Moritz Schramm 
Translator

on Lyrikline: 20 poems translated

from: kalaallisut, danish to: german

Original

Translation

Sassuma Arnaa

kalaallisut | Jessie Kleemann

Tasama naqqaniippoq
taanna Sassuma Arnaa

assassui aa
inuaali sumippat
nujarsui ilattut
qamani uummammini
naalliuutimisut

Taanna tamaniippoq
anaanani paniinilu
anniaat nalunartoq
artornartoq
ilatsinneqartoq
nunap perujuinit mingunnit
inuuneranik
nutsutsisoq ammut
toqussaanut allaat.

© Jessie Kleemann
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

Meeresmutter

german

Dort unten ist sie
die Meeresmutter

mit großen Händen und abgehackten Fingern
das Haar verfilzt
von Herzflussschmerzen

sie wohnt in allen Schwestern
und Müttern
ihre unbekannten Sorgen
so schwer, so verklebt
vom schwarzen Dreck der Erde
unser Leben belastet
von ihrem Tod.

Die »Meeresmutter« wurde nach der grönländischen Mythologie von ihrem Stiefvater ins Meer geworfen, nachdem er ihr die Finger abgehackt hatte. Auf dem Meeresgrund regiert sie seitdem über die Tiere der Erde und des Meeres. Die Meeresmutter konnte die Menschen belohnen oder bestrafen, indem sie den Jägern die zum Überleben notwendigen Tiere lieferte oder verwehrte. Die Tiere hängen im Haar der Meeresmutter fest, aus dem sie gelöst werden müssen. (Anmerkung des Übersetzers)

Ins Deutsche übersetzt von Moritz Schramm

Gentagelser 1

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist em sonderbar' Ding. En sælsom ting? Nej, hvorfor det? For alle vil have den, derved ligner den alle andre ting, og alle siger: So ein Ding muss ich bestemt auch haben, mens ingen siger: So ein Ding möcht' ich virkelig nicht haben. Men ingen vil have den, som den er, og derved ligner den måske allermest menneskene og deres kærlighed, for alle vil have den, men ingen vil have hinanden, som de er. Ikke mange i hvert fald. Ingen vil have den, som den er, gående, nej, sådan en ting må vi undgå.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 1

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding? Nein, warum denn das? Weil alle sie haben wollen, darin gleicht sie allen anderen Dingen, und alle sagen: So ein Ding muss ich auf jeden Fall auch haben, während keiner sagt: So ein Ding möcht’ ich nun wirklich nicht haben. Doch keiner will sie haben, wie sie ist, und so gleicht sie vielleicht am meisten den Menschen und der Liebe, denn die will jeder haben, aber keiner will den anderen haben, wie er ist. Nur wenige auf jeden Fall. Niemand will sie haben, wie sie ist, vergehend, nein, mit so einem Ding wollen wir nichts zu tun haben.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Gentagelser 2

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. En sælsom ting, ja, for der er ingen, der vil have den, derved står den i modsætning til andre ting, og alle siger: So ein Ding muss ich nicht haben, mens ingen siger: So ein Ding muss ich helt klart auch haben, det siger de ikke, for tiden falder som sand i munden på dem, som sand i øjnene og ørerne, som en ørken, og de kan ikke lide det. Og de kan ikke forhindre det. De siger: Bare tiden dog ville gå hurtigere, eller: Bare tiden dog ville gå langsommere, eller: Bare tiden dog ville stå stille eller bare den dog ville være fritid; men de vil ikke have den rigtigt, for så kunne de bare tage den. Som den er. Og hun stopper alle urene midt om natten for at der ikke skal blive atter en dag, men det hjælper ikke, og når urenes tikken og takken er borte, hører hun blot desto klarere, hvordan sandet falder på tungen. De siger ikke: Bare tiden dog ville være sig selv. Ingen vil have den, som den er, gående, og den kan ikke andet, den kan ikke gøre for det, det er evigheden, der ikke har opdraget den, eller den er træt af evigheden, den vil væk, men vil du måske have noget, der bliver ved med at gå fra dig? Ja, altid, men du vil lave det om, sådan så det ikke kan gå. Du vil skære benene af, for eksempel.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 2

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding, ja, denn es gibt Keinen, der sie haben will, darin unterscheidet sie sich von anderen Dingen, und alle sagen: So ein Ding muss ich nicht haben, aber niemand sagt: So ein Ding muss ich natürlich auch haben, das sagen sie nicht, denn die Zeit fällt ihnen wie Sand in den Mund, wie Sand in die Augen und Ohren, wie in der Wüste, und sie mögen es nicht. Und sie können es nicht verhindern. Sie sagen: würde die Zeit bloß schneller vergehen, oder: würde die Zeit bloß langsamer vergehen, oder: würde die Zeit bloß stillstehen, oder wäre sie Freizeit; aber sie wollen sie nicht wirklich haben, denn sonst könnten sie sie einfach nehmen. Wie sie ist. Und Sie hält alle Uhren an, mitten in der Nacht, damit kein neuer Tag mehr kommt, aber das hilft nicht, wenn das Ticken und Tacken der Uhren aufgehört hat, hört Sie nur umso klarer wie der Sand auf die Zunge fällt. Sie sagen nicht: wäre die Zeit doch bloß sie selbst. Niemand will sie haben, wie sie ist, vergehend, aber sie kann nichts anderes, sie kann nichts dafür, die Ewigkeit hat sie schlecht erzogen, oder sie hat die Ewigkeit satt, sie will bloß weg, aber willst du vielleicht etwas haben, das unaufhörlich verschwindet? Ja, sicher, aber du willst es verändern, so, dass es nicht mehr weggehen kann. Du willst die Beine kürzen, zum Beispiel.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

