Paulo Henriques
Translator
on Lyrikline: 4 poems translated
from: german to: portuguese
Original
Translation
UNERSÄTTLICH
german | Hans Raimund
Auf den Klippen
Festnadelnd mit den Augen
Das Segel winzig am Horizont
Die Gischtkräusel auf den Wellen
Die Leuchtspur der Sonne
Die Rauchpilze regenbogenbunt
Über den Schloten
Auf den Klippen
Nasenflügel gebläht witternd
- Nafta moderndes Treibholz Tang
Teer ungeklärte Abwässer Fischlaich
Brennendes Laub Ziegenköttel
Tausnasse Pinienzapfen Schwefel -
Schniefend Atem anhaltend niesend
Auf den Klippen
Im Ohr das Getöse der Autobahn
Die Pfiffe der Lokomotiven
Das Tuckern der Fischerboote
Den Schrei der Möwe jäh
Stößt sie nieder aufs Wasser
Schon glitzert im Schnabel der Fisch
Auf den Klippen
Salzige Luft von den Lippen leckend
Im After ziehend zuckend die Angst
Vor dem falschen Schritt dem Sturz
Vor dem Windstoß hinterrücks aus dem Karst
Vor dem Blitz aus dem Kaiserwetterhimmel
Dem Biß der Viper
Auf den Klippen
Sehend hörend riechend spürend
Wahrgenommenes speichernd
Im Nu verwandelt
Empfindung Bild Klang Duft
Quälend vag kaum noch enträtselbar
Oder jederzeit abrufbar Erinnerung
Stets jedoch Hunger
Nie zu stillender
(1989)
from: Der lange geduldige Blick
Mödling : edition umbruch, 1989
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008
INSACIÁVEL
portuguese
Nos recifes
Cravando com o olhar
A vela minúscula no horizonte
A espuma encrespada das ondas
O rastro luminoso do sol
Os cogumelos de fumaça irisados furta-cor
Sobre as chaminés
Nos recifes
Narinas infladas farejando
– Nafta madeira podre flutuante sargaço
Alcatrão água de esgoto ovas de peixe
Folhas secas queimando excrementos de cabra
Pinhas orvalhadas enxofre
–Ofegar prender a respiração espirrar
Nos recifes
No ouvido o barulho da auto-estrada
Os apitos das locomotivas
Os estampidos dos barcos de pesca
O grito da gaivota súbito
Ela se lança na água
Já brilha na boca o peixe
Nos recifes
Lambendo salsugem dos lábios
No ânus o espasmo o aperto o medo
Antes do passo em falso da queda
Antes da lufada traiçoeira vinda do Carso
Antes do relâmpago saído do céu de brigadeiro
Da picada da víbora
Nos recifes
Ver ouvir cheirar sentir
Guardar o percebido
Num instante tornado
Sensação imagem som cheiro
Torturantes vagos quase indecifráveis
Ou sempre revocáveis recordação
Sempre fome no entanto
Jamais saciável
SECHS POSTSKRIPTA AUS DUINO
german | Hans Raimund
1
Viel Ansprache habe ich hier nicht
Die Vögel fehlen mir
Auch die Hasen
Von Rehen ist hier keine Rede mehr
Außer auf den Speisekarten und den Straßenschildern im Karst
2
Frühmorgens krähen auch hier die Hähne
Und heute fiel ein Eichhörnchen ein schwarzes
Zerzaust aus einem Baum
Auf den Asphalt direkt vor meine Füße
3
Unlängst spätabends bei Zitronendropsmond
Schauten der Hund und ich einem Igel zu
Neben einer Mülltonne drin Katzen rumorten
Fraß er Papierschnitzel stumpfsinnig
4
Wasser gibt es hier im Überfluß
Es macht mir Angst
Steht der Wind richtig rieche ich es bis ins Haus
5
Und die Bora! Die ganze Nacht
Klappern die Fensterläden liegen
Morgens aus den Scharnieren gerissen in den Büschen
Wetterseitig blättert der Verputz von den Fassaden
6
Auf den Feldern steht noch der Mais vom Vorjahr
Staubig weiß raschelt im Wind
Wieder ist es zu spät
Die Äcker abzubrennen
Platz zu machen für Neues Heuriges
(1989)
from: Der lange geduldige Blick
Mödling : edition umbruch, 1989
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008
SEIS PÓS-ESCRITOS DE DUINO
portuguese
1
Aqui não tenho com quem falar
Sinto falta dos pássaros
E dos coelhos
Dos cervos aqui já não se fala
Salvo nos cardápios e placas de rua do Carso
2
De madrugada os galos também cantam aqui
E hoje um esquilo preto caiu
Desgrenhado de uma árvore
No asfalto bem à frente de meus pés
3
Ainda há pouco noite alta a lua uma bala de limão,
Eu e o cachorro vimos um ouriço
Junto a uma lata de lixo cheia de gatos barulhentos
Ele comia aparas de papel estupefato
4
Água aqui flui abundante
Ela me dá medo
Quando venta na direção certa vem seu cheiro até a casa
5
E o bora! A noite inteira
As persianas estremecem pela manhã
Há dobradiças arrancadas caídas nos arbustos
As intempéries descascam a cal das fachadas
6.
