Léonce W. Lupette 
Translator

on Lyrikline: 72 poems translated

from: inglés, español, xhosa, francés, checo, swahili to: alemán

Original

Translation

A BOY

inglés | Outspoken

He is a boy with no name
A boy with only a memory of the present as the past is as tangible as shadows in the dark
A boy who could not shape his future as it was ever-changing and never mindful of his presence
A boy who saw his smile turn to a frown that ran deeper than the veins and tunnels of the mine shafts that now riddle what used to be the face of his home
A boy whose tears turned toxic like the rain water that was once as sweet as the now lost and forgotten rivers of hope where dancing fish once lived
A boy who has to leave home because the once chirping birds have only left empty nests where thorns now grow
A boy

© Outspoken
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Ein Junge

alemán

Er ist ein Junge ohne Namen

Ein Junge, der nur die Gegenwart erinnert, wo die Vergangenheit greifbar ist wie Schatten im Dunkeln

Ein Junge, der seine Zukunft nicht gestalten konnte, weil sie sich ständig änderte und nie sein Dasein berücksichtigte

Ein Junge, der sah wie sein Lächeln zu einem finsteren Blick wurde, welcher tiefer gründete als die Gänge und Tunnel der Minenschächte, die nun zersiebten was einst das Gesicht seines Zuhauses war

Ein Junge, dessen Tränen so giftig wurden wie das Regenwasser, das einst so süß war wie die verlorenen und vergessenen Flüsse des Hoffens, in denen die Fische einst tanzten

Ein Junge, der sein Zuhause verlassen muss, weil die einst zwitschernden Vögel nur leere Nester hinterlassen haben, in denen jetzt Dornen wachsen

Ein Junge

Übersetzt von Léonce W. Lupette

flight | flʌɪt

inglés | Nick Makoha

1 flight – [There are things that can never be the same, like the history of space]. Two AM. This was the actual moment when Basquiat and I first met. In the light of that moment, he begins to talk about doing something other than art: writing perhaps. I take his coffee and cup it in one hand as he draws a pair of wings on the back of a napkin. Why wings I ask. Because this body is an imperfect container.

2 flight – [Time is what stops everything from happening at once]. I remember Icarus, Iverson’s forty-eight-point game, the taste of sorrel on a beach, but I have forgotten the fear of flying. I wake from a deep sleep; conscious I am an animal. A bird on fire looking for an edge. For the third time in my life, I am scissoring through darkness. The night is thick with everything coming. Swift is the night. Slow is the dark.

flight – [Fleeing]. Think of it like this, Amelia the flight attendant will want to know if everyone is ok.
My face housed in the mirror of an airbus bathroom lacks courage. A gun in a paper bag. All things fear you and tremble in your presence. As my life has taught me, we must suffer.  Without this world, I will take myself and unhinge myself from this body. (Keep in mind that this section is translated.)

flight – [Between floors or levels] I didn’t get to choose the location, 0.0436° N, 32.4418° E in its darkness and hunger. Neither did I choose the ceiling of stars that made me a foreigner that evening. In the same way that the air becomes something else the moment we lean into it. Waiting to bear us up as we glide upon it. Then I too am a new thing born of another language. I am both familiar and unfamiliar.

flight – [A selection of small portions]. This photo was taken towards the end of the shoot. It is a Love Movement. If you add captions with the sound of the rain pounding you can hear my father ask the cameraman Will the light displace us? Steve Wonder is playing. I am off-camera and at three years old I already know they were going to split up. That Uganda skyline looks completely different now.

flight – [A far-fetched idea]. Who understands the world? The year is 1976. It will be a long summer. Air France Flight 139 will depart from Tel Aviv. So far, no sign of blood. The future what does it know? We are in the last stages of waiting. A German will ask for the freedom of forty Palestinians detained in Israel. They are moving to a changed destination, a foreign city that houses the room in which I was born.

7 flight – [The tail]. Do you know this one? I call it Icarus’s theme tune.
He flies away like a dream, and they cannot find him;
Even like a vision of the night, he is chased away
 Job 20:8 








                                                 Bring your camera.

                                                           I am downstairs. Bring cash.
                                                          The meters running.

© Nick Makoha
Audio production: Haus für Poesie, 2022

Flug | fluːk

alemán

1 Flug – [Manche Dinge können nie mehr wie früher sein, etwa die Geschichte des Raums]. Morgens um zwei. Da sind Basquiat und ich uns zum ersten Mal wirklich begegnet. Im Licht dieses Augenblicks spricht er darüber, etwas anderes anzufangen als Kunst: Schreiben vielleicht. Ich umschließe seinen Kaffee mit einer Hand, während er ein Paar Flügel auf die Rückseite einer Serviette zeichnet. Warum Flügel, frage ich. Weil dieser Körper ein mangelhafter Behälter ist.


2 Flug – [Zeit ist das, was verhindert, dass alles gleichzeitig passiert]. Ich erinnere mich an Ikarus, Iversons 48-Punkte-Spiel, den Sauerampfer am Strand, aber die Flugangst hab ich vergessen. Ich erwache aus dem Tiefschlaf; bei Bewusstsein bin ich ein Tier. Ein Feuervogel auf der Suche nach einer Kante. Zum dritten Mal im Leben durchschneide ich die Dunkelheit. Die Nacht ist geschwängert mit allem, was auf uns zukommt. Flink ist die Nacht. Schleppend das Dunkel.


Flug – [Flüchten]. Man stelle sich das so vor: Amelia, die Flugbegleiterin, wird wissen wollen, ob alles in Ordnung ist. Mein Gesicht, beherbergt vom Spiegel einer Airbustoilette, ist mutlos. Eine Knarre in einer Papiertüte. Alle Dinge fürchten dich und zittern in deiner Gegenwart. Wie es mich das Leben gelehrt hat: wir müssen leiden. Ohne diese Welt werde ich Hand an mich legen und mich selbst aus diesem Körper lösen. (Man beachte, dieser Abschnitt ist übersetzt.)


Flug – [Zwischen Etagen oder Ebenen]. Den Aufenthaltsort konnte ich nicht wählen, 0.0436° N, 32.4418° O mit seiner Düsterkeit, seinem Hunger. Auch habe ich das Sternendach nicht gewählt, das mich diesen Abend zu einem Fremden machte. So wie die Luft zu etwas anderem wird, sobald wir uns in sie legen. In Erwartung uns zu tragen, während wir über sie gleiten. Dann bin auch ich etwas Neues, geboren aus einer neuen Sprache. Ich bin so vertraut wie unvertraut.


Flug – [Eine Auswahl kleiner Stücke]. Dieses Bild stammt vom Ende des Shootings. Es ist ein Love Movement[Léonce Lu1] . Wenn man Bildunterschriften mit dem Klang prasselnden Regens hinzufügt, kann man hören, wie mein Vater den Fotografen fragt: Wird das Licht uns verdrängen? Steve Wonder erklingt. Ich befinde mich jenseits des Aufnahmefelds und mit drei Jahren weiß ich bereits, sie werden sich trennen. Diese Skyline von Uganda sieht jetzt ganz anders aus.


Flug – [Ein abwegiger Gedanke]. Wer versteht die Welt? Wir schreiben 1976. Es wird ein langer Sommer. Air France Flug 139 wird von Tel Aviv aus starten. Bislang keine Spur von Blut. Was weiß die Zukunft schon? Wir befinden uns in der Endphase des Wartens. Ein Deutscher wird die Befreiung von vierzig in Israel inhaftierten Palästinensern verlangen. Ein verändertes Ziel wird angesteuert, eine fremde Stadt, die das Zimmer beherbergt, in dem ich geboren bin.


7 Flug – [Das Heck]. Kennen Sie dieses Stück? Ich nenne es das Ikarus-Motiv.

Wie ein Traum verfliegt er, und man findet ihn nicht;

Und er wird weggescheucht, gleich einer Vision in der Nacht

 Hiob 20:8 







                                                                  Bringen Sie Ihre Kamera mit.

                                                  Ich warte unten. Halten Sie Bargeld parat.

                                                  Die Zähler laufen.

Aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

AMS

inglés | Nick Makoha

                                                                We are falling to earth.
                                        The headrest TV display is a jukebox.
                                                       Night pins itself to the plane.

My earphones drown an audience
of men who have turned my homeland
into a theatre. Their mouths are full
of salt and lime, swimming through
my body weight in tequila.  A low-pressure
system at the level of my abdomen
watches them from my cabin window.
Ryan Gosling is at the keys. My hands
want to be at their throats. They are Gods
in a City of Stars. No wait I am a city
watching three men play God. No, I am
God watching three men play with my city.














                                                                   Flight is the tendency to move
                                                                   toward or away from an object.
                                                                   As in Basquiat’s Icarus, for instance.
                                                                   Notice how everything turns away.

© Nick Makoha
Audio production: Haus für Poesie, 2022

Akute Höhenkrankheit

alemán

                                                                                        Wir fallen gen Erde.

                                   Der Bildschirm in der Kopflehne ist eine Jukebox.

                                                       Die Nacht heftet sich an das Flugzeug.


Meine Kopfhörer übertönen ein Publikum

von Männern, die mein Heimatland

zu einem Theater gemacht haben. Ihre Münder sind voll

von Salz und Limette, schwimmen durch

so viel Tequila wie mein Körper schwer ist. Ein Niederdrucksystem

auf der Höhe meines Bauches

beobachtet sie durch mein Kabinenfenster.

Ryan Gosling bedient die Tasten. Meine Hände

möchten an ihre Kehlen. Sie sind Götter

in einer Sternenstadt. Moment, nein, ich bin eine Stadt,

die dabei zusieht, wie drei Männer Gott spielen. Nein, ich bin

Gott, der beobachtet, wie drei Männer mit meiner Stadt spielen.














                                                                    Flug ist das Streben, sich auf ein Objekt zu-

                                                                    oder sich von ihm wegzubewegen.

                                                                    So wie in Basquiats Ikarus zum Beispiel.

                                                                    Man beachte, wie alles sich abwendet.

Aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

76

inglés | Nick Makoha

I
If this is what we know, then the year is 1976 and the air is thick
with everything coming. If this is not a war, then there will be
no need for an enemy. If there is a hero, then there will be death.
If history, being what it is, demands a hero. We could use the
DeLorean to jump back into time. If it were only that simple.
Then this text would be the experiment in which we are studying
time. It passes slower the more you are moving. I used to be
a scientist. Consider, for example, light emitted from a moving
source has a lower frequency. I am moving. When you change
your speed, you rotate the direction of time. This is how time


II
behaves when it is rotated - it becomes relative. We will begin
with a plane because you might have heard one pass by your
window. What is flying but a way to climb the air? We are at
30,000 feet on flight 139.  What do you know of the Revolutionary
Cell? What do you know of Athens airport? What do you know
about Operation Thunderbolt?  You may or may not have heard
of Yoni and what happened in 1976. In the movie, Yoni is the hero.
The known enemies are the terrorists lead by Bose. We are seven
days away from the 4th of July but this is not an American story.
We are heading to a foreign town on an airport runway on the


III
same day The Real Thing tops the charts with You To Me Are Everything.
The song will spend three weeks at number one. You might be asking
What does that band have to do with the terrorist operation?
It is in the first line. I would take the stars out of the sky for you
I want to tell you about the sky. I want to tell you about the
sounds of leaving. I may talk about Basquiat and what he knew
of Icarus. I don’t know where to begin so I may jump around in
search of a source code, in search of a known life, in search of
fire and something to displace us. There will be foreign dying.
But before we begin with these elements here is an advert.

© Nick Makoha
Audio production: Haus für Poesie, 2022

76

alemán

I

Unserem Kenntnisstand zufolge schreiben wir das Jahr 1976 und die Luft ist geschwängert

von allem, was auf uns zukommt. Wenn dies kein Krieg ist, dann wird auch keine

Notwendigkeit für einen Feind bestehen. Gibt es einen Helden, wird es Tote geben.

Falls die Geschichte, so wie sie ist, einen Helden verlangt. Wir könnten mit dem

DeLorean in der Zeit zurückspringen. Wenn es bloß so einfach wäre.

Dann wäre dieser Text das Experiment, in dem wir die Zeit

erforschen. Sie vergeht langsamer, je schneller man sich bewegt. Ich war mal

Wissenschaftler. Man bedenke zum Beispiel, dass Licht von einer sich bewegenden

Quelle eine niedrigere Frequenz aufweist. Ich bin in Bewegung. Ändert man

die eigene Geschwindigkeit, dreht man die Richtung der Zeit. So verhält Zeit



II

sich, wenn sie gedreht wird – sie wird relativ. Beginnen wir mit einem

Flugzeug, denn sie haben vielleicht gerade eines an ihrem Fenster vorbeifliegen

hören. Was ist Fliegen anderes als eine Art, die Luft zu erklimmen? Wir sind in

9000 m Höhe auf Flug 139. Was wissen Sie über die Revolutionären

Zellen? Was wissen Sie über den Flughafen Athen? Was wissen Sie

über die Operation Thunderbolt? Sie haben vielleicht (vielleicht auch nicht) von

Yoni gehört, und den Geschehnissen von 1976. Im Film ist Yoni der Held.

Die kenntlichen Feinde sind die von Böse angeführten Terroristen. Noch sieben

Tage bis zum 4. Juli, aber das hier ist keine amerikanische Story.

Auf einem Rollfeld steuern wir auf eine fremde Stadt zu, am



III

selben Tag, an dem The Real Thing mit You To Me Are Everything an der Chartspitze steht.

Der Song wird drei Wochen lang Nummer eins sein. Sie fragen sich vielleicht:

Was hat diese Band mit der Terroroperation zu tun?

Die erste Zeile verrät es: Ich würde für dich die Sterne vom Himmel holen.

Ich möchte Ihnen vom Himmel erzählen. Ich möchte Ihnen von den

Geräuschen des Abschieds erzählen. Vielleicht erzähle ich von Basquiat und davon

was er von Ikarus wusste. Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll, also springe ich vielleicht auf

der Suche nach einem Quellcode umher, auf der Suche nach einem kenntlichen Leben, nach

Feuer und nach etwas, das uns verdrängen kann. Es wird fremdes Sterben geben.

Doch bevor wir uns diesen Aspekten zuwenden, hier noch ein Werbeclip.

Aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

Her Name Is Her House

inglés | Theresa Lola

                                  “Ilé l’à ńwò k’á tó sọ ‘mọ l’órúkọ.”
                                  “You do not name a child unless you know the condition of the home into which they are born.”
                                  -Yoruba proverb

In a secondary school in Bromley my Yoruba name
pronounced Foon-mi is bent into Fun-mi,
and the door inside my name is turned

into a speaker playing a looped-laughing track.
In a different school a girl calls me fanny,
claims they sound

similar. I don’t resist, and the bed inside my name folds
so tight it becomes a tyre. In another school
I remove the ‘n’ in the spelling of my name, mistake

what is subtle for what is silent. Go by Fumi instead of Funmi.
Then I remember what the letter N means to my skin folk,
the weapon-shaped-word it carries

So I grab the N back, and feel
the roof inside my name reposition itself.
At university I switch

to my middle name. But graduation reveals our full names,
makes sure our true selves are awarded. On this day
my full name Olu-foon-mi-lola, meaning

God has given me wealth, is twisted into Olu-funny-ola
by a lecturer. The staircase
inside my name flatten into a trampoline

where prayers fall as sudden as they rise. Every time
someone mispronounces my name they disrupt
its foundations

Replace things. Break things.
I’m now left with no choice but to build spiked gates
around my name, position armed guards. Brave my name.

© Reproduced with permission of the poet.
© first published in Mslexia magazine, www.mslexia.co.uk..
Audio production: Haus für Poesie, 2022

Ihr Name ist ihr Haus

alemán

„Ilé l’à ńwò k’á tó sọ ‘mọ l’órúkọ.“

„Man darf einem Kind erst dann einen Namen geben, wenn man den Zustand des Hauses kennt, in das es hineingeboren wird.“

Sprichwort der Yoruba


In einer Sekundarschule in Bromley wird mein Yoruba-Name,

der Foon-mi ausgesprochen wird, zu Fun-mi verbogen,

und die Tür in meinem Namen wird


zu einem Lautsprecher gemacht, aus dem im Loop die Lachkonserve schallt.

An einer anderen Schule nennt ein Mädchen mich funghi,

behauptet, das klänge


ähnlich. Ich widersetze mich nicht, und das Bett in meinem Namen wird so fest

zusammengeklappt, dass es zum Reifen wird. In einer anderen Schule

tilge ich das »n« aus der Schreibung meines Namens, verwechsle


das Subtile mit dem Stummen. Nenne mich Fumi statt Funmi.

Dann fällt mir ein, was das N bei meinen Hautverwandten bedeutet,

die Waffe in Wortform, die der Buchstabe trägt.


Also greife ich das N wieder auf und spüre,

wie das Dach in meinem Namen sich wieder zurechtrückt.

An der Uni wechsle ich


zu meinem Zweitnamen. Doch die Diplomvergabe offenbart unsere vollen Namen,

stellt sicher, dass unser wahres Selbst die Urkunde bekommt. An diesem Tag

wird mein voller Name, Olu-foon-mi-lola, das heißt


Gott hat mir Wohlstand geschenkt, von einem Dozenten zu Olu-funny-ola

entstellt. Das Treppenhaus

in meinem Namen sinkt zu einem Trampolin zusammen


wo Gebete so plötzlich fallen wie sie hochschnellen. Jedes Mal

wenn man meinen Namen falsch ausspricht, zerrüttet

man seine Fundamente.


Ersetzt Dinge. Macht Dinge kaputt.

Jetzt bleibt mir nichts, als spitze Zäune um meinen Namen zu ziehen

und bewaffnete Wachleute aufzustellen. Meinem Namen standzuhalten.

Aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

Tailoring Grief

inglés | Theresa Lola

The tailor says you have to get measured
to make sure grief fits right on your body.
If grief fits too tight it will suck movement out of you,
make you as still as the dead you are mourning.
I once wore grief so tight on my body my ribs tangled into a bow.
The tailor also says wearing an oversized grief will turn you
into a tripping hazard. There is only so much a body can take,
even a plane has weight limits.
We lined up at the tailors to get measured
for my grandfather’s funeral. The women for their Aso-oke,
the men for their Agbada. The orange material draped on the table.
It is our culture to celebrate in colour coordination.
I handed the tailor a torn page from Genevieve magazine
and pointed out the style I wanted.
Imagine if Mary wore a Gele for the funeral of Jesus,
tied it so tight she was dizzy
enough to feel absent from her body.
I picked up my cloth from the tailor on the seventh day.
The off-shoulder dress exposed my neck
so my dented collarbones could collect my tears.
At the funeral my grandmother wore a dress
with sleeves puffed like swollen lungs.
I held her, the tassels at the end of my dress dangled
like a rain of breathing tubes.
From afar our orange dresses looked like saliva dripping
from the gaping mouth of the sun.
The whole village watched in holy envy:
envy is only effective from afar, does not see the layers
of blood-stained threads that sow this body together.
Give me a culture that requires grief to be sown
delicately on the body, I’ll take it any day.

© Theresa Lola. Reproduced with permission of the poet
from: In Search of Equilibrium
Nine Arches Press, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2022

Das Maßschneidern von Trauer

alemán

Der Schneider sagt, wir müssen Maß nehmen

um sicherzugehen, dass die Trauer gut an deinem Körper sitzt.

Liegt die Trauer zu eng an, entzieht sie dir Bewegung,

macht dich so steif wie die Toten, um die du trauerst.

Einmal trug ich Trauer so eng, dass meine Rippen sich zu einer Schleife verknoteten.

Der Schneider sagt auch, dass Trauer, ist sie eine Nummer zu groß, dich

in eine Stolperfalle verwandelt. Ein Körper kann nicht alles verkraften,

selbst ein Flugzeug hat Gewichtsobergrenzen.

Wir standen Schlange bei den Schneidern, die die Maße nahmen

für die Beerdigung meines Großvaters. Die Frauen für ihr Aso-oke,

die Männer für ihre Agbada. Den orangen Stoff auf dem Tisch ausgebreitet.

Es gehört zu unserer Kultur, Feierlichkeiten in Farbabstimmung zu begehen.

Ich reichte dem Schneider eine aus dem Genevieve Magazine gerissene Seite

und zeigte auf den gewünschten Schnitt.

Stellt euch vor, Maria hätte zur Beerdigung Jesu

ein Gele-Tuch getragen, so fest um den Kopf, dass ihr schwindelig

genug ward, um sich außerhalb ihres Körpers zu wähnen.

Am siebten Tag holte ich mein Gewand beim Schneider ab.

Das schulterfreie Kleid betonte meinen bloßen Hals,

sodass die Kuhlen meines Schlüsselbeins meine Tränen auffangen konnten.

Bei der Beerdigung trug meine Großmutter ein Gewand

mit Ärmeln so bauschig wie geschwollene Lungen.

Ich hielt sie dicht bei mir, die Troddeln an meinem Kleid hingen hinab

wie ein Regen aus Atemschläuchen.

Aus der Ferne sahen unsere orangen Gewänder aus wie Speichel,

der der Sonne aus dem aufgerissenen Mund tropft.

Das gesamte Dorf schaute mit heiligem Neid zu.

Neid ist allein aus der Ferne wirksam, sieht nicht die Schichten

blutiger Fäden, die diesen Körper zusammennähen.

Man zeige mir eine Kultur, die verlangt, dass Trauer

behutsam an den Körper genäht wird, und ich werde sie sofort annehmen.

Aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

a b a p o r u - [aba dicta:]

español | Caro García Vautier

aba dicta: um ancestro despensa el anzuelo urdidor da costumbre, ahúma malhabida señal y es por ú que allanó, pon pie al borde hoguera indóciles ternas nos afueran, ardió de súbito y fuga llama vertical saltóse de la propia ¡caparazón raspada!

© Caro García Vautier
from: inédito
Audio production: Haus für Poesie, 2021

a b a p o r u - [aba verkündet:]

alemán

aba verkündet: eyn ahne entbindet fädelnden haken des habits, räuchert schlechtempfangnes zeichen und empor ú daher geebnet, setz fuß an den rand scheiterhaufen unfolgsame dreiheiten entäußern uns, loderte unvermittelt und senkrechte flammenflucht sprang über vom eigenen aufgeschürften schildhaupt!

übersetzt von Léonce W. Lupette

a b a p o r u - [del intenso fulgor del estallido]

español | Caro García Vautier

del intenso fulgor del estallido queda una voz insumisa y otro ora en tu lugar corrida de animales estampita de ensueño no logra el despabilo otro ora en tu lugar qué zumbido trae esta hora entre neblinas pulsa la bosqueja otro ora en tu lugar la partida tal alucinada tan deslucida que distrae otro ora en tu lugar ni cuenta de las luces qué derramas los días la extrañeza la sorpresa de tu cuerpo entero otro oro en tu lugar ahora un temporal de fantasmas en estampida lucidez, batallas.

© Caro García Vautier
from: inédito
Audio production: Haus für Poesie, 2021

a b a p o r u - [vom durchdringenden strahlen des ausbruchs]

alemán

vom durchdringenden strahlen des ausbruchs bleibt eine unbeugsame stimme und ein andrer betet hold an deiner statt tierflucht stampft heiligentrugbild erreicht nicht die aufrüttelung ein andrer betet hold an deiner statt welches sausen zollt dieser zeitpunkt zwischen nebeln pocht der vorentwurf ein andrer betet hold an deiner statt der weggang so irrlichternd so glanzlos dass es ablenkt ein andrer betet hold an deiner statt keinen schimmer von den lichtern was verschüttest du die tage die befremdung die überraschung deines ganzen körpers andres gold an deiner statt jetzt ein gespenstersturm stampedener klarheit, gefechte.

übersetzt von Léonce W. Lupette

a b a p o r u - [alaba la lumínica]

español | Caro García Vautier

alaba la lumínica, con su vértebra verbal te viste a través, corrientes agudas una pezuña de ñandú y tus sentires, nada de sueros en tu ego, inasir el borde lamedal acaso prenda el hilo pierdas la piedra, acá se nace tirita no agravies a su ser a suceso.

© Caro García Vautier
from: inédito
Audio production: Haus für Poesie, 2021

a b a p o r u - [lobigt die lichtige]

alemán

lobigt die lichtige, mit ihren wortwirbeln versieht sie dich versiert mit verkleidung, betonte ströme die klaue eines ñandú und dein verspüren, kein bisschen serum in deinem ego, deinen randmorast entfassen allenfalls greifen der fäden verbaseltest du den basalt, hier wird man als streifen geboren beleidige nicht sein sein zum vorfall.

übersetzt von Léonce W. Lupette

a b a p o r u - [impera el trino de su parte río]

español | Caro García Vautier

impera el trino de su parte río, por un tercio de sus aguas fronterizas busca nn aliada de palabra a umbral, es que habrá lianza sin lugarteniente al: ¡algo habrás hecho! iguanas somos del azuzo en el claro azul sucumbí ante el contemple tamborileo de la orilla triple oración de divisendas, aguardaban avalanchas guaraná para navíos imprecisos, misiones enmascara púlpitos, trinidades a la pesca del amor entre partitos.

© Caro García Vautier
from: inédito
Audio production: Haus für Poesie, 2021

a b a p o r u - [vorherrscht dreieinig der triller seinerseits fluss]

alemán

vorherrscht dreieinig der triller seinerseits fluss, sucht um ein drittel seiner grenzgewässer nngebührende verbündete von wort zu schwelle, denn es wird bünde geben ohne statthalter beim: irgendwas wirst du schon angestellt haben! leguane sind wir der aufstachelung im strahlenden blau erlag ich dem aussichtigen getrommel des ufers dieser dreifachen anrufung von teilungspfaden, warteten guaraná-anstürme auf vage barken, missionen getarnte kanzeln, dreiheiten fischen nach liebe zwischen gebürtchen.

übersetzt von Léonce W. Lupette

a b a p o r u - [aunque cruzado océano diagonal]

español | Caro García Vautier

aunque cruzado océano diagonal, visité museo, euro del oro en hilos ropas, bien vestían su demudez y yo bastarda, sin hallar centro alguno aglutiné, qué arde en el amasijo qué grito inmigro, selección nada natural de la especia, una elección del elixir a más le plazca, cuánto ajenjo por todos lados tragamos ajenidades, a gajos de los vestigios viraríamos el agasajo, el convite de una fiesta ay cholita la mesa acá dispuesta, la grama a masticar sin artículo quedar a barriga plena, abigarrada.

© Caro García Vautier
from: inédito
Audio production: Haus für Poesie, 2021

a b a p o r u - [obgleich diagonalen ozean durchquert]

alemán

obgleich diagonalen ozean durchquert, museum besucht, euro des aurums in tuchfäden, gut stand ihnen ihr verkleidetsein und ich bastardin, ohne eine beliebige mitte zu finden verklebte ich, was schwelt im teig welchen schrei wandre ich ein, keinesfalls natürliche auswahl des würzstoffs, eine wahl des tranks ganz nach belieben, wie viel wermut wer hätte vermutet allerorts so viel fremdheiten schlucken wir, mit den stücken der reste schwenkten wir die bewirtung um, die einladung zu einem fest ay cholita die tafel die wartend verblieb, das hartgras zum kauen ohne artikel gewandtheit mit prallem wanst, allerhand.

