Andreas Koziol
Portrait des Abends als naives Zeitgespenst IV
Nimm den Mond - der alte Hofschauspieler seiner selbst -
Sitzt noch in der Maske und bekämpft sein Lampenfieber
Mit ein paar kalten Zügen aus seiner vulkanischen Pfeife.
Stößt dann eine Wolke aus und beginnt die Spätvorstellung
Unter dem Gemurmel der herbeigeströmten Dunkelheit.
Sein glühender Monolog über die Erde holpert so dahin.
Und die Schlafmützen im nachtbarhäuptigen Wortflußbett
Halten ihn für einen alten Hut an den sich höchstens noch
Schlecht sehende Schreiberlinge ihre Feder stecken können.
Die haben keinen Schimmer von seiner Verwandlungskunst
Und opfern ihm allenfalls ein Schäferstündchen zur Wolfszeit
Oder eine Ode an diesen altmodischen Mimen der Monotonie
Schreiben sie vor der Mattscheibe in ihrer Schattenbleibe
Während der Besungene soeben wie eine lose Laserdisk
Im schwarzen Styropor des Quadrathimmels verschwimmt
Erinnern wir uns ganz ohne Kummerblick auf ein Publikum
Seiner Glanznummern in den Nachtstücken nach K's Manier:
Zunächst wäre da sein Rolle als Almosen für die alte Erde
Wenn sie umnachtet wie obdachlos auf der Milchstraße lag.
Er warf sein Gold vor das Meer ihrer Füße -Hier nimm das
Und kauf dir die Hunde die dein Antlitzt verwüstet haben!-
Dann seine rauschenden Erfolge besonders beim jungen Blut
Als Weltmeister über alle Distanzen zum Phänomen Liebe.
Wachsfiguren über sich selbst hinaus wachsen zu lassen
Oder Harlekinen mit Höhenkoller als Abgrund zu dienen.
Und dann die hokuspokusechte Lippenstiftung der Nullen
Die mit Erzählungen aus Einsamkeit noch rechnen ...
Er gab den galaktischen Galgenvogel im astralen Astwerk
und betete das Krahkrah Unser von der Kanzelung Gottes.
Er machte den Krummsäbel und zog damit blank vom Äther
Oder glühte als Totenschädel zwischen Schultern der Berge.
Mohnmächtig lachte er sich an dem Geschlecht zu schlafen
Das ihm als Fleisch geweint war wo immer es verbeint war.
Gespenstisch war sein Affenzahn schneller als eine Mark
In Groschen gewechselt ist wechselte er die Erscheinung:
Eben noch so hochkarätig am Höhlenkollier des Himmels
Und nur mit perlenden Maulkorbmonologen aufzuwiegen
Wirft er sich plötzlich in Schale zieht den Bauch ein und
Drückt als Billigbanane die Wolkenbänke des Universums
Oder er fault dort ab und geht frei nach Münchhausen
Als Bohnenstange mit Bienenkorbfrisur zum Ergötzen
Der Schnurrigen unter den Katerideen die wir buckeln.
Mondäne Hornochsen hängen andächtig an seinen Rippen
Als wäre er der heilige Heizkörper ihrer Schattenseiten
Und etwa nicht ein roter Heller hellerlichten Wahnsinns
Geprägt vom Stock an dem das Gedicht geht rundherum
Ein Bewunderndes dunkel getrieben von Hals und Beinbruch
Für die große Laufbahn des von kleinen Lichtern Gestreiften
Der schon kariert aus der Esche schaut da vor dem Fenster...