Werner Söllner 
Translator

on Lyrikline: 9 poems translated

from: french to: german

Original

Translation

[Ici l’espace de la chambre ...]

french | Hélène Dorion

Ici l’espace de la chambre
rétrécit, à force de battre, le cœur
et le temps ralentissent, se livrent
au monde, – qu’est-ce donc ?
au bout du couloir blanc, un goût
acide dans la bouche, la douleur
que fait la mort sur d’autres étages.

Et tu ramènes jusqu’à ta chambre
un plein silence. Tu comptes les fleurs
sur les murs, tu regardes l’ombre encore
inaccomplie, et le temps
bientôt reprendra.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Hier schrumpfen die Maße]

german

Hier schrumpfen die Maße
des Zimmers, kraft seiner Schläge
zögern das Herz und die Zeit und liefern
sich aus der Welt – was das wohl ist?,
am Ende des weißen Korridors, ein saurer
Geschmack im Mund und der Schmerz
den der Tod auf anderen Stockwerken zufügt.

Zu deinem Zimmer bringst du
ein tiefes Schweigen zurück. Du zählst die Blumen
auf den Wänden, schaust an den unvollendeten
Schatten, und bald beginnt von neuem
die Zeit.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[Tout autour t’encercle ...]

french | Hélène Dorion

Tout autour t’encercle
la saison, pareille aux ossements du ciel
à cette moelle froide des jours
que poussent à mesure les nuages. (Celle-là
referme l’horizon, bouche
de feuillage jailli, le corps gît
dans son ombre.)
Bientôt le vent
l’eau s’échouent à tes pieds
– s’arrête le paysage.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Von allen Seiten ...]

german

Von allen Seiten umringt dich
die Jahreszeit, wie die Gebeine des Himmels
wie das kalte Knochenmark der Tage
das die Wolken langsam davon treibt. (Es ist dies
was den Horizont eng macht, der Mund
des wuchernden Blattwerks, in seinem Schatten
der reglose Körper.)
Bald wird der Wind
bald das Wasser an deinen Füßen stranden
- es hält die Landschaft inne.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[Ici l’escalier d’où monte ...]

french | Hélène Dorion

Ici l’escalier d’où monte
et redescend l’histoire, en ce détail
que tu incarnes. Des mots poussés
derrière le silence. Peu importe
l’espace qui te laisse à toi-même

– et flotte entre ces murs, le craquement des objets –
tu vois la fenêtre, là remue le monde
un vent d’aube, et les notes du piano
lentement tournoient.

Tu poses le pied, c’est la mer
qui te dénoue. Tu oublies presque la plaie
la pierre gisante, sur le fil de la mémoire.
Depuis des années, tu regardes les branches
comme des racines, qui s’approchent enfin.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Hier diese Treppe ...]

german

Hier diese Treppe, auf der die Geschichte
herauf- und wieder hinabsteigt, in dieses Detail
das du verkörperst. Wörter, hinausgestoßen
hinter die Stille. Es zählt nicht
der Raum, wo du bei dir selbst bist

- er schwebt zwischen den Wänden, das Knarren der Dinge –
du siehst das Fenster, dort bewegt ein Morgenwind
die Welt und langsam kreisen
die Klänge des Klaviers.

Du setzt den Fuß an Land, es ist das Meer
das dich entbindet. Fast vergisst du die Wunde
den reglosen Stein auf dem Strang des Erinnerns.
Seit Jahren schon siehst du die Zweige
wie Wurzeln, die sich endlich einander nähern.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[Forclose la ville ...]

french | Hélène Dorion

Forclose la ville, désassemblée
évide l’espace du passé.

La lune, l’eau, le va-et-vient
des berges, vaine traversée
où se brise l’île incise.

Par tant de façades, tu disperses la pierre
rivée à l’histoire par tant de rues
tu cherches l’onde nouée.
L’arête et le désir. Vertige comme tu vas
vers cette spirale que n’épuisent nos bouches.

À l’intérieur les cloches
battent l’absence.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Im Bann ist die Stadt, zerteilt ...]

german

Im Bann ist die Stadt, zerteilt
ganz und gar leert sie den Raum von Vergangenheit.

Der Mond, das Wasser, das Kommen und Gehen
der Ufer, vergebliche Überfahrt
wo die Insel, ein Einschnitt im Wasser, zerbricht.

Auf so viele Fassaden verteilst du den Stein
mit die Geschichte verbunden durch so viele Straßen
suchst du den Knoten, die Welle.
Der schmale Grat und das Verlangen. Das Gefühl von Vertigo, da du
in diesen Wirbel hineingehst, der nicht aufgeht
in unseren Mündern.

Im Inneren schlagen die Glocken
die Abwesenheit.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[D’ici bouge la lumière ...]

french | Hélène Dorion

D’ici bouge la lumière. Regarde
le vide lourd sur l’épaule
éparpillé parmi les fenêtres.

Cherche ce que tu appelles, l’impossible
mosaïque silencieuse du voyage
et la lampe qu’on dirait brûlée
par le temps. Regarde seulement la pièce
où résonne ta vie. L’ombre jamais vue
visible maintenant, dans les yeux
du soir.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Von hier aus bewegt sich das Licht ...]

german

Von hier aus bewegt sich das Licht. Schau hin,
die schwere Leere auf der Schulter
ausgebreitet zwischen den Fenstern.