übersetzt von Léonce W. Lupette

a b a p o r u - [la vi]

español | Caro García Vautier

la vi, de dentro vino ona por la boca afloró ¿extinta? a manotazos tocando campanilla tirita vibrante la visión del desembarco, los navíos atentos por tal fuego que a la redonda no le cupo más dios, ha vértigo contigo me desvisto apuro contagio el baile, doñita, de la mano amago exorcizar pero pongo guiño, ay antojo de la ajena trampa, mirra tu olor no tiene remedio, trauma sahuma el humo cuál trae el filho de aquesta tierra, canto de filamentos la voz quebrada ronda.

© Caro García Vautier
from: inédito
Audio production: Haus für Poesie, 2021

a b a p o r u - [hab sie gesehen]

alemán

hab sie gesehen, von innen kam ona trat durch den mund zutage – ausgelöscht? – schellenweise glöckchen schlagend erzittert bebt der ausblick aufs ausschiffen, die boote wachsam aufgrund solchen feuers, dass ringsum kein gott mehr platz fand, schwindelerregend mit dir hüllen lasse ich fallen befeure den tanz steck euch an, doñita, händisch drohe ich austreibung an mit zwinkern jedoch, ach neigung der uneignen tücke, myrrhe dein heilsamer duft kein kraut ist dagegen gewachsen, trauma räuchert der rauch aus, den der filius jener lande bringt, cantus von filamenten streift die zerklüftete stimme umher.

übersetzt von Léonce W. Lupette

DECIMATIONS

español | Urayoán Noel

translinguas – Brasil / NY


the story starts
aquí comienza
la historia: here
two hemispheres
at war
aquí dos
hemisferios en
guerra:
two fistfuls
dos puñados
one land una tierra
founded on fundada
en la desmemoria for-
getting the memory el
recuerdo de un olvido
of an oblivion still
mas lo que queda there
is the sound el son-
ido la sonda el son
desfondado the probe
the caved in groove
demasiado emaciated
by the ciudad and
its noise por la
city y su ruido



cidades transnacionais
de Nova Iorque a São Paulo:
revoluções em downlow
duras penas capitais
harsh capital sentences
    occisos corpses occipitais 
in Doldrum Hospital
no Hospital do Tédio
almost beyond repair
casi casi sin remedio
up in the air (“quote
unquote”) or on stretchers
entre camilla y “comilla” 
ribbings then drubbings
de tal pela tal costilla
 y-el-a-se-si-no-on-the-prowl 
             e-o- as-sas-sin-al-a-se-dio
el ass y el as la hélice
hell hiélase hélas

© Urayoán Noel
from: Los días porosos / the porous days
Guatemala: Catafixia Editorial, 2012
Audio production: Haus für Poesie, 2019

[DEZIMATIONEN]

alemán

Transsproaken - Brasilien / NY


L'histoire commence
hier beginnt
die Geschichte: ici
deux hémisphères
en guerre
hier zwei
Hemisphären im
Krieg
: deux poignées
zwei Handvoll
une terre ein Land
fondée sur gegründet
auf der Enterinnerung ou-
bliant la mémoire die
Erinnerung eines Vergessens
d'un oubli toujours
doch was dort bleibt
c'est le son der son-
nenhelle Klang die Sonde Sound
saftlos la bougie
ça creusé en entaille
viel zu sehr épuisé
par la Stadt et
son bruit durch die
ville und ihren Lärm




Troansnazionaule Städta
von Sao Paulo no Nie Joark:
Revoluzionen à la remorque
Höchststrohfn bätta
dures peines capitales
gekoppte cadavres im Kopp
dans l'Hôpital Embrume
em Lankwiele-Krankenhus
irrémédiable beinah beinah
presque unheilbar
haut dans l'air (“citation
fin de citation”) ou sur civières
zwischen Trage und Frage?
erst Foppen dann Kloppen
le bâton ne tombe jamais loin des paumes
und-der-Mör-der-cha-sse-des-proies
en-dee-meur-tri-er-am-ma-ro-diern

die masse und die Maß der Mast
Moloch malocht mais alors
mulmig clameur

Übersetzt von Léonce W. Lupette
Aus: Christian Hawkey / Uljana Wolf (Hg.): Freily ausgefranst. Translingual Poetics, hochroth Berlin 2019.

PROXIMIDADES / PROXIMITIES

español | Urayoán Noel

(for Gerrit Lansing [1928-2018], in memoriam)


algunos idos                                                              
              some gone
otros aquí                                                                  
              some here
cielos sin heredar                                                      
              skies not inherited
proximidades                                                            
              proximities
promiscuidades                                                         
              promiscuities
el árbol crece                                                            
              the tree grows
el mar se estremece                                                  
              the sea unsettles
bruma de Gloucester
              Gloucester fog
la animación de tu cara
              the animation of your face
viejo brujo sin origen
              old sorcerer with no source
idiolecto del intelecto insurrecto
              idiolect's insurrectionary intellect
hermoso joven de la noche inquieta
              beautiful hustler of the night’s disquiet
siglo de suenos y luchas
              century of dreams and struggle
tuyas y ahora nuestras
              yours and now ours 
deshojando las rimas del imperio
              shredding empire’s rhymes
y haciendo la ensalada
              into a salad bowl
que nos nutre
              for us to eat
y hace caníbales                                                
             
like cannibals    
                                                       (¡oh poeta de otro norte!)

                                                                     (o poet from another north!)
de tu ancestral alquimia
              of your ancestral alchemy

© Urayoán Noel
Audio production: Haus für Poesie, 2019

PROXIMIDADES PROXIMITIES / NÄHERUNGEN

alemán

(für Gerrit Lansing [1928-2018], in memoriam)


algunos idos                                                              
              some gone
                            manche fort
otros aquí                                                                  
              some here
                            andere hier
cielos sin heredar                                                      
              skies not inherited
                            nicht vererbte Himmel
proximidades                                                            
              proximities
                            Näherungen
promiscuidades                                                         
              promiscuities
                            Promiskuitäten
el árbol crece                                                            
              the tree grows
                            der Baum wächst
el mar se estremece                                                  
              the sea unsettles
                            das Meer erbebt
bruma de Gloucester
              Gloucester fog
                            Nebel von Gloucester
la animación de tu cara
              the animation of your face
                            die Lebendigkeit deines Gesichts
viejo brujo sin origen
              old sorcerer with no source
                            alter Hexer ohne Ursprung
idiolecto del intelecto insurrecto
              idiolect's insurrectionary intellect
                            Idiolekt des aufrührerischen Intellekts
hermoso joven de la noche inquieta
              beautiful hustler of the night’s disquiet
                            hübscher Stricher in der Unruhe der Nacht
siglo de sueños y luchas
              century of dreams and struggle
                            Jahrhunderte der Träume und des Kampfs
tuyas y ahora nuestras
              yours and now ours 
                            Deine und jetzt unsere
deshojando las rimas del imperio
              shredding empire’s rhymes
                            wir zerfetzen die Reime des Weltreichs
y haciendo la ensalada
              into a salad bowl
                            in eine Salatschüssel
que nos nutre
              for us to eat
                            die uns nähren kann
y hace caníbales                                                
              like cannibals 
                            wie Kannibalen  
                                                      (¡oh poeta de otro norte!)


                                                               (o poet from another north!)

                                                                         (Oh Dichter eines andren Nords!)
de tu ancestral alquimia
              of your ancestral alchemy
                            Deiner anzestralen Alchemie

Ins Deutsche übertragen von Léonce W. Lupette

CINQUAINS FOR PAST LOVE

inglés | Urayoán Noel

The sound
an island boy
makes in empire’s airspace
becomes dark flight, the hum of sky-
scraped nights.

He comes
early to the
afterparty and meets
another island boy. Wound, then
wonder.

He dives
into his head-
space. They lock eyes. Desire’s
subplot: flesh-ghosts, footnotes to the
city.

In bed,
sick on Sunday,
soup and soda crackers,
about to crash like brackish waves,
they kiss,

claiming
what’s left of the
day. A tandem of one,
they dream of the next galaxy
and laugh.

Photos
of the two of
us in the last warmth of
summer, before the privacy
settings

of drowned
suns, before the
architectures of fright
that went up where our passwords were
written.

My hand
around your waist
lands smoothly. We’re unseen
but we were here before the apps
arrived,

riding
the slow rapids,
past sirens, the sighs of
unborn children who all look just
like us,

only
wiser, since they
know the economy
of gestures, pointing to a shared
struggle.

This place,
this displacement 
of ours, hours of that day 
when we finally stopped hating
our names.

A red
constellation
echoes in me, missing
your light after the songs of tagged
corpses.

© Urayoán Noel
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Fünfzeiler für vergangne Liebe

alemán

Krach: ein
Insel-Boy dringt
in den Luftraum des Reichs
wird dunkler Himmelsflug, es summt,
Nacht kratzt.

Er kommt
sehr früh zu der
Afterparty und trifft
den andren Insel-Boy. Wund, dann
Wundern.

Er taucht
in seinen Kopf-
Raum. Augen zu. Lust mit 
Subplot: Fleischgeister, Fußnoten
zur Stadt.

Im Bett,
am Sonntag krank,
Suppe und Salzcracker,
kurz vorm Krachen wie Brackwellen
ihr Kuss,

verlangt
was noch bleibt vom
Tag. Ein Einertandem,
vom Nachbarweltall träumen sie,
lachen.

Fotos
von uns beiden
in der letzten Sommer-
Wärme, vor den Privatsphären-
Settings

von Sink-
Sonnen, vor den
Bauten der Furcht, die sich
erhoben, wo unsre PIN-Codes
standen.

Weich fällt
um dich herum
meine Hand. Ungeseh’n
war’n wir doch hier, bevor die Apps
es war’n,

ritten
ruhige Schnellen,
Sirenensang, Seufzer
ungeborner Kinder, ganz wie
wir, bloß

etwas
weiser, denn sie
wissen, wie der Tausch von
Gesten läuft, das heißt: gemeinsam
kämpfen.

Dieser
Ort hier, unsre 
Verdrängung, die Stunde 
als wir unsre Namen nicht mehr
hassten.

Rot, ein
Sternbild hallt in
mir, vermisst dein Licht nach
den Songs von gekennzeichneten
Leichen.

Ins Deutsche übertragen von Léonce W. Lupette

uncertain cruising altitudes

inglés | Urayoán Noel

On the plane from Argentina
Reading Lamborghini
An Argentinean poet
Born the same day I was
The same year as my father

Lamborghini like the car
Lamb or genie?
Who’s to say---
Pet him and see

                                                          I couldn’t say no to you, that “no...o,”
                                                          because I’d gotten close to you: like so,


O. Lamb lived in bedlam   
Died (in bed?) in ‘85
Embedded like I am
In lang itch

He wrote about incest, bestiality, pederasty, literary theory
& pulled glossolalic glocks
On the suburban streets of our semantic cities

He drugged, fucked (Did? Was?),
Died in Barcelona
(In bars? A Loner?)
(With scars? A boner?)

                                                          And over the years: how many will have ridden me
                                                          while, old, you lost your access
                                                          to the sea
My favorite verse of his is
____________ (SHUFFLE THROUGH SELECTED POEMS)

“Me niego totalmente a escribir en mi lengua”
(Chosen at random: “I totally refuse
To write in my tongue”)
        Notice the italics---
        But aren’t all Argentines Italics?

        Lamborghini vroom vroom
        He goes well with the
        Swell smell of verbi
        celli
        maggoty aftertaste in Osvaldo’s angel hair

                                                          And I didn’t compare you to the Greek gods
                                                          (I steer clear of such foolishness).


        His poems read like fake diary entries
        sort of like what you’re reading
        now, nao, não
        psychoanalytic
        casting couch confessions
        bad literary theory
        good B-movie dialogue
        same thing:           the mother,
        hysteria,
                         naked goddesses, 
       
hung lifeguards,
                                     wordplays,
        lurid days in warped daze in
        an oversized haul
        and dais

                                                          And well,
                                                          and now, the prison queens will have a ball.
                                                          Which ain’t the same!

        his shit was real primal
        but then again whose shit isn’t

© Urayoán Noel
Audio production: Haus für Poesie, 2019

ungewisse Flughöhen

alemán

Auf dem Flug von Argentinien
Lese ich Lamborghini
Einen argentinischen Dichter
Am gleichen Tag geboren wie ich
Im selben Jahr wie mein Vater

Lamborghini wie das Auto
Lamm oder Genie?
Schwer zu sagen –
Streichel ihn und sieh

                                                           Ich könnte nicht nein zu dir sagen, dieses
                                                           „na...ein“, weil ich dir dann nahgekommen wäre:
                                                           so nämlich,


O. Lamm lebte in Kalamitäten  
Starb (bei der Bettlampe?) ‘85
Eingebettet wie ich es bin
Ins Sch Brechen

Er schrieb über Inzest, Sodomie, Päderastie, Literaturtheorie
& zog glossolalische Glocks
Auf den Vorstadtstraßen unserer semantischen Städte

Er berauschte sich, fickte (Tat? Was?),
Starb in Barcelona
(In Bars? Lohnarm?)
(Mit Narben? Rohr stramm?)

                                                           Und über die Jahre: wie viele werden mich geritten
                                                           haben während du, gealtert, deinen Zugang verlorst
                                                           zur See

Mein Lieblingsvers von ihm ist
____________ (ICH BLÄTTER DURCH AUSGEWÄHLTE GEDICHTE)

„Me niego totalmente a escribir en mi lengua“


(Willkürlich rausgepickt: „Ich weigere mich gänzlich
In meiner Sprache zu schreiben“)
        Man beachte den Schrägdruck –
        Aber sind nicht alle Argentinier schräge Typen?

        Lamborghini brumm brumm
        Er passt dufte zum
        Süffigen Duft von Verbi
        Celli
        madiger Nachgeschmack in Osvaldos Engelshaar

                                                           Und ich habe dich nicht mit den griechischen Göttern verglichen
                                                           (Ich vermeide derartige Torheiten).


Seine Gedichte lesen sich wie fingierte Tagebucheinträge
in etwa wie das, was du grade liest
genau, now, nao, não
psychoanalytische
Castingcouchbekenntnisse
schlechte Literaturtheorie
gute B-Movie-Dialoge
das Gleiche:           die Mutter,
Hysterie,
           nackte Göttinnen,  
erhängte Leibwachen,
         Wortspiele,
grelle Tage verzerrt ertragen im Taumel in
einem übergroßen Güterzug
zur Town Hall

                                                           Nun gut,
                                                           und jetzt werden die Knastköniginnen Party machen.
                                                           Was nicht dasselbe ist!


sein Scheiß war wirklich wesentlich
andererseits wessen Scheiß ist das nicht

Ins Deutsche übertragen von Léonce W. Lupette

HYDRA

inglés | Yugen Blakrok

In harmony with all things
My words blanket the earth from dusk till dawn dancing like they’re dust in the wind
Sun of the morning – dew on the leaves like silk and diamonds
I’m in the woods with ten terra cotta bridesmaids
The hidden sanctuary, cosmic silence with no limits
I’m piper to the gods, vocal chords confuse the mimic
Holy rock with a hole in it, the spirit in a stone
Raven in the night, the obsidian rose
My students draw circles in the sand, cross their chests like seatbelts
Odes to Diana’s Bow transmitted through seashells
At the shore, I pull the whole school out like fishermen
Sparkling like winter gems in the faces of withered men
As I walk into the living water and never stop
I’m a siren on a rock, rhythm and blues within a song
Voice resounds like stars shimmering far away from city smog
In the darkness of the night, see the lightness of the gods

Maybe they’ll come back, one of these starry nights
Blazing on the back of a comet, conquer the dark with light
So rest your weary head, limbs like lead
In the whistling of the winds of change, I hope that you’ll be ready 

Saltier than seawater and I crystallize
Like broken ice fragments gleaming in the pale moonlight
The words we leave behind studied under lens and stored inside the mind
My life spent following celestial design
Reflecting our shine like luminaries
Past the crown, through the illusion of bone, blood and capillary
The flaws in human laws pit one brother against another
My heart expands…and grows vast as the cloudy sky above us
Other night I watched god pretending to be asleep
Being awake is pressure, she’d rather manufacture dreams
Hold hands with blessed followers with opportunity portals
And through deep sleep, weave landscapes for drowsy mortals
Now my cauldron boils forever
Waves like a thousand wild white horses stampeding untethered
Reflecting on days past, present is a gift until it’s gone
In the darkness of the night, see the light come from beyond

Maybe they’ll come back, one of these starry nights
Blazing on the back of a comet, conquer the dark with light
So rest your weary head, limbs like lead
In the whistling of the winds of change, I hope that you’ll be ready

© Yugen Blakrok, I.O.T Records
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Hydra

alemán

Mit allem in Einklang
meine Worte bedecken die Erde von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang
wie im Wind der Staub
Morgensonne – Tau auf den Blättern wie Seide und Diamanten
ich steh im Wald mit zehn Brautjungfern im Terrakottareigen
versteckter Zufluchtsort, grenzenloses kosmisches Schweigen
ich musizier für Gottheiten, Stimmbänder bringen Nachahmer
durcheinander
heiliger gehöhlter Fels, der Geist in einem Stein
Rabe in der Nacht, Rose aus Obsidian
Meine Schüler zeichnen Kreise in den Sand, und wie Gurte Kreuze auf die
Brustkörbe
Oden an Dianas Bogen kann man in Muscheln hören
am Strand werf ich die ganze Schule aus wie Fischerleute
es funkelt im Gesicht welker Männer wie Winterbläue
während ich ins lebendige Wasser schreite, ohne stehen zu bleiben
ich bin eine Sirene auf Steinen, Rhythmus und Blues im Lied
Stimme schallt wie das Schimmern der Sterne weit weg vom städtischen
Treiben
in der dunklen Nacht sieh der Götter Gleißen

Vielleicht kommen sie zurück, in einer sternenhellen Nacht
glühend auf dem Rücken eines Kometen, Licht ins Dunkel gebracht
ruh dein erschöpftes Hirn aus, Glieder wie Blei
im säuselnden Windhauch des Wandels hoff’ ich, du bist bereit

Wie Splitter von Eis, die glitzern im hellen Mondschein
kristallisier ich mich heraus, mit mehr Salz als im Meerwasser
die Worte, die wir hinterlassen, mikroskopisch studiert, dass sie im Kopf
nicht verblassen
mein ganzes Leben folgt einem himmlischen Plan
aus dem strahlt unser Glanz wie die Gestirne uns an
bis hinter den Haarwirbel, durch den Schein von Knochen, Blut und
Kapillaren
die Defekte menschlicher Gesetze, die Familien und Hausfrieden
gegeneinander ausspielen
mein Herz wächst in die Weite wie über uns der Himmel mit seinen
Schattenseiten
letzte Nacht habe ich Gott gesehen, wie sie so tat, als ob sie schliefe
wach zu sein bedeutet Druck, sie sollte besser Träume schmieden
sich mit gesegneten Followern von Chancenportals die Hände halten
im Tiefschlaf den schläfrigen Sterblichen Landschaften gestalten
jetzt kocht für immer mein Kessel
Wellen wie tausend wilde weiße Pferde, die fliehen, entfesselt
Bedenken vergangener Tage, Gegenwart ist ein Geschenk, bis sie
verschwindet
in der Dunkelheit der Nacht, sieh das Licht, das sich dahinter entzündet

Vielleicht kommen sie zurück, in einer sternenhellen Nacht
glühend auf dem Rücken eines Kometen, Licht ins Dunkel gebracht
ruh dein erschöpftes Hirn aus, Glieder wie Blei
im säuselnden Windhauch des Wandels hoff’ ich, du bist bereit

Übersetzung aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

IXESHA

xhosa | Yugen Blakrok

Ixesha alilibali, lihlala litheth’ intwenye
Yinene ke leyo engenakuphikiswa ‘mntu 
Sizalwa siziphinde, sizala sizolula
‘de sinyamalal’ oku kwelanga lizimele ngelifu 
Sitsala ubunzima, sithyala sikhala ngomphefumlo
Sikhangel’ ukukhanya nasezinzulwini zobusuku
Yibalixesha ungalibali, uhlal’ uyazi eyona nene
Ungaqengqeleka ungaqhawuka
Kuchitheke neezonyembezi
Kodw’ ekuzithobeni uyawuvuka uzakhe okokutsha

© Yugen Blakrok
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Zeit

alemán

Zeit vergisst nicht, Zeit bleibt die gleiche
Diesen Umstand kann niemand leugnen
Gefertigt, uns zu vervielfältigen, vermehren, vergrößern
Bis wir verschwinden wie die Sonne hinter den Wolken
Schleppen Schweres, auf den Schultern, stoßen, weinen im Geiste
Suchen nach Licht selbst in Fluten der Dunkelheiten
Sei wie Zeit, behalt allzeit im Geist die letztendliche Sicherheit
Du magst straucheln, magst zersplittern, magst Tränen verschütten
Doch in deiner Demut wirst du dich aufs Neue erheben

Übersetzung aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

AMANZI

xhosa | Yugen Blakrok

Isixekwana siyakhala, ngamaxesha endlala
Nangona likude, ilanga lihlab’ umhlaba
Sitsha, sirhawuka, sifela ngaphakathi
Mazwi angamalangatye ebalisa iimbali
Zesizwe sakudala, esatshona phantsi kolwandle
Kwasindwa amaphaphu kwaphel’ umoya wangaphandle

Sitsarhwa yityiwa sirhaxwa ngamanzi
Kungekho zithixo zisikhawulela ngezantsi

Salala sombathe loomaphupho wethu
Sirhon’ iimpumlo ziphuphum’ ugwebu
Okwenkomo yamanzi, siphum’ ezinzulwini sinxil’ uvuyo nothando
Milomo ivaleke vingci, ingathethi mahlazo

Sitsarhwa nje yityiwa
Siphuma kwiziziba
Xa sibuyel’ emanzini
Akukho ntetho yanimba

Ezinzulwini zamaphupha alahlekayo
Imfazwe phakathi kwengqondo nomphefumlo yetshabalalisayo
Andinabuhlobo mna nendzondo
Ngalomoya akuzange kwakhiwa
Ngceba zawo zihlaba nditsho neenyawo zentsimbi
Zehlisa zithoba nonesona isibindi
Nozithembe ngamandla ezandla,
phantsi khilikiqi

Ayatsarha amanzi
Nalomphefumlo ndiwuphathisiweyo inga angazazi
Masilile iinyembezi zetyiwa namanzi
Mhlawumbi nalomhlaba udiniwe kukurhaxwa ligazi

© Yugen Blakrok
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Wasser

alemán

Das kleine Dorf schreit während der Hungerszeit
Fernab die Sonne scheint, obwohl ihr Strahl die Erde durchtreibt
Wir schmoren und verbrennen, sterben von innen
Entflammte Stimmen, die Geschichten beginnen
Von einer alten Nation, im Meer versunken
Als bleischwer die Lungen wurden, und die Luft war entschwunden

An Salz erstickt
Im Wasser ertrunken
Kein Gott wurd’ geschickt
Kein Gott hat uns zugewunken

Wir schliefen, von unseren Träumen eingelullt
Schnarchten, während Schaum aus unseren Nasen quoll
Wie Seekühe, die trunken vor Glück und Liebe aus der Tiefe streben
Die Münder verschlossen, um nicht voller Scham zu reden

An Salz erstickt
Als wir aus der Tiefe strebten
Wir kehren ins Wasser zurück
Da ist kein Erbarmen gewesen

Inmitten zerschlagener Träume
Zerstört uns der Krieg zwischen Körper und Seele
Wenn Hassgefühle das Innere säumen
Wend ich mich ab, denn damit lässt sich nichts erstreben
Diese Scherben durchstechen eiserne Füße
Selbst die Mutigsten werden dadurch demütig
Und am Boden liegen jene, die sonst stolz sind auf ihre Kraft und Physis

Wasser tränkt
Möge der Geist, mit dem ich bedacht wurd’, sich selbst erkennen
Dann können wir weinen, aus Wasser und Salz die Tränen
Und die Erde wäre nicht mehr in Blut getränkt

Übersetzung aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

1998

francés | Lisette Lombé

En 1998, ce corps avait 20 ans.

Fallait voir son allure !
Fallait voir le maintien de cette viande tiède apprivoisée en femme !

A cette époque-là, tout qui nous cherchait, mes amies et moi,
tout qui nous cherchait avec quelques velléités de nous baiser,
pouvait nous croiser sur les chemins de la moiteur électronique.

techno, acid, jungle, house
pot belge, coke , speed, excta, MDMA

A cette époque-là, où que la fiesta eut lieu,
mes amies et moi, nous débarquions toujours en bande.
Jamais seules, jamais sobres, jamais silence.
Electrogirls, nous marchions.
Nous marchions sur la tête des couche-tôt, des tendres et des mièvres.
Nous marchions.
Grand défilé de la faune pilulée

Nous marchions
Salut, salut,
et des couloirs et des escaliers,
salut, salut,
et des labyrinthes plaquants peuplés de beau monde et de beaux monstres
Nous marchions, electrogirls, électrons libres,
Direction l'éclate, l'exage, le dancefloor

Tu fermes les yeux.

Il n'y a plus d'amies.

Babylone danse.
Babylone danse dans le grésillement des basses, basses, basses

Les bas ventres qui bavassent, subconscients qui se lâchent
Basses badasses,
basses bâtardes,
qui bastonnent, qui tabassent,
Basse Babel, le crépi des parents endormis.

Plus d'amies.
Plus d'amies.
Tu es !

Tu es !

Tu es graffiti femelle.
Griffes sur le vinyl.
Tu es peau vierge d'avant les tatouages, d'avant les tatoués.
Tu es An Clark. Tu es Miss Kittin.
Tu es Miss t-shirt mouillé 85B qui ne veut pas crever bête
Qui ne veut pas crever vieille
Vieille bête de somme empaillée.
Tu te trémousses comme on dit non !
Non au canapé !
Non au repli !
Non au couple replet !
Non à la décalcomanie mécanique de ta noirceur.
Non à la rouille !
Non à l'urine !
Non,non, non et non à l'infecte puanteur de l'actualité !

Babylone danse.
Elle ferme les yeux.

Elle ne veut pas que l'aube se lève mais l'aube se lève.
Elle ne veut pas que le DJ remballe ses platines et que les arpenteurs de chairs
alcoolisées se barrent mais le DJ remballe ses platines et les arpenteurs de chairs
alcoolisées se barrent.
Elle ne veut pas rentrer à la maison, pas dans cette maison, pas dans cette vie-là.
Alors, elle supplie l'aube. Ne pas se lever. Ne pas se lever.
Elle supplie le DJ. Ne pas se coucher. Ne pas se coucher.

Ne pas rentrer à la maison.

© Lisette Lombé
Audio production: Haus für Poesie, 2019

1998

alemán

1998 war dieser Körper 20 Jahre alt.

Ihr hättet seine Ausstrahlung sehen müssen!
Ihr hättet die Gepflegtheit dieses zur Frau gezähmten handwarmen Fleischs sehen müssen!

Zu jener Zeit konnte alles, was uns suchte, mich und meine Freundinnen,
konnte alles, was mit ein paar Anwandlungen, uns zu küssen, uns suchte,
uns auf den Pfaden der elektronischen Feuchte antreffen.

Techno, Acid, Jungle, House
belgisches Weed, Koks, Speed, XTC, MDMA

Zu jener Zeit, wo auch immer die Party lief,
waren meine Freundinnen und ich stets als Clique am Start.
Niemals allein, niemals nüchtern, niemals still.
Electrogirls, so tanzten wir an.
Tanzten den Frühaufstehern, den Warmduschern und den Langweilern auf der Nase herum.
Wir tanzten.
Große Parade der Fauna auf Tabletten
Im Gleichschritt
Grüß dich!, Grüß dich!,
und Korridore und Treppen,
Grüß dich!, Grüß dich!,
und drückende Labyrinthe voller schöner Menschen und schöner Monster
Wir schritten, Electrogirls, freie Elektronen,
Richtung Sause, Extase, Dancefloor

Du schließt die Augen.

