eine zeit, in der ihr leben ahnungslos bleiben wird / erblindet
langsam / ein vierzehnjährigens mädchen steht mit uns
am fließband und zieht an der müdigkeit dieser zeit
manchmal / will sie lieber nach hause zurück, nach sichuan
holz hacken / gras schneiden / obst oder wildblumen ernten
aus ihrem dünnen körper tritt eine verzweiflung / ich kenne
kein wort, das sie beschreiben kann / ich kenne nur
kinderarbeit / wie das seufzen eines papiertaschentuchs
ihre augen könnten das weichste herz in splitter schlagen
und selbst dieses klein bisschen mitleid wird
von den maschinen am fließband eingeholt
den rhythmus ihrer verspäteten bewegungen tauscht sie
gegen die flüche des vorarbeiters / lässt keine träne fallen
dreht sie im augenwinkel herum / „ich bin jetzt groß
ich darf nicht weinen“ / was sie in völliger ernsthaftigkeit sagt
in völliger ahnunglosigkeit / von ihrer kindheit bleiben
erinnerungen / sie erwähnt die berge die hänge
die himmelblauen feuchtwiesen die kühe die schlangen
vielleicht ist das leben nur eine straße, die man finden
die aus der unbedarftheit heraus / zu sich selbst zurückführen muss
manchmal liegt auf ihrem verbrannten gesicht
ein schatten verachtung für ihre altersgefährten
sie zeigt auf ein noch dünneres mädchen und sagt
„die da ist jünger als ich / und geht nachts mit männern ins bett“