Such, was du rufst, das unmögliche,
das stille Mosaik der Reise
und die Lampe, die, wie es heißt,
ausgebrannt worden ist
von der Zeit. Schau nur das Zimmer,
darin nachklingt dein Leben. Der nie gesehene
endlich sichtbare Schatten in den Augen
des Abends.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[D’autres visages ...]

french | Hélène Dorion

D’autres visages, d’autres pas. Le regard
soupèse la mémoire, un peu partout des images
des villes. Mers, montagnes et maisons
s’entassent : un seul voyage pourtant, ainsi s’effeuille.

Des papiers s’affolent, dévorent la nuit.
Grandiront dans ta bouche.

On allume des flammes, de minuscules pierres
que l’on disperse autour de toi
et bientôt tu confonds les ombres
aux signes vivants de ton corps.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Andre Gesichter, andere Schritte ...]

german

Andre Gesichter, andere Schritte. Das Hinschauen
hält das Erinnern, überall ein paar Bilder
von Städten. Meere, Berge und Häuser
aneinander gedrängt: alles eine einzige Reise
dennoch entfächert.

Wild durcheinander wirbeln Papiere, verschlingen die Nacht.
In deinen Mund werden sie wachsen.

Flammen entfacht man, winzige Steine,
die man rings um dich her streut,
und bald siehst du die Schatten
als lebendige Zeichen deines Körpers

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[Après l’averse ...]

french | Hélène Dorion

Après l’averse, la lumière sur les toits
inégaux redescend, lambeaux de ville
alors que le peintre arpente le quai
Alexandre, d’une rive à l’autre, rêve :
des cerfs-volants dévorent le ciel
et promènent dans leur bec
ces haillons de silence.

Un siècle essaimé  – l’image s’achève –
parmi les aboiements, les klaxons
entends le grondement des rames, vois
la cité s’éveille.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Nach dem Regenschauer ...]

german

Nach dem Regenschauer steigt das Licht
auf die ungleichen Dächer wieder herab, Stadtfetzen
während der Maler entlang läuft am Quai
Alexandre, von einem Ufer zum andren, er träumt:
Papierdrachen fressen den Himmel auf
und tragen beim Spazierflug im Schnabel
die alten Klamotten der Stille.

Ausgeschwärmt das Jahrhundert – das Bild wird rund –
zwischen Gebell und Gehupe
hör das Grollen am Bahnsteig, schau
wie sie erwacht, die Stadt.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[Entre toutes terres ...]

french | Hélène Dorion

Entre toutes terres, le centre, la maison
plus au centre, le jardin : sillons
que tu racles, bêche de l’âme
tirant vers toi le soleil
les eaux de pluies sur les pétales
à peine apparus. Au cœur de ce monde
la chair noircie du nom, théâtre des choses
que tu livres aux vents. Quel oiseau naît
de l’oiseau blessé ? Tu refais ta demeure
chaque jour, on imagine le sol
sous la main, l’arbre haut des saisons
le ciel planté dans la fenêtre, le geste superbe.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Inmitten aller Territorien ...]

german

Inmitten aller Territorien die Mitte, das Haus
und weiter in der Mitte der Garten: Furchen,
die du aufreißt, die Hacke der Seele
die die Sonne heranzieht zu dir
das Regenwasser auf den eben gewachsenen
Blumenblättern. Im Herzen dieser Welt
das angeschwärzte Fleisch des Namens, Arena der Objekte
die du dem Wind überläßt. Welcher Vogel ist geschlüpft
aus dem verwundeten Vogel? Deine innere Bleibe
schaffst du jeden Tag neu, du stellst dir vor
den Boden unter der Hand, den hohen Baum der Jahreszeiten
den Himmel, ins Fenster gepflanzt, die herrliche Bewegung
                 der Hand

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002

[Écoute, comme une ombre ...]

french | Hélène Dorion

Écoute, comme une ombre
s’avancerait, la mer, l’inlassable
vol des vagues qui claquent
contre la terre, écoute

ce monde devenu monde, à force
de résonner parmi les ans. Ton enfance
est cette matière fossile, un vœu
du temps qui brûle à mesure.

Écoute, et l’oiseau fuira encore
brisant tes châteaux sur le sable

de cette côte de l’Atlantique
où tu vis s’en aller l’aube
et revenir par tant de marées.

© Hélène Dorion
from: Ravir: les lieux
Paris: Éditions de La Différence, 2005
Audio production: 2002, M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Hör zu ...]

german

Hör zu, als näherte sich
ein Schatten, das Meer, der unermüdliche
Flug der Wellen, die an Land
klatschen, hör zu

diese Welt zu Welt geworden
vom jahrelangen Widerhall. Deine Kindheit
ist der Rohstoff, danach verlangt die Zeit
die nach und nach verbrennt.

Hör zu, und der Vogel wird fliehen
zerstört deine Sandburgen

an dieser Atlantikküste
wo du siehst, wie die Morgendämmerung geht
und zurück kommt mit so vielen Gezeiten.

Aus dem Französischen von Werner Söllner
Übersetzungsworkshop Vers Schmuggel
im Rahmen des Poesiefestivals der literaturWERKstatt berlin 2002