Es sind keine Freundinnen mehr da.

Babylon tanzt.
Babylon tanzt im Prasseln der Bässe, Bässe, Bässe

Die bebenden Bäuche, die schwätzen; Unterbewusstsein entfesselt
Badass-Bässe,
bastardische Bässe,
die dreschen, die pressen,
Babelbass, der Verputz der schlafenden Eltern.

Keine Freundinnen mehr.
Keine Freundinnen mehr.
Du bist!

Du bist!

Du bist weibliches Graffiti.
Deine Greifer auf der Platte.
Du bist jungfräuliche Haut von vor den Tattoos, von vor den Tätowierten.
Du bist Anne Clark. Du bist Miss Kittin.
Du bist Miss Wet-Shirt 85B, die nicht dumm verrecken will
Die nicht alt verrecken will
Altes Schlaftier voller Stroh.
Du wackelst mit den Hüften wie man Nein! sagt
Nein zur Couch!
Nein zur Abschottung!
Nein zum dickgewordnen Paar!
Nein zum mechanischen Abziehbild deiner Schwärze.
Nein zum Rost!
Nein zum Urin!
Nein, nein, und nochmals nein zur verpestenden Gestank des Tagesgeschehens!

Babylon tanzt.
Sie schließt die Augen.

Sie will nicht, dass der Morgen dämmert, aber der Morgen dämmert.
Sie will nicht, dass der DJ sein Pult einpackt und dann die Begutachter alkoholisierten Fleischs sich verziehen aber der DJ packt sein Pult ein und die Begutachter alkoholisierten Fleischs verziehen sich.
Sie will nicht nach Hause, nicht in dieses Zuhause, nicht in jenes Leben.
Also fleht sie die Morgensonne an. Nicht aufgehen. Nicht aufgehen.
Also fleht sie den DJ an. Nicht hinlegen. Nicht hinlegen.

Nicht nach Hause gehen.

Aus dem Französischen übersetzt von Léonce W. Lupette
Diese Übersetzung entstand Dank der Unterstützung durch die Fédération Wallonie-Bruxelles.

JE M'APPELLE LISETTE LOMBE

francés | Lisette Lombé

Je m'appelle Lisette Lombé.
Fille de Claire Monique Dejehet et de Jean-Marie Lombe Yangongo.
Conçue à Kinshasa. Née à Namur. 30 août 1978.
Dans mon sang, il y a le Kasaï et il y a la Meuse.
Il y a le 504 Rue Kindu et le 88 Avenue de la Pairelle.
Il y a la cité congolaise avec sa poudre à lessiver qui mousse dans les caniveaux.
Et la cité belge avec son herbe qui pousse au pied des cages en béton.
Dans mon sang, couleurs, odeurs qui se chevauchent,
mikate, frites maison, lingala, wallon namurois
et l'élégance des léopards.
Dans mon sang, deux corps, deux coeurs qui ont dit merde à la norme !
Premier Noir. Première Blanche. Secousse des grands-parents.
Rencontre du tiers monde et du quart monde qui donne un nouveau monde.
Moi ! Passeuse de feu, semeuse de graines, voix des sans-voix.
J'écris pour que mes enfants n'oublient pas de quel ventre ils sont nés.
Je m'appelle Lisette Lombé.

© Lisette Lombé
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Ich heiße Lisette Lombé

alemán

Ich heiße Lisette Lombé.
Tochter von Claire Monique Dejehet und Jean-Marie Lombe Yangongo.
Gezeugt in Kinshasa. Geboren in Namur. 30. August 1978.
In meinem Blut fließt der Kasai und fließt die Maas.
Es gibt die Rue Kindu 504 und die Avenue de la Pairelle 88.
Es gibt die kongolesische Siedlung mit ihrem Waschmittel, das im Rinnstein schäumt.
Und die belgische Siedlung mit ihrem Gras, das am Fuß der Betonkerker wächst.
In meinem Blut, Farben und Gerüche, die sich überlappen,
Mikate, hausgemachte Pommes, Lingála, namurer Wallonisch
und die Eleganz der Leoparden.
In meinem Blut, zwei Körper, zwei Herzen, die auf die Norm geschissen haben!
Erster Schwarzer. Erste Weiße. Schock der Großeltern.
Begegnung der Dritten Welt und der Vierten Welt, die eine neue Welt ergibt.
Ich! Trägerin der Flamme, Streuerin der Samen, Stimme der Stimmlosen.
Ich schreibe, damit meine Kinder nicht vergessen, welchem Bauch sie entstammen.
Ich heiße Lisette Lombé.

Aus dem Französischen übersetzt von Léonce W. Lupette
Diese Übersetzung entstand Dank der Unterstützung durch die Fédération Wallonie-Bruxelles.

Modesta

francés | Gioia Kayaga

Elles t'ont appelée « Modesta »,
Un prénom qui sonne comme un esclavage ;
une injonction à tenir sa place, à rester sage
Une toute première leçon qui fait déjà si mal :
les « nègres de maison » n'ont ni sexe, ni race,
depuis des siècles, les femmes aussi... asservissent les femmes
Modesta, comme on déchire une page négligeable ;
Ma fille : voici ta cage en héritage :
sois fragile, naïve et délicate
Modesta, comme on refuse de noircir une case ;
puisque les règles semblent immuables,
Un point final pour commencer une phrase.

Elles t'ont appelée Modesta,
Te préparant dès la naissance à baisser le regard
imaginant que tu ne laisserais pas de trace
Elles t’ont appelée Modesta,
Ils t’ont appelée Modesta
te voyant perdre la course avant même le top départ
éphémère comme des pas qui s'effacent
Ils t’ont appelée Modesta

Ils t’ont dit qu’une femme ça ne rêve pas trop grand:
Dans les salons du pouvoir et des messieurs importants,
ça apporte à boire et ça ferme la porte en sortant
Ils t’ont dit qu’une femme ça ne veut pas changer les choses,
ça se plie aux règles, aux lois qu’on lui impose,
ça ne se bat qu’avec les armes que l’homme lui propose
Ils t’ont dit qu’une femme ça s’plie en quatre pour sa famille,
ça se sacrifie, ça accumule la fatigue,
… et ça se console en faisant du shopping le samedi
Ils t’ont dit qu’une femme, ça sourit, ça rougit,
ça dit merci quand on lui fait un compliment pourri,
ça se contente de rapports où ce n’est jamais elle qui jouit

Ils t'ont appelée Modesta,
Te préparant dès la naissance à baisser le regard
imaginant que tu ne laisserais pas de trace
Ils t’ont appelée Modesta,
Elles t’ont appelée Modesta
te voyant perdre la course avant même le top départ
éphémère comme des pas qui s'effacent
Elles t’ont appelée Modesta

Sans consulter les oracles ; tu as éliminé chaque obstacle,
refusé d’être raisonnable, envoyé au diable leur morale ;
échangé les jupes des nonnes contre celles des gitanes
Sans même un Dieu à servir, tu es partie en Djihad
une liberté à conquérir : faire exploser leurs barricades !
Il a fallu se battre, apprendre à manier la poudre,
jusqu’à sacrifier parfois ceux qui enferment dans leurs tabous
Loin des dogmes, églises, politiques, gourous ;
loin des hommes qui te demandent de dire “toujours”,
loin des femmes sentinelles, jalouses,
tu es devenue souveraine : libre de tes choix, de tes amours

Elles t'ont appelée Modesta, mais tu n'es plus “Modesta”
Tu es à jamais immorale, immortelle,
Tu es indécente femme fatale et obscène
Tu es sensuelle, épicée, rebelle, libérée
Elles t'ont appelée Modesta, mais tu n'es plus “Modesta”
Tu n’es plus “Modesta”, tu es amoureuse du tumulte,
Tu n'es plus "Modesta", tu es marginale,
Tu es une majuscule, sûrement pas un point final

© Frolli Gioia Joy Slam
from: L'art de la joie CD
Skinfama, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Modesta

alemán

Die Frauen haben dich »Modesta« genannt,
die Bescheidene, ein Name mit Versklavungsklang;
eine Anordnung, fügsam zu sein und zahm
die allererste Lektion, schon so schmerzlich gewaltsam:
die »Hausneger« haben weder Geschlecht noch Rasse,
seit Jahrhunderten unterjochen auch Frauen … die Frauen
Modesta, wie man eine belanglose Seite zerreißt;
Meine Tochter: hier bekommst du einen Käfig als Preis:
sei zierlich, gutgläubig und zart
Modesta, wie man sich ein Feld zu schwärzen weigert;
weil die Regeln unabänderlich scheinen,
ein Schlusspunkt, um einen Satz einzuleiten.

Die Frauen, die dich Modesta nennen,
bereiten dich darauf vor, von Geburt an den Blick zu senken
denken, du wirst im Leben nichts hinterlassen
Sie haben dich Modesta genannt,
man hat dich Modesta genannt
zugeschaut, wie du das Rennen verlierst, noch vor dem Start
vergänglich wie Schritte, deren Spuren verblassen
man hat dich Modesta genannt

Man hat dir gesagt, als Frau hat man keine großen Träume:
den mächtigen und wichtigen Männern in den Hinterräumen
bringt die Frau Getränke, schließt die Tür hinter sich, das darf sie nicht versäumen.
Man hat dir gesagt, eine Frau kann nicht an den Verhältnissen schrauben,
sie hat sich den Regeln zu fügen, den Gesetzen zu glauben,
darf sich nur mit den Waffen wehren, die ihr die Männer erlauben.
Man hat dir gesagt, eine Frau opfert sich für die Familie,
macht sich dafür krumm, unterdrückt Erschöpfung, Gefühle,
… und tröstet sich Samstags im Einkaufsgewühle.
Man hat dir gesagt, eine Frau lächelt, wird verlegen,
und sagt danke, wenn Andere schnöde Komplimente von sich geben,
dass Frauen sich mit Verkehr begnügen, bei dem sie nie einen Höhepunkt erleben.

Sie haben dich Modesta genannt,
dich trainiert, den Blick zu senken, von Geburt an
denken, du wirst im Leben nichts hinterlassen
Sie haben dich Modesta genannt,
man hat dich Modesta genannt
zugeschaut, wie du das Rennen verlierst, noch vor dem Start
vergänglich wie Schritte, deren Spuren verblassen
man hat dich Modesta genannt

Ohne die Orakel zu befragen; hast du jedes Hindernis untergraben,
dich geweigert, vernünftig zu sein, ihre Moral zum Teufel gejagt;
tauschtest den Nonnenrock gegen einen ziganen
Ohne einem Gott zu dienen, bist du in den Jihad gefahren
eine Freiheit zu erobern: du sprengst ihre Barrikaden!
Es musste gekämpft werden, gelernt, Waffen zu bedienen,
manchmal mussten jene geopfert werden, die sich in ihren Tabus verschließen
Fern von Dogmen, Kirchen, Parteien und Gurus;
fern von den Männern, die dich bitten, »Immer bereit!« zu rufen,
fern von den Wachfrauen voller Eifersucht,
bist du souverän geworden: in deinen Entscheidungen frei und auch in der Lust.

Die Frauen haben dich Modesta genannt, aber du bist nicht mehr «Modesta»
Du bist für immer unsittlich, unsterblich,
Du bist unanständig, Femme fatale und obszön
Du bist sinnlich, pikant, rebellisch, befreit
Man hat dich Modesta genannt, aber du bist nicht mehr «Modesta»
du bist nicht mehr «Modesta», du liebst den Tumult,
du bist nicht mehr «Modesta», du bist marginal,
garantiert kein Schlusspunkt, großgeschrieben wirst du allemal.

Aus dem Französischen übersetzt von Léonce W. Lupette
Diese Übersetzung entstand Dank der Unterstützung durch die Fédération Wallonie-Bruxelles.

Karma

francés | Gioia Kayaga

Es-tu le mur de béton, la barrière, la digue ;
ou bien le souffle et la pluie venus balayer la ville ?
Es-tu cet homme debout, qui se prend à rêver ;
ou bien son frère à genoux qui l’empêche de se relever ?
Combien valent tes bras, ta force, ton intelligence, ton temps ?
Combien pèsent ton image, tes mots, ton existence, ton sang ?

La vibration s'amplifie, le monde tremble ;
moi aussi je peux le sentir au fond de mon ventre !
Je me prépare à faire face : voici le jour où tout change,
c'est la loi du Karma, le retour du boomerang !
Qu'est-ce que j’ai dit, qu'est-ce que j’ai fait ?
Suis-je de ceux qui participent, ou de ceux qui arrêtent ;
de ceux qui méprisent ou bien de ceux qui aident ?
Ai-je rendu la terre fertile, essayé d'effacer la dette ?
Suis-je un rouage du système ou un lanceur d'alerte ?
Combien me vendent-ils la merde... Et moi ?
Et moi, à combien à on m'achète ?
Qu'ai-je imaginé pour demain, qu'ai-je laissé derrière ?
Suis-je un soutien pour les miens dans la défaite ?
Ai-je l'audace de tendre la main, de dire je t'aime ?
Qu'est-ce que j’ai fait de mes instincts, de ma colère, de mes rêves, de ma tête ?
Pourrais-je perdre ce que je possède si demain tout doit disparaître ?

La discrétion des faibles nuit plus que la rage des barbares :
tu peux pointer l'index ou te regarder dans la glace...
à quoi bon tuer le maître si tu veux juste prendre sa place ?

Défends-toi : évoque tes peurs, ton impuissance,
les doutes qui t'effleurent, l'éducation de tes parents
Avoue le malheur ou la bénédiction de ta naissance :
faut que tu craches, que tu pleures pour renaître de tes cendres
Allez ! Aies au moins la fureur d'essayer de te comprendre,
ne condamne pas l'autre pour ce que tu nourris dans ton ventre !
Plus le temps !
Plus de temps pour les compromis, les excuses, les silences,
pour les angles qu'on arrondit, qu'on polit avec patience ;
Tu vas devoir crier ta rage, tes manques, tes déviances,
jouer, danser, écrire des pages jusqu'à entrer en transe ;
réapprendre à combattre, sentir le vent
escalader des montagnes, redevenir enfant
repartir à la chasse, être à nouveau vivante,
guérir ton âme, vaincre ton propre tyran,
te reconnaître dans ton semblable, ôter la boue de tes talons,
faire entendre ta voix, être à l'écoute, demander pardon

Je sais déjà qu'il va falloir choisir mon camp,
les minutes s'échappent, que vais-je faire de mon temps ?
Dans quel état me présenterai-je lors du jugement,
quand les actes seront lourds, les apparences plus que du vent ?
Suis-je capable d'être riche quand je suis seule et dénudée ;
ou ai-je peur de perdre ce que j’ai accumulé ?
S'il n'y a plus de billets, de papier, il me reste quoi ?
Si les premiers sont les derniers, quelle est ma place ? 

© Frolli Gioia Joy Slam
from: L'art de la joie CD
Skinfama, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Karma

alemán

Bist du die Betonmauer, Schranke, der Deich;
oder der Wind und der Regen, die fegend durch die Stadt streichen?
Bist du dieser aufrechte Mensch, der zu träumen beginnt;
oder sein kniender Bruder, wer ihn wohl am Aufstehen hindert?
Was sind deine Arme wert, deine Kraft, deine Zeit, deine Intelligenz?
Wieviel bedeuten dein Ansehen, deine Worte, dein Blut, deine Existenz?

Das Vibrieren wird stärker, die Welt zittert;
auch ich kann spüren, wie es meinen Magen erschüttert!
Jetzt kann ich die Stirn bieten: heute ist der Tag des Wandels,
das ist das Gesetz des Karmas, die Rückkehr des Boomerangs!
Was hab ich gesagt, was hab ich getan?
Gehöre ich zu jenen, die mitmachen, oder jenen, die unterbrechen;
zu jenen, die helfen, oder zu jenen, die verhöhnen?
Habe ich die Erde fruchtbar gemacht, versucht, die Schuld zu tilgen?
Bin ich Whistleblower oder Rädchen im System?
Zu welchem Preis verkauft man mir die Scheiße … Und ich?
Und ich, zu welchem Preis kann man mich erstehen?
Wie stell ich mir die Zukunft vor, was will ich hinterlassen?
Bin ich meinen Nächsten eine Stütze in schweren Zeiten?
Hab ich den Mut, Ich lieb Dich zu sagen, die Hand zu reichen?
Was hab ich aus meinen Instinkten gemacht, meiner Wut, meinen Träumen, meinen Gedanken?
Könnte ich verlieren, was ich habe, sollte morgen alles verblassen?

Die Verschwiegenheit der Schwachen schadet mehr als das Wüten der Barbaren:
du kannst mit dem Finger zeigen oder dich im Spiegel ansehen …
Was bringt’s, den Herrn zu töten, wenn es nur darum geht, seinen Platz einzunehmen?

Verteidige dich: sprich über deine Ängste, deine Ohnmacht,
die elterliche Bildung, die Zweifel, die du hast,
Gib’s zu, deine Geburt ist Segen oder Last:
du musst spucken, weinen, um aus deiner Asche zu steigen
Los! Zeig zumindest den Eifer, zu versuchen, dich zu begreifen,
Verurteile nicht andere für Dinge, die in deinem Innersten reifen!
Keine Zeit mehr!
Es ist keine Zeit mehr für Kompromisse, für all die Ausreden, fürs Schweigen,
für die Ecken, die wir abrunden, geduldig schleifen;
Du wirst deine Wut rausschreien müssen, das, was dir fehlt, deine Entgleisungen,
spielen, tanzen, dich in Trance schreiben;
das Kämpfen wiedererlernen, spür’n, wie die Winde streicheln
Berge erklimmen, eine neue Kindheit erreichen
wieder auf Jagd in den Wald, lebendige Frau sein,
deinen eigenen Tyrannen bezwingen, deine Seele heilen,
dich in deinen Mitmenschen erkennen, den Matsch von deinen Hacken streichen,
deine Stimme hören lassen, zuhören, bitten um Verzeihung.

Ich weiß schon, bald wählen wir die Seiten,
die Minuten verrinnen, was soll ich anstellen mit meiner Zeit?
Wie trete ich an, am Tag des Gerichts,
wenn die Taten schwer wiegen, der Schein aber nichts?
Kann ich reich sein, wenn ich einsam bin und nackt;
oder habe ich Angst, zu verlieren, was ich angehäuft hab?
Wenn’s keine Scheine mehr gibt, kein Papier, bleibt mir dann was?
Wenn die Ersten die Letzten sind, welcher ist mein Platz?

Aus dem Französischen übersetzt von Léonce W. Lupette
Diese Übersetzung entstand Dank der Unterstützung durch die Fédération Wallonie-Bruxelles.

Babel

francés | Gioia Kayaga

J'ai vu la ville et ses tours de verre,
qui s'élèvent vers la voûte céleste
Frontières surveillées par les cerbères,
mers et déserts transformés en cimetières
Plus de place au Royaume des privilèges
Rues ternes où s'échouent les rêves ;
chimères sur panneaux publicitaires,
Les métros sales déversent
des bureaucrates aux cernes épaisses
Code universel
On s’exprime tous en langage des chiffres :
rapports virtuels
émotions statistiques, dépenses frénétiques…

Vis, vis dans la matrice, creuse-toi la dette
Brique par brique : on rebâtit Babel,
le mythe se répète
Brique par brique : le mythe se répète,
on rebâtit Babel

J'ai vu la ville et ses tours de verre
qui s'élèvent vers la voûte céleste ;
Asphyxiée par l’asphalte,
j’ai entendu crier la croûte terrestre
Autour des carcasses, les rapaces se pressent :
on a sacrifié les faibles, c’est la jungle urbaine
Animal technologique docile à la doctrine du profit
Libellule posée sur leur marais,
j’ai avalé la pilule, la matrice n’a plus d’attrait
Libellule libérée de Babel,
je m’envolerai dans un battement d’ailes...
Avant de mettre les voiles,
laisse-moi me brûler les ailes,
sous les lumières artificielles, une dernière fois
Avant de mettre les voiles,
laisse-moi gratter le ciel
pour chatouiller les étoiles du bout de mes doigts

© Frolli Gioia Joy Slam
from: L'art de la joie CD
Skinfama, 2019
Audio production: Haus für Poesie, 2019

Babel

alemán

Ich habe die Stadt und ihre Glastürme gesehen,
die sich in die hellblauen Gewölbe erheben.
Höllenhunde, die wachend an den Grenzen stehen,
zu Friedhöfen gewordene Wüsten und Meere.
Kein Platz mehr im Königreich der Privilegien
glanzlose Straßen, in denen Träume platzen;
Chimären grüßen von Werbeplakaten,
aus den dreckigen U-Bahnen drängen
Bürokraten mit zähen Augenringen,
der Code ist universell
Wir sprechen alle nur noch in Zahlen:
Beziehungen sind virtuell
Gefühle statistisch, hemmungslose Ausgaben …

Leb, leb in der Matrix, vergrab dich in Schulden
Stein für Stein: man baut Babel wieder auf
es ist der Mythos, der sich wiederholt
Stein für Stein: der Mythos, der sich wiederholt
man baut Babel wieder auf

Ich habe die Stadt und ihre Glastürme gesehen,
die sich in die hellblauen Gewölbe erheben;
vom Asphalt erstickt
hab ich die Erdkruste schreien hören
Um die Gerippe kreisen die Raubvögel:
man hat die Schwachen geopfert, das ist der städtische Dschungel
Technologisches Tier, von der Doktrin des Profits domestiziert
Libelle, die auf ihren Sümpfen sitzt
ich hab die Pille geschluckt, sodass die Matrix keinen Reiz mehr besitzt
Als aus Babel befreite Libelle
werd ich fortfliegen, auf der Stelle …
Bevor ich die Segel setze,
lass mich mir die Flügel verbrennen,
unterm Kunstlicht, dem hellen, einmal noch, ein letztes.
Bevor ich die Segel setze,
lass mich am Himmel kratzen
um die Sterne mit meinen Fingerspitzen zu kitzeln

Aus dem Französischen übersetzt von Léonce W. Lupette
Diese Übersetzung entstand Dank der Unterstützung durch die Fédération Wallonie-Bruxelles.

plug

inglés | Richard Scott

remember when I ached to bottom be sub-
missive after a lifetime of playground fisticuffs and you
you urged patience bought me a valentine’s day gift of moulded
silicon this marbled root which shone like a newly hatched
grub and glistened with spit when you put the tip into your mouth
and pressed its malleable girth against my hole
remember how I flinched and you bit my ear to distract me from
this muscular shuddering this movement of internal peony-dense
flesh this sting-twisting and somewhere near the centre of me I could
            feel a dilating
like how a sea-anemone releases its blood-rich tentacles into the
saline current remember how I came in your hand then external
symbol made fetish I tell you now I had been waiting
years to feel this brimming over this stoppered-up this
ripe fullness

© Faber & Faber
from: Soho
London: Faber & Faber, 2018
Audio production: Haus für Poesie / 2019

Plug

alemán

weißt noch als ich mich sehnte devot zu sein unter-
würfig nach einem ganzen Leben von Spielplatzfaustschlägen und Du
Du gemahntest Geduld hast mir zum Valentinstag ein Geschenk gekauft                                                                                                       aus gegossenem
Silikon diese marmorierte Wurzel die glänzte wie eine frisch geschlüpfte
Larve und spuckig glitzerte als Du die Spitze in den Mund genommen hattest
um ihren sich anpassenden Umfang gegen mein Loch zu drücken
weißt noch wie ich zusammengezuckt bin und Du in mein Ohr bisst um                                                                                                 mich abzulenken von
diesem Muskelschaudern dieser Bewegung von innerem feuerroten
Fleisch diese Stich-Windungen und irgendwo in der Mitte von mir                                                                                                                  konnte ich eine
                     Erweiterung fühlen
so wie eine Seeanemone ihre durchbluteten Tentakel wirft in den
salzenen Strom weißt noch wie ich dann in Deiner Hand gekommen bin                                                                                                                äußerliches
Symbol jetzt Fetisch ich sag Dir jetzt ich hatte Jahre darauf
gewartet auf dieses Übersprudeln unter dieser Stöpselung dieser
reifen Fülle

aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

cover-boys

inglés | Richard Scott

top shelf rags are not always pink curves&tits
sometimes an out of date LATIN INCHES hides                                        
forgotten behind RAZZLE – three pixelated pricks 
have stayed this hard since two-thousand and five –
José Raúl Hotrod have stood inked jaw-locked
in a three-way french for some nine rugged years –
pecs still greasy tans Miami-orange fingers tucked
into each other's pits – interests include PS3 beer                           
skateboarding fisting being taken for expensive meals –
this is the future I wish for them – open-mouthed                                      
wanton lithe&toned – instead of the all too real –
Wikipedia tells me Hotrod married a girl appalled
by his past – Raúl's serving time for battery in Bristol  
Texas a born-again homophobe&José's heart exploded
on stage at Pride too much love or rather crystal

© Faber & Faber
from: Soho
London: Faber & Faber, 2018
Audio production: Haus für Poesie / 2019

Coverboys

alemán

die Hefte im Pornoregal sind nicht immer pinke Kurven&Titten
manchmal schläft eine veraltete LATIN INCHES
vergessen hinter der COUPÉ – drei verpixelte Latten
sind so steif geblieben seit zweitausendfünf –
José Raúl Hotrod stehen so schon Tattoos starre Münder
beim Dreier-Blasen knapp neun schroffe Jahre hier –
Muckis noch eingeölt braun Miami-orange stecken sie die Finger
einander in die Achseln – ihre Hobbies sind Playstation Bier
Skateboarding Fisten genommen werden in teure Lokale –
das ist die Zukunft die ich ihnen wünsche – mit offenem Mund
lüstern rank&schlank – statt dem allzu realen –
Wikipedia sagt Hotrod hat geheiratet ein Mädchen entsetzt
über seine Vergangenheit – Raúl is im Knast Schlägerei in Bristol
Texas ein evangelikaler Schwulenhasser&Josés Herz zerfetzt
auf einer Bühne beim CSD zu viel Liebe oder eher Crystal Meth

aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

crocodile

inglés | Richard Scott

I know how I will die then
in a death roll scales to my
cheek claws sunk into my pale
shoulders water burning my
throat like whiskey the
uncountable rows of yellowed
teeth ringing my scalp and
in the heat of the thrashing
river he will press his white
rawness into me like that man
who held me from behind
when I didn't know sex and
gripped my mouth like a muzzle
and unsheathed his anger
stubble grazing my neck see
I have died already and somehow
survived hauled myself up from
the river mud to taste blue air
though I was not the same I
was carrion bleeding into the silt
and didn’t I wear those wounds
well pity me the boy who cried
crocodile I have these moments when I
know I wanted it asked for it even
to be special to be scarred
wading along the river bank feet
in the brown flow flirting with
wildness the green violence in the
shallows and I know he is swimming
back to me his horned body slipping
through sediment and weed for
nothing ever really heals he can
smell the red meat of me
bait lighting up the river

© Faber & Faber
from: Soho
London: Faber & Faber, 2018
Audio production: Haus für Poesie / 2019

