THE SAFFRON PICKERS

It is necessary to pick 150,000 crocuses
                in order to produce one kilogram of saffron.


Soon, she'll crouch again above each crocus,
feel how the scales set by fate, by misfortune
are an awesome tonnage: a weight opposing

time. Soon, the sun will transpose its shadows
onto the faces of her children. She knows
equations: how many stigmas balance each

day with the next; how many days divvy up
the one meal; how many rounds of a lustrous
table the sun must go before enough yellow

makes a spoonful heavy. She spreads a cloth,
calls to the competing zeroes of her children's
mouths. An apronful becomes her standard -

and those purple fields of unfair equivalence.
Always that weight in her apron: the indivisible
hunger that never has the levity of flowers.

© Giramondo
De: Wolf notes
Sydney : Giramondo, 2003
Producción de Audio: M.Mechner, literaturWERKstatt berlin, 2003

DIE SAFRANPFLÜCKERIN

Man muss 150. 000 Krokusse pflücken,
um ein Kilogramm Safran zu erhalten.

Bald bückt sie sich wieder über jeden Krokus,
fühlt die vom Schicksal mit Unglück befüllte Waage
als erschreckend schwere Last: Ein Gewicht gegen
 
die Zeit. Bald wirft die Sonne ihre Schatten
auf die Gesichter ihrer Kinder. Sie kennt
Gleichungen: wie viele Stigmata gleichen

die Tage aus; wie viele Tage teilen
das eine Mahl; wie oft geht die Sonne noch auf
über der glänzenden Tafel, bis dass genug Gelb

einen Löffel anfüllt. Sie breitet ein Tischtuch aus,
ruft ihre hungrigen Mäuler, konkurrierende Nullen.
Eine Schürze schafft sie im Schnitt –

auf diesen purpurnen Feldern ungleicher Äquivalenz.
Zeitlebens spürt sie dies Gewicht in ihrem Safransammelkleid:
den unteilbaren Hunger, der leichtfertig seine Blüten treibt.

aus dem australischen Englisch von Sabine Scho




auch in: Hochzeit der Elemente. Zeitgenössische australische Dichtung.

Hg. von Ivor Indyk

Köln: Du Mont 2004