My 100-Year-Old Ghost

sits up with me when the power cuts,
tells about the trout at Unkee’s Lake,

the wood house burned on the hill.
He says he was intimate with every

leaf of grass. Wore one hat
for Griswold, another for his own field,

the possibilities of the century laid out;
an endless string of fishing pools. But

they never got ahead of my ghost -
he took them like cows, one at a time,

never lusted for the color of trout
in a pool a mile away.

He knew from the smoke in the sky
Mrs. Johnson was starting supper, and, in March,

when the candles appeared,
he knew Bobby’s boy had died.

My ghost only ever had one bar
where the keeper didn’t water his drinks,

nor did he feel the need to hide his moth cap,
his potato clothes, or scrub himself birth pink.

My ghost tells me there was a time you’d look out
and not find a Dairy Queen. You could sit

on your porch a whole life and never think
about China. Sometimes I see my ghost

bringing cut sunflowers to his wife
and it seems so simple.

Then, sometimes, it is dark,
he’s just in from work and Griswold says

they ain’t going to raise his pay. And even back then
the power went out, long nights when they had no kerosene.

And my ghost tries to sell me on simpler times:
the grass soft, endless –

lampless nights,
pools of crickets singing.

© Ryan van Winkle
De: Tomorrow, We Will Live Here
London: Salt Publishing, 2010
Producción de Audio: Ryan van Winkle & Colin Fraser (Culture Laser productions)

Mein 100 Jahre alter Geist

bleibt wach mit mir, wenn der Strom ausfällt
erzählt von den Forellen im Unkee´s Lake

dem niedergebrannten Holzhaus auf dem Hügel.
Er sagt, er sei vertraut gewesen mit jedem

Grashalm. Ging er zu Griswold, trug er eine Arbeitshose
auf seinem Feld hatte er seine eigenen an

die Möglichkeiten des Jahrhunderts lagen vor ihm:
eine endlose Schnur von Angelteichen. Aber

die Teiche überforderten nie meinen Geist –
er nahm sie wie Kühe, eine nach der anderen

begehrte nie die Farbe der Forellen
in einem anderen Teich.

Er wusste vom Rauch am Himmel
Mrs. Johnson hatte mit dem Abendessen begonnen, und, im März

als die Kerzen plötzlich brannten
wusste er, dass Bobbys Junge gestorben war.

Mein Geist ging immer nur in eine Kneipe
wo der Wirt die Drinks nicht mit Wasser verdünnte

noch fand er es notwendig, seine Mottenmütze zu verstecken
seine Plünnen, oder sich babyrosa zu schrubben.

Mein Geist erzählt mir von der Zeit, in der man aufblicken
und keinen Dairy Queen finden würde. Du könntest

ein ganzes Leben lang auf deinem Vordach sitzen und
niemals an China denken. Manchmal sehe ich meinen Geist

wie er seiner Frau Sonnenblumen für die Vase bringt
und es scheint so einfach.

Dann, manchmal, ist es dunkel
er ist gerade zurück von der Arbeit und Griswold sagt

sie werden seinen Lohn nicht erhöhen. Und sogar damals
fiel der Strom aus, lange Nächte, in denen sie kein Petroleum hatten.

Und mein Geist versucht mich für einfachere Zeiten zu gewinnen:
Das Gras sanft, endlos –

Nächte ohne Lampen
Schwärme zirpender Grillen.

Deutsche Fassung von Björn Kuhligk.
Die Übersetzung entstand während des Übersetzungsworkshops VERSschmuggel im Rahmen des poesiefestival berlin 2014.