Steffen Mensching
[In der Brandung des Traums schlingert das Schlauchboot]
[In der Brandung des Traums schlingert das Schlauchboot]
In der Brandung des Traums schlingert das Schlauchboot, das die Meerenge
durchquert, du bist auf der Flucht, weißt nicht woher, nicht wohin, hockst
stumm neben erschöpften Gesichtern auf dem grünen Gummiboden, der aussieht
wie die Sitzbänke im britischen Unterhaus, schon schluckst du Salzwasser,
deine Schuhe ziehen dich zum Grund wie Buster Keaton im Film The Navigator,
deine rechte Hand ergreift eine Holzplanke, keine Ahnung, woher sie kommt,
vergeblich versuchst du, die linke Hand aus dem Wasser zu ziehen, da hängt
etwas daran, Stoff, menschliches Haar oder, jetzt spürst dus, eine Hand, die
deine Finger umklammert, du presst die Knochen zusammen, sonst rutscht
dir die Hand aus der Hand, mit der rechten hältst du dich am Holz fest, wie lange
kannst du dich so halten, die Hand, die du gepackt hast, die dich festhält, zieht
dich hinab, du spürst wie die Kraft nachlässt, die Kraft, mit der du die Hand hältst,
fehlt dir, um dich selbst zu halten, bald, gleich, jetzt kommt der Augenblick,
wo du entscheiden musst, ob du die Hand oder die Planke loslässt, aber als du
weißt, was du tust, lässt dich die Hand nicht los, die Hand, die viel kleiner ist
als deine Hand, eine Kinderhand oder Frauenhand, lässt dich nicht frei, sie
umklammert deine Finger, einen nach dem anderen, immer schwerer wird sie,
deine Fingernägel krallen sich ins Holz, brechen, als du die Planke fahren lässt,
um schreiend zu erwachen und nach dem Wesen zu tasten, das neben dir liegt.