Kathrin Schmidt
grenzblick, wie zur probe
grenzblick, wie zur probe
liefen wir mit den augen die ins bild gerutschte
hügelkette entlang, eine bunte zuckerstangengesellschaft
mit auslösereiz, die finger im objektiv
gespaltenen blick. glücksfinder, kinderpuppen.
fünfjahresmanie in den knochen, die knie
aufgeschlagen wie eier: vor uns im dreck,
standen wir auf nach den stürzen, stets
etwas innerer gallert. tränensalz. kummeraspik.
schiefes lachen, die regenrinne herunter...
es war sommer, wir zunderten wie immer
den krauthang hinauf und liefen später mit den augen
die ins bild gerutschte hügelkette entlang, eine bunte
pimpfkinderhorde auf ausflug, nirgends
beruhigungslehrer im anschlag. nirgends
ein schild mit festgelegter bedeutung: ende, ende,
sie verlassen den realistischen sektor, hier hört alles auf,
hört es niemals auf uns. mein kleines
kommando nannte ich pimperle
und probte den grenzfall, wenn wieder der blick
auf die andere seite rutschte. die hügelkette unserer
augenpaare spiegelte zunderland, drüben war hüben
geworden, in wäßriger lösung schwammen
die bilder durchs auge in den apparat, wo sie
festsitzen sollten in furcht vor entwicklung -
köpfe und bilder von köpfen im nebel,
proletengenetik. rote kinder, die schmerzenden
objektive von blassen stirnen blockiert.