Franz Dodel
[beim Anblick einer Tankstelle zu verweilen]
[beim Anblick einer Tankstelle zu verweilen]
Nicht bei Trost. Zeilen 21315-21351, 21369-21413
[21315] beim Anblick einer
Tankstelle zu verweilen
wie sie zum Beispiel
Elizabeth Bishop beschreibt
lohnt sich es ist wie
wenn die Kinder vor dem Zoo
glauben die Spatzen
beobachten zu müssen
gut ist vielleicht wenn
am Ende eines Gedichts
Sätze sich finden
wie „Somebody loves us all“
wenn ein Wachstischtuch
vorkommt in der Geschichte
mit der Farbe von
heller Melasse und mit
sehr kleinen gelben
Mohnblumen dicht übersät
überhaupt Tische
man könnte sich ausschließlich
der Beschreibung von
Tischen widmen und denen
die daran sitzen
Kinder mit ihren dünnen
baumelnden Beinen
die auf den Rücken starren
der Mutter am Herd
von dem der es kaum erträgt
wenn die Tischplatte
nicht leer ist und blank so dass
seine Gedanken
sich darauf spiegeln sich zu
ordnen beginnen
und lesbar werden: ein Plan
der Welt aus Wörtern
und Sätzen weit über die
Tischkante hinaus
[21369] jetzt könnte sichtbar
werden was geheimnisvoll
zum Beispiel den Stein
am Dasein erhält woher
die Kraft kommt die ihn
beharrlich festhalten lässt
am Dasein als Stein
auch der Stein ist auf Hilfe
angewiesen die
ein Anderes ihm gewährt
immer deutlicher
meine ich zu bemerken
dass nichts zufällig
einfach so ist wie es ist
und zugleich zeigt sich
für einen Augenblick nur
es vermag nichts mehr
zu sein als das was es ist
ich stelle mir vor
Einzelnes oder Alles
sei nicht mehr da ein
stiller Wechsel von etwas
zu nichts ausgelöscht
das Blau des Himmels nur noch
Marmelsteinmattes
sei Anzeige des Reichtums
während die Ränder
sich auflösen im Schimmern
opaker Flächen
wird das Erinnern gestärkt
an Unbestimmtes
Gewährtes vor langer Zeit
an Übergängen
die noch eingefügt waren
in die vielstimmig
temperierte Palette
der schönsten aller
Farben: ins Grau mit seinen
weichgezeichneten
Flächen Schraffuren Schatten
die stets geneigt sind
dunkler heller zu werden
in Absprache mit
oftmals leichtesten Quanten
gefügigen Lichts