La lettre sous la langue

Je t’écris pour te dire
que je vis à fleur d’encre
dans une ville de béton armé
On tire lamentablement dans ma rue
Dire et déjà trop dire
le bonheur sous chloroforme

Qui habitera avec nous
cet espace mensonger
l’incertitude de ce pays
aphone à force de faire des promesses
à des bonheurs sans complices
à des rêves de plein jour
et de plain-pied ?

Déjà l’ellipse
ma main coupée en deux
Il faut trancher
Je suis un homme
qui du rebord piégé de la lune
et du rebond de la lettre
et du piège de l’esprit
appelle la folie
devant la mer en ruine
et puisqu’il te faut un récit court
celui des fous derrière la porte
des lapsus
ou des masques allumés
qui font un bruit de poulie
dans les os
je t’écris pour t’apprendre
que j’ai longtemps parlé avec les poings
serrés
pour ne pas crier avec
l’horizon qui fait naufrage.

© Georges Castera
De: Les cinq lettres
Port-au-Prince: Imprimerie Natal, 1992
Producción de Audio: 2002 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

Der Brief unter der Zunge

Ich schreibe dir, ich will dir sagen
daß ich hautnah über der Tinte lebe
in einer Stadt aus Stahlbeton
In meiner Straße wird geschossen, erbärmlich
Jedes Wort ist zuviel
ein Glück in Chloroform

Wer wird mit uns noch diesen 
verlogenen Raum bewohnen
dieses ratlose Land 
das seine Stimme verlor in Versprechungen  
an ein Glück ohne Komplizen
und an Tagträume
zu ebener Erde

Schon wieder die Ellipse
meine Hand ist zweigeteilt
Man hat sich zu entscheiden   
Ich bin ein Mann
der vom verminten Rand des Mondes
und vom Aufprall des Wortes
und von den Fallstricken des Geistes aus
den Wahnsinn anruft
vor dem Trümmermeer
und da Du unbedingt einen kurzen Bericht brauchst
den des Verrückten hinter der Türe 
der Versprecher 
oder der Masken, die brennen
deren quälendes Quietschen einem 
durchs Mark fährt
ich schreibe, um dir 
beizubringen
daß ich lange mit geballten Fäusten sprach
um nicht mit diesem Horizont, der absäuft, zu kreischen.

Übertragen von Lutz Seiler
© Lutz Seiler