Kateryna Kalytko (Катерина Калитко)

Eine weitere Geschichte geschah wiederum mit dem Cello:

waren die Leute weg, blieb es mit seinem Besitzer;

er verkaufte alles von seinen Sachen außer dem Cello,

und es fing an, seinen Hunger zu stillen,

was allein durch die Anwesenheit des Cellos geschah.

Als sie aber anfingen die Wohnviertel – eines nach dem anderen –

zu durchsuchen, alle Häuser, alle Wohnungen,

verlor er Ruhe und Schlaf und wartete, wann er dran ist.

Das Cello beruhigte ihn: nahm seine Hände,

legte sie an die seidenen Kurven und befahl ihm

zu spielen. Er willigte jedes Mal ein.

Nachts, wenn vor den Fenstern die Schlachten rollten,

wenn eine schwarze Asphaltwelle hochstieg,

spielte er stundenlang, so lang, bis seine Finger

bluteten und die Schwielen platzten –

als ob er jedes Mal ein Stück Fleisch von sich abschnitt und

für die Wildvögel nach draußen warf – damit sie warteten,

damit sie noch nicht angriffen, noch nicht jetzt.

Aber mit jedem Fleischstück

wurde er kleiner,

so dass er endlich,

wenn die Schritte im Treppenhaus keine Zweifel mehr ließen,

kraftlos unter die Decke aus rotem Fichtenholz schlüpfte –

wie eine Eidechse oder Spinne.

Dort soll er auch entdeckt worden sein:

klein, zusammengedrückt, in Embryolage

im Bauch des schwangeren Cellos.