Krokodil

alemán

Ich weiß wie ich sterben werde dann
in einer Todesdrehung Schuppen gegen meine
Wange Krallen versunken in meine blassen
Schultern Wasser brennt in meinem
Rachen wie Whiskey die
unzähligen Reihen gelblicher
Zähne umringen meine Kopfhaut und
im Eifer des dreschenden
Flusses wird er seine weiße
Rauheit in mich drängen wie ein Mann
der mich von hinten hielt
als ich nichts über Sex wusste und
meinen Mund packte wie eine Schnauze
und seine Wut entblößte
meinen Nacken stoppelig graste schau
ich bin schon tot und irgendwie
überlebte ich zog mich selbst aus
dem Flussschlamm um blaue Luft zu schnuppern
obwohl ich nicht derselbe war ich
war Aas das in den Schlick blutete
und ertrug nicht ich diese Wunden
tapfer bemitleidet mich den Jungen der weinte
Krokodil Ich habe solche Momente wo ich
weiß ich wollte es ich verlangte danach sogar
um besonders zu sein um Narben zu zeigen
am Flussbett entlangwaten Füße
im bräunlichen Fließen flirten mit
Verwilderung die grüne Gewaltsamkeit in den
Seichten und ich weiß er schwimmt
zurück zu mir sein behornter Körper schlüpft
durch Sedimente und Kraut denn
nichts heilt jemals richtig er kann
riechen wie mein rotes Fleisch
ködert in Licht taucht den Fluss

aus dem Englischen von Léonce W. Lupette

Night Terrors of The Dreamer

inglés | Outspoken

And so as the uncertain and unfamiliar took on a recognizable face I had no choice but to leave home into the heart of the dream so many had left to seek
Fuck-off sky-scrappers punching the heavens’ womb in defiance until they cried blackened tears that burnt the green from the trees
Big-ass S.U.V’s farting past tightly squeezed shanty tin-roofed towns whose owners would never see their asses seated in one of these air-conditioned master piece monstrosities!
I heard that oil is black gold worth killing brown and black souls
So we dig cavities into mother earth until she bleeds from gaping holes
Flea infested dogs often scratch away the scourge
So it comes as no surprise when there is more quaking of the earth
Flooding of the rivers… snow blizzards and scorching suns
All these celestial convulsing show our purging has begun
They sold us dreams    built on the foundations of centuries of death
So there aren’t any prizes to guess what’s next
If they piss away the only true thing of any worth
As if we only live forever and have a shit-load of other earths
Fuck a pure stream, fuck a species indigenous to your sacred lands
Fuck the polar ice caps you can’t market them as a brand
And fuck the future, that shit will never trend on Instagram
Who cares about global warming when we are too cold hearted to really give a damn
Scientists predict that we will die from ancient diseases that are currently still frozen
But how can we wake up to this harsh reality when we still mourn our dreams that were stolen?
How will I live if I connect across worlds but hardly know my neighbor?
Or click a link to save a dying earth when I can download a much better looking screensaver?
My reality is on the line but I live reality online
Where I am willing to sacrifice my entire life for the sake of one “like”
Besides I retweeted whatever “save the world” something something @planetearth
And what is a melting ice cap? I haven’t seen one since birth
My dream was never to join a cause, that sounds like work
I’d rather jump some borders to reach greener pastures for what it’s worth
But reality is we all feel like we all don’t belong
And all these greener pastures all seem to be photoshopped
Our dreams feel manufactured, packaged and sold for profit
And I am merely another slave trying to master my own inner conflicts

© Outspoken
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Die nächtlichen Schrecken des Träumers

alemán

Und so hatte ich, als das Ungewisse und Unvertraute ein erkennbares Gesicht annahm, keine andere Wahl als mich von Zuhause abzuwenden, um das Innerste des Traums zu ergründen, dem so viele hinterherrannten
Verpisst euch, Wolkenkratzer die ihr im Trotz den Schoß des Himmels schlugt bis dieser bloß schwarze Tränen vergoss, die das Grün von den Bäumen brannten
Mega-SUVs furzen ihr Benzin in eng aneinandergequetschte Bidonvilles, deren Bewohner die eigenen Ärsche nie in eines dieser Meisterwerke an Gigantomanie hieven!
Ich habe gehört, dass Öl schwarzes Gold ist, so wertvoll ist, dass man braune und schwarze Seelen dafür mordet und foltert
Und so graben wir Gruben in Mutter Erde, bis sie blutet aus klaffenden Stollen
Flohbefallne Hunde kratzen die Plage oft weg
Weshalb es nicht wundert, wenn die Erde mehr bebt
Mehr Flüsse überschwemmen … mehr Schneefall und brennende Sonne
All diese Himmelserschütterungen zeigen, unsere Säuberung hat begonnen
Man hat uns Träume verkauft    errichtet auf dem Unterbau von Jahrhunderten des Todes
Wer errät was darauf folgt kriegt dafür keine Belohnung
Das einzig Wahre an jeglichem Wert machen sie zu Moneten
Als könnten wir nicht sterben und hätten scheißviele Blaue Planeten
Scheiß auf saubere Bäche, scheiß auf die in deinem heiligen Land lebenden Arten
Scheiß auf das polare Eis, das kann man nicht als Produkt vermarkten
Und scheiß auf die Zukunft, die wird nie auf Instagram durchstarten
Wen kümmern Erderwärmungsdaten, wenn wir zu kaltherzig sind, um darauf wirklich zu achten
Die Forscher sagen, dass uralte Plagen uns töten werden, die aber noch schlafen
Doch wie sollen wir in dieser rauen Wirklichkeit erwachen wenn wir noch die Träume beklagen, die sie uns stahlen?
Wie soll ich leben, wenn ich mich welweit vernetze, doch meinen Nachbarn kaum kenne?
Oder einen Link zur Schonung sterbender Wälder teilen, ich kann ja einen viel ansehnlicheren Bildschirmschoner verwenden?
Meine Realität steht nicht nur intern auf dem Spiel, doch ich lebe Realität als Internetspiel
Und jetzt bin ich bereit, für ein einziges Like mein ganzes Leben wegzuschmeißen
Nebenbei retweete ich jedwedes »Rette die Welt«-Irgendwas, irgendwas @planetearth
Und was sind die schmelzenden Pole? Nie gesehen, nur davon gehört
Mein Traum war es, nie für eine Sache zu kämpfen, weil der Aufwand mich stört
Eher würd ich ein paar Grenzzäune durchbrechen, hin zu Land das nicht dörrt
Doch in Wirklichkeit fühlen wir alle wir alle gehören nicht dazu
Und alles unverdorrte Land sieht ganz nach Photoshop aus
Unsere Träume erscheinen fabriziert, verpackt und als Waren verkauft
Und ich bin auch nur ein Sklave, der seiner eigenen Zerrissenheit Herr zu werden versucht

Übertragung von Léonce W. Lupette.

Home has always been home

inglés | Outspoken

Home has always been home but home doesn’t live in such a heartless place
How does one feel welcome from a cold expressionless face of built up anger and walled up emotions?
The once familiar grows unfamiliar…then strange… and distant
Stolen songs from chirping dwellers last echoed a day before the moon was last seen on the once green and virgin hills

Home has always been home but home doesn’t live in such a heartless place
Shifting sands give birth to rivers where giants once stood, now drowned in ancient sorrows
We took too many nomadic footsteps forward and somehow lost our ways in the cloud of dust forming behind us
Lost in the soothing shade of imposing sky-scrappers
That we barely noticed the sacred forest tapper off into a cold, barren, uncaring plane

Home has always been home but home doesn’t live in such a heartless place
Our childhood mirth replaced by bursts of coughing up regret and toxic phlem
The diamonds that once danced in the corners of our eyes now dry
What were once precious memories are now covered in a smoggy haze and stored away in a now in-accessible place and laid to waste

Home has always been home but home doesn’t live in such a heartless place
We smiled and saw it happen
We welcomed it all with open arms as it arrived at our doorsteps
We yearned for bigger, faster, brighter, better… different
And now pray that our past and our present had remained the same
Because home has always been home and home should not live in such a heartless place.

© Outspoken
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Zuhause war immer Zuhause

alemán

Zuhause war immer Zuhause aber Zuhause lebt nicht an einem solch herzlosen Ort
Wie soll man sich willkommen fühlen von einem kalten ausdruckslosen Gesicht aus aufgestautem Groll und vermauerten Gefühlen?
Das einstmals Vertraute wird unvertraut … dann fremd … und entfernt
Gestohlene Lieder von trällernden Bewohnern ertönten zuletzt einen Tag bevor der Mond zuletzt gesehen ward auf den einstmals grünen und unberührten Hügeln

Zuhause war immer Zuhause aber Zuhause lebt nicht an einem solch herzlosen Ort
Flugsand zeitigt Flüsse wo Giganten einst standen, nun versunken in steinaltem Kummer
Wir sind zu viele nomadische Schritte vorwärts gegangen und verloren irgendwo unsere Wege in der Wolke die der Staub hinter uns bildet
Verloren im tröstenden Schatten imponierender Wolkenkratzer
Dass wir kaum merkten wie der ehrwürdige Wald einer kalten, kargen, gleichgültigen Ebene wich

Zuhause war immer Zuhause aber Zuhause lebt nicht an einem solch herzlosen Ort
Der Frohsinn unserer Kindheit – ersetzt durch das berstende Aushusten von Betrübnis und toxischem Schleim
Ausgetrocknet nun die Diamanten die einst in unseren Augenwinkeln tanzten
Was einst ein Schatz an Erinnerungen war, ist nun bedeckt von versmogtem Dunst und verstaut an einem nun unerreichbaren Ort und verwüstet

Zuhause war immer Zuhause aber Zuhause lebt nicht an einem solch herzlosen Ort
Wir lächelten und sahen dabei zu
Wir begrüßten das alles mit offenen Armen als es an unserer Türschwelle eintraf
Wir schmachteten nach größer, schneller, heller, besser … anders
Und beten nun, dass unsere Gegenwart und unsere Vergangenheit eins geblieben wären
Weil Zuhause immer Zuhause war und Zuhause nicht an einem solch herzlosen Ort leben sollte.

Und wie der Junge sein Kindheitszuhause unter Überbebauung und Ausbeutung leiden sah, merkte er, dass man ihm selbst einen Traum verkaufte, den er nie vernommen hatte, von dem man ihm aber sagte, er sei alles, was er je benötigen und brauchen werde.  Das sagen die Werbeplakate und der Mann im Fernsehen liegt niemals falsch … richtig?

Übertragung von Léonce W. Lupette.

Ignopatrio

español | Jorge Kanese

Epa! Dedóndekaraxoxalióéxto?
Paredâo Tamkrexu paredâo!

Pa-parakuaxos temvolos hunidos.
Nu-nuetro vrío nos-jué reprimido.
Ni-ni kurepas ni xankis ni nada.
Ni-ni brazokas ke xurtam kagadas.

Parakuaxos repúvlika o muerte,
Nuestra muerte nos dio-ó livertâ.
Ni opreso-sor(et)es ni xierbos kalientan
do-onde reinan:
                            u’rror i korruk-xiôm (bis).

kaos en el vana-nal?
Xonxadeyaguaretê!

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

National-Hypne

alemán

Heppa! Woverdammteaxtkommtdasdennher?
Mâuwer Truschdieß Mâuwer!

Pa-parakuascher vereinigte dräck-säcke.
U-umsere Krapht wur-duns unterdrückt.
We-weder Kurepas noch Amis noch sonstwas.
No-noch Brazoken die Scheiß baun.

Parakuascher Repuplick oder To-ho-hod,
Unser Tod hat uns Fray-háyd ge-gehm.
Weder Unterdrücker(schlöcher) noch Laypaygne intressiern
w-wo regiern:
                         Herror unt Korrup-tuhr (da capo).

Kaos im Wahn-anenfeld?
Leckmichamjaguarsch!

Übertragung von Léonce W. Lupette
Aus: Jorge Kanese. Die Freude der Hölle. Ausgewählte Gedichte. Übersetzt und herausgegeben von Léonce W. Lupette. Wiesbaden: luxbooks, 2014

kién karajo mató al pato dónal?

español | Jorge Kanese

heliminaxión de xikitema mértriko-deximal liminaxión
lakarta umiberxal de los derexo hür-manos eliminar edukaxióm
vligatoria el pudor los dié mandamiento’s xentando de-güelta
luxifer ala derecha de diô-padre xomosa i gamarra xau gogornio
kién piensa en xalwarse kakaritas de nuê no yegarán al-río el
onditasso kuruvikó elespejo mi ku’erpo echo puta pedaxo xe lo
komieron las gayina y los xanxo a pikotaxo gritarás el dolor i xerá
l’infierno ehejá xe kárgope ké-de-ké nos kedará para hatenuar
tanta kretina eztupidéz idiota eme’ëmina ixupé xiquiera la ipasa-
jerä zexo ixulço-inxápido ijas delagran puta rima risa quatride-
moño de kuarta dominan l’planeta ministram poliútika manejan
maphia meno lajelixidâ dejarlo xer kunwiwir xakâ probexo mba’e
shalú-piô karentes de kariño ñembyahӱilos amvreado vare’a de
merda jopíramo igustobé

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

wär zur hölle hat donal dack umgebracht?

alemán

apschaphphung von mertrıschn aynhaytın-xykxtem pschaffung
diearlgemayne mäntschyn-rächz-xarta abschaffen schurl-
flicht die sittsamkeit die zehn geboote xitzt schohn-wieda
luxifer zur rächtın vadder-goddes moose & gamarra schyss gogornio
wär glaubt daphonxukomm nux-schälxen gelangn nich zum pfluss der
zwüllınxlak zerrşmettertı denspiegl mayn körper vollim arş kaputt die
hyhner un die şwayne ham ihn aufgepikkt faschlung şray for şmerx &
x wirddie hölle sayn touş-pa mon job denn vophonn sollnwa sons lindan
soviel bohrniert-beşränktı dummhayt kuxtu den-lan alnfals die flüch-
ting phade-geşmekklosın sex hurın reim reise viertklassiges kuadrum-
dämoniumvirat-kinder re-giern dem plan-etn waltn poliutik steuern
maphia außa dielückselichkei aba egal koexix-tiern prophittiern fon
wehng phittness zuneigunk zunichte xeudohungrige şlukkşpexte xeiß
açlık çekmek heckmeck und geşmekk-çok

Übertragung von Léonce W. Lupette.

Regreso a una xebolla ke no es de mi lenguaje

español | Jorge Kanese

       Miranda iba al frente de la quinta brigada de tropas especiales de
reskate rastreo y apaleamiento en kaso necesario ellos no korrían confiaban amansaban amedrentaban a la gente en el reglamento de mi lado en la reglamentaria y en el factor tiempo la reparación es komo una benganza al revés y goza en tanto de sus mismas kualidades lento pero seguro el brazo de la justicia sino la kulpa a la larga o a la korta terminará alcanzando dolorosamente al inkulpado matemátikamente rodearon y rastrillaron la zona del bañado con toda komodidad el reo no podía haberse salido de sus lindes
       (el poder oculto de las asimetrías aipô aikô güeteri loperro aní pe kuaruti xe-ari aní re potï xe ykere anixene lo-mitâ penemborefliki reikobo ha xe reyà reí tapere tatàre)

     LA XANTA XANGRE
     el tiempo arrastra sus kadáveres

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

Zurück zu einer Xwiebel die nicht aux meiner Spraxe stammt

alemán

     Miranda schritt voran bei der fünften brigade der bergunks- such- und schlagsondertruppen falls notwendik sie rannten nicht vertrauten besänftigten schüxterten die leute ein in der dienstvorxrift meinerseits in der satzung und im faktor zeit ist reparatur wie eine umgekehrte rache und erfreud sich insofern derer gleichen vorzüge langsam aber sixer der arm der justiz sonst wird die schuld auf lang oder kurz den beschuldigten schmerzlich erreichen mathematisch genau umstellt und durchkämmt haben sie das sumpfgebiet in aller ruhe der schuldige hat diese raine nicht verlassen können
     (die verborgene macht der asymmetrien ben hâlâ ihr atzn işemek değil auf mi sıçmak değil nehem mi seit nich pissich un laxt mi nich xil-xurna-xarhoş inner gosse liehng)

     DER XAKROXANKTE LEBENSXAFT
     die zeit schleift ihre leichen mit sich

Übertragung von Léonce W. Lupette.

Amérika Xur Sur

español | Jorge Kanese

        me kago en latinoamérica en letrinoamérika en laxinoamérika
laputamérica me kago en l’eterna américa con sus xanxos y sus zambas
(ndaxêi) sin rayuelas sin ralla-duras sin ©historia sin koyuntura: ndoikòi

       amérika es un grito bacío
       me kago en la kagada de xer o no xer funcionario argentino bolincho
rapâi paragua chiloka mexika-no nikaragüensis mba’e-añá nambré
mierda de kolores

       mierda xika
       kambiando naranjas por melones vidrio-ku’i por ansiedad espiritual

       opivo-katú no todo es kalentura

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

Süd Xüd Amerika

alemán

       ich xeiß auf lateinamerika auf latrinamerika auf laxinoamerika lekkmichamerika ich xeiß auf l’eterna amérika mit seinen xwaynen und samba-reigen (söxde) ohne hickelkasten ohne späne-krat-zen ohne ®einfall ohne geschi©hte ohne hochkonjunktur: wayne

      amerika ist ein leerer xrei
      
ich scheiß auf den bullshit argie- bolita- brazuka- paragua- chiloke- mexika-no- nikaraguensier-beamter zu xein oder nicht cehenneme chabo
die regenbogenxeiße

      kleinxeiß
      
orangen mit melonen vergleichen glasbruch mit seelischer beklemmung

      çıplak-hombre nicht alles ist xeilheit

Übertragung von Léonce W. Lupette.

Xaudades

español | Jorge Kanese

Kalígula obrero. Xíxifo millonario.
Achikoria: no me esperaste enano.

Aunke todo tiene su lado. Melhor para bôis
ke nunca llegarás ni a oler
la porkería marabi-bi-liosa que hemos shidu.

Mentiste gorila: se akavaron las preguntas. Opá la-pleito.
Me akurrukaré en el fondo de tu kachuchón rosadito.
A-ver-xi...

¿Kríkiti-kríkiti mejor que flékiti-flékiti?
Ni alicia. Ni samsa. Ni homero.

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

Sehnsüchtı

alemán

Kalígula Arbeiter. Sissifuß Millionär.
Zwergpippau: als Wicht hättste mich nich erwartet.

Opwohl alles hatja saine Seiten. Bessä für Disch
dassde (a)-nimals wirst auch nur rieschen
welch wunder-bar-bares Şvaynkra:m wir geve:zın zınd.

Hasste gelogen, Grauer Wolf: Şluss mit den Fragen. Artık bitti der-Rechtsstreit. İch werd mich verkauern ganz tief in Deinem feuchtrosa Şeftali. Ma-sehn-ob…

¿Krikiti-krikiti besser als flekkiti-flekkiti?
Weder Alice. Noch Samsa. Noch Homer.

Übertragung von Léonce W. Lupette
Aus: Jorge Kanese. Die Freude der Hölle. Ausgewählte Gedichte. Übersetzt und herausgegeben von Léonce W. Lupette. Wiesbaden: luxbooks, 2014

El precio de la libertad

español | Jorge Kanese

delirios (o destinos) ke nacen ya finados kadukos.
SSP supuro suprema pustulencia.
Más podredumbre que tristeza.
Xau yndios del pantanal. Em-vuena-hora: me perdí.

Kacomido el semento acabamos tragando asfalto u plástiku.
Guiso de vola sowerbia y nulidad.
Puta insuficiencia imprudenchi.
No quiso admitir lo que todos siempre su-supieron.
Un diosito tranki un-ko-poko aburguesado y ka-kalentón.

Se asustó del xoxo y se atragantó con virginia woolf.
Pero no importa todo es perdonable.
Hasta kasi-e-melhor pekar para ser perdonados.

Métale philosophía no kulo
kom xukurxal de-la-gran-puta en marte.

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

Der Preis der Freiheit

alemán

Wahne (oder Schicksale), geboren şon als morşe Laichn.
SSP ich sauvereitere süper Pustelenz.
Mehr Fäulnis als Traurigkeit.
Haddi Eywalla, İhr Pantanal-Indyos. Glükk-Wunş: İsch hab misch verirrt.

İs der Tsement vurmştihik şlukkın wir şließlich Ass-falt ou Blas-tique.
Dikke-Eier-Eintopph & Nischtichkeit.
Verfickte ’untsu:lenglihkayt, fahrlässige.
Wollte nicht zugeben was alle immer wu-wussten.
Ein chilliges Göttlein a-pi-pisserl spießbürgerlich und not-ga-geil.

Er hat sich vor der Xxtze erschreckt und an virginia woolf verschluckt.
Aber das macht nichts alles ist verzeihlich.
So dasses-fasst-besser-iss zu sündigyn damit eim verziehn wird.

Steckt ihm Philosophie inn Arsch
mit leck-mich-am-arsch-geiler Filjale aufm Mars.

Übertragung von Léonce W. Lupette
Aus: Jorge Kanese. Die Freude der Hölle. Ausgewählte Gedichte. Übersetzt und herausgegeben von Léonce W. Lupette. Wiesbaden: luxbooks, 2014

Jetu’u Klub

español | Jorge Kanese

Kualkunos confunden jetu’u con klitemnestra.
Quieren vino y piden pan.
Kogen sin piedad a sus nodrizas en los esplanadus
en la mikro.

Di-kreción honoravilidad serbicio.
Otros kon-fundidos-ka’ure degüellan a sus hijos x nabidad.
Hay formas y formas de ashumir la autenticidad
que dan-kalambre.

De mí heredarás la momiorrafia, la katapleja urbana pura.
La pikadura del elefante azul.

Porque sin bientos nuestros kojones se sekarán.
Xoxota kulona. Boçê trava-travalha de máis. Rekluta

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie, 2018

İnatçı-keçi-Klub

alemán

Jedermanch verwexelt İnatçı mit Klytaimnestra.
Will Wein und verlangt Brot.
Fikkt gnadenlos seine Amme auf den Explanaden
im Ubahn.

Diss-krétion Ährınhaftigkeit Sörvis. İnatçı-keçi-içkici.
Andre durch-einandre-rotzhacke Zecher schächten Weihnachten ihre Bälger.
Es gibt Arten und Weisen Authentizität zu erlangen
da verkrampft sich alles.

Ich vererb Dir die Mumioraffie, die pure Stadtkataplecksie.
Den Einstich vom blauen Elepfanten.

Bweil ohne Bwind unsre Eier austrocknen.
Booty-Mös-chen. Du maloch-lochst zuviel. Rekru-tier.

Übertragung von Léonce W. Lupette
Aus: Jorge Kanese. Die Freude der Hölle. Ausgewählte Gedichte. Übersetzt und herausgegeben von Léonce W. Lupette. Wiesbaden: luxbooks, 2014

¿asunción? de mis amores raíces lokuras errores etc.

español | Jorge Kanese

asunción
siempre hubo y habrá algo que (me) quede
para nombrarte
desde la sombra velada de las kalles de mi infancia
el tapé po’i/aopo’i el barro rojo-espeso tus
raudales
y algún aroma de azahar no tan perdido
en siestas de kuarenta y dos grados a la sombra

y la vergüenza
por la vergüenza de ser un niño
mita’i-ojo-azul-hijo-de-extranjeros-no-habla-guaraní
fue una suerte en realidad perder
(¿la realidad?) la a-dolescencia ni tan mala
ni tan pekuliar ni tan-demasiado asunceña
sin (tantas) serenatas sokí yakaré jaguá-salida etc.
pero en fin…

en su momento  y (ha) tiempo
disfruté del espíritu-santo y los beatos andariegos
(no puedo-podré negarlo) hasta que
el santísimo-sakratísimo misterio
de la koncepción enkarnación asunción etc
terminó por romper(me) el esquema la trama
la hilacha que faltaba y san-se-akabó
y (fue fui pasé) a otra hystoria

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie / 2018

asunción/¿himmelfahrt? meiner lieben wurzeln narrheiten fehler etc.

alemán

asunción
immer gab es und wird es das geben etwas das (mir) bleibt
um dich zu erwähnen
aus dem verborgenen schatten der straßen meiner kindheit
das tapé po’i/aopo’i den rot-dikken schlamm deine ströme
und irgendein bergamotteduft gar nicht so verloren
an nachmittagen von zweiundvierzig grad im schatten

und die scham
ob der scham so ein kind zu sein
mita’i-blauauge-ausländersohn-spricht-kein-guaraní
in wirklichkeit war es ein glück sie abzulegen
(¿die wirklichkeit?) die a-doleszenz die gar nicht so schlechte
gar nicht so besondere nicht mal-so-sehr asuncenische
ohne (zuviel) getöse aufdiefresse fusel mit-den-kumpels-feiern
aber was solls…

seinerzeit (vor langer)
genoss ich den heiligen-geist und die betbrüder wandervögel
(ich kann es nicht werd es nicht leugnen können) bis
das heiligst-unantastbare geheimnis
der empfängnis menschwerdung himmelfahrt etc.
(mir) schließlich aus dem ruder lief raster fiel
den fehlenden faden zerriss und zack-wars-vorbei
und (es ich ging über) zu anderen geschychten

Übertragung von Léonce W. Lupette
Aus: Jorge Kanese. Die Freude der Hölle. Ausgewählte Gedichte. Übersetzt und herausgegeben von Léonce W. Lupette. Wiesbaden: luxbooks, 2014

Kribir mäu.

español | Jorge Kanese

             No xe trata de escribir mal. Isso kuaskier pode. No xe trata de exkriwir feio. Tanveim isso poëde kasi kuasi-kier. Nu se trotta de krivir lindu. Esso xí-ki pode quasquier goludo-pelurdu. Xi trutta de no-kriwi-wir (luogo non echisto). De kribir para non dechir ke (no) kribimos por ekriwir::: xôlo para romper as voylas: xôlo para meterlas, para xakarlas, para non meter-Kê?; para non xakar numka. Orror a las entelekias. Clarísimo como agua-è-yubia

© Jorge Kanese
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Şleşt şraym.

alemán

            Es geht nich darum, schlecht zu schreiben. Diss can yedır. Ex geht nich drum hässlisch tsu schraym. Uch diss kamm hemen hemen jedem. Üx gäht nüsch dromm şö:n tsu şraym. Dax kamm awa wöcklich yäder Dummschpakkın. Ex jeht drum nich-tsu-şraybı-bın (algso wın ich nich). Tsu şraim um not tsu sahgın daß bir (nich) schraym umßu şraibm::: nûr um auffm Sack tsu gehn: nûr biss tsu den Ayan, um die dikken, um Wass-nich-reintsustekkn?; um niehmals nichz raußtsuziehn. Grausen vor den Entelexien. Klar bie Kloß-Wrühe.

Übertragung von Léonce W. Lupette
Aus: Jorge Kanese. Die Freude der Hölle. Ausgewählte Gedichte. Übersetzt und herausgegeben von Léonce W. Lupette. Wiesbaden: luxbooks, 2014

TOUABOU

checo | Pavel Novotný

toe ta hubá
tá aše pauda
toe ná m
vasní né?

to ná muže ná
inés úru
inés úru
šechny

šechny
inés

mnes
vnesm

ta hubá
sia idu cece
toe nám vasní né
cece

touabou
touabou

cece

© Pavel Novotný
from: Zevnitř
Pavel Mervart, 2017
Audio production: Haus für Poesie / 2018

TOUABOU

alemán

da is diee
diee unsa waheid
da ssuns
eing gä’?

das kannus ahöhn
ae höhn
ae höhn
aa e

aale
hoh

trahng
mtrang

dieje
krade-solkes do
da-i-uns eing on
aso

touabou
touabou

aso

Übertragung ins Deutsche von Léonce W. Lupette
entstanden im Rahmen des Versschmuggel – Překladiště: tschechisch-deutsch (2018)
Sprachmittlerin: Lena Dorn

CAJTI

checo | Pavel Novotný

co ty do mě
co do bitky mi
ská co po po
de mi facku
poc poc a bi
ty rakovinašnej
ty vo pane božé
pane božé
těm já zbi ta von dosta
von nománě šok a
utek kuk
ti nebu ti sedět
já za něko o se
douhý oky
pane božé
pane božé
kuka mi zbi
teď voám voám cajti
ty ta ta ty nebu to už ste
elali poduhý to e
poduhý co s s te
te te te
kuka mi z
z pocem cajti
dete dete sem
voám voám dete
dete ať se
voaj cajti
te te te
te te te
te!

