Yaak Karsunke
nachmittagsvorstellung, sizilianisch
für Ingrid
eidechsen in der sonne auf den rängen
des griechischen theaters auf der bühne
singen zikaden
nebenan im museum der schmuck
angelegt vor zweitausendvierhundert jahren
(um wem zu gefallen) von einer frau
in den alten steinbrüchen blühen
mandelbäume & mimosen unter palmen
siebentausend gefangene athener
schlugen ihnen damals den platz frei
& krepierten in steinstaub & schatten
karthager die griechen die römer
- zwei große karthagische &
die drei punischen kriege
dazwischen der friede von sonstwo -
vandalen goten araber
& nach den sarazenen: der sand
raubzüge sklavenaufstände
wechselnde koalitionen - der berg
gibt keinen frieden einmal
umfließt lava die mauern der stadt
& füllt die wasser-
gräben der festung mit feuer
erdbeben pest der letzte ritter fällt
an fäden aus dem marionettenhimmel
mit martialisch aufgemaltem schnurrbart
den harnisch aus messing
fest an den holzleib genagelt
noch einmal erschlägt er
mit klimperndem blechschwert
den drachen besiegt die araber
& rettet die (christliche) jungfrau
für ein langes leben im kloster
dann tanzt der schatten
einer elster über die szene
die zikaden verstummen
eine eidechse hebt ihren kopf
bevor sie sich - ein trockenes geräusch -
in den gräsern verliert auf den rängen
des antiken theaters