في القدس

© Mahmud Darwish
Producción de Audio: 2004, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

In Jerusalem

In Jerusalem, ich meine in der Altstadt
Laufe ich von einer Zeit zur anderen ohne Erinnerung
In mir, die auf etwas zielt. Die Propheten teilen dort
Untereinander die Geschichte des Heiligtums … Sie
Steigen auf in den Himmel und kehren zurück
Mit weniger Ohnmächtigkeit und Trauer. Denn
Heilig sind Eintracht und Frieden und sie werden kommen
In die Stadt. Ich laufe über einen Abhang und
Frage mich: Warum streiten sich die Überlieferer
Über die Worte des Lichts im Stein? Wie
Können Kriege sich entfachen aus einem Stein
Mit wenig Licht?
Ich laufe im Schlaf. Ich glotze meinen Traum an. Ich sehe
Niemanden hinter mir und niemanden vor mir
Mein ist all dieses Licht. Ich laufe. Werde leichter. Fliege
In der Verwandlung bin ich ein anderer. Wie Gräser
Wachsen aus dem prophetischen Munde Jesajas die Worte:
„Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“
Ich laufe, als wäre ich ein anderer. Eine weiße
Biblische Rose meine Wunde, zwei Tauben
Meine Hände auf dem Kreuz. Sie fliegen auf
Und tragen mit sich die Erde. Ich laufe nicht, ich fliege
Und werde ein anderer in der Verwandlung. Ohne Ort
Ohne Zeit. Wer also bin ich? Ich bin
Nicht ich im Angesicht der Himmelfahrt. Aber
Allein der Prophet Mohammad
Sprach Hocharabisch. Na und?, denke ich
Na und?, schrie plötzlich eine Soldatin:
Du schon wieder? Hab ich dich nicht getötet?
Und ich sprach: Du hast mich getötet – aber ich vergaß
Genau wie du
Zu sterben

Aus dem Arabischen von Adel Karasholi
In „wo du warst und wo du bist“, A1 Verlag, München 2004