Ralf Meyer
SONETTE BEI DEN BROMBEEREN 1
SONETTE BEI DEN BROMBEEREN 1
Wann Sommer ist? Wenn man nicht schlafen kann.
Du wälzt dich, wie auf Steinen, in den Laken.
Sie kühlen nicht. Es liegen Frau und Mann,
Getrennt belästigt von den Schnaken.
Sag du nur „ich“. Stumm sind die Kreaturen.
Du schwitzt, während sie auf dich fliegen,
Es ticken kleine Geister in den Uhren,
Wenn Mücken singen, um dich zu besiegen.
Nur bei den Brombeerhecken ist es kühl geblieben,
Die Früchte reiften still zu voller Süße,
Ihr dunkler Saft färbt Münder, Hände, Füße.
Wir haben lange am Gebüsch gesessen
Und reifen kaum, wenn wir uns lieben,
Indes, wir werden auch nicht aufgegessen.