel die andere einreißen würde.