© Pavel Novotný
from: Zevnitř
Pavel Mervart, 2017
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Bulln

alemán

wassun misch
wasm-mindi schlärei
schei was koher koher
hau mia ins gsicht
kommdo kommdo schlag mi
du verkrebster
leck miam ar oh mein gott
oh mein gott
damit hab ich geschlang er bekam
einfach ein schock un
der jung hautap
aso ich werd nich sitzen
für jemander sich
langejah
oh mein gohtt
oh mein gohtt
hatmain jung vaprühl
chruf jetz rufetz die bulln
dann da da dann werdi nich habta scho
zweima macht
zweite mal dassihr eu
ra ta ta
ham mein jung va
va kmer bullerei
zschap zschap
chruf chruf zschap
zschap dann
rufsch die bullerei
rei ta ta
ta ta ta
ta!

Übertragung ins Deutsche von Léonce W. Lupette
entstanden im Rahmen des Versschmuggel – Překladiště: tschechisch-deutsch (2018)
Sprachmittlerin: Lena Dorn

PŘEKLOPIT

checo | Pavel Novotný

překlopit to
je nezbytné
abychom byli
dobří než když
jsme stále dobří
tak ještě lepší 
a ještě lépe
než dobří jsme
a překlopit to
být stále lepší

a a

ještě lépe než když
ještě lépe než když
ještě lépe než když
ještě lépe než když
ještě lépe mnež
vnež lépnež
to
kch

kchůjva to
pšeko phit! a
eštěhépe dyž
a etě hépe
kchůjva
dyť to
to kch!
kch kch
kchkch
to krv!

© Pavel Novotný
from: Zevnitř
Pavel Mervart, 2017
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Umschalten

alemán

umzuschalten
ist unentbehrlich
um zu sein zu
gut zu sein wir
immer die Guten
zu immer zu
also doch besser
und besser also noch
als doch Gute besser sind wir
und noch mal umschalten doch
immer noch zu besser zu sein

und und

besser noch als wie wenn
besser noch als wie wenn
besser noch als wie wenn
besser noch wie wenn als
noch besser ämalls
nals brssals
das krals
krch

kracke vadamme ds
umm schlln un
nobbe-be nobbe-se
n no bsch
na ds
ds krch!
Krch krch
krchkrch
ds krck

Übertragung ins Deutsche von Léonce W. Lupette
entstanden im Rahmen des Versschmuggel – Překladiště: tschechisch-deutsch (2018)
Sprachmittlerin: Lena Dorn

CO BUDE

checo | Pavel Novotný

projde to 
nebo to neprojde?
nemůžu spát
Měsíc svítí
když projde to
bude to v řiti
když neprojde to
tak taky já
nemůžu spát 
myslim co bude

pak konečně usnu
ale vono to leze 
i do snů to leze
projde to
nebo to neprojde?
pořád si řikám
probůh snad
snad ať to radši
neprojde myslim
co bude

co jenom bude
s náma!

© Pavel Novotný
from: Zevnitř
Pavel Mervart, 2017
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Wie wird das ausgehen

alemán

geht es durch
oder wird es nicht durchgehen?
Kann nicht schlafen
grell ist der Mondschein
geht es durch
wird es im Arsch sein
geht es nicht durch
dann auch ich
kann ja nicht schlafen
grüble wie’s ausgeht

dann schlafe ich endlich
und dabei kriecht es
in den Traum hinein kriecht es
geht es durch
oder wird es nicht durchgehen?
Ich sage mir ständig
mein Gott, vielleicht
vielleicht sollte es besser
nicht durchgehen grüble ich
wie wird das

wie wird das bloß ausgehen
mit uns

Übertragung ins Deutsche von Léonce W. Lupette
entstanden im Rahmen des Versschmuggel – Překladiště: tschechisch-deutsch (2018)
Sprachmittlerin: Lena Dorn

JEN KLID

checo | Pavel Novotný

Opravdu netvrdím, že se tu nemáme výborně, ale
kdykoli kdokoli jde, všechno se tu začne třást!
Na chodbě, přímo za dveřmi, valí se za hromy hromy,
vibrují židličky, stůl, vibrují stěny i strop,
klepou se lampičky, propisky, tužky, sklenice, vázy,
nikdo s tím nehodlá hnout, můžeš si křičet jak chceš,
můžeš se nakrásně dovolat až někam nahoru, ale
voni to nechávaj spát, nebo to předávaj dál!
Za nohou noha dusá tu, za hlasem halasí hlasy,
sveden je tím každý proud, zmotána nejkratší nit,
stoupá to přes desku stolu, vzhůru přes opřené ruce
do lebky, kde celý den to duní a zní to a zní.
Vesmírem točí se svět, kde košťata nabejvaj vrchu!
Prý je to všechno jen zvyk, prý to chce všechno svůj čas,
přivykneš cloumání, práskání dveřma, přivykneš všemu,
vstoupěj, že otřou ti stůl, vstoupěj, že vynesou koš.
Uvnitř si pomalu broukáš ty jejich šílený zpěvy,
vozejk už řítí se zas, pod dveře vmetou ti mop!
Drnčet tím uvnitř, že by se člověk sám sebe zděsil.  
Kdo jenom může to chtít, takhle nás cíleně hníst?
Koho to napadlo, postavit tenhleten šílenej barák?
Kdo jenom zrychlil nám tep, roztříštil plynoucí den?

© Pavel Novotný
from: Zevnitř
Pavel Mervart, 2017
Audio production: Haus für Poesie / 2018

Immer mit der Ruhe

alemán

Dass es nicht gutläuft will ich ja gar nicht behaupten, jedoch
wann immer wer immer hier rumläuft, fängt alles hier an zu erzittern!
Donner tönt hinter Gedonner, hinter der Tür auf dem Flur
vibrieren die Stühlchen, vibriert jeder Tisch und auch Wände und Decke,
bibbernde Lämpchen und Kulis und Stifte und Vasen und Gläser,
niemand will wirklich daran etwas drehen, du kannst schreien wie du willst, oder gucken ob du irgendwie durchkommst beim Anruf nach oben,
aber da lassen sie dich in der Leitung, oder sie leiten dich weiter!
Hinter dem Fuß folgen stampfende Füße, überlappen sich lärmende Lippen, jede Bewegung verliert ihren Kurs, es verwirren sich Fäden,
es steigt durch die Tischplatte, durch die auf ihr liegenden Hände
in deinen Schädel, wo’s tagtäglich dröhnt, darin hallt es und hallt es.
Durch einen Weltraum dreht sich die Welt, in der Besen bezwingen!
Es heißt, es sei nur Gewohnheit, man brauche, so heißt es, nur Zeit,
man gewöhnt sich ans Rütteln, ans Schlagen der Türen, gewöhnt sich daran wie sie reinplatzen, reinigen, reinplatzen und mit dem Eimer dann fort sind. Innerlich summst du bereits ihre wahnhaften Lieder,
der Karren rast wieder, und unter der Tür durch fegt der Mop!
Damit es laut raschelt, sodass man im Innern erschreckt.
Wer kann das nur wollen, uns derart gezielt zu traktieren?
Wem fiel das bloß ein, dieses vollkranke Haus zu errichten?
Wer machte uns rasend den Puls, zersprengte den fließenden Tag?

Übertragung ins Deutsche von Léonce W. Lupette
entstanden im Rahmen des Versschmuggel – Překladiště: tschechisch-deutsch (2018)
Sprachmittlerin: Lena Dorn

Terminales comunes

español | Enrique Winter

Sólo la vuelta de otras niñas en bicicleta
da origen a la plaza en donde puedo escribirte.

Los círculos concéntricos del cielo
trazan decenas de gaviotas

             mientras tu mano se esculpe a sí misma
             (vuelos de águila sobre el tocador).

Estos retoques a la piel del mar
hacen de los pelícanos cucharas
en las pestañas del océano.

El agua es tu perfil,
oculto por la niebla de los puertos
girando en bicicleta.

© Enrique Winter
from: Atar las naves
Santiago: Ediciones del Temple, 2003
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet

Gemeinsame Stationen

alemán

Allein andere Mädchen auf Fahrrädern
erwecken den Ort, von dem aus ich dir schreiben kann.

Die konzentrischen Kreise des Himmels
beschreiben dutzende Möwen

                während deine Hand sich selbst meißelt
                (Adlerschwingen über dem Schminktisch).

Diese Retusche der Meereshaut
macht aus Pelikanen Zangen
auf den Wimpern des Ozeans.

Das Wasser ist dein Schattenriss,
verborgen im Nebel der Häfen
dreht er seine Runden auf dem Rad.

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Mercadería

español | Enrique Winter

No tuve un amigo imaginario.
No me subí con él a una casa en el árbol ni a los árboles.
No formé una pandilla ni hice pactos de sangre con los vecinos.
No jugué con ellos en la calle,
no me manché con barro porque ellos lo hiciesen
ni me entré por comida casera.
No usé la jardinera igual a mi hermano.
No me gustó la más linda del curso, no formé un club de nada.
No fui punk ni metalero. No actué en una compañía.
No me asocié a un club deportivo ni a una liga de fútbol,
menos a una tribu urbana.
No participé en ninguna junta de vecinos.
No milité en un partido político.
Casi ni fui a los cumpleaños familiares. No conocí a los sobrinos menores.
No conviví con una pareja ni me proyecté más allá de sus caderas.
No llamé ni me llamaron diariamente.
Nadie me fue y a nadie le fui incondicional. Ni lo pedí.
No tuve un colectivo ni un grupo cerrado de amigos.
No hubo una cofradía a la que pedirle pega,
no recurrí a influencias protectoras, ni las hubo.
No trabajé con compañeros de estudio.
No confabulé con grupo alguno para instalar a alguien.
No me esperó nadie en las ciudades a que me mudé ni tuve domicilio fijo.
No me sentí inseguro para pedir el mismo cigarrillo o el mismo trago
de la tele. No tuve tele ni sus temas.
No tuve cargas familiares en la isapre ni tuve isapre.
Tampoco ropa de marca ni la necesité.
No me inscribí en messenger, blogs, fotologs ni facebook.
No tuve deudas ni aparenté lo que no tuve.
Mi tiempo pasado jamás me pareció mejor.
No cambié mi vida por la de nadie ni lo haría.
No los cargué con mis problemas por parecerme menos graves
y los del resto me fastidiaron un poco.
Soy absolutamente libre (y me arrepiento).

© Enrique Winter
from: Guía de despacho
Santiago: Cuarto Propio, 2010
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet

Handelsware

alemán

Ich hatte keinen Fantasiefreund.
Ich bin weder mit ihm in Baumhäuser geklettert noch auf Bäume.
Ich gehörte keiner Bande an und habe keine Blutsbrüderschaft mit den Nachbarn geschlossen.
Ich habe nicht mit ihnen auf der Straße gespielt,
habe mich nicht dreckig gemacht, nur weil sie das gemacht haben,
bin auch nicht zum Essen mit zu ihnen gegangen.
Ich habe nicht die gleichen Hosen getragen wie mein Bruder.
Ich stand nicht auf die Klassenschönste, habe keinen Club für irgendwas gegründet.
Ich war weder Punk noch MetalFan.
Ich habe in keiner Theatergruppe gespielt.
Ich bin keinem Sportverein beigetreten, war nie in einer Fußballmannschaft,
erst recht nicht Teil einer Jugendbewegung.
Ich habe keiner Nachbarschaftsversammlung beigewohnt.
Ich war nie Mitglied einer politischen Partei.
Ich bin fast nie zu Familiengeburtstagen gegangen. Meine kleinen Neffen kenne ich nicht.
Ich habe weder mit einer Freundin zusammengewohnt, noch mich über ihre Hüften hinaus mit ihr befasst.
Ich habe weder jemanden täglich angerufen, noch bin ich selbst täglich angerufen worden.
Niemand lag mir je zu Füßen oder ich ihm, noch habe ich mir das gewünscht.
Ich war nie Teil eines Kollektivs oder einer Clique.
Ich bin keiner Genossenschaft beigetreten, die einen Job für mich gehabt hätte,
habe keine schützende Hand in Anspruch genommen, es gab auch keine.
Ich habe nicht mit Studienkollegen zusammen gelernt.
Ich habe mich mit keiner Gruppe verschworen, um jemanden zu befördern.
Niemand hat mich je in den Städten erwartet, in die ich gezogen bin, noch hatte ich einen festen Wohnsitz.
Ich hatte nie Bedenken, mir die Zigarette oder den Drink aus dem Fernsehen zu kaufen. Ich hatte
weder einen Fernseher, noch kannte ich seine Moden.
Ich hatte keine Familienlasten in der Privatversicherung, noch hatte ich eine Privatversicherung.
Auch keine Markenklamotten, die brauchte ich auch nicht.
Ich habe mich weder bei Messenger angemeldet, noch bei Blogs, Fotologs oder Facebook.
Ich habe weder Schulden gemacht, noch Vermögen vorgetäuscht, das ich nicht hatte.
Frühere Zeiten schienen mir nie besser.
Ich habe nie mein Leben für irgendjemanden verändert und würde das auch nicht tun.
Ich habe nie jemanden mit meinen Problemen belastet, um mein Herz zu erleichtern,
und die der anderen ödeten mich immer ziemlich an.
Ich bin vollkommen frei (und bereue es).

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Muñoz

español | Enrique Winter

Como quien carga un maremoto y por silenciarlo
mira con desprecio a quien no carga alguno
o no lo silencia,
                          el día que la vuelva a ver
veré expectativas y no esperanza, la poca mandíbula, anchura
de hombros, planicie de pechos, gordas las caderas,
un termómetro y no el termostato.

Diré –ya no le tengo ganas–. ¿Y es que deseo algo ahora
que para iluminarnos no hace falta el fuego?

Con la memoria de las yemas digitaré sus poros
podremos hacerlo con vista al mar, pero lo hacíamos en el mar
y con lluvia, rodillas en la calle, afuera los duraznos, adentro
del funicular, boca abajo sobre la mesa de una pirámide. Una serie
de postales disueltas en agua, láminas del álbum, guías de despacho:

la gota de tortura china     cava inocente en la cabeza
del condenado     un agujero hacia la muerte.     Una gota de agua.
Muñoz es quien repite la sentencia     mientras tiembla su vaso
al tacto de otras manos     –el miembro de tortura china
cava inocente en este pubis     de condenada
un agujero hacia la muerte–     una película que lleva cuatro horas,
la pareja sentada, las piernas en un lazo     deletrean el muro.
Un guijarro guarda esa falta de greda.

No quita la sed mi negra, pues lo deseado no llena el cuerpo
de esta botella y si lo cubre es por mientras. Un envase vacío
de boca ancha, al que lo cargan bolsas o sellan tapas. O sellan
tapas sí, que se acumulan después de tanta rosca en la basura.
Quedo solo de envase no retornable.

                                                          Me esperará si llego tar-
desde ella me demoro
y me daré cuenta: con el atraso la perpetúo
como el deseo en los vestidos largos
o en años sin decirse.
El mar arriba el cielo abajo. Una ciudad se incendia
o se abandona y entran cenizas por el techo.
Ella de pie y al lago tembloroso lo cubren pétalos: la alfombra
donde acostar la orilla, que apenas por llevar sus nombres
hayamos sido aquéllos. Lo deseado no llena esta botella
sólo la arropa como una bolsa o una tapa.

El trueque de las ganas (color mascar la guinda
saborear y molerla, sonidos pareci-
dos pasajes de ida)
por el alivio del primer foco en una carretera a oscuras
(podremos hacerlo con vista al mar, pero lo hacíamos en el mar).

Un foco no es un paradero, los buses aceleran sin mí,
pegado en cómo lo alguna vez deseado ya no existe,
pues lo deseado muta.

Y uno no.
 

© Enrique Winter
from: Guía de despacho
Santiago: Cuarto Propio, 2010
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet, a collaboration between Enrique Winter and the musician Gonzalo Planet.

Muñoz

alemán

Wie jemand, der ein Seebeben schultert, und da er es verschweigt,
verächtlich auf jenen herabschaut, der keines schultert
oder es nicht verschweigt,
                                                 werde ich am Tag, an dem ich sie wiedersehe
Erwartungen sehen und keine Hoffnungen, das fliehende Kinn, weites
Kreuz, ebene Brüste, die vollen Hüften,
ein Thermometer und nicht den Thermostat.

Ich werde sagen, ich habe keine Lust mehr auf sie. Ist es, weil ich
nun etwas begehre, das kein Feuer braucht, um uns zu erleuchten?

Mit dem Gedächtnis der Fingerkuppen werde ich auf ihre Poren tippen
wir könnten es mit Meerblick treiben, aber wir trieben es immer im Meer und
bei Regen, Knie auf der Straße, draußen Pfirsichbäume, drinnen
in der Seilbahn, mit dem Bauch auf der Stufe einer Pyramide. Eine Postkartenserie,
im Wasser zersetzt, die Seiten des Albums, Quittungen:

der Tropfen chinesischer Wasserfolter gräbt unschuldig in den
Kopf des Verurteilten ein Loch hin zum Tod. Ein Tropfen Wasser.
Muñoz aber wiederholt den Urteilsspruch während sein Glas bebt
zum Takt anderer Hände – das Glied der chinesischen Folter
gräbt unschuldig in der Scham der Verurteilten
ein Loch hin zum Tod – ein Film, der vier Stunden dauert,
das sitzende Paar, die Beine in der Schlinge buchstabieren sie die Mauer.
Ein Kiesel bewahrt die fehlende Kreide.

Meine Kleine stillt den Durst nicht, denn das Begehrte füllt nicht den Körper
dieser Flasche, und wenn es ihn bedeckt, so nur vorübergehend. Ein leeres
Gefäß mit großer Öffnung, in Tüten getragen oder mit Deckeln verschlossen. Oder
mit Deckeln verschlossen, die sich nach all dem Geschraube im Müll stapeln.
Ich bleibe zurück als Einwegflasche.
                                                                  Sie wird auf mich warten, wenn ich zu spät
komme ich von ihr verspäte ich mich
und werde merken: Mit der Verspätung halte ich sie warm
wie das Begehren in den langen Kleidern
in Jahren ohne einander genannt zu haben.

Oben das Meer unten der Himmel. Eine Stadt wird in Brand gesetzt
oder verlassen, und Asche fliegt zum Dach herein.
Sie aufrecht, und den zitternden See zieren Blütenblätter: der Teppich
auf den wir das Ufer betten, kaum trugen wir ihre Namen,
waren wir jene. Das Begehrte füllt diese Flasche nicht,
umhüllt sie nur wie eine Tüte oder ein Deckel.

Der Austausch von Vorlieben (Farbe Kirschenkauen,
sie schmecken und zermalmen, wie zwei Einzelfahrscheine
rascheln)
beim erlösenden Anblick des ersten Scheinwerfers auf einer dunklen Landstraße
(wir könnten es mit Meerblick treiben, aber wir trieben es immer im Meer).

Ein Scheinwerfer ist keine Haltestelle, die Busse beschleunigen ohne mich,
darin verhaftet, wie das einmal Begehrte nicht mehr besteht,
das Begehrte verändert sich eben.

Und man selbst nicht.

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Arquitectura

español | Enrique Winter

Esto
         la caja de zapatos donde vivo
la caja de zapatos donde vive mi padre.
Dos zapatos izquierdos.

–Cuando chica quería ser artista, veterinaria o astronauta.
–Yo arquitecto (me mira y no me cree).
Mi papá me llevó a la construcción algunos sábados. A mí me
encantaba. Una vez le pregunté en qué consistía su trabajo.
Me dijo que el arquitecto (primera vez que oía esa palabra y
me sonó importante de inmediato, como archiduque)
imaginaba el edificio y que la pega de él consistía en que
simplemente no se cayera. Un trabajo que sólo imaginaba
lugares me pareció extraordinario. No así la opaca labor del
padre. Los lugares imaginados se le comunicaban con dibujos.
Y a eso dediqué mi infancia, a dibujarle rascacielos y chozas.

La pega de mi papá consiste en que no se caigan.

© Enrique Winter
from: Guía de despacho
Santiago: Cuarto Propio, 2010
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet

Architektur

alemán

Das hier
                der Schuhkarton, in dem ich wohne,
der Schuhkarton, in dem mein Vater wohnt.
Zwei linke Schuhe.

»Als Kind wollte ich Künstlerin, Tierärztin oder Astronautin werden.«
»Und ich Architekt« (sie sieht mich an und glaubt mir nicht).
Samstags nahm Papa mich manchmal mit auf die Baustelle. Das
fand ich spitze. Einmal fragte ich ihn: Was ist eigentlich deine Arbeit?
Er sagte, während ein Architekt (zum ersten Mal hörte ich dieses
Wort, und in meinen Ohren klang es sagenhaft, so wie Archimedes)
sich ein Gebäude ausdenke, sorge er ganz einfach dafür, dass es
nicht umfällt. Ein Beruf, der sich Orte nur ausdenkt, erschien mir
außergewöhnlich. Die Aufgabe meines Vaters hingegen blieb
mir schleierhaft. Die ausgedachten Orte zeichnete man ihm auf.
Damit verbrachte ich meine Kindheit: Ich malte Wolkenkratzer und Hütten.

Mein Vater sorgt dafür, dass sie nicht umfallen.

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Escultura

español | Enrique Winter

Esto
         como una reproducción a escala
del hielo
               que remite al dibujo oficial de un copo de nieve.

La simetría de unas líneas que no están en la nieve:
que sean clavos grandes. Que entre ellos haya plumas blancas.

                                       Que al hacerse más grandes
den cuenta de lo que significa hacerse grande:  f r a g i l i d a d .

Lo que hace a las líneas entrecruzadas decir –nieve.

Cuántas líneas sobre un papel se necesitan para verla,
alguien se pregunta al mirar que nieva tras la ventana.
Luego pasa la vista sobre el dibujo en dirección al que hizo antes
de un animal.

¿Qué ve la niña de un año en el trazo,
que dice –miau– cuando lo apunta?

                                                            ¿Cuándo comienza
                                                            a ser un gato ese dibujo?

Deja las dos dimensiones del dibujo y vuelve a las tres
                    dimensiones                                            de la tarde,
de la reproducción a escala del hielo.

                                         Una escultura.
                                         Una escultura hacía perpetuo lo fugaz.
Pero si a una escultura le crece algo en la mejilla
            pasto por ejemplo, hace fugaz lo perpetuo del hierro.

Hacer fugaz lo perpetuo, un bien de consumo
que antes duraba para siempre:
            radio, mesa, casa. El sobreconsumo afecta la escultura.

Lo perpetuo
                    y su defensa
contra el consumo y sus dueños.

                    La perpetuidad es revolucionaria.
La perpetuidad es  f r á g i l .

Como el hielo
                       cuando es representado en la escultura.

© Enrique Winter
from: Guía de despacho
Santiago: Cuarto Propio, 2010
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet

Skulptur

alemán

Das hier
                 wie eine maßstabsgetreue Nachbildung
des Eises
                 erinnert an die offizielle Zeichnung einer Schneeflocke.

Die Symmetrie von Linien, die der Schnee nicht birgt:
große Nägel zum Beispiel. Und zwischen ihnen weiße Federn.

                                                 Und wenn sie größer werden,
zeigen sie, was Großwerden bedeutet: Z e r b r e c h l i c h k e i t.

Das verschafft den gekreuzten Linien die Bezeichnung »Schnee«.

Wie viele Linien braucht es auf einem Papier, damit er sichtbar wird,
fragt sich jemand, der zuschaut, wie es schneit hinter dem Fenster.
Dann wandert sein Blick von der Zeichnung zu der vorherigen,
die ein Tier zeigt.

Was sieht das einjährige Mädchen in der Skizze,
die ihr beim Draufzeigen ein »Miau« entlockt?

                                                                                   Wann wird
                                                                                    diese Zeichnung zur Katze?

Er verlässt die zwei Dimensionen der Zeichnung und kehrt zurück zu den drei                              Dimensionen                                         des Nachmittags,
der maßstabsgetreuen Nachbildung des Eises.

                                          Eine Skulptur.
                                          Eine Skulptur macht das Vergängliche beständig.
Aber wenn einer Skulptur etwas an der Wange wächst,
                 Gras zum Beispiel, wird das beständige Eisen vergänglich.

Das Beständige vergänglich machen, einen Gebrauchsgegenstand,
der früher ewig währte:
                 Radio, Tisch, Haus. Der Überfluss erschüttert die Skulptur.

Das Beständige
                              und seine Verteidigung
gegen den Konsum und dessen Herren.

                              Die Beständigkeit ist revolutionär.
Die Beständigkeit ist z e r b r e c h l i c h.

Wie das Eis
                       festgehalten in einer Skulptur.

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Soles

español | Enrique Winter

Un sol, la dicha
sorprende a la mesera que recibe
la propina cual dios del mismo nombre.

Un sol rojo en la playa, píxel en el ojo
de una foto digital que no debimos sacarnos,
interrumpido por líneas de nube (las cataratas)
y la tele del bus,
polvo que impide otros polvos
en un desierto que ningún pasajero reclama,
inadvertido el mar (el iris).

El bus auspicia la negra carretera
que corta el arrebol,
una camiseta que sería de rangers
si estuviera en mi tierra y no
donde ninguna construcción se ha terminado
para eludir impuestos o mirar las estrellas,
apenas cubiertas por la ropa interior colgada
y flameando: camisetas de un equipo pequeño
visitando el estadio de la masa tevita.
La rueda del triciclo armando un taco, este sol
tres cuartos en el agua su reflejo,
más la pantalla del bus que ese ojo rojo.

Una vez me dijeron que era un sol.

Y si para tocar el sol bastaba
poner el dedo chico en la primera
cuerda luego del do, siempre enseñaron
mejor el anular, voltearlos
como el cartel –cerrado– en los boliches
y me dan ganas de contarles cuál
es el cambio de sol a peso,
pero la tasa es otra (juego de manos
y muecas) cuando la pronuncio
en la guitarra.

En el cielo despejado no hay puntos de referencia
para decir cerca o lejos.

Mejor que venga el sol, que trague
a quienes lo permiten apenas quince días
retribuyendo el año de maltratos
(era gratis, gratuito, gratis, gratis).
Con el color ladrillo de las casas
sin terminar (ya, casi todas)
dorado el oro, el día, el hombre
no la plata, la luna, la mujer (acaso la pantalla
o bien la dicha de la mesera que recibe
la propina cual dios del mismo nombre).
Las decenas de veces que intentamos la foto
con la puesta de sol, la espera
por revelar un rollo que nos presentaría
negros de nuevo, tapando un rojo inentendible.