[Outperforming your own standards]

danish | Jessie Kleemann

Outperforming your own standards
Er som at skulle
Opfinde sig selv på nyt i andet sprog
At graduere sig selv
I et spring

Mon der er noget der hedder
Indperforme sig selv
Blive sig selv og ikke én fra åndernes verden
som leger du er digselv

Hun ejer ikke nogen
hundeslæde længere
men har en terrængående firhjulstrækker
én af  de rigtigt fede amerikanske
til gengæld har hun hængt en miniature-hundeslæde med lys i
den lyser natten lang hendes angst væk

Altså der står at
polarbears don’t like other bears enter deep state of hibernation
Det kan man jo sagtens skrive
Når der er isbjørne i alverdens zoologiske haver

Ikke at jeg nogensinde har været der
Jeg ved bare der er én her i byen
Det må være den sidste rest af mit inuittiske standard
der holder mig fast
i ikke at tage et spring

© Jessie Kleemann
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

[Outperforming your own standard]

german

Outperforming your own standard
ist als solle man sich selbst
in einer anderen Sprache neu erfinden
sich selbst graduieren
mit einem Sprung

Ob es etwas gibt das
sich selbst inperformen heißt
bei dem du jemand wirst, nicht bloß ein Gespenst
das dich nur spielt?

Sie hat keinen
Hundeschlitten mehr
sondern einen 4-W-Drive-Geländewagen
einen der richtig fetten, aus den USA
dafür hat sie sich einen kleinen Souvenir-Hundeschlitten aufgehängt
dessen Lämpchen nachts die Angst vertreiben soll

Und hier steht also, dass
polarbears don’t like other bears enter deep state of hibernation
nun, das lässt sich natürlich einfach schreiben
solange es in allen Zoos der Welt Eisbären gibt

Nicht dass ich jemals dort war
aber ich weiß: einer lebt hier in der Stadt
das ist wohl der letzte Rest meines Inuit-Standards
der mich festhält
und meinen Sprung verhindert

Ins Deutsche übersetzt von Moritz Schramm

[Qivittoq]

danish | Jessie Kleemann

Qivittoq
puppe
rensdyr
vesterbrotorv eller
amagerbrogade

qivittoq
jeg ser øjet der sover
jeg bor i det
mit tæppe af rensdyr
er rester af den fine stive papkasse

jeg går forbi
hans tøj, fibre, tørklæder og poser
lidt mad måske mammik
nej
jeg kigger
men du ser på mig med sovende øjne
jeg bor i dit blik

qivittoq mammik
mad
en bænk
rest af fint hus
papkasse
du ved jeg er der
har lyst til at spørge om du vil have mattak
eller ovnstegt miteq
eller måske appat-gryde

jeg tør ikke spørge
qivittoq
jeg er selv qivittoq
er jeg?

min puppe
den er fin af fjer og silke, kæruld
sommerens fjelde
vandet rindende
fra den lille bæk
altid rent vandt
jeg ser min puppe
qivittoq
jeg bor i dine øjne

© Jessie Kleemann
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

Qivittoq

german

Puppe
Rentier
Vesterbroplatz oder
Amagerbrostraße

qivittoq
ich sehe ein Auge, das schläft
ich wohne in ihm
meine Decke aus Rentier
ist Teil seines guten, festen Pappkartons

ich gehe vorbei
seine Kleidung, die Stoffe, Halstücher, Plastiktüten
ein paar Lebensmittel, vielleicht mammik
nein
ich gucke
aber du siehst mich an mit schlafenden Augen
ich wohne in deinem Blick

qivittoq mammik
Lebensmittel
eine Parkbank
der Rest eines guten Hauses
ein Pappkarton
du weißt, ich bin da
möchte fragen, ob du mattak willst
oder im Ofen gebratenes miteq
oder vielleicht appat-Eintopf

Aber ich traue mich nicht zu fragen
qivittoq
ich bin selbst ein qivittoq
oder nicht?

meine Puppe
zart gebaut aus Federn und Seide, aus Wollgras
die Berge im Sommer
in dem kleinen Bach
immer frisches
rinnendes Wasser
ich sehe meine Puppe
qivittoq
ich wohne in deinen Augen


Qivittoq sind nach der grönländischen Tradition Menschen,

die zur Strafe aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurden und

als mythische und bedrohliche Einzelgänger im ewigen Eis

umherwandern.

