Mirko Bonné
Ein Mann mit blauem Kinn
Ein Mann mit blauem Kinn
schläft vor aller Welt Augen,
drum gib mir einen Satz ein,
vielleicht
wie ich einen Groschen werfe
in einen Brunnen Roms oder Schoas,
nein in ein Gerät, das rasselt
und Glück bringt.
Wie denk ich dich mir,
pythisch, die ungestutzten Flügel
das Rückgrat hinunter gefaltet
wie Zeitungen und einbeinig?
Bist du: Novalis ähnlich, Sophie
Tucker oder hölzerner Drache, ein
Flugwagen, golden, den frenetisch
Schwärme von Nachtigallen dahinziehn,
Sirene, Hyäne, crocuta crocuta,
einsilbig, sternförmig, Wolke, Handy
mit meinem Gesicht? Bist du
eine Musik?
Schlafen zwischen Brüsten,
während Schnee vor dem Haus wirbelt,
nur der Strom brummt in der Überlandleitung,
ein Abziehbild scheinen lassen durch die Nacht,
auf das Kabinenfenster einer Zugmaschine gepappt,
der Fahrer dahinter, eingeschlafen in dem Gestöber.
Hink heran dann auf deinem Bein,
schieb den Schnee mit den Schwingen beiseite,
lass fauchen, was noch faucht, bis es taut,
und die Nachtigallen im Zaum alles geben,
die Kabine den Karren hell ausleuchten,
und spiel auf, Habanera! bis die Leitung
sprühend auf das Dach schlägt.
Ein Mann mit blauem Kinn
erfriert vor meinen Augen.