Fred Viebahn
alemán
FIRST CONTACT
I hear he’s a wild man, a proletarian
who forgets to shave and rejects tutelage;
who’ll dare nobility to trespass wherever
he decides to take his constitutionals,
but at the keyboard a wonder.
So I am exactly where I need to be,
tuning my instrument with Vienna’s finest
on a sun-blown April afternoon. I’ve made
the rounds, Baron to Count to Prince,
had my letter of introduction passed on tray after tray
like an after-dinner drink. It’s all a bit dizzying ––
the lilting queries, coifed heads bobbing
in murmured goodwill; I watch late light
soften the stucco into creamy arabesques
as polite chatter swirls around me, whirls and dips
until I feel I’m being slowly stirred by a celestial
coffee spoon. At last! Schuppanzigh
moves toward the foyer, maneuvering his gut
past a mahogany secretaire and two nattering poufs
to welcome –– too late! –– his friend
who bursts into view, a squat invasionary force
not quite as dark as me–– in coffee-speak
a Kleiner Goldener, Small Gold
to my Big Brown–– but pocked, burly;
a dancing bear who’ll refuse to entertain,
who’d ignore the yanked chain until
they slit him for a coat. He’s clapping
shoulders now, shaking hands, moving forward
as the room expands, laughing. And why not?
This is his party, after all; we are here
to play him–– this ugly, flushed little man
everyone calls “The Moor”––
although not to his face
nor, I suspect, within my earshot.
De: Sonata Mulattica
New York & London: W.W. Norton & Company, 2009
Producción de Audio: Literaturwerkstatt Berlin 2009
ERSTE TUCHFÜHLUNG
Ich hör, er ist ein wilder Bursch, ein Proletarier
der das Rasieren vergißt und Schirmherrschaften abweist;
der dem Adel keinen Fußbreit gönnt, wo immer
er beliebt, seine Erholungsspaziergänge zu machen,
aber auf den Klaviertasten ein Wunder.
Also bin ich genau da, wo ich sein muß,
und stimme mein Instrument mit den Besten von Wien
an einem sonnüberwehten Aprilnachmittag. Ich habe
die Runden gemacht, von Baron zu Graf zu Prinz,
präsentierte mein Empfehlungsschreiben auf Tablett nach Tablett
wie einen Likör zum Nachtisch. Es ist alles etwas verwirrend --
die trällernden Nachfragen, frisierte Köpfe auf und ab nickend
voll gemurmelten Wohlwollens; ich schau zu, wie der späte Abend
die Stukkatur zu cremigen Arabesken mildert,
während mich höfliches Geplapper umwirbelt, strudelnd im Auf und Ab,
bis ich mich fühle, als würde ich langsam gerührt von einem himmlischen
Kaffeelöffel. Endlich! Schuppanzigh
bewegt sich in Richtung Foyer, manövriert seinen Bauch
an einem Mahagonisekretär und zwei Plaudertaschen vorbei,
um -- zu spät! -- seinen Freund willkommen zu heißen,
der auf die Bildfläche birst, eine gedrungene Invasionsmacht,
nicht ganz so dunkel wie ich -- in Kaffeesprache
ein Kleiner Goldener, kleines Gold
gemessen an meinem Großen Braunen -- aber pockennarbig, stämmig;
ein Tanzbär, der sich weigert zu unterhalten,
der das Zerren der Kette mißachten würde, bis
man ihn für einen Fellmantel in Streifen schnitte. Er klopft
nun Schultern, schüttelt Hände, bewegt sich vorwärts, lacht
während sich der Raum ausdehnt. Und warum nicht?
Dies ist, immerhin, seine Party; wir sind hier
um ihn zu spielen -- diesen häßlichen, rot unterlaufenen kleinen Mann,
den alle den "Mohren" nennen --
allerdings nicht ins Gesicht
noch, vermute ich, in meiner Hörweite.