Monika Rinck
KRAFT EINES RASTERS
KRAFT EINES RASTERS
Hört ihr das, so höhnen Honigprotokolle, Haare, Stunden, Gier,
Boliden, es brannte die Halde, Weltraumwaffen stürzten nieder,
ungebremst wie Zuckerwerk in Hotels mit Hallenbädern. Ich sah,
die Gestüte in den Niederungen fielen irgendwelchen Plünderern
zum Opfer, oder wars das Siechtum einer Winde? Etwas machen!
Kraft eines Rasters! Lass sinken. Blinzelnd in die Asymptode blicken.
Ich sah Glühendes verglühn, sah es eingehn und mählich zerfließen.
Ich sah Tiere, die sich selber melkten. Sah, wie sie irgendetwas
durch ein Sieb passierten. Runde Höfe kreisten, eine Herde brach
in Panik mitten durch ein riesengroßes Nadelkissen, Schilf! Ich sah
die gepeitschte Röte auf den Wangen der Tenöre. Ich sah Gangster,
Grünspan, Mischgelände, Mimesis. Flechtwerk war der Waffenhandel
einer Sprachfamilie. Überlegene Drogenkuriere sah ich Grilladen
und Pekinggemüse verspeisen. Ich sah: Ihre Botengänge machten
in willfähriger Ohnmacht Schachhostessen, Opis, Platzanweiser.
Ich blickte zum Himmel empor. Dort waren große Vögel, zogen
ihre Linien. Himmel war, auch dort wo man gewohnt war: Mord.