鲸鱼

冬夜,一群鲸鱼袭入村庄
静悄悄地占有了陆地一半
象门前的山,劝也劝不走
怎么办?就是不愿离开此地
黑暗,固执,不回答。干脆去
对准它们的嘴巴的深洞吼
但听到的多半是人自己的声音
用灯照它们的眼睛:一个受禁固的海
用手试探它们的神秘重量
力量丧失,化为虚无,无边无际
怎么办?就是不愿离开一步
就是要来与我们一道生活
甚至不让我们赶在早餐之前
替它们招来潮汐,就这样
这些神一样硕大的身躯
拦在我们跟前,拖延着时间
打开窗口,海就在几米之外,
但从它们的眼睛看,它们并不欢迎,
它们制造了一次历史性的自杀,
死了。死加上它们自己的重量
久久地压迫大地的心脏
象门前的山,人们搬来了工具
放下梯子,发誓把它们的脂肪
加工成灯油,送给教堂
剩下的给家庭,然而象挖洞
从洞挖向洞,都朝着各自的方向
像挖土,但土会越挖越多,
如果碰到石头,(那些令人争议
的骨头)就取出,砌到墙上,变得
不起眼,变成历史,变成遗址――啊
四处,四处都散发着鱼肉的腥味
和真理的薄荷味,哪怕在今天,
那些行动仍具有说服力
至少不象鲸鱼,它们夜一般地突然降临
可疑,而且令人沮丧

© Lü De-an
Producción de Audio: DJS Art Foundation

Wale

In einer Winternacht fiel ein Schwarm Wale ins Dorf.
In vollkommener Stille nahmen sie das Land in Besitz,
wie die Berge vorm Fenster. Egal, was wir sagten,
sie wollten nicht gehen. Was sollten wir tun?
Sie wollten einfach nicht mehr weg von hier:
Dunkel, stur, teilnahmslos. Man konnte genauso gut hingehen
und ihnen tief in den Hals hineinbrüllen,
aber was man dann hörte, war vor allem die eigene Stimme.
Man konnte eine Lampe nehmen
und in ihre Augen leuchten: ein gefangenes Meer.
Man konnte versuchen, die Seltsamkeit ihres Gewichts zu bestimmen,
ihre verlorene Kraft, zunichte geworden, zu endlosem Nichts.
Was sollten wir tun? Sie bewegten sich einfach nicht von der Stelle.
Sie wollten mit uns zusammen bleiben;
so sehr, dass sie uns nicht einmal gehen ließen, um ihnen
die Flut einzuholen, vor dem Frühstück, ganz schnell: So sehr.
Ihre Körper, groß wie Gott,
lagen vor uns und spielten auf Zeit.
Als wir das Fenster öffneten, war das Meer nur noch ein paar Meter entfernt,
aber in ihren Augen sah man, dass sie es gar nicht haben wollten –
sie begingen einen historischen Selbstmord,
starben. Ihr Gewicht und ihr Tod lagen
für lange Zeit auf dem Herzen der Welt,
wie die Berge vorm Fenster. Die Leute brachten Werkzeug
und stellten Leitern auf, fest entschlossen, Öl aus dem Fett
ihrer Körper zu machen, für die Lampen der Kirche. Was übrig blieb,
würden die Familien kriegen – aber wer Löcher gräbt,
kommt von einem zum nächsten, und jedes davon hat seine eigene Richtung,
und wer in der Erde gräbt, wird auf immer mehr Erde stoßen, je länger er                                                                                                                  gräbt,
und falls du auf Steine stößt (die nicht jeder als Knochen erkennt),
dann hol sie raus, bau Mauern draus, so dass sie
unauffällig werden, Geschichte werden, Ruinen werden – ach
überall, überall roch es nach Fisch
und dem Pfefferminz der Wahrheit, und selbst heute
verstehen wir diese Handlungen noch,
zumindest besser als die Wale. Sie fielen so plötzlich herein wie die Nacht,
verdächtig, aber mehr noch entmutigend.

© Aus dem Chinesischen übersetzt von Lea Schneider