Ulrich Koch
ICH WUSSTE GAR NICHT, DASS ICH MANCHMAL BETE
Ich wusste gar nicht, dass ich manchmal bete.
Eine Katze und eine Alte verlangsamen dieses Gedicht,
in dem es zögerlich Tag wird, sie hängt die Wäsche
ihres Sohnes ab, der seit Jahren nicht mehr schreibt.
Wolkenschatten tasten den Boden ab, Pferde kommen
ans Gatter getänzelt, doch geben nichts ab von ihrer Schönheit,
kein Wort. Vom Frühlicht verschneite Terrassen.
Dem Nachrichtensprecher im Radio
stopfe ich den Mund mit einem Lappen, getränkt mit
Psalmen und Kerosin: Lass mich sein, wie ich bin, vorher mach,
dass ich werde, was ich war, damit ich warten kann,
bis ich wiederkomme mit denen, die ich verließ.