Tom Schulz

alemán

 

Alter Schulweg

I

die goldenen Birnen, herein geschraubt in die Fassung des
Abends, wie viele Wochen sah ich euch unreif, das Fleisch
gehörte den Wespen, später, Augustende

großer Sommer, der ewige Ferientag
es hörte nicht auf, die Sonne bildete Staub wir legten unsere
Lippen auf den Rhabarber flüsterten, bleib stehen, blödes Herz

im Innern des Leierkastens –
die Bahnen waren schartig von ledernem Grün das Wasser
wurde ausgewechselt, ein Lindenblatt verfärbte das
Schwimmbad



II

Augustende, in Körben trugen wir die Köpfe von Pilzen, unsere
Wäsche schimmerte bleich wenn wir uns hinter Bäumen
auszogen mutierten die Mädchen zu einer Blumenwiese

um die sich eine Hecke schloss, so weht der Wind von der
Seite, das Sentiment unterspült die rissigen Kunststeinplatten
die Einfassung zu den Beeten hebt sich

ein Stück - ich kann die Kraftwerkswolke formen aus der Luft
nach all den Jahren den Kohlestaub, der auf die Fensterbretter
sank, Vater, der zweimal am Tag schlug

wie eine Kuckucksuhr, jemand schaute heraus, ein
Wachtmeister, verkleidet als scheues Waldvögelein, der stille
Portier führte Buch und abends schrieb der Mond

Berichte, todmüde der Sommer, die Katze
auf dem Hochhausdach, der Hund würde leben Menschen
verschwanden aus dem Mittelpunkt der Dinge

als die Planwagen fortgezogen waren einsilbig das Gras,
glänzend
wie grünes Blut

die nackten Füße liebkosen
die Büschel, dann fährt die Erinnerung vor eine abgedunkelte
Limousine 

© 2015 Hanser Berlin in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
De: Lichtveränderung. Gedichte
München: Hanser Berlin, 2015
Producción de Audio: Goethe Institut, 2016