Nos campos o milho do ano passado
Branco de poeira sussurra ao vento
Mais uma vez é tarde demais
Para queimar as roças
E dar lugar ao novo deste ano
ESSEN MIT DEN ELTERN
german | Hans Raimund
Ich probiere es noch einmal
Ich erzähle von mir
Aber sie hören schlecht
Sie hören nicht zu
Sie reden Reden
Von den beiden Weltkriegen
Von Krankheiten Diäten
Von den wenigen noch lebenden Verwandten
Die nichts mit ihnen zu tun haben wollen
Von der Sommerfrische
In die sie nicht mehr fahren können
Vom plötzlichen Tod eines viel jüngeren Bekannten
Von Konten Losungswörtern Sparbüchern
Von Politik
Von der unglaublichen Korruption heutzutage
Von der bevorstehenden Wahl
Zu der sie sicher nicht gehen werden
Vom Wetter
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Die Kälte macht ihnen zu schaffen Die Kälte
Die spüren sie noch
Und das bockige Verlangen nach allem
Was ihnen der Arzt verboten hat
Fettes Fleisch eingebranntes Gemüse
Angebratene Erdäpfel Bier Wein
Alles das schlucken schlingen sie hinunter
Kaum kauend ohne Hunger ohne Durst
Beinah ohne Absicht
Bloß aus Gewohnheit
Und jeder für sich
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Ich weiß es paßt ihnen gar nicht
Wie ich jetzt lebe
Sie sagen sie hätten nichts dazu zu sagen
Sie würden sich hüten sich in mein Leben einzumischen
Aber dann platzen sie doch mit Fragen heraus
Seit Jahr und Tag in Ton und Wortlaut unverändert
Wann gehst du endlich wieder zum Frisör?
Wie lange willst du noch im Ausland bleiben?
Kannst du denn vom Schreiben leben?
Hast du auch an deine Pension gedacht?
Aber ohne eine Antwort abzuwarten sagt sie
Mit vollem Mund zu ihm
Was fragst du denn!
Du weißt er lügt uns ja doch nur an
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Beim Weggehen steckt sie mir einen Geldschein zu
Kleingefaltet so daß er nichts merkt
Auf der Straße nehmen wir Abschied
Der Wind treibt uns Tränen in die Augen
Wir schütteln einander die Hände
Wir küssen einander auf die Wangen flüchtig
Um halbeins sind Nachrichten im Radio und der Wetterbericht
Ich seh sie gehen
Steifbeinig auf dem vereisten Gehsteig
Sie setzen Fuß vor Fuß
Halt suchend an Hausmauern und parkenden Autos
Mit kleinen ängstlichen Bewegungen
Beinah ohne Absicht
Bloß aus Gewohnheit
Und jeder für sich
(1989)
from: Der lange geduldige Blick
Mödling : edition umbruch, 1989
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008
Jantar com os pais
portuguese
Eu tento mais uma vez
Eu falo de mim
Mas eles escutam mal
E não prestam atenção
Eles falam Falam
Das duas Guerras Mundiais
De doenças dietas
Dos poucos parentes ainda vivos
Que não querem nada com eles
Das férias de verão
Em que não podem mais viajar
Da morte súbita de um conhecido bem mais novo
De contas senhas cadernetas de poupança
De política
Da incrível corrupção de hoje em dia
Das próximas eleições
Em que certamente não irão votar
Do tempo
.................................................................