En la ciudad que habito yo decido
si me alimento, si me abrigo, si miro mis pisadas cuando vuelva.
Quien decide afuera es el sol,
si crece algo de comer, si muero
de hipotermia o transpiro.
Le rezaría a él antes que a nadie:
yema de huevo de campo
derramada en mar la copa
no del galán de la tele
sí de los espectadores.

La clara previa a revolverse es una nube
y el cielo cubre la paila.
El ruido de ese aceite recuerda al de las olas
cuando se está en el mar y no con la conchita en el oído,
a regadores cuando empapan, y

las películas nos robaron hasta el atardecer.
El bus nos ha robado el viaje.

Al sol lo construyeron jornaleros
como los de este bus, que ni lo miran
ahora que la energía puede inventarse en otros soles,
que no los broncearán
aunque se juren invitados.

Difícil adorar a un único sol
cuando ya existe la palabra soles
y uno no sabe si vio el mismo ayer
(cambiaron el camino y la abrazada)
cuando al camino le salieron brotes
y a la que amamos, el fruncido ceño
las decenas de veces que intentamos la foto
con la puesta de sol, la espera
por revelar un rollo que nos presentaría
negros de nuevo, tapando un rojo inentendible
como el del ojo en tomas digitales.
Acaso quede el puro rojo
que ven los cerrados cuando al sol,
delgados pájaros de interferencia.

La terramoza (qué palabra) dice
que para una mejor visión de la película
se cierren las cortinas.

© Enrique Winter
from: Guía de despacho
Santiago: Cuarto Propio, 2010
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet, a collaboration between Enrique Winter and the musician Gonzalo Planet.

Sonnen

alemán

Ein Sol, das Glück
überrascht die Kellnerin, die das Trinkgeld
erhält, das den Namen des Sonnengotts trägt.

Sonnenrot über dem Strand, Pixel im Auge
eines Digitalfotos, das wir besser nicht gemacht hätten,
durchbrochen von Wolkenlinien (die Wasserfälle)
und dem Bildschirm im Bus,
Staub, der weiteren Staub verhindert,
in einer Wüste, nach der kein Reisender verlangt,
unbeachtet das Meer (die Iris).

Der Bus erspäht die schwarze Fahrbahn
die das Abendrot kappt,
ein Trikot, das eins der Rangers de Talca wäre,
befände ich mich in meinem Land und nicht
dort, wo kein Haus zu Ende gebaut wurde,
um Steuern zu sparen oder in die Sterne zu schauen,
kaum verdeckt von der Unterwäsche, die da auf der
Leine flattert: Trikots einer kleinen Mannschaft,
zu Besuch im Stadion des Fernsehvolks.
Das Dreirad verursacht einen Stau, das Spiegelbild
dieser Sonne zu drei Vierteln im Wasser,
eher der Bildschirm des Busses als dieses rote Auge.

Einst nannte man mich Sonnenschein.

Und wenn es, um ein sonnenhelles G zu spielen,
genügte, den kleinen Finger nach dem C auf
die erste Saite zu legen, warum hieß es dann
immer, besser den Ringfinger nehmen, umgreifen
wie man in Clubs das »Geschlossen«Schild
umdreht,
wobei ich Lust bekomme, euch zu erzählen, wie
der Kurs des Sol zum Peso steht,
aber der Wechsel ist ein anderer (ein Spiel mit Gesten
und Grimassen), wenn ich ihn
auf der Gitarre anstimme.

Am wolkenlosen Himmel fehlen Bezugspunkte
um nah oder fern zu sagen.

Besser, die Sonne käme heraus, verschluckte
jene, die sie kaum zwei Wochen gewähren
zur Entschädigung für ein Jahr Misshandlung
(es war gratis, kostenlos, gratis, gratis).
Mit der ziegelroten Farbe der halbfertigen
Häuser (tatsächlich, fast alle)
vergoldet der Goldschmuck, der Tag, der Mann
nicht die Silbermünze, die Mondnacht, die Frau
(vielleicht der Bildschirm
oder vielmehr das Glück der Kellnerin, die das Trinkgeld
erhält, das den Namen des Sonnengotts trägt).
Die etlichen Male, die wir das Foto mit dem
Sonnenuntergang machen wollten, die Warterei
bis der Film entwickelt ist, der uns wieder nur
schwarz zeigen wird und ein unergründliches Rot verdeckt.


In der Stadt, in der ich wohne, entscheide ich selbst
ob ich esse, mich warm anziehe, bei der Rückkehr meine
Fußspuren betrachte.
Dort draußen hingegen entscheidet die Sonne
ob etwas Essbares wächst, ob ich an Unterkühlung
sterbe oder schwitze.
Zu ihr würde ich noch am ehesten beten:

Eigelb vom Lande,
im Meere geleert sei der Kelch,
nicht der des Liebhabers im Fernsehen,
so doch jener der Zuschauer.

Bevor es vermengt wird, ist das Eiweiß eine Wolke
und der Himmel bedeckt die Pfanne.
Das knisternde Öl erinnert an Wellen,
wenn man am Meer ist, nicht mit einer Muschel am Ohr,
an Gießkannen, die man auskippt, und

die Filme stahlen uns noch die Abenddämmerung.
Der Bus hat uns die Reise gestohlen.

Die Sonne haben Tagelöhner errichtet
wie die hier im Bus, die sie nicht mal ansehen
heute, da man Energie auf anderen Sonnen gewinnen kann,
die sie nicht bräunen werden,
selbst wenn sie darauf wetten.

Es ist schwierig, eine einzige Sonne anzubeten,
wenn es schon das Wort Sonnen gibt
und man nicht weiß, ob man gestern dieselbe sah
(andere Strecke, andere Umarmung),
als sich auf dem Weg Sprosse regten
und auf der Stirn der Liebsten ein Runzeln,
die etlichen Male, die wir das Foto mit dem
Sonnenuntergang machen wollten, die Warterei
bis der Film entwickelt ist, der uns wieder nur
schwarz zeigen wird und ein unergründliches Rot verdeckt,
wie das der Augen bei Digitalaufnahmen.
Vielleicht wird das reine Rot bleiben,
das verschlossener Augen, die in die Sonne schauen,
feine Interferenzvögel.

Die Reisebusbegleiterin (was für ein Wort) sagt,
um den Film besser sehen zu können,
schließe man die Vorhänge.

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Soltar la cuerda

español | Enrique Winter

Nunca aprendimos a saltar la cuerda.
Mis padres la olvidaron
en el bazar de Presidente Errázuriz
dos nueve cero uno.

Al techo del lugar sigue amarrada,
balanceando a mi abuelo.

© Enrique Winter
from: Atar las naves
Santiago: Ediciones del Temple, 2003
Audio production: Taken from the album 'Agua en polvo' (Santiago: Cápsula Discos, 2012) by Winter Planet

Das Seil lösen

alemán

Niemand wollt’ uns zeigen, wie man so ein Seil springt.
Meine Eltern haben es vergessen
im Laden auf der Presidente Errázuriz
zwei neun null eins.

Dort ist es noch immer an die Decke geknotet
und schaukelt meinen Opa.

Aus dem chilenischen Spanisch von Léonce W. Lupette, Sarah Otter und Johanna Schwering
Aus: Oben das Meer unten der Himmel. Köln: Parasitenpresse, 2018

Las cosas

español | Miguel Ángel Petrecca

Las cosas que hacen furor, las que pasan sin pena ni gloria
en algún lado se reúnen, discuten sobre su pasado.
Árboles y personas, zapatillas con el dibujo de la suela
todo gastado igual que una cara en un sueño
en algún lado se reúnen, hablan sobre su pasado.
Esa taza, y la chica que da el informe del tiempo,
y el repasador colgado que filtra el paisaje,
y el portero, que tuvo un pasado antes de ser portero,
quieren reunirse en alguna parte a hablar sobre su pasado.
El hijo quiere crecer sólo para llegar hasta ahí,
para hablar de su padre con su padre, para mirar
desde una terraza el barrio y hablar sobre su pasado,
y el pasado del barrio, y después bajar corriendo las escaleras
y alejarse para siempre en el primer taxi que encuentre.

© Miguel Ángel Petrecca
from: La voluntad
Bajo la luna, 2011
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Die Dinge

alemán

Die Dinge, die Furore machen, die, die sang- und klanglos geschehen,
treffen sich irgendwo, diskutieren über ihre Vergangenheit.
Bäume und Menschen, Schuhe mit vollständig abgenutztem
Profil, gleich einem Gesicht im Traum,
treffen sich sonstwo, reden über ihre Vergangenheit.
Diese Tasse, und die junge Frau von der Wettervorhersage,
und das aufgehängte Geschirrtuch, das die Gegend filtert,
und der Hauswart, der ein Leben vor dem Hauswartdasein hatte,
wollen sich irgendwo treffen, um über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Der Sohn will allein deshalb wachsen, um dort hinzukommen,
um von seinem Vater mit seinem Vater zu reden, um runterzuschauen
von einer Terrasse aufs Viertel und über seine Vergangenheit zu reden,
und die Vergangenheit des Viertels, und dann die Treppen runterzurennen
und sich für immer davonzumachen im erstbesten Taxi.

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

El pasado

español | Miguel Ángel Petrecca

El café era rico pero era el más caro.
Las ventanas, guardadas por cortinas
que no habían sido lavadas en meses,
ahumaban ligeramente la luz de la sol,
generando en su interior un crepúsculo falso
y constante. Una vez me trajeron con el café
una medialuna mordida por un animal.
El mozo reaccionó con lentitud
como si no entendiera del todo
y al rato se llevó la medialuna.
Nuestra cuota diaria de masoquismo
quedaba ahí plenamente satisfecha.
Gran parte de nuestra cuota diaria
de café y nicotina. Una parte, también,
pero pequeña, de nuestra cuota diaria
de exhibicionismo. Los mozos eran mudos, y sordos.
Las palomas entraban, de vez en cuando,
y de vez en cuando eran echadas también 
como borrachos que se han pasado de la cuenta.
Los mozos reaccionaban despacio.
El dueño parecía un viejo boxeador.
Creo que ya lo dije: el café era el más rico.

© Miguel Ángel Petrecca
from: La voluntad
Bajo la luna, 2011
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Die Vergangenheit

alemán

Der Kaffee war gut, aber es war der teuerste.
Die Fenster, geschützt von Gardinen,
die seit Monaten nicht gewaschen worden waren,
tönten leicht das Sonnenlicht, und bewirkten
in seinem Innern eine falsche und anhaltende
Dämmerung. Einmal brachte man mir zum Kaffee
ein von einem Tier angebissenes Hörnchen.
Der Kellner reagierte träge,
als verstünde er nicht ganz
und kurz darauf nahm er das Croissant zurück.
Unser täglicher Bedarf an Masochismus
war damit vollständig bedient.
Ein Großteil unserer Tagesration
an Kaffee und Nikotin. Ein Teil auch,
aber ein kleiner, unseres Tagesbedarfs
an Exihibitionismus. Die Kellner waren stumm, und taub.
Die Stadttauben schlüpften herein, ab und zu,
und ab und zu scheuchte man sie auch nach draußen,
wie Betrunkene, die einen zu viel hatten.
Die Kellner reagierten langsam.
Der Wirt glich einem alten Boxer.
Ich glaub, ich sagte es bereits: der Kaffee war der beste.

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

Mapa

español | Miguel Ángel Petrecca

Salió de casa y caminó dos cuadras
Paró de golpe, se quedó escuchando
Un hombre se reía en una esquina
Una mujer cantaba bajo el agua
Giró a la izquierda, caminó derecho
Dudó un instante y arrancó de vuelta
Le dio derecho, sin mirar el mapa
Caminó lento, anduvo otras 10 cuadras
Acá había un hueco, no sólo en su memoria
Había un hueco o algo medio extraño
Miró hacia arriba, hacia un balcón de piedra
Una mujer regaba unos jazmines
Un ciego en una esquina y sus monedas
Junto a un container una silla rota
Abrió el cuaderno y anotó una idea
Desplegó el mapa y marcó un circulito
Dobló de vuelta el mapa, se mordió una uña
De nuevo el mapa y otra vez un círculo
Y alrededor del círculo un cuadrado
La luz en este instante era perfecta
Giró, dio un paso, se detuvo, luego,
giró otra vez y retomó la marcha
Ahora estaba seguro de una cosa
Eso era algo, era mejor que nada
Y sin embargo, es cierto, hacía dos años
creía estar seguro de tres cosas
Un año atrás de dos, luego de una,
luego de cero y otra vez de una.
Se detuvo un instante en una esquina
Desplegó el mapa, dibujó dos puntos
Entre los puntos dibujó una línea
La calle estaba demasiado quieta
“La calle estaba demasiado quieta”
Había dicho eso en otro lado
Otra ciudad, departamento, noche
Balcón, una mujer, la luna llena
(¿Era el final o el inicio de una anécdota?).

© Miguel Ángel Petrecca
from: El recuerdo de una pared
N direcciones, 2016
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Karte

alemán

Er ging aus dem Haus und lief zwei Blocks
Blieb schlagartig stehen, und lauschte
Ein Mann lachte an einer Ecke
Eine Frau sang unter der Dusche
Er bog nach links, lief geradeaus,
Stutzte kurz und ging dann weiter
Immer geradeaus, ohne auf die Karte zu schauen
Er lief gemächlich, ging weitere 10 Blocks
Hier öffnete sich eine Lücke, nicht nur in seiner Erinnerung
Da war eine Lücke, oder so, etwas, das ein wenig seltsam war
Er blickte nach oben, zu einem steinernen Balkon
Eine Frau goss Jasmin
Ein Blinder an einer Ecke und seine Münzen
An einem Container ein kaputter Stuhl
Er öffnete das Heft und notierte einen Gedanken
Entfaltete die Karte und kringelte etwas ein
Faltete die Karte zusammen, kaute an einem Nagel
Wieder die Karte und wieder ein Kringel
Und um den Kringel ein Quadrat
Das Licht in diesem Augenblick war vollkommen
Er drehte sich um, machte einen Schritt, hielt inne,
drehte wieder um und lief weiter
Er war sich jetzt einer Sache sicher
Das war was, das war besser als nichts
Und dennoch, das stimmt, vor zwei Jahren
dachte er, sich dreier Sachen sicher zu sein
Vor einem Jahr zweier, dann einer,
dann keiner und jetzt wieder einer.
Er hielt einen Augenblick an einer Ecke
Entfaltete die Karte, zeichnete zwei Punkte
Zwischen den Punkten eine Linie
Die Straße war viel zu still
„Die Straße war viel zu still“
Das hatte er an einem anderen Ort gesagt
In einer anderen Stadt, Wohnung, Nacht
Balkon, eine Frau, der Vollmond
(War es das Ende oder Anfang einer Anekdote?).

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

En otras palabras

español | Miguel Ángel Petrecca

Entonces empezás a contarte una historia.
Todo lo que es viejo y parece nuevo,
todo lo que es nuevo y parece viejo
entra en esa historia, y lo perdido también,
y lo encontrado, y lo que empezaste
sin saber si podías terminar. Al principio
es una historia sobre vos mismo, sobre el rencor,
celos, ideales abandonados, intuiciones,
la furia con la que mirabas ese año
el atardecer desde un acantilado.
Luego, otras personas entran en la historia,
y la historia de alguna manera cambia de escala,
no es que no se trate más de vos, pero ahora
también hay otros, y quedaste al margen,
en cierta manera, de tu historia. De nuevo
entonces, el rencor, las borracheras, arranques súbitos
que te permiten subir las escaleras a las zancadas,
para golpear en la puerta equivocada.
“Sólo existen las puertas equivocadas”, leíste
ese día en un sobre de azúcar en un café
donde esperabas la llegada de una persona,
pero en lugar de la persona lo que llegó fue una historia,
otra, que terminaba con alguien golpeando una puerta
y bajando la escalera en la oscuridad.
Al principio seguís golpeando puertas
con furia, reclamando lo que te corresponde.
¿Pero a quién reclamarle por un malentendido,
por la simple aplicación desinteresada
de un axioma? Es la vida, en otras palabras,
y siempre son otras palabras, de hecho. Días de lluvia,
olores que vuelven, aserrín en los escalones de un palacio:
hay una constante en todo eso. Tendrías que encontrarla.
Llegar a decir, con una voz triunfal:
“En otras palabras, esto es lo que quise decir.”

© Miguel Ángel Petrecca
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Mit anderen Worten

alemán

Also beginnst du, dir eine Geschichte zu erzählen.
Alles, was alt ist und neu scheint,
alles, was neu ist und alt scheint
fließt in diese Geschichte ein, und das Verlorene auch,
und das Gefundene, und was du begonnen hast
ohne zu wissen, ob du es würdest beenden können. Zunächst
ist es eine Geschichte über dich selbst, über den Groll,
Eifersüchte, aufgegebene Ideale, Eingebungen,
den Zorn, mit dem du dieses Jahr
den Sonnenuntergang von einem Kliff betrachtetest.
Später finden andere Personen Einzug in die Geschichte,
und die Geschichte wechselt irgendwie die Ebene,
nicht, dass es nicht mehr um dich ginge, aber jetzt
sind da auch andere, und du befindest dich gewissermaßen
am Rand deiner Geschichte. Also von
vorne, der Groll, die Besäufnisse, plötzliche Schübe
die es dir erlauben, die Treppen hochzueilen,
um an die falsche Tür zu klopfen.
„Es gibt nur die falschen Türen“, hast du an diesem Tag
auf einem Zuckertütchen in einem Café gelesen,
wo du auf die Ankunft einer Person wartetest,
aber statt der Person kam eine Geschichte,
eine andere, die damit endete, dass jemand an eine Tür klopfte
und die Treppe in der Dunkelheit hinabstieg.
Zunächst klopfst du weiter an Türen,
zornerfüllt, und verlangst, was dir zusteht.
Aber von wem etwas verlangen bei einem Missverständnis,
wegen der einfachen gleichgültigen Anwendung
eines Leitsatzes? Es ist mit anderen Worten das Leben,
und überhaupt sind es immer andere Worte. Regentage,
wiederkehrende Gerüche, Sägespäne auf den Stufen eines Palastes:
in all dem liegt eine Konstante. Du müsstest sie finden.
Schließlich sagen, mit triumphierender Stimme:
„Mit anderen Worten, das ist es, was ich sagen wollte.“

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

R

español | Miguel Ángel Petrecca

En tu biografía, que no es  sórdida ni escandalosa
pero sí larga y poblada y repleta de rincones
hay meses y años enteros que buscan resumirse
en la imagen de un perro lamiendo los pies
de un hombre que se ha dormido frente al fuego.
Otros, con la de alguien que chasquea dedos,
obstinadamente, como tratando de sacarle
una última chispa a un encendedor vacío. 
Las plazas estaban repletas en un momento,
y te viste arengando a un grupo de vándalos
capaces de arrancar el pasto y revolear los caniches
de las damas que hacían ahí su paseo diario.
Al siguiente, tirabas una moneda al borde del río:
cara o ceca. Escuchabas silbar afuera y pensabas
que venían por vos, que llegaba por fin el día,
porque la gente se acuerda sólo de lo malo.
Te equivocabas: aun lo malo terminan por olvidarlo,
y así poco a poco volviste a caminar por la calle,
y dejaste de saltar ridículamente en tu asiento
cada vez que un niño cerca tuyo tiraba un chasquibum.
Te paseabas por la plaza vacía pensando en tus triunfos.
Y en una vida anterior a esa, en donde habías sido
el hijo mudo, el amigo afeminado, el estudiante ejemplar,
el que sale tarde de la biblioteca del pueblo y camina,
con un libro bajo el brazo, hasta la estación
para ver pasar el tren, el único tren del día.
Y luego, no, no fue una épica lo que te permitió
salir de ahí: seguiste la corriente, aprendiste un libreto,
aceptaste el rol que te asignaban y poco a poco,
uno por uno, subiste los escalones hasta llegar 
donde otros más calificados a veces se frenaban
a causa del vértigo. La historia de cómo cruzaste el charco
es casi impersonal: viáticos generosos, murmullos entre bambalinas,
discursos entre avión y avión. Era la primavera:
en todo sentido. Pasar la noche al aire libre, al pie
de la barricada, enseñándole palabras de tu lengua bárbara
a una polaca sofisticada, no era ningún sacrificio,
sino apenas una confirmación más de cómo, en esos años,
la frontera entre el placer y la obligación se volvía a menudo difusa.

© Miguel Ángel Petrecca
Audio production: Haus für Poesie / 2017

R

alemán

In deiner Biographie, die weder schlüpfrig ist noch skandalös,
aber doch lang und reich besiedelt und verwinkelt
gibt es Monate und ganze Jahre, die sich verdichten
wollen im Bild eines Hundes, der die Füße eines Mannes
leckt, der vor dem Kamin eingeschlafen ist.
Andere mit dem von jemandem, der mit den Fingern schnippt,
unnachgiebig, als versuchte er, einem leeren Feuerzeug
einen letzten Funken abzutrotzen.
Die Plätze waren in einem Moment voller Menschen,
und du sahst dich eine Gruppe Vandalen anschnauzen
imstande den Rasen auszureißen und die Hündchen der Damen
durch die Luft zu schleudern, die dort ihre tägliche Runde drehen.
Im nächsten warfst du eine Münze an den Flussrand:
Kopf oder Zahl. Du hörtest es draußen pfeifen und dachtest
man käme dich holen, dass der Tag endlich komme,
weil die Leute sich nur an das Schlechte erinnern.
Du irrtest dich: selbst das Schlechte vergessen sie am Ende,
und so trautest du dich allmählich wieder auf die Straße,
und sprangst nicht mehr lächerlich von deinem Sitz auf
jedes Mal, wenn ein Kind in deiner Nähe eine Knallerbse warf.
Du schlendertest über den leeren Platz und dachtest an deine Triumphe.
Und an ein vorheriges Leben, in dem du der stumme Sohn
gewesen warst, der verweiblichte Freund, der Musterschüler,
der spät aus der Dorfbücherei kommt und mit einem Buch
unterm Arm zum Bahnhof läuft, um zu sehen
wie der Zug vorbeifährt, der einzige Zug des Tages.
Und dann, nein, dann war es kein Epos, der es dir ermöglicht hat
da rauszukommen: Du hast dich angepasst, hast ein Drehbuch gelernt,
die Rolle akzeptiert, die man dir zuwies, und nach und nach,
Stück für Stück, die Stufen erklommen bis zu der Höhe
wo andere, Besserqualifizierte, manchmal stoppten
aufgrund des Schwindelgefühls. Die Story wie du den großen Teich überquert hast
ist fast unpersönlich: großzügige Spesen, Gemurmel hinter den Kulissen,
Reden schwingen zwischen Flieger und Flieger. Es war Frühling:
in jeder Hinsicht. Die Nacht draußen verbringen, am Fuß
der Barrikade, Wörter deiner Barbarensprache
einer anspruchsvollen Polin beibringen, das waren keine Mühen,
sondern lediglich eine weitere Bestätigung dafür, wie in diesen Jahren
die Grenze zwischen Vergnügen und Pflicht oftmals verwischte.

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

Luz

español | Miguel Ángel Petrecca

Sos el árbitro caprichoso de tus debilidades
y no tenés nada que reprocharle a las estrellas.
Hace tiempo quedó atrás la época oscura
en que buscando congraciarte con un maestro
concluiste que el insulto y la indiferencia eran el mejor homenaje.
Cuando entendiste que estabas hablando con un muerto
ya era demasiado tarde. La suerte estaba echada.
La desesperación te alcanzó para inventar una excusa,
un viaje y la chance de esfumarte por un tiempo
de los lugares donde quizás se te extrañaría
como extrañan los habitués de un bar al mozo muerto.
¿O era cuestión de ofrecer la otra mejilla?
Frente a raras artesanías de sal que se deshacían entre tus dedos
hubieras querido hacer un comentario, levantar una ceja,
cualquier gesto capaz de concitar sino la simpatía,
al menos la curiosidad de un extraño,
y en cambio corriste asustado hacia la rambla,
entre arcadas que parecían a punto de derrumbarse,
tonos de ocre y amarillo que el tiempo y la humedad
mezclaban magistralmente en los muros de los conventos
cuyos habitantes desalojados a la fuerza décadas atrás
se habían llevado con ellos los manes del lugar.
Otros, en las afueras, habían enterrado tesoros o bombas,
a veces las dos cosas, y se habían tirado al mar.
Vagabas por la ciudad y a la noche soñabas con derrumbes,
con teléfonos pinchados, ídolos de bronce y personajes de opereta,
en los cuales no era difícil reconocer la imagen de un enemigo,
alguien que tal vez, tras la máscara de un oficio inofensivo,
de un puesto marginal en una estructura decadente,
había movido desde el principio los hilos de tu vida,
menos por ambición, en el fondo, que por aburrimiento.
¿Cuánto duró todo esto? ¿Saliste de ahí alguna vez?
Tantas veces, de niño, dijeron que tenías una estrella,
que terminaste por creértelo, y mirabas el cielo
con la arrogancia de los elegidos o los dementes.
Te había tocado una luz, pero mucho más humilde.
No reconocerla fue tu desgracia y tu salvación.

© Miguel Ángel Petrecca
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Licht

alemán

Du bist der launenhafte Schiedsrichter deiner Schwächen
und hast den Sternen nichts vorzuwerfen.
Die dunkle Zeit liegt lang zurück,
in der du auf der Suche nach eines Meisters Gunst
beschlossest, dass Schmähung und Gleichgültigkeit die beste Ehrung seien.
Als du begriffen hast, dass du mit einem Toten sprachst,
war es bereits zu spät. Das Los war entschieden.
Es ergriff dich die Verzweiflung, eine Ausrede zu finden,
eine Reise und die Chance, für eine Zeit lang zu verduften
von den Orten, an denen man dich vielleicht vermissen könnte,
wie die Stammgäste einer Kneipe den verstorbenen Kellner.
Oder ging es darum, die andere Wange hinzuhalten?
Vor seltsamem Kunsthandwerk aus Salz, das zwischen deinen Fingern bröckelte,
hättest du gerne einen Kommentar abgelassen, die Augenbraue gehoben,
irgendeine Geste, um wenn schon nicht das Wohlwollen,
doch zumindest die Neugier eines Fremden zu wecken,
und stattdessen bist du erschrocken zur Promenade gerannt,
zwischen Arkaden, die kurz vorm Einsturz schienen,
Gelb- und Ockertönen, die die Zeit und die Feuchtigkeit
meisterhaft in die Mauern der Klöster mischten,
deren vor Jahrzehnten gewaltsam vertriebene Bewohner
die Hausgeister mitgenommen hatten.
Andere, in den Außenbezirken, hatten Schätze vergraben oder Bomben,
manchmal beides, und sie waren ins Meer gesprungen.
Du streiftest durch die Stadt und nachts träumtest du von Einstürzen,
von abgehörten Telefonen, Bronzegötzen und Operettenfiguren,
in denen unschwer das Bild eines Feinds zu erkennen war,
jemand, der vielleicht, hinter der Fassade einer harmlosen Tätigkeit,
eines abgelegenen Stands in einem verfallenden Gefüge,
von Beginn an die Fäden deines Lebens bewegt hat,
eigentlich weniger aus Ehrgeiz als aus Langeweile.
Wie lange ist das alles so gelaufen? Bist du da irgendwann rausgekommen?
Sooft hat man dir als Kind gesagt, du hättest einen Stern,
dass du es schließlich geglaubt hast, und du sahst in den Himmel
mit dem Hochmut der Auserwählten und der Geistesgestörten.
Es hatte dich ein Licht berührt, aber weitaus bescheidener.
Es nicht zu erkennen war dein Unglück und deine Rettung.

