Zang Di

chino

Lea Schneider

alemán

水仙史丛书

福岛余震不断。半个地球
正慢慢卷入真相的漩涡中。
更多的动荡分不清政治的远和近,
将命运的泡沫溢出人生的边沿。
而这些黄水仙花却纹丝不动。
或者说,它们的动静像恐龙骨头的动静。
它们选择在四月开放,就好像
我们有时想赶在时间的前面。
不必羞涩,你就常常喜欢赶在我的前面。
它们长得像大葱,但不是用来吃;
它们是为看准备的。它们是
为了让我们看见不同的我们而准备的。
有时,我会走得比孤独还要远,
我看见你刚向虚无啐了一口痰。
这股狠劲让我意识到这些水仙
对我们的历史所做的事情。
它们的历史不是栽种史,也不是
品种的分布史,而是你我
曾在什么时候看见你身上的花的
一连串的记录。它们确实从历史的后面
把我们带到了时间的前面。
我不会为我不够狂热而道歉,
我只会为我不够微妙而道歉。
就把地点选在金泽吧。这里,
某种偏远正适合我走进它们的历史。
就这么深入吧。就这么看待它们的动静吧。
在我们没有去过的地方
它们读我们,就好像我们
在它们不在的时候,看见它们的精神
恬静在现实的巨大的阴影中。

2011.4.

© Zang Di
Producción de Audio: Literaturwerkstatt Berlin, 2015

Aus der Reihe: Die Geschichte der Narzissen

In Fukushima gehen die Nachbeben weiter. Die Hälfte der Erde
wird langsam in einen Strudel aus Wahrheit gezogen.
Die meisten Erschütterungen nehmen die Entfernung der Politik nur undeutlich wahr,
wodurch das Schicksal über den Rand des Lebens blubbert.
Die Narzissen bleiben trotzdem unbewegt.
Oder vielleicht ist Stillstand ihre Bewegung, wie bei Dinosaurierknochen.
Sie blühen im April. Offenbar wollen sie
genauso wie wir manchmal der Zeit voraus sein.
Kein Grund schüchtern zu sein, du bist mir meistens gern voraus.
Sie sehen aus wie Lauch, aber zum Essen sind sie nicht gedacht;
sie sind zum Ansehen da. Sie sind auch da,
damit wir ein anderes Wir sehen können.
Wenn ich noch weiter gehe als die Einsamkeit,
kann ich manchmal sehen, wie du das Nichts anspuckst.
Diese grausame Aktion macht mir bewusst,
was die Narzissen mit unserer Geschichte getan haben.
Ihre Geschichte ist nicht die Geschichte, wie man sie gepflanzt
oder gezüchtet hat, sondern eine Reihe von Aufzeichnungen
derjenigen Zeitpunkte, zu denen wir gesehen haben,
wie sie auf unseren Körpern blühten. Tatsächlich haben sie uns
von der Rückseite der Geschichte auf die Vorderseite der Zeit geholt.
Ich werde mich nicht für mangelnden Enthusiasmus entschuldigen,
höchstens für mangelnde Reflektion.
Nehmen wir also Kanazawa als Ausgangspunkt. Die Abgeschiedenheit
dieser Stadt ist genau richtig, um die Geschichte der Narzissen zu betreten.
Treten wir also ein und betrachten ihre Bewegung im Stillstand.
Sie beobachten uns von einem Ort aus,
an dem wir noch nie gewesen sind, genauso wie wir
in ihrer Abwesenheit ihren Geist sehen können,
der seelenruhig im riesigen Schatten der Realität liegt.

(April 2011, Kanazawa)

© Übersetzung: Lea Schneider