Michael Roes
LEILA UND MADSCHNUN
LEILA UND MADSCHNUN
Meine Narrheit backt Steine. Lach nicht darüber
Als ich dich ansprach, mit Worten, so scheu wie der
Neumond, ludst du mich an dein Feuer
Jede Begrüßung enthält schon den Abschied
und jede Berührung den tödlichen Schlag
Warum vertraust du den Wellen nicht, die uns
zueinander und ohne Vorwurf getragen
Bis die Kraft uns verläßt, sind sie die
sanftmütigsten Gefährten, die wir je gehabt
Deine Hände sind schwielig vom Backen
unterscheiden die Rinde nicht von der Haut
Unter diesem Olivenbaum, in dessen Krone ich mich
erhängen sollte, sing ich das Lob der Bäume
Niemand verstößt, niemand steinigt uns
Meine Haut ist kein Banner, meine Seele
kein gebrochener Flügel. Stille ist nicht
die Hölle, Unschuld kein Paradies
In jede brüderliche Liebe mischt sich ungewollt
geschlechtliches Begehren
Fürchtest du deshalb das Begehren, denn zweifellos
findet sich darin auch brüderliche Liebe
Ich würde dir gerne die Wahrheit sagen
wenn ich nur wüßte, was Wahrheit ist
Du bist nicht die verlassenen Landschaft
und ich bin nicht der fleischlose Schatten
meiner Selbst. Meine Blöße ist weder
heldenhaft, noch ein Grund zu erröten
In dieses Feuerbett, daß du in Brand gesetzt
stürzt nur ein Engel oder Narr sich
Wenn du gehst, so erwarte kein Klagelied
Warte! Gehe nicht wortlos! Sieh doch
du schlägst den entgegengesetzten Weg ein