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

Paisaje

español | Miguel Ángel Petrecca

El examen de sus documentos personales,
agendas y cuadernos que llevaba consigo
o servilletas llenas de mapas y garabatos,
podrían mantener ocupado durante décadas
a algún pobre diablo con alma de detective.
Y sin embargo no llegarían a revelar mucho
sobre la vida del hombre en cuestión.
Una vida así derrochada entre esos papeles
tendría como único saldo tangible al fin
la acumulación de más documentos y comentarios,
un tesoro documental anexado al primero
a la espera de nuevos comentaristas.
Date una vuelta por el lugar donde vivió
y tratá si podés de alejar los ojos
de la torre de agua que preside horrenda,
igual que un espantapájaros, la zona.
Tal vez después de esa pequeña excursión
no estés más cerca de ninguna clave,
pero al menos podés sentir a la vuelta
una especie de empatía mientras mirás desde la autopista
adefesios de hormigón, fábricas y hoteles que ensayan sin mucho éxito
tibios gestos de seducción hacia los viajeros,
y decir: este era al fin, más que nada, uno de los nuestros.

© Miguel Ángel Petrecca
from: La voluntad
Bajo la luna, 2011
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Landschaft

alemán

Das Untersuchen seiner persönlichen Dokumente,
Kalender und Notizen, die er mit sich trug
oder Servietten voller Pläne und Kritzeleien,
könnten einen armen Teufel mit Ermittlerseele
jahrzehntelang beschäftigt halten.
Und dennoch würde man nicht viel aufdecken
über das Leben des besagten Mannes.
Ein Leben, so vergeudet zwischen diesen Papieren,
erhielte schließlich als einziges habbares Gut
die Anhäufung von noch mehr Schriftstücken und Anmerkungen,
ein dokumentarischer Schatz in Ergänzung des ersten
in Erwartung neuer Kommentatoren.
Geh mal dort vorbei, wo er gewohnt hat
und guck, ob es dir gelingt, den Wasserturm
zu ignorieren, der fürchterlich die Gegend,
wie eine Vogelscheuche, überragt.
Vielleicht bist du nach diesem kleinen Ausflug
keiner Lösung näher, aber
zumindest kannst du auf dem Rückweg
eine Art Empathie verspüren, während du von der Autobahn aus
auf Betonscheusale blickst, Fabriken und Hotels die, ohne viel Erfolg,
laue Gesten der Verführung von Reisenden proben,
und sagen: am Ende war das, allem voran, einer von uns.

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

Novelista

español | Miguel Ángel Petrecca

¿Será posible entonces que todo cobre sentido de repente,
como si agarraras diez años de tu vida y batiéndolos rápido
los volcaras en el formato preexistente de una novela?
No es tan fácil, parecen repetir, una y otra vez,
hombres que miran desde la ventana de un bar.
Ellos también se hicieron la misma pregunta antes,
mucho antes de que en vos naciera el germen
de esta fuerza que te obliga a caminar en redondo.
Algunos, tras responder negativamente,
dedicaron otra década a amaestrar un perro,
cultivar tomates en el jardín de casa o convertirse
en coleccionistas de un objeto antiguo y anodino.
Cuando más tarde volvieron con ímpetu a la carga
buscaban mentalmente moldes donde verter su vida:
diez años acá, cinco allá, veinte en una frontera.
Sin embargo, el problema no era de forma sino de fondo.
No estaba, como el vino, añejándose en una bodega profunda
la experiencia, esperando el momento del descorche;
había escapado, quién sabe bien cuándo y por qué orificio,
dejando en su lugar como un inmenso depósito
donde flota, sin llegar a evocar nada, un perfume familiar.

© Miguel Ángel Petrecca
from: La voluntad
Bajo la luna, 2011
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Romanautor

alemán

Sollte es also möglich sein, dass alles plötzlich Sinn ergibt,
so als nähmst du zehn Jahre deines Lebens, schlügst sie schnell
und kipptest sie in das Grundschema eines Romans?
So einfach ist es nicht, sagen wohl, wieder und wieder,
die Männer, die aus dem Kneipenfenster schauen.
Auch sie haben sich zuvor dieselbe Frage gestellt,
lange bevor in dir der Spross gekeimt ist
dieser Kraft, die dich dazu treibt, im Kreis zu laufen.
Manche widmeten, nach dem Verneinen,
ein weiteres Jahrzehnt dem Abrichten eines Hundes,
dem Pflanzen von Tomaten in ihrem Garten oder wurden
zu Sammlern eines alten, nichtssagenden Objekts.
Wenn sie später mit Begeisterung nachbohrten,
suchten sie innerlich Formen, in die sie ihr Leben gießen konnten:
zehn Jahre hier, fünf dort, zwanzig an einer Grenze.
Freilich war es kein Formproblem, sondern ein fundamentales.
In keinem tiefen Keller reifte, anders als der Wein
die Erfahrung und wartete auf das Entkorken,
sie war entwischt, wer weiß wann und durch welches Loch,
und hinterließ an ihrer Statt eine Art riesiges Lager
in dem, ohne wirklich etwas wachzurufen, ein gewohnter Duft schwebt.

Aus dem argentinischen Spansisch von Léonce Lupette

ppp

español | Reynaldo Jiménez

distraída pasa la pregunta de la mueca troz
de la coincidencia entre el furor y las maracas
del demonio que hace reír collar
del feroz que muerde el bozal hasta hacer
sangrar a un reflejo contra el susurro
en blanco de los distraídos el control
remoto de los distraídos cavidades
circulares y perfectas magia que agiganta
el deseo esparadrapo un puñado de consignas
una canción del valle que llega sin obstáculos
hasta tu cueva mientras te habitan bichos
que ni sabrías palabrejas verboides carabajos
lo gran distraído serías fuera de tu zona
adonde pensamientos anfibios se cultivan
capaces de hundirse hasta las heces si
hicieses eses en la evaporación del odio
del demonio simple que hace cosquillas
palatales sus instrumentos sólo una vez
pueden usarse porque carecen de final y son
las vísceras mismas del diablejo las que surgen
para nunca retornar al oído del mamotreto
a la mesa de su informe

© Reynaldo Jiménez
from: Plexo
México: Libros Magenta, 2009
Audio production: Haus für Poesie, 2016

ppp

alemán

zerstreut zieht vorbei die grimässliche Frage
nach dem Zusammenfall der Begeisterung und der Rasseln
des Teufels der bespaßt Halsband
des Schrecklichen der seinerseits den Maulkorb beißt bis
eine Spiegelung im blanken Flüstern
der Zerstreuten Blut lässt in der Fern-
Steuerung der Zerstreuten kreisförmige
und makellose Vertiefungen Zauber der maßlos
das Leukoplastverlangen steigert eine Handvoll Weisungen
ein Lied aus dem Tal das mühelos
zu Deiner Höhle gelangt während Geziefer Dich bewohnt
das Du nicht einmal ahnst Worthülsen Unworte Ppichkäfer
das groß Zerstreute wärst Du außerhalb Deines Gebiets
wo amphibische Gedanken gezüchtet werden
fähig in den Fäzes zu versinken wenn
Du Fetzen in die Grollverdunstung
dieses simplen Dämons kläfftest der am Gaumen
kitzelt seine Instrumente können nur ein einziges Mal
verwendet werden weil ihnen der Ausklang fehlt und es
die Eingeweide selbst des Geteufels sind die sich erheben
um niemals mehr zurückzukehren ins Ohr des Wälzers
an den Tisch seines Abrisses

Übersetzt von Léonce W. Lupette

pp

español | Reynaldo Jiménez

escupí sobre los epitafos pero manó el celaje
del trasfondo suburbiograma a este carecer
como una falta de manos que flipeen sus sombras
hachas y flechas de la más dura inconsistencia
contra el agüita que da golpes con ira de ancestros
la llamaría de repente agua de escuchar
pasaje al eco encontrado contra el ojo del pecho
ahí se cifra el remolino sin sentidos
milenar a la par de la mar ex machina
incluso tu raspar llagas
con la lengua hecha agua esta cavidad fruto
vaivén sobre el torrente mortal porque nadie
hay que sobreviva a su pregunta nadie tragarse
las astillas los alfileres sabrás el dolor acuna
sus hijos pródigos y expulsa por sus muchas
bocas te ofrezco esta masilla que tiemblo
desnudez corrediza detrás de su promesa
de redención contra las cinco esquinas
cien ventanas diez mil huecos

© Reynaldo Jiménez
from: Plexo
México: Libros Magenta, 2009
Audio production: Haus für Poesie, 2016

pp

alemán

gespuckt habe ich auf die Grabinschriften doch das Vorzeichen quoll
aus dem hintergründigen Vorstadtgraphen zu diesem Mangel
wie ein Fehlen von Händen die ihre Schatten
Beile und Pfeile von härtester Inkonsistenz
über das Wasser flippen das mit dem Zorn von Vorfahren wütet
ich würde es mitunter Hörwasser nennen
Überquerung zum Echo das sich dem Brustauge entgegensetzt
dort verschlüsselt sich der sinnenlose Strudel
altbewährt genauso sehr wie das Meer ex machina
sogar Dein Kratzen an den Wunden
mit der wassergewordenen Zunge dieser Fruchthöhlung
Hin und Her auf dem mörderischen Wildwasser weil niemand
ihre Frage beantworten könnte niemand die Splitter
die Nadeln schlucken Du weißt der Schmerz wiegt
seine verlorenen Kinder und verstößt durch seine vielen
Münder biete ich Dir diesen Kitt dar den ich zittere
verschiebbare Blöße hinter ihrem Heilsversprechen
gegen die fünf Ecken
hundert Fenster zehtausend Lücken

Übersetzt von Léonce W. Lupette

lo declara el anfibio

español | Reynaldo Jiménez

Algo del cosquilleo genital inquieta la estepa rociada,
premura de la mañana asimilada al rocío que el suspenso dejó.
A la salida de niebla, el sol boquea puros instintos de bicho.
Es nítido riel de relumbre a pintas rajadas del aborigen solar,
como en todo trompo desfondo cierta intermitencia desprotege.

¿De qué se guarda esa fugaz aparición entre linajes de fibras?
No evito esta hermandad de nervaduras. Suspender no quiero
el hábito de hacer aliento. Sino dispuesto estoy a dejarme
penetrar por la escarpada
luz de una escafandra, emerger inmóvil desde la ola

hasta la casa de guaguas adonde reverbera lo que se fue
en tizne con lo que habrá de volver, aunque nadie se entere.
No es el iris del jardín lo que hace palpable al parpadeo.
Ni parpadeo un aplauso. Detrás del corazón hay un ausente.
Los que persiguen su propio pecho desvanecen la hora,

mastican el muérdago ras de su aventura, cómitres de arena
en el castigo paralinear de esa convidada lumbre al aguzarse.
Las otras sombras continúan anubadas. Es la bobera del ser,
la parálisis chinesca de lo que observa su nido autómata,
mientras la prosodia continuidad estalla en cada nudo o yema,

cada pálpito espejea al instante de un insomnio feroz adonde
una pregunta por el sol equivale a un revoloteo abichado.
Pero en ese cauce del rumor no se ha perdido la trasluz.
En esa hoja que mirabas no se podía discernir, alga
de remanencias, oscuro semen que exige, simple

raíz de mantra, despedazado el ágora al rocío
da vueltas alrededor de su desvío del ahora, inauditas
ínfulas dictándose a sí mismas. Alga del sucedáneo, no
hallas en mí dónde anidar, sin fibrilar sin ser amada.
Pero en tal roce temblor hay otro que teme, momento

destinado a la sima del susurro, cae
la piedra angular del despeñadero en
vértigo de honduras en el cáliz jugoso de la flor.
Nadie tan aquí. Ninguno alcanza desflorada
la vertiente que a su margen recupera, en forma

el sentimiento está en las formas y un pestañeo
lo pierde. La mañana yéndose está. O el girar de antiguo
entre las plantas risueña sin mañana ya sin mirarte sin
arte nadie ninguno es suficiente ni uno alcanza.

© Reynaldo Jiménez
from: Esteparia
Madrid: Amargord-Portbou, 2012
Audio production: Haus für Poesie, 2016

Deklariert die Amphibie

alemán

Etwas am geschlechtlichen Kribbeln verkirrt die benetzte Steppe,
Dringlichkeit des taugleichen Morgens, den die Spannung ließ.
An der Nebelöffnung bringt die Sonne reinen Tierinstinkt hervor.
Ist klare Strahlschiene mit spaltigen Flecken vom Sonneneinwohner,
wie in jedem bodenlosen Kreisel bietet gewisse Unterbrechung keinen Schutz.

Wovor hütet die flüchtige Erscheinung zwischen Faserlinien sich?
Ich meide nicht diese Geschwisterschaft von Nerven. Nicht aufgeben möchte ich
die Gewohnheit des Atmens. Sondern bereit bin ich mich
durchdringen zu lassen von dem zerklüfteten
Licht eines Skaphanders, regungslos aufzutauchen aus der Welle

bis zum Balghaus wo zurückstrahlt was fort ist
in Ruß mit dem, was zurückkommen muss, auch wenn niemand es merkt.
Es ist nicht die Iris im Garten, was das Blinzeln bildlich macht.
Noch Blinzeln ein Applaus. Hinter dem Herz steht ein Abwesender.
Jene, die ihre eigene Brust verfolgen, verwischen die Weile,

kauen die Mistelebene ihres Abenteuers, sandene Schinder
in der paralinearen Strafe dieser geladenen Luke beim Zuspitzen.
Die anderen Schatten sind weiter umwölkt. Es ist der Unfug des Seins,
die chinesische Lähmung dessen, was sein Automatennest beäugt,
während die prosodische Stetigkeit in jedem Ast oder Auge detoniert,

jede Vorahnung flimmert angesichts eines schrecklichen Unschlafs wo
die Frage nach der Sonne einem madigen Flattern gleichkommt.
Doch in diesem Munkelflussbett hat sich der Schimmer nicht verirrt.
Auf diesem Blatt, dass Du besahst, ließ er sich nicht erkennen, Alge
voller Remanenzen, dunkler fordernder Samen, einfache

Mantrawurzel, zersplittert die Agora den Tau
wirbelt um ihre Umleitung des Jetzts herum, unerhörte
Allüren die sich selbst diktieren. Ersatzalge, Du
findest in mir keinen Platz zum Nisten, ohne Fasern ohne Liebe.
Aber in solchem Zitterstreifen fürchtet noch wer, Augenblick

für die Furche des Geflüsters, es fällt
der kantige Stein von der Felswand im
Tiefenschwindel in den reifen Blütenkelch.
Niemand so sehr hier. Keiner erreicht gestreift
den Hang den er am Rande fängt, in Form

das Gefühl liegt in den Formen und ein Wimpernschlag
verscheucht es. Der Morgen schon am schwinden ist. Oder das Streunen von alters her
zwischen den Pflanzen heiter ohne morgen, ohne Dich anzusehen ohne
Kunst keiner niemand reicht aus noch genügt man.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

A su reminiscencia

español | Reynaldo Jiménez

Estos árboles como dientes de leche
del planeta, moviéndose a la luz
de un arrebato sigiloso. Desaparecen
los rostros y eran nubes.

Huella, huella del viento. Adentro
de la ropa. ¿En el viento no se puede
creer? Remolino fatal de lo secreto,
rumor de otros oros que declinan:

nada, la abundancia. Morada que contigo
va. Junco en el timbal de la lluvia:
giraste, penumbra. Raíces al aire
los momentos en su dilución

copiando el ácido, espora en lo facetado
de lo hueco. ¿Tras irradiar tempestad
subsiste un núcleo? Te arrebató
la colina de un desprendimiento: hoja,

pestaña, pez, espira en el barro
que te cala. Éramos vástagos
de la suspensión y de las fuerzas
encontradas tiempo adentro.

Arrecife de veladuras después.
Éramos los primeros moradores
del estanque que se enamora
de la mariposa irisada por su

sombra. Pero hundiste la diestra:
matas. Una corteza, piel de tapir
recién salido del agua. Resplandor
de quietas dinastías, sudario

para tu oscura inocencia. «¿En la
última región serás mi máscara?»
Inconcluso el ángel frente al mar
de lo que nace.

Baila esta inminencia, este minuto.
Alturas de las alturas de las.
Junco en un centro de voces. Fuego
en los pigmentos que un colibrí

rocía. Desátate la máscara de pasto.
Baila la veladura de las plumas.
Estás en tu casa. Estás en tu pieza
asomándote hacia la curva momentánea

que del camino que se pierde hace
una pista: hongo en corteza,
vida en blanco
y objetos dejados a la vista.

© Reynaldo Jiménez
from: La curva del eco
Madrid: Masmédula, 2008
Audio production: Haus für Poesie, 2016

Ihrem Anklang

alemán

Diese Bäume wie Milchzähne
des blauen Planeten, bewegen sich im Licht
einer mundfaulen Furore. Verschwinden
die Gesichter und waren Wolken.

Spur, Spur des Winds. In
der Kleidung. An den Wind kann man nicht
glauben? Übler Wirbel des Klandestinen,
Munkeln anderer abnehmender Golde:

Nichts, das Übermaß. Wohnung die mit Dir
geht. Schilf auf der Regenpauke:
Du hast Dich gedreht, Halbschatten. Luftwurzeln
die Augenblicke in ihrer Verdünnung

mimen die Säure, Sporen im Schliff
dieser Höhlung. Nach dem Unwetterstrahlen
bist Du einen Kern aufgestiegen? Hingerissen
hat Dich der Hügel einer Abplatzung: Blatt,

Wimper, Wimp, Entwindung im Matsch
der Dich durchnässt. Wir waren Zapfen
aus Aufhebung und Kräften
die wir im Währenddessen fanden.

Riff aus Späterlasuren.
Wir waren die ersten Bewohner
des Bassins das sich verliebt
in den Falter der schimmert durch seinen

Schatten. Doch Du hast reingehauen:
tötest. Eine Rinde, Tapirhaut
frisch aus dem Wasser. Glanz
ruhender Dynastien, Schweißtuch

für Deine trübe Unschuld. »In der
letzten Gegend wirst Du meine Maske sein?«
Unvollendet der Bote gegenüber dem Meer
dessen was zur Welt kommt.

Dieses Bevorstehen tanzt, diese Minute.
Höhen der Höhen der.
Schilf inmitten von Stimmen. Feuer
in den Pigmenten die ein Kolibri

benetzt. Nimm die Rasenmaske ab.
Tanz die Lasur der Federn.
Du bist zu Hause. Bist in Deinem Zimmer
lehnst Dich zur kurzzeitigen Krümmung

die aus dem Weg der sich verliert eine
Bahn macht: Pilz auf Rinde,
Leben auf Weiß,
und Dinge, dem Blick überlassen.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

ESCRIBO UN LIBRO LLAMADO BASTARDILLA

español | Reynaldo Jiménez

la mosca y otra polilla se pegan a la estera,
es decir a la pantalla (tela) a la que adhiero:
¡incólume tea, tu pestañeo, a hierro mata!

pero roer es un decir, querer cribar un hambre
llamado Libro: preña esta galaxia de ocasos
y oscuras cosas que a su Gea gimen, un río
de risas deletrea la muchedumbre que respiro.

reos astrales adentro, suele ocurrir, a las puertas
del suceso, que por ser alga la gema de puro
amor queme a la vuelta: en cada esquina se da
la cita perdida que lleva en su seno

la marca de alguna letra, como en el anca,
arco fangoso, de fuego, en el acre lamido
de unánime animal, en esta pieza
o en cualquiera de aquellas otras llamando.

borro ya amando más en lo que ignoro, tejo
con oro del temor una serie de sierpes
similares en parte y ensarte a unas sibilas
roídas, oídas sílabas, pues quizás

hace frío: en cuánta constelación,
bajo el khôl de la tiznada luz que años
ha en el recodo se castiga, esculpe
una melodía parecida al sol, y allá

se planta, sin acudir cantiga a la garganta,
por advenir hasta la hora de la borra
en el sarro de grumos donde la letra
se cuece, ya ninguna, entre las patas

de araña de la aurora, o en confiscado
devenir para que ahora sin mañana
ni souvenir ni maña asome, a gatas
con la hora lupa o con la entraña.

© Reynaldo Jiménez
from: Sangrado
Buenos Aires: Bajo la Luna, 2006
Audio production: Haus für Poesie, 2016

ICH SCHREIB EIN BUCH, DAS SCHRÄG SCHRIFT HEIßT.

alemán

die Fliege und anderes Geschmeiß hängen an der Matte,
will sagen an der Leinwand (Kilt), die mich anzieht:
unversehrter Kien, dein Blinzeln, eine Grube gräbt!

Nur, Nagen ist so ein Sagen, den Hunger sieben wollen
namens Buch: schwängert diese Untergangsgalaxis
aus Dunklem, das seiner Gaia gurrt, ein Gewässer
aus Gelächter buchstabiert die Menge die ich atme.

Im Innern astrale Gangster, das passiert, an den Pforten
des Erfolgs, der als Alge, als die Gemme reiner
Liebe, brenne auf dem Rückweg: an jeder Ecke lockt
das verpasste Date, das in der Brust

die Spur von irgendeiner Schrift trägt, wie in der Kruppe,
morastige Kuppe, aus Feuer, im grätzenden Schleck
wilder Einwilligung, in diesem Teil,
oder in jedem jener anderen, die rufen.

Ich tilg, jetzt mit mehr Liebe, mir Unbekanntes, webe
mit Furchtgold eine Reihe Schlangen,
teils ähnlich und gefädelt auf einige Sibyllen,
benagte, gesagte Silben, denn vielleicht

ist es kalt: in wieviel Sternbild,
unterm Kajal verrusten Lichts, das über
Jahre in der Krümmung sich straft, schnitzt
eine Melodie, der Sonne ähnlich, und dort

tut, ohne dass eile ein Minnelied zum Schlund,
um zur Bodensatzstunde einzutreten
im Klümpchensediment, wo der Buchstabe
gart, keine einzige mehr kund, zwischen den Krabben-

Beinen der Dämmerung, oder in gepfändetem
Werden, damit das Jetzt ohne Morgenstunde
noch Souvenir noch Hetzen sich zeige, beim Krabbeln
mit der Stundenlupe, oder mit dem Eingeweide.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

UNTITLED

inglés | Caroline Bergvall

bass drums piano SAIDA LOVETHELIE bass LIETHELOVE bass HANGINON
bass WITH PUSH AND SHOV piano POSSESSION IS bass THEMOTIVATION
bass HANGIN UP bass THE WHOLE DAMNATION bass LOOKSLIKE piano
WE ALWAYS END UP piano INA piano RUT bass TRYINTOMAKEITREAL horns BUT COMPARED TO WHAT horns piano drums bass

bass cymbals SLAUGHTERHOUSE bass IS KILLING HOGS bass cymbals
TWISTED CHILDREN ARE KILLINFROGS cymbals drums POOR DUMB
REDNECKS ROLLINLOGS piano TIRED O LADIES ARE KISSIN DOGS piano
bass AN I HATE THAT HUMAN LOVE piano THATSTINKINGMUD piano
piano TRYINA MAKEITREAL horns BUT COMPARED TO WHAT horns bass

piano bass cymbals SAIDTHEPRESIDENT bass HES GOT IS WAR bass
FOLKS DONT KNOW bass JUSTWHATITSFOR piano bass NO ONE piano
GIVSUS piano RIME OR REASON piano YOUHAVE ONE DOUBT piano THEY CALLIT TREASON bass piano I SAID WE’RE CHICKEN piano FEATHERS piano ALL horns WITHOUT ONE GUT horns bass TRYIN horns MAKEITREAL horns bass piano BUT COMPARED TO WHAT horns bass

drums bass piano cymbals GO TCHURCH ON SUNDAY bass cymbals
drums piano SLEEP A NOD bass TRY TO DUCK THE WRATH OF GOD bass
piano PREACHERS piano FILLIN piano US WITHFRIGHT piano TELLING
piano WHAT HE THINKS piano IS RIGHT piano cymbals WELL HE MUST
BE piano drumroll SOMKINDOV piano STUPIDNUT piano cymbals drums

piano HE TRIES bass T MAKEITREAL drumroll piano TRY TMAKEITREAL
YEA piano drumroll TRYIN TO MAKEIT REAL REAL REAL drumroll bass TRY T MAKE I T REAL piano drumroll REALREALYEA horns horns TRA T MAKE ITREALYEA horns piano REALREALREALREAL horns TRA T MAKEITREAL horns TRYIN T horns MAKE I T REALYEA piano piano

bass cymbals BUTWHERESTHEBEE bass AND WHERESTHEHONEY piano
WHERES MYGOD AN WHERES MYMONEY bass UNREAL VALUES bass
cymbals CRASSDISTORTION drums drums UN WED MOTHERS drums
drums drums NEE DABORTION drums ANIT KINDOV BRINGS TO MIND OH piano YOUNG KING TUT piano HE bass TRIED horns TRIED horns TRIED drums horns TRIED horns TOMAKEITREAL horns drums cymbals TRIED TMAKEITREALYEA horns bass BUT COMPARED TO WHAT piano

bass cymbals SAIDLOVE THELIE LIE THE LOVE HANGIN ON WITH PUSH
bass AND bass SHOV bass POSSESSION IS THE MOTIVATION bass cymbals
HANGIN UP cymbals THE WHOLE DAM NATION drums LOOKS LIKE WE
ALWAYS END UP IN A bass RUT bass drums TRYINTOMAKEITREAL horns
BUT COMPARED TO WHAT horns piano piano bass cymbals drums piano
bass piano drums piano bass piano drums piano piano

© Caroline Bergvall
from: Meddle English
New York City: Nightboat Books, 2014
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin / Haus für Poesie, 2016

Ohne Titel

alemán

Bass Schlagzeug Klavier SAGSDU LIEBESAGLÜGE Bass LÜGDIELIEBE Bass DRANBLEIBN Bass MIT SCHUBSN UND DRÄNGELN Klavier BESITZ IST Bass DERAN TRIEB Bass AUFLEGEN Bass DIE GANZE VERDAMMTE NATIONSIEHT Bass AUSALS Klavier ENDETEN WIR IMMER Klavier INNER Klavier SACKGASSE Bass WENNWIRSWAHRMACHENWOLLN Hörner ABER IM VERGLEICH ZU WAS Hörner Klavier Schlagzeug Bass

Bass Becken SCHLACHTHAUS Bass TÖTET MASTSCHWEINE Bass Becken VERDORB NE KINDER BRECHENFROSCHBEINE Becken Schlagzeug ARME DUMME REDNECKS SCHIEBENSCHEITE Klavier ARMALTE DAM KÜSSEN DIE HUNDELEINE Klavier Bass UN ICH HASSE DIESE MENSCHEN LIEBE Klavier DIESENDRECKSBRACK Klavier Klavier WILLS WAHRMACHEN Hörner ABER IM VERGLEICH ZU WAS Hörner Bass

Klavier Bass Becken SAGTEDERPRÄSIDENT Bass ER HAT SEIN KRIEG
GEKRICHT Bass ALLEIN WOFÜR Bass WISSENDIELEUTENICHT Klavier Bass NIEMAND Klavier GIBTUNS Klavier REIM ODER RAT Klavier DUHAST NEN ZWEIFEL Klavier SIE NENNENS VERRAT Bass Klavier ICH SAGTE WIR SIND HÜHNER Klavier FEDERN Klavier ALLE Hörner OHNE EIN FUNKEN COURAGE Hörner Bass WOLLNS Hörner WAHRMACHEN Hörner Bass Klavier ABER IM VERGLEICH ZU WAS Hörner Bass

Schlagzeug Bass Klavier Becken INDIE KIRCHE AM SONNTAG Bass
Becken Schlagzeug Klavier EIN NICKERCHEN SCHLAFEN Bass SO
ENTKOMM WIR VIELLEICHT GOTTES STRAFEN Bass Klavier PREDIGER Klavier FÜLLT Klavier UNS MITFURCHT Klavier SETZT Klavier NUR SEINE MEINUNG Klavier DURCH Klavier Becken NAJA ER IST HALT Klavier Trommelwirbel IRGNDWIEN Klavier DUMMER SACK Klavier Becken Schlagzeug

Klavier ER VERSUCHT Bass S WAHRZUMACHEN Trommelwirbel Klavier VERSUCH SWAHRZUMACHEN YEA Klavier Trommelwirbel VERSUCH ES WAHRZU MACHEN WAHR WAHR WAHR Trommelwirbel Bass VERSUCH S WAHRZUMACHEN Klavier Trommelwirbel WAHRWAHRYEA Hörner Hörner VRSUCH S WAHR ZUMACHENYEA Hörner Klavier WAHRWAHRWAHRWAHR Hörner VRSUCH S WAHRZUMACHEN Hörner VERSUCH S Hörner WAHRZU MACHENYEA Klavier Klavier

Bass Becken DOCHWOISTDIEBIENE Bass UND WODERHONIGSTOCK
Klavier WOS MEINEKOHLE UN WOS MEINGOTT Bass UNWIRKLICHE
WERTE Bass Becken KRASSSABOTIERT Schlagzeug Schlagzeug LE DIGE
MÜTTER Schlagzeug Schlagzeug Schlagzeug MÜSS NABORTIERN
Schlagzeug UNES ERINNERT IRNGWIE ANDN Klavier JUNG KÖNIG TUT
Klavier ER Bass VERSUCHTE Hörner VERSUCHTE Hörner VERSUCHTE
Schlagzeug Hörner VERSUCHTE Hörner ES WAHRZUMACHEN Hörner
Schlagzeug Becken VERSUCHTE SWAHRZUMACHENYEA Hörner Bass
ABER IM VERGLEICH WOZU Klavier

Bass Becken SAGSDLIEBE DIEL Ü G E L Ü G E DIE LIEBE DRANBLEIBEN MIT SCHUBSEN Bass UND Bass DRÄNGLN Bass BESITZ IST DER ANTRIEB Bass Becken AUFLEGEN Becken DIE GANZE VERDAMMTE NATION Schlagzeug SIEHT AUS ALS ENDETEN WIR IMMER IN EINER Bass SACKGASSE Bass Schlagzeug VERSUCHENESWAHRZUMACHEN Hörner ABER IM VERGLEICH ZU WAS Hörner Klavier Klavier Bass Becken Schlagzeug Klavier Bass Klavier Schlagzeug Klavier Bass Klavier Schlagzeug Klavier Klavier

Übersetzt von Léonce W. Lupette

THE NOTTALE (FUNERAL)

inglés | Caroline Bergvall

The great labour of appearance
served the making of the pyre.
But how
nor how
How also
how they
shal nat be toold
shall not be told.
Nor how the gods
nor how the beestes and the birds
nor how the ground agast
Nor how the fire
first with straw
and then with drye
and then with grene
and then with gold
and then.
Now how a site is laid like this.
Nor what
nor how
nor how
nor what she spak, nor what was her desire
Nor what jewels
when the fire
Nor how some threw their
and some their
and their
and cups full of wine and milk
and blood
into the fyr
into the fire
Nor how three times
and three times with
and three times how
and how that
Nor how
nor how
nor how
nor who
I cannot tell
nor can I say
but shortly to the point
I turn
and give my tale an end.