Vesterbroplatz und Amagerbrostraße sind Orte in Kopenhagen,

die in sozial eher belasteten Gegenden mit relativ vielen

Obdachlosen liegen.

Mammik ist das Gewebe, das sich zwischen der Robbenhaut und

dem darunterliegenden, nahrhaften Speck befindet. Eigentlich ist

dieses Gewebe nicht für den Verzehr geeignet.

Mattak ist Walfett, das man traditionell in Grönland benutzt hat.

Miteq ist ein Daunenvogel, appat ein Tordalkvogel.

Wollgras wurde in Grönland angebaut.

Das »gute Haus« ist eine Anspielung auf ein Gedicht des

grönländischen Schriftstellers Ole Korneliussen, in dem dieser

(mit Blick auf den die traditionelle Lebensweise zerstörenden

Modernisierungsprozess Grönlands) von dem »guten, neuen

Haus« spricht, in dem man jedoch frieren würde.

(Anmerkung des Übersetzers)

Ins Deutsche übersetzt von Moritz Schramm

Tingenes skræk

danish | Morten Klintø

Rullende torden      Øjeblikkelig torden
Apache                                     Søg og ødelæg
Vortesvin                                                     Nætter hvor byen er et bål af lys
i alle ruder
                  Nætter hvor byen er brændt ned
  Der kommer barske syn af aber til dig Du erkender
                                  at alfabetet indeholder vanedannende stoffer
     At jeg er nået hertil
At foråret er renset aske
 At jeg engang angst og glædesstrålende
      blev tvunget ud hvor de satte reder op til flagremusene
 i nærheden af det gamle pornostudio
 hvor jeg holdt om dig
 Ude i Treptow gik Carina og jeg
 under meget høje plataner gennem
 grotesk dimentionerede minder om vold, ned
 til vandet talte
 om en vildrede jeg ikke vidste
 kun var ved at begynde
 Vi så ind i et hurtigt svalegab
 og en rose duftede
 som roser der bliver duftet til

Senere nævnte jeg det sted
 hos Marquis de Sade
 hvor hostien placeres bag anus
 og da solen var gået ned
 blev hun og jeg hver især placeret
 i senge med Berlins kærtegn i efter vi havde gjort noget
 for at tømme badekarret for øl
 Og du tog imod mit hysteri
 Og jeg glæder mig til du kommer til København
 når du forlængst er blevet gift og mor vi skal se
 sabotørens gennemskudte frakke
 som Paul Celan fortolkede uvidende

Jeg husker igen hvordan det var tidligere det var blevet vinter i det grå
 Nordeuropa
 og jeg gik alene i din slidte frakke
 gik itu som i en blyindfatning
 ind i en kirke og hørte Bach

En dunkel formodning spøgte om de der byggede kirken engang
 fordi de var trætte af synd
 og længtes efter opium og en anstændig hyre
 Jeg kan stadig vagt se deres knogler for mig
 som de ligger i den grå jord jeg kan se dem     
 som tålmodige eller utålmodige
 mens impulserne skifter i dig
 Jeg kunne høre gyldne glimt af trompeter
 Jeg havde lagt frakken fra mig på bænken
 og sad som en bunke
 klirrende og skærrende facetter
 der vendtes og drejedes af musikkens vind

Det var en af mine ubehagelige tilstande
 som jeg her videregiver Vores håb er
 at den i sidste ende var livgivende vi håber det samme
 om det forfærdelige du forestillede dig for
 
 hvis vi forestiller os udslettelse
 og mængder af grå murbrokker
 er det et uhyrligt kaos mørtelsammenføjninger
 der er blevet til støv ingenting
 der passer sammen eller danner noget
 Vi kan forestille os Lübeck den første april
 1942, eller Hamborg den tredje august 1943 eller
 København eller Esbjerg på nogenlunde
 samme tid i vores fantasi Der er en ro
 og en enkelhed i denne forestilling
 der ligner selvmord eller Jordens Undergang
 Men det er et bedrag
 Apokalypsen er blot en overgang
 og ingen kan unddrage sig sit eftermæle Alting
 vokser op på ny og kloden drejer så solen ses

© M.K. und Borgens forlag
from: Arkiv for skrøbelighed
København: Borgens forlag , 2004

Der Schreck der Dinge

german

Ferner donner              hiesiger donner
Apache                                    Such und zerstöre
Warzenschwein                                   Nächte in denen die stadt ein feuer aus lichtern
in allen fenstern ist
           Nächte in denen die stadt abgefackelt wurde
    Harsche visionen von affen treten zu dir Du erkennst
                                   dass das alphabet süchtig machende stoffe enthält
        Dass ich bis hierhin gekommen bin
Dass das frühjahr aus gereinigter asche besteht
   Dass ich einst freudestrahlend und verängstigt
           dahin gezwungen wurde wo sie nester für fledermