ESSEN MIT DEN ELTERN

Ich probiere es noch einmal
Ich erzähle von mir
Aber sie hören schlecht
Sie hören nicht zu
Sie reden Reden
Von den beiden Weltkriegen
Von Krankheiten Diäten
Von den wenigen noch lebenden Verwandten
Die nichts mit ihnen zu tun haben wollen
Von der Sommerfrische
In die sie nicht mehr fahren können
Vom plötzlichen Tod eines viel jüngeren Bekannten
Von Konten Losungswörtern Sparbüchern
Von Politik
Von der unglaublichen Korruption heutzutage
Von der bevorstehenden Wahl
Zu der sie sicher nicht gehen werden
Vom Wetter

.........................................................

Die Kälte macht ihnen zu schaffen Die Kälte
Die spüren sie noch
Und das bockige Verlangen nach allem
Was ihnen der Arzt verboten hat
Fettes Fleisch eingebranntes Gemüse
Angebratene Erdäpfel Bier Wein
Alles das schlucken schlingen sie hinunter
Kaum kauend ohne Hunger ohne Durst
Beinah ohne Absicht
Bloß aus Gewohnheit
Und jeder für sich

..............................................................

Ich weiß es paßt ihnen gar nicht
Wie ich jetzt lebe
Sie sagen sie hätten nichts dazu zu sagen
Sie würden sich hüten sich in mein Leben einzumischen
Aber dann platzen sie doch mit Fragen heraus
Seit Jahr und Tag in Ton und Wortlaut unverändert
Wann gehst du endlich wieder zum Frisör?
Wie lange willst du noch im Ausland bleiben?
Kannst du denn vom Schreiben leben?
Hast du auch an deine Pension gedacht?
Aber ohne eine Antwort abzuwarten sagt sie
Mit vollem Mund zu ihm
Was fragst du denn!
Du weißt er lügt uns ja doch nur an

...................................................................

Beim Weggehen steckt sie mir einen Geldschein zu
Kleingefaltet so daß er nichts merkt
Auf der Straße nehmen wir Abschied
Der Wind treibt uns Tränen in die Augen
Wir schütteln einander die Hände
Wir küssen einander auf die Wangen flüchtig
Um halbeins sind Nachrichten im Radio und der Wetterbericht

Ich seh sie gehen
Steifbeinig auf dem vereisten Gehsteig
Sie setzen Fuß vor Fuß
Halt suchend an Hausmauern und parkenden Autos
Mit kleinen ängstlichen Bewegungen
Beinah ohne Absicht
Bloß aus Gewohnheit
Und jeder für sich

                                      (1989)

© Hans Raimund
De: Der lange geduldige Blick
Mödling : edition umbruch, 1989
Producción de Audio: Literaturwerkstatt Berlin 2008

Comida con los padres

Lo intento una vez más:
Hablo de mí
Pero oyen mal
No prestan atención
Hablan y hablan
De ambas guerras mundiales
De enfermedades dietas
De los pocos parientes que aún viven
Y nada quieren saber de ellos
Del frescor veraniego
Al que ya no pueden viajar
De la repentina muerte de un conocido mucho más joven
De cuentas consignas libretas de ahorros
De política
De la increíble corrupción de hoy en día
De las elecciones ya próximas
A las que seguro no irán
Del tiempo

.........................................................

El frío les preocupa mucho el frío
Aún lo sienten
Y la terca necesidad de todo
Lo que les ha prohibido el médico:
Carne grasicnta verduras guisadas
Papas asadas cerveza vino:
Todo lo tragan lo degluten
Sin masticar apenas sin hambre sin sed
Casi sin intención
Sólo por hábito
Y cada uno para sí

.........................................................

Lo sé no les complace
La forma en que ahora vivo
Dicen que nada tienen qué decir al respecto
Que lejos de ellos inmiscuirse en mi vida
Pero después estallan en preguntas
Desde siempre invariables en su tono y sentido:
¿Cuándo irás finalmente a la barbería?
¿Por cuánto tiempo piensas seguir en el extranjero?
¿En realidad puedes vivir de lo que escribes?
¿Has pensado también en tu jubilación?
Pero sin esperar una respuesta
Ella le habla con la boca llena:
¿Qué le estás preguntando?
Sabes que sólo nos dice mentiras

.........................................................

Al marcharse ella me da a escondidas un billete de banco
Bien doblado para que él no se dé cuenta
Nos despedimos en la calle
El viento hace que nos broten lágrimas
Nos estrechamos las manos
Nos besamos en ambas mejillas - fugazmente:
a las doce y media hay noticias por radio y el parte del tiempo

Los veo irse:
Las piernas rígidas sobre la acera helada
afirman un pie tras el otro
buscando apoyo en las paredes y en autos aparcados
con breves movimientos temerosos
casi sin intención
sólo por hábito
y cada uno para sí

Traducción al español de Olga Sánchez Guevara