Marion Poschmann
Gnadenanstalt
Gnadenanstalt
barocke Lust überzuschwappen,
die zuckenden Lider, zuckenden Beine,
dick eingezuckerter Schlaf, süße Last
dieses Fleisch und schon außerhalb deiner Kontrolle,
schon fließend in Bildern, privates
TV-Programm, rosiger Saft, den ich schluckte,
du hast deine Lippen auf meine geschraubt
und der Körper, pumpend und träumend,
bewegt sich nach Fernbedienung
wir gehen auf Sendung, die Glieder
berühren sich, geben Signale, ich habe
die Haut voller Sirup, ich klebe
an dir, späte Serien rinnen dahin,
dünne Spielfilme, REM-Phasen, zappend
bearbeitet uns die Nacht
ich habe Lust überzuschnappen,
du testest im Schlaf
das Fassungsvermögen der Hände,
prüfst Südfruchte, rührst
in heißen Kompotten aus quellenden Pfirsichen,
Pflaumen, Marillen, die Bilder verbinden sich,
dickflüssig sehe ich Herzkammern, Dias
von gänzlich gezuckerten Wänden,
ein Lichtblick, ein Kochstudio, das sich stabilisiert,
und du tastest mich ab, bis ich schwer werde,
durchscheinend, glänzend, der Körper kandiert