© Caroline Bergvall
from: Meddle English
New York City: Nightboat Books, 2011
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin / Haus für Poesie, 2016

Die Erzählung des Nimmer (Bestattung)

alemán

Lang war die Arbeit und die Mühe
bis aufgerichtet war das fiur.
Doch wie
noch wie
Wie auch
wie sie
næher zu erzellen underblîbe
näher zu erzählen unterbleibe
Noch wo die Götter
noch wo die Vögel und Gethier
noch wie der Waldesgrund mit Schrecken
Noch wie das Feuer
erst mit Stroh
und dann mit trucken
und dann mit grüene
und dann mit golt
und dann.
Noch wie a zîth darin gelegt.
Noch was
noch wie
noch wie
noch was sie gesprochen noch geschrien im Wahn
Noch was an Edelsteinen
wie sich die Flammen
Noch wie sie warfen ihr
und manche ihr
und ihre
und becherweise Wein und Milch
und Blut
ins fewer
in das Feuer
Noch wie dreimal dann
und dreimal mit
und dreimal wie
und wie diese
Noch wie
noch wie
noch wie
noch wer
Das zu erzählen ist nicht meine Sache
Auch meld' ich nicht
doch rasch zum Schlusse
kehre ich um
das lang Erzählte numehr kurz zu enden.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

CROP

inglés | Caroline Bergvall

How does one keep ones body as ones own, what does this mean
but the relative safety of boundaries, could I make sure that what I
called my body would remain in the transit from othr languages,
that it would hold its progression into English, and because I didn
know and wasn sure, and since for a great number of people, for an
overwhelming number of persons, for an overwhelmingly large
number of persons, for an always growing number of persons, this
is far from self–evident, this is not self–evident, this does not
apply, this doesn even begin to figure, I never knew for sure—

Some never had a body to call their own before it was
     taken away
som aldri hadde en kropp de kunne kalle sin egen før den ble
     revet bort
ceux dont le corps d’emblée leur est arraché

Some never had a chance to feel a body as their own before it was
     taken away
som aldri fikk oppleve en kropp som sin egen før den ble revet bort
ceux dont le corps d’emblée leur est arraché

Some never had a chance to know their body before it was
     taken away
som aldri fikk kjenne sin kropp før den ble revet bort
ceux dont le corps méconnu d’être arraché

Some were never free to speak their body before it was taken
     up and taken away
som var aldri frie til å si sin kropp før den ble løftet opp og revet bort
ceux dont le corps est arraché

Some tried their body on to pleasure in it before it was taken up
     beaten violated taken away
som tok sin kropp på for å nyte den før den ble løftet opp slått
     krenket revet bort
sont ceux au corps choppé violé arraché

Some had their body for a time then it too was taken away or
     parts of it
som hadde sin kropp i en tid så ble den også revet bort eller
     deler av den
sont ceux dont le corps n’est plus signalé comme l’un des leurs

Some thought they had their body safely then were asked to leave
     it behind the door or parts of it
som trodde at de trygt hadde sin kropp bare for å bli bedt om å la den
     bli igjen bak døren eller deler av den
ceux dont le corps emporté au loin des leurs

Some hoped they had one safely only to find it had to be left across
     the border or parts of it
som håpet de trygt hadde en kropp bare for å innse at den måtte bli
     igjen over grensen eller deler av den
ceux dont le corps à la frontière nié n’est pas des leurs

Some wanted to leave their body behind and couldn’t
som ønsket å legge sin kropp bak seg og kunne ikke
ceux qui ne pouvaient pas

Some could neither take it with them nor leave it behind
som kunne verken ta den med seg eller legge den igjen
s’y prendre s’y laisser

Some bodies are forgotten in the language compounds

Some immense pressure is applied on to the forgetting of the
     ecosystems some escape from

Some bodies like languages simply disappear
noen kropper liksom språk blir simpelthen borte
disparaissent comme les langues

Some or many are being disappeared
noen eller mange er blitt borte
ont été disparus

Some or many disappear
noen eller mange blir borte
sont nombreux disparaître

Some or many that disappeared arise in some or many of us
noen eller mange som ble borte reiser seg i noen eller mange av oss
disparaissent se lèvent en certains de nous

Some arise in some or many of us
noen reiser seg i noen eller mange av oss
se lèvent en nombre de nous

Some that arise in some of us arise in many of us
noen som reiser seg i noen av oss reiser seg i mange av oss
qui se levant en nous se relèvent en nombre de nous

Some that arise in some of us arrive in each of us
noen som reiser seg i noen av oss kommer frem i hver av oss
qui se levant en nous se relèvent de chacun de nous

© Caroline Bergvall
from: Meddle English
New York City: Nightboat Books, 2011
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin / Haus für Poesie, 2016

CROP

alemán

Wie behält man seinen Körper als seinen eigenen, was heißt das
außer der relativen Sicherheit von Grenzen, kann ich sicherstellen dass was ich meinen Körper nannte bliebe im Transit von andrn Sprachen,
dass es standhalten würde seiner Entwicklung ins Englische, und weil ich nich wusste und mir nich sicher war, und da für eine große Zahl von Leuten, für eine überwältigende Zahl von Leuten, für eine überwältigend große Zahl von Leuten, für eine immer weiter wachsende Zahl von Leuten, das alles andre ist als selbstverständlich, das nicht selbstverständlich ist, hat das keine Gültigkeit, fängt das nichmal an eine Rolle zu spielen, Ich wusste nie genau –

Manche hatten nie einen Körper, den sie ihr Eigen nennen konnten bevor er
     weggenommen wurde
certains n'ont jamais eu un corps pouvant l'appeler leur propre car il leur
     est arraché
aquellos cuyo cuerpo de antemano les es arrancado

Manche hatten nie die Chance einen Körper als ihren eignen zu spüren bevor
     er weggenommen wurde
certains n'ont jamais eu l'expérience d'un corps comme leur propre car il  leur
     est arraché
aquellos cuyo cuerpo de antemano les es arrancado

Manche hatten nie die Chance ihren Körper zu kennen bevor er
     weggenommen wurde
certains n'ont jamais pu connaître leur corps qui leur a été arraché
aquellos cuyo cuerpo desconocido de ser arrancado

Manche hatten nie die Freiheit ihren Körper zu sagen bevor er hochgenommen
     wurde und weggenommen
certains n'ont jamais eu la liberté de dire leur corps car il a été ôté arraché
aquellos cuyo cuerpo es arrancado

Manche suchten ihren Körper auf Lust ab in ihm bevor er hochgenommen
     wurde geschlagen vergewaltigt weggenommen
certains ont pris leur corps comme pour le plaisir avant qu'il fût ôté frappé
     violé arraché
son aquellos con cuerpo atrapado violado arrancado

Manche hatten ihren Körper eine Zeitlang dann wurde auch er weggenommen
     oder Teile von ihm
certains avaient leur corps un certain temps avant de leur être arraché ou
     en partie
son aquellos cuyo cuerpo ya no es señalado como uno de ellos

Manche dachten sie hätten ihren Körper in Sicherheit und wurden dann
     angewiesen ihn zurückzulassen hinter der Tür oder Teile von ihm
certains croyaient leur corps sain et sauf avant qu'on leur demanda
     de le laisser derrière la porte ou en partie
aquellos cuyo cuerpo llevado lejos de los suyos

Manche hofften sie hätten in Sicherheit einen nur um herauszufinden dass er
     hinter der Grenze gelassen werden musste oder Teile von ihm
certains espéraient avoir un corps en sécurité pour se rendre compte qu'il
     devait être laissé à la frontière ou en partie
aquellos cuyo cuerpo en la frontera negado no es de los suyos

Manche wollten ihren Körper zurücklassen und konnten es nicht
certains voulaient laisser leur corps et ne pouvaient
aquellos que no pudieron

Manche konnten ihn weder mit sich nehmen noch zurücklassen
certains ne pouvaient le garder ni le laisser
llevarse de dejarse de

Manche Körper werden vergessen in Sprachkomposita

Manch gewaltiger Druck wird ausgeübt zum Vergessen der
     Ökosysteme denen manche entfliehen

Manche Körper wie Sprachen verschwinden einfach
certains corps comme les langues simplement disparaissent
desaparecen como las lenguas

Manche oder Viele werden verschwinden gelassen
certains ou beaucoup ont été disparus
han sido desaparecidos

Manche oder Viele verschwinden
certains ou beaucoup disparaissent
son numeroso desaparecer

Manche oder Viele die verschwanden erheben sich in manchen oder vielen von
     uns
certains ou beaucoup qui ont disparus se lèvent en certains ou beaucoup
     d'entre nous
desaparecen se levantan en algunos de nosotros

Manche erheben sich in manchen oder vielen von uns
certains se lèvent en certains ou beaucoup d'entre nous
se levantan en más de nosotros

Manche die sich in manchen von uns erheben erheben sich in vielen von uns
certains qui se lèvent en certains d'entre nous se lèvent en beaucoup
     d'entre nous
que levantándose en nosotros se relevantan en más de nosotros

Manche die sich in manchen von uns erheben kommen in jedem von uns an
certains qui se lèvent en certains d'entre nous arrivent en chacun d'entre
     nous
que levantándose en nosotros se relevan de cada uno de nosotros

Übersetzt von Léonce W. Lupette

HAKUNA MTU

swahili | L-ness

Vipraco, art ya, social control,
Sociology ya poverty,
na psychology ya the ghetto,
G ako hustle, lakini,
F the five o,
KiKavuludi sharudi police reforms,
Vifo extrajudicial zifike kikomo,
Ashindwe rider wa the
red horse revelations,
Kaboom hakuna mtu
ni hu dem akikam through,
Ni ma fire in the hole!
Hakuna mtu anaconsole
muthii ako parole,
anasisitiza ukweli maishani,
haki street,
na maendeleo gishagi,
hakuna mtu ni mtemi katika kipaza,
hakuna mtu anataka kusimama,
pia hakuna mtu anadai
usawa na raha bila karaha,
ulimwenguni,
ndo kukiulizwa ni nani ako fere
kilinani kuadvocatia ukweli?
Hakuna mtu anajitolea bila kwere,
Kila mtu anapotelea,
hakuna mtu anatokea na kukemea
Injustice kwa society na
brutality ya ma five o,
Especially kwa wale
ma sheikh wa pwani,
Za kumwagia mse acid
kichwani ndo gani?
Hakuna mtu anaweza kukushika
hata ka umagandiza na kubangaiza,
Vina vikiganda skioni
mfano wa gundi.

© L-Ness
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Niamd

alemán

Konkret geht’s in der Kunst sozialer Kontrolle
um der Armut Soziologie,
und des Gettos Psychologie,
Gangster sind Hustler, aber
ACAB
wie Kavuludi, reformiert die Bullerei
Schluss vorbei middem außergerichtlichen Töten
auf dem roten Ross der Offenbarung den Reiter
rauch ihn in der Pfeife,
Kawumm, niamd
is diese Lady, wenn sie durchdringt
Geht in Deckung!
Niamd tröstet
a Përsōn am Palavern,
Emphase auf des Lebms Wahres,
Pravda auf der Straße,
und Fortschritt auf dem Lande,
niamd is am Mic ein tighter MC,
niamd moag aufstehn
und niamd will fordern
Gleichheit ve Glück ohne Aufstand,
auf Erden,
wenn man fragt Wers bereit
wie ein Riese für die Prawda
einzustehn? schickt sich niamd fraglos an,
todos verschwinden,
niamd erscheint und prangert an
die Nepravda in der Gesellschaft und
Bullereigewalt,
vor allem gegenüber
den Sheikhs von der Küste,
wie kamman nur wem Säure
kippen übern Kopp?
Niamd kann dein’ Geist inhaftiern
selbst wenn du nur chillst und relaxt,
Reime an die Gehörgänge presst
wie Powerkleber von Pattex.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

KUNA VILE

swahili | L-ness

Utangamano ukiwa nguvu,
utengamano huwa ni undaifu,
Jifya moja tunajua haliinjiki chungu,
Mmoja atafuzu lakini
pamoja tutadumu,
Kukiwa kugumu, si sisi sugu,
Muhimu kumaliza
kile tulichoanzisha,
Kubainisha kati ya
ujenzi na mijengo,
Lengo na utengo,
kiasi cha kutimiza lengo,
chochote unachodo,
fanya mambo kizee,
mob ikimove na pseudopodia,
utasence kuna kitu
inaichocha na si sativa,
ni uyutman kusaka
uchumi bana,
any man asikuletee,
asikulete juu,
ju we ni woman,
na hauyuko ndani ya bar hapa,
we beba yako banner tena juu sana,
hadi misuli istunye
kama ya jiko pepetarer,
we ni hip hop labourer,
unadai nafasi kiveteran,
matamu na mathongo ,
ukiyaelewa u mwangazani,
aletaye maneno ndo yule ako gizani,
kuulizia ni ka
kumpigia mbuzi gitaa,
ona sasa wasee wamekuwa
vichaa machachari,
kila siku kwa habari ,
kuna balaa kiasi flani,
na hata wasee,
hawajajifunika kitalibani,
Chant down Babylon, hii ni vita flani,
baina ya good na evil,
toa O kwa the former inakuwa Sir God,
ukiongeza D kwa the latter,
inakuwa Devil,
si hivyo ndivyo ilivyo.

© L-Ness
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Gibtn Weg

alemán

Unity is Stärke,
Désunion Faiblesse, also merke:
Ein Finger allein kriegt vom Kopp keine Laus,
Svato za sebe ist möglich
aber birlikte werden wir reüssiern,
wenn die Bok hart am dampfen: hardchore sind wir,
es ist important de finir
was wir am Start ham,
zrazumjeti razliku između
razvoj und Gebäude,
Reisen und Entgleisen,
das Maksat erreichen,
was immer du tust,
du musst dir trusten,
wenn die Leude heude pseudomoven in Massen
wirst du blikken da is something
das sie antreibt mush Sativa,
es ist die Jugend interior und buscativa
für die bessere Ekonomija,
lass keinen Chabo dich dissen
keinen Babo dich harassen
einfach weil du eine Frau bist,
und du bist hier nicht im Club,
carry dein Banner higher und higher,
bis deine Bizeps hart sind wie Steine,
wie die von nem Lüfter beim Heizen,
du bist ein Hip-Hop-Arbeiter,
du gewinnst an Raum wie ein Veteran,
tatlılık ve acılık,
du durchblickst sie im Liachd,
den Fouteur de merde sieht man nicht,
sie aufzufordern ist wie
Guitarra vor die Böcke,
guck die Dudes an, sie sind nun
gefährliche Mankafalar,
täglich zu begaffen
in den News, ’sis ein Desaster,
und diese Typen,
sind nicht mal vermummt wie Taliban,
zersingt Babylon, dies is ein Krieg,
zwischen Gut und Evil,
O statt U, und ersteres is Gott,
letzteres plus D,
das is der Devil,
ya hadika hiya.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

KENYA NCHI YETU

swahili | L-ness

Peace, love na unity,
Hip hop mentality,
Amid all the prejudice,
Kuna vitu mob ziko positive,
Uliza Lupita na wakimbiaji
vile ikikam to kutoka teke,
Ni matrophy na mamedali
za ugoro kuzinyongolo,
Na Oliech? Katika futa,
tunawachobo,
Ni watu wetu wanasay katika fame,
Kwenye games ka rugby,
Kutoka kwa single party state
hadi multy-party state,
Sasa tuna new constitution,
Cole mob ni maCampo na maUni
yani ma higher learning institutions,
katika devolution, wamatha na
mayutman, wana representation,
utawapenda utawahate
but huwezi kuwanegate,
itabaki umepraco positive
Kenyanization of the mind.

© L-Ness
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Kenya, unsa Land

alemán

Peace, Love und Unity,
Hip-Hop-Mentality,
inmitten all der Vorurteile
gibt’s noch vieles was pozitiv
is, frag Lupita und Athleten
wies kommt dass wir bei Marathons
trofeje ve medalje
um den Hals gehängt bekomm’,
und Oliech wies kommt dass wir beim Kicken
tunneln den Keeper,
wies kommt dass beim Ruhm unsre Leude Ton angeben,
vor allem beim Rugby,
vom Einparteienstaat
zum Mehrparteienstaat,
tawa ham wir ne neue Konstitucija,
die meisten Schulen sind jetzt Campi und Unis
yani Einrichtungn höherer Bildung,
bei der Übertragung sind Müdder und die Jugend
wohl repräsentiert,
lieb sie oder hass sie
du kannst es nicht verleugnen,
du musst praktiziern pozitivno
die Kenyanisierung des Geistes.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

HIP HOP HALISI

swahili | L-ness

Nimechoose maneno ya kukuconfuse,
Ndani ya ubeti kukulose,
Ndo niko used to,
Full kueneza upendo kwote,
Kiupepo napita sehemu zote,
Sisare kivuli,
Echo imeshaskika toka Soweto,
Mchezo ni on your marks,
Get set, imesikika shot,
Nimekumake ulook,
Hapa hivi bila aibu,
Bila kuwatch out for
Misumaa inasinzia mchana kutwa,
Zisipoeducate,
watafunzwa na ulimwengu,
Ambapo kipofu anasikia
usichokiona,
Na kiziwi anaona,
usichokisikia,
Sasa, inakuwaje?
Sisi tulishatafsiri,
tukafanya mambo,
Na still kiDre chronically
kwenya mic
kuna jambo
mbiu ni ya mgambo,
imebaki kila time ni wakati
wa kuweka senti kwenye beti,
zijaze benki, sura ikiwa,
ni ya kuchora ukutani,
kwa graffiti.

© L-Ness
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Hip Hop Wahrhaftik

alemán

Hab beschlossen die Worte zu wirrn,
um dich in meinen Versen zu verirrn,
ecco is was ich vollziehe,
wenn ich überall Ljubav verbreit,
wie der Viento pfeif ich überall vorbei,
kein Schatten bleibt,
das Echo es kommt aus Soweto,
sei am Start, das Spiel geht los,
auf die Plätze, hör den Schuss,
hab dich herblicken lassen,
hierüber ohne Scham,
ohne Ausschau zu halten
nach Candelas die dösen am Tage,
wenn deine Words nich educaten,
wird die Welt sie was lehren,
wo ein Slijepac hört
was du nich sehn kannst
und ein Gluhi sehen kann
was du nich hörst,
Also: ¿Qué será?
Wir ham déjà traduit,
wir ham Čuda vollbracht,
und wie Dr. Dre
quasi kronično das Mic angefacht
wir ham bir sey zu sagen,
die Sirene is laut,
tawa her zaman is Zaman – Zeit
die Verse zu vergolden,
die Banken zu fülln, das Gesicht zu zeigen,
indem man es sprüht,
als Graffiti, als Zeichen.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

MACHAMPEZ WA WAKS

swahili | L-ness

Kazi kurripen wasanii
Design ya ethylene kwa matunda,
Naadsia rangi ndani ya fani,
Niite beta-carotene,
Kazi ya rebel
kushika kalamu,
Dunia saa hii ni thots
na wasia,
Coast hadi wajia chapa waks,
Kazi ni kuadsia spice kwa rap,
Design ya cinnamon,
Kilingoti kusimama,
kama cedar za Lebanon,
na cypress za Mt. Hermon,
kazi nakutafuta wisdom,
in any form legal,
kusaka legal tender,
kwa Christ nimesurrender,
kazi ni messenger ndani ya manger,
usinione nakula nyasi,
ukadhani ni bull,
ukikaribia utakuta,
ni minotaur, nusu nyati,
nusu mtu jitu,
champez ana zana za mziki
kazi mistari,
kazi mizani,
vina visivyo vinakam
na longterm effects
za gulf war,
kuangusha recital,
kazi ya verbal vocabulary
videtrimental.

© L-Ness
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Helden der Maloche

alemán

Maloche lässt die Rapper reifen
wie auf Meyve Äthylen,
ich bring Colour in das Spiel,
call me Betakarotin,
die Maloche von Rebelln
ists den Stift zu führn,
in der Dünya geht es tawa um Gedanken
und weise Worte,
malocht hab ich von der Costa bis Wajia,
Maloche bringt das Scharf inn’ Rap,
wie Canela,
steh aufrecht,
wie die Zedern Lubnāns,
die Cempresi na Hermon,
Maloche heißt ick wache über deine Weisheit,
in jedweder Form rechtlich,
auf der Recherche nach dem Zahlungsmittel, gesetzlich
hab mich Christus ergeben, letztlich
is Maloche ein Bote innem Trog,
also glotz mich nich beim Grasen an
und denk Das is n Stier,
kommste näher merkste schnell
es is n Minotor, halb Büffel
halb Riese,
der Held hat das Werkzeug für Musike,
und Maloche is Lyrics zu rhymen,
Maloche is Metaphern zu speien,
Lyrics die du nunca hast ’sehen gedeihen,
die Wirkung is long-term
wie der Golfkrieg,
um Konzerte zu schmeißen,
die Maloche der Wörter, mündlich toxisch.

Übersetzt von Léonce W. Lupette

IMANI YAKO

swahili | L-ness

Kila mtu anataka sehemu mwangazani,
Kwa imani kila usiku ina mchana,
Mashinani gizani
hawakutoss tequila,
Walicross kwa teke na ila,
Kwa imani hatutaki uongizi wa kiimla,
Kila kukikucha nakariri
mashairi toka kichwani,
Imani yako iziguard zako toes,
Wadosi wamekuwa shavu dodo,
Yutman anacomplain
juu ya low wage,
No way wanaeza explain,
tunalipa tax over.
Nikiflow kwa hii pen
ka fountain we know,
Visivyo huwa ndivyo,
Ni kwa imani
Milima ilisonga,
milango ya gereza ikafunguka,
Mkumbuke sila na paulo,
Mi sikufundishi, mi nakubariki,
Kiwiliwili ki yadi na fikira mbali,
Chochote ufanyacho ni juu yako,
Popote upitapo ni bidii yako,
Gaa gaa na upwa usile wali mkavu,
Mbachao upo msala upitao.
Ehe, kama kawa, ni imani yako,
So wachana na pride, greed, envy,
Wrath, sloth, ongezea lust na gluttony,
Basic temptations huleta tension,
Mc namove motion ya imani,
Mp anakandamiza tumaini,
Tunaamini tumajiarmy kwa army,
Ka injili na G3 not forgetting to mention,
Neno ndo ammunition.

© L-Ness
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Dein Glaube

alemán

Jeder will nen Platz an dieser Sunce,
im Glauben jede Noc hab’ etwas Dan,
auf dem Campo karanlıkta
kredenzt man kein’ Tequila,
man durchquerte mit Highspeed,
im Glauben wir wollten keine Diktatura,
jeden Safak rezitier ich
Poesía aus dem Kafa,
es ist dein Glaube der hält deine Zeh’n,
die Milyoners ham dicke Yanaks,
und die Youth is am complainen
gegen Billiglohn,
unsre Überbesteuerung
is unexplainbarer Hohn.
Wenn ich flow middem Stift
wie eine wohlbekannte Quelle,
was nich is das muss noch wer’n,
es is im Glauben
dass Montañas versetzt wurn,
die Prisongates geöffnet,
denk an Paulus und Silas,
ich belehr euch nich, ich segne,
mein Body is hier, meine Gedanken çok uzakta,
was immer du tust, es hängt an dir,
was du auch erreichst is durch Maloche,
samo tako nastavi, geh nich hungrig ins Bett,
lass nix angefangen liegen.
Yeah, es lo que es, der Glauben ist deiner,
fuck Stolz, Gier, Neid,
Zorn, Faulheit, Wollust ve Völlerei,
einfache Bedürfnisse führen zu Verwürfnissen,
ich MC move ne Bewegung von Pace
die MP zersetzt die Esperanza,
wir denkn wir sei’n bewaffnet in der Armija,
wie das Gospel mit G3 und nicht zu vergessen
unsre Palabras sind die Munition.

Übersetzt von Léonce W. Lupette