Joanne Maria McNally 
Translator

on Lyrikline: 3 poems translated

from: english to: german

Original

Translation

Rosa in Montefiorino*

english | Joanne Maria McNally

And as I awake
I rise in a land
Of rose-flushed jays
Flowing red wine
Undulating fells
Russet-hued scarps
Gambolling gazelles

And as I awake
Blushed by Aurora
I rise from the Rocca:
Refuge of the free
Of martyred souls
Bloody battles won
Bastion of liberty

And as I awake
Perfumed by flowers
Cushioned by meadows
I reach for the sun
Now rising in the East
And leave the dry ‘Dragon’*
Strewn around my feet

And as I awake
To this primal morn
Chimed by poplar trees
Singing cicadas
Heart-shaped leaves
I embrace the first dew
And gently stride forth


                               Costa di Morsiano, Villa Minozza, Italy, 3 Oct 2008


* Rosa is an allusion to Rosa Luxemburg who stood for social justice and
freedom of thought and actions. She was brutally murdered then her body
was thrown into a canal and was not found for many months. The Rocca at
 Montefiorino was where the first Communist Republic was declared in
1944. ‘La Dragone’ is the name of the river below.

© Joanne Maria McNally
from: XChanges
Grimsby: Abel Publishing , 2008
ISBN: 978-0-9559423-1-0
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Rosa in Montefiorino

german

Und wie ich erwache
Erhebe ich mich
In ein Land
Rosa-leuchtender Eichelhäher
Fließenden Rotweins
Welliger Hügel
Rot-gefärbter Berge
Springender Gazellen

Und wie ich erwache
Von Aurora gerötet
Erhebe ich mich von Rocca:
Refugium der Entfesselten
Der gemarterten Seelen
Blutigen Kämpfe geschlagen
Nun Festung der Freiheit

Und wie ich erwache
Von Blumen parfümiert
Auf Wiesen weich gebettet
Erhebe ich mich gen Osten
Zur aufgehenden Sonne
Und verlasse den trockenen Drachen
Zu meinen Füßen gestreut

Und wie ich erwache
An diesem ursprünglichen Morgen
Von klingenden Pappeln
Singenden Zikaden
Herzförmigen Blättern begleitet
Atme ich den ersten Tau
Und schreite sanft voran

Übersetzt von Joanne Maria McNally und Martin Keckeis
© Joanne Maria McNally, Oct 2008

Freedom of Mind in Rosa

english | Joanne Maria McNally

Still I am a corpse
Quite unconscious
Wild was the storm
More wild
Than I’d imagined
Then
When my work
Was all
My people
All

Now I float to the surface
Quite slowly
Almost silently
In the wake of atrocities
Atrocities
Also in my wake –
I couldn’t prevent them.
Now I’m moved
To and fro
Still trapped in the basin
As in a witch’s cauldron
Knocked from all sides

How long still
How long before I’ll be
Before I’ll really be?


Thrown away
Like putrid meat
After being beaten
Shot
Fleeced
In the depth of winter.
Now I float
Veiled in darkness
Alone
In ice-cold water
Far from the chaos
Bloodbath
And hunt:
Songs of ill will
Dissipated
Hate campaigns
Dispelled
Murderous chants
Dispersed

With head intact
I float and reflect:
No more I’ll lead
That’s passed
Now I am
And will yet be.
Differently
I think
About people
Animals, justice
The world.
My work?
It’s not yet done
As I’d wished –
Its dawn awaits

The compass points
To new directions
I am awakened
I rise to the sun
Stride forth
Turn my head
Look behind
And see –
Many follow:
They are the free

                              Grimsby, July 2007

© Joanne Maria McNally, 2007
from: XChanges
Grimsby: Abel Publishing, 2008
ISBN: 978-0-9559423-1-0
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Geistesfreiheit in Rosa

german

Noch bin ich eine Leiche
Ziemlich bewußtlos.
Der Sturm war heftig,
Heftiger
Als ich ihn mir hätte vorstellen können –
Damals
Als ich mich meiner Arbeit
Meinen Mitmenschen widmete

Nun treibe ich bis zur Oberfläche
Ganz langsam
Fast geräuschlos
Im Fahrwasser des Entsetzlichen
Das Entsetzliche ist auch in mein Fahrwasser geschwommen –
Ich konnte es nicht verhindern.
Hin und her werde ich bewegt
Noch im Becken gefangen
Wie im Hexenkessel
Gestoßen von allen Seiten
Umgewälzt.
Wie lange noch?
Wie lange, bevor ich werde
Bevor ich wirklich werde?

Weggeworfen wurde ich
Wie verdorbenes Fleisch.
Vorher haben sie zugeschlagen
Gerupft
Geschossen
Im tiefsten Winter.
Nun schwimme ich im Wasser
Alleine für mich
Im eiskalten Wasser
In Dunkel gehüllt
Weg von Trubel
Blutbad
Hatz,
Verhallen die Haßgesänge
Hetzkampagne
Mordausrufe

Enthauptet haben sie mich nicht –
Ich schwimme und reflektiere:
Führen werde ich nicht mehr können
Das war mal.
Jetzt bin ich
Und werde noch sein.
Anders denke ich –
Über die Menschen
Über die Gerechtigkeit
Über die Welt und die Tiere.
Schlecht ausgeführt
Ist mein Werk bis jetzt –
Es ist nicht zu Ende
Ich bin noch am Anfang

Der Kompaß weist nach neuen Zielen:
Ich werde belebt
Ich erhebe mich bis zur Sonnenhöhe
Und schreite fort
Ich schaue mich um und sehe
Viele gehen mit –
Es sind die Andersdenkenden.


                                      Berlin, Jan. 2004

Übersetzt von Joanne Maria McNally
© Joanne Maria McNally, 2004

Crossroads of Hell

english | Joanne Maria McNally

Marching not knowing
Why or whither
In winter
Twenty below zero
Over mountains

Weeks and miles
On end

Without coats, boots
Food –

In a bad way we were
till we saw the others

Without shirts, shoes
Souls

Empty of spirit
Painfully thin

The last breath of being
Whipped out of them
Why, what for?

Marching without knowing

                                Berlin, February 2002

© Joanne Maria McNally
from: XChanges
Grimsby: Abel Publishing , 2008
ISBN: 978-0-9559423-1-0
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Am Kreuzweg zur Hölle

german

Marschieren ohne zu wissen
wohin, wozu, wofür
im Winter bei Minus 20
über Gebirge

wochenlang
meilenweit

ohne Mantel, ohne Stiefel
ohne Essen –

uns ging es schlecht
bis wir die anderen sahen

ohne Hemd, ohne Schuhe
ohne Seele

geistesleer
spindeldürr

das letzte Stück Mensch
aus ihnen ausgepeitscht
wozu, wofür?

marschieren, ohne zu wissen


                                      Grimsby, April 2002

Übersetzt von Joanne Maria McNally
© Joanne Maria McNally