Steffen Jacobs
Einem Klassizisten zu Lebzeiten
Du würdest am liebsten verreisen,
nach Land’s End und Engelland,
doch erst legst du dich in die Eisen,
erst schreibst du noch diesen Band.
Und darauf den nächsten, ganz andern,
mit sperrigem Vers ohne Reim.
Du würdest am liebsten bloß wandern,
statt dessen verharrst du daheim.
Du dräust über Marschen und Deichen
du wehst mit dem Nebel zur Pier.
Du tropfst von den Ästen der Eichen,
die Eichen gedeihen in dir.
Die Väter, wie waren sie fleißig,
wie haben sie machtvoll geschafft.
Du selbst bist kaum jenseits der dreißig,
und jetzt schon verzuckert, der Saft?
Die Väter, sie waren die Bösen,
sie haben gemordet, gebrannt.
Du mußt dich aus ihrem Bann lösen,
mit eiserner preußischer Hand.
Entrückt sitzt du oben im Stammbaum
und schnitzt an dem Ast, der dich trägt.
Am Boden erkennt man den Mann kaum,
der pfeifend im Blätterwerk sägt.
Da mußt du erst recht weitermachen,
auch wenn das auf Erden nichts bringt:
Es schafft doch die luftigsten Sachen,
der ohne Grund preiset und singt.
So sollst du dein Abendland loben,
wie’s ringsum im Dämmer versinkt,
wenn hinten bei Norwich die Sonne
im blutigen Nordmeer ertrinkt.
So sollst du dein Abendland lenken
und folgen des Mondes Verlauf.
So sollst du dich in dich versenken –
und dann, Mann-o-Mann, brichst du auf!