CANTILÈNES (extrait)

Aborde ce corps
tel l’archéologue
dépoussière le joyau enseveli
parcours vallons collines grottes et jardins
ici nul plumage trompeur
les arbres portent fleurs et flambeaux
ici tant d’effervescence de splendeurs tues
les morsures sont de cristal
j’ai tissé un linceul pour l’égo
et dans le silence des nuits
j’écoute le chant des étoiles

J’ai la nostalgie de l’abandon
tremblante rivière détournée de son lit
je poursuis ce rêve d’un lointain royaume
sans décombres ni escaliers achalandés
Un royaume rien que pour moi
sans portes ni fenêtres
pour accueillir toute la lumière du monde
et celle de tes yeux
Me manque cet orage qui au mitan du jour
démembre les corps
me manquent le poids du baiser
nos souffles engloutis par les sables du désir
dans les vallons de nos draps

Ouvre-moi une porte dans les nuages
je veux la franchir
accéder aux îles fabuleuses
où vivent chercheurs de rêves banquistes illusionnistes
J’ai faim de délires de trémolos
offre-moi une ligne plus loin que l’horizon

Je voudrais tant pour une fois
être femme sans armure
sans autre histoire
que celle de ta bouche
Berce mon cœur avec un conte de fées
où tu joues tous les personnages
je te laisserai cueillir mes songes et saisir à pleines mains
la fulgurance de mes désirs
puis de ma langue et de mes dents sur ton corps
j’écrirai
notre pacte secret

Invente-moi un rituel
je me ferai lune pleine
lune ronde
lune bleue
Ivre et curieuse
infatigable
j’épellerai tes cils
je nommerai tes pores
Mes bras mes seins mes cuisses
et la fleur de mon nombril
te rappelleront alors cette langue oubliée des humains

© Pleine lune
De: Femmes des terres brûlées
Montréal: Pleine lune, 2016
Producción de Audio: Haus für Poesie, 2020

Kantilenen (Auszug)

Nähere dich dem Körper
wie ein Archäologe
entstaube den begrabenen Juwel
durchstreife Täler Hügel Grotten und Gärten
hier kein trügerisches Gefieder
die Bäume tragen Blüten und Fackeln
hier so viel Aufruhr verschwiegener Schönheiten
die Bisse sind aus Kristall
ich habe ein Leichentuch für das Ego gewebt
und in der Stille der Nächte
höre ich den Gesang der Sterne

Ich sehne mich nach Verlassenheit
zitternde aus ihrem Bett geleitete Flussader
ich verfolge diesen Traum eines fernen Königreichs
ohne Trümmer oder belebte Treppen
Ein Königreich für mich allein
ohne Türen oder Fenster
um alles Licht der Welt aufzunehmen
und das deiner Augen
Mir fehlt dieses Gewitter das mitten am Tag
die Körper spaltet
mir fehlen die Schwere des Kusses
unser Atem verschluckt vom Sand der Begierde
in den Tälern unserer Laken

Öffne mir eine Tür in den Wolken
ich will sie durchschreiten
zu den fabelhaften Inseln gelangen
wo Traumsucher Gaukler Zauberkünstler leben
Ich hungere nach Delirien nach Tremolos
schenke mir eine Linie weiter als der Horizont

Ich würde so gern einmal
Frau ohne Rüstung sein
ohne eine andere Geschichte
als die deines Munds
Wiege mein Herz mit einem Märchen
in dem du alle Figuren spielst
ich lasse dich meine Träume pflücken und die Hände füllen
mit dem Funkeln meiner Sehnsüchte
und dann mit Zunge und Zähnen auf deinem Körper
schreibe ich
unseren geheimen Pakt

Erfinde mir ein Ritual
ich werde zum vollen Mond
runden Mond
blauen Mond
Trunken und neugierig
unermüdlich
ich buchstabiere deine Wimpern
ich benenne deine Poren
Meine Arme meine Brüste meine Schenkel
und die Blüte meines Nabels
erinnern dich dann an diese von den Menschen vergessene Sprache

Aus dem Französischen übersetzt von Theresa Benkert