O frio é um problema para eles O frio
Que ainda sentem
E a ânsia teimosa por tudo
Que o médico lhes proibiu
Carne gorda legumes ao bechamel
Batatas fritas cerveja vinho
Tudo isso eles engolem devoram
Quase sem mastigar sem fome sem sede
Quase sem querer
Só por força do hábito
E cada um por si
.................................................................
Eu sei que eles não aprovam nem um pouco
A vida que levo agora
Eles dizem que não têm nada a dizer sobre isso
Que não ousam se meter na minha vida
Mas depois desatam a fazer perguntas
A mesma ladainha de tantos anos
Quando afinal você vai ao barbeiro?
Quanto tempo ainda pretende viver no estrangeiro?
Como escritor você ganha dinheiro?
Já pensou na aposentadoria?
Mas sem esperar uma resposta ela diz
A ele de boca cheia
Que pergunta!
Você não sabe que para nós ele só mente?
.................................................................
Ao partir ela me dá às escondidas
Uma nota bem dobrada para ele não perceber
Na rua despedimo-nos
O vento nos arranca lágrimas dos olhos
Trocamos um aperto de mãos
Beijamo-nos no rosto de leve
Ao meio-dia e meia há o noticiário no rádio e a previsão do tempo
Eu vejo-os caminhando
Desajeitados na calçada congelada
Pé ante pé
Apoiando-se nos muros e carros estacionados
Com movimentos mínimos medrosos
Quase sem querer
Só por força do hábito
E cada um por si
(1989)
VERSschmuggelde Poesiefestival Berlin 2008
BILANZ
german | Hans Raimund
Kaum einen Lidschlag lang
Der Frühling
Dein Frühling
Halten wir dir zugute
Du hast das Gespräch gesucht
Mit Bäumen Gräsern Steinen
- Die Scheu der Tiere schüchtert dich ein -
Du hast Fragen gestellt aber
Mit gewohnter Ungeduld
Die Antworten nicht abgewartet
Hast dich bereitwillig ablenken lassen
Vom Singen der elektrischen Drähte
Hoch über dir an gewaltigen Masten
Dein Ziel die Erreichung des Wasserturms
Jenseits der echostillen Doline
Hast du - kaum ins Auge gefaßt -
Im Nu aus den Augen verloren
Gewohnt gleichmütig
Dich mit der Weglosigkeit des Geländes abfindend
Die Brunnen vor den verfallenen Gehöften
Hast du erst zur Kenntnis genommen
Als deine Zunge schon raschelte
Deine Lider spröd sich spannten
Für das Blühen des Ginsters im Karst
Voll Ungeduld erwartet
Hast du kein Auge gehabt
Kein Ohr
Für das Getöse der Vögel
Im wetterschrägen Spalier der Olivenbäume
Keine Nase
Für den Rauch brennenden Unkrauts
Jäh aufsteigend
Aus eben gejäteten Gärten
Stumpfsinnig wie eh und je stehst du
Mitten im Sommer
Im Sommer der andern
(1989)
from: Der lange geduldige Blick
Mödling : edition umbruch, 1989
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2008
BALANÇO
portuguese
Apenas um piscar de olhos
A Primavera
A tua Primavera
Contamos em seu favor
Que você tentou conversar
Com árvores grama pedras
– A timidez dos animais intimida você –
Você fez perguntas mas
Com sua impaciência habitual
Não esperou as respostas
De bom grado se deixou levar
Pela canção dos fios elétricos
Muito acima de você nos postes poderosos
A sua meta alcançar a torre d’água
Para além das dolinas sem eco
Assim que a mirou você
Perdeu-a de vista
Impassível como sempre
Resignando-se à intransitabilidade do terreno
Das fontes nas fazendas decaídas
Você só se deu conta
Quando a sua língua já ciciava
As suas pálpebras ariscas ressequiam-se
Para as giestas em flor do Carso
Ansiosamente esperadas
Você não teve olhos
Nem ouvidos
Para o estrépito dos pássaros
Na fila de oliveiras entortadas pelo vento
Nem olfato
Para a fumaça das ervas daninhas a queimar
Brotada de repente
Do jardim recém-mondado
Apático como sempre você
No meio do verão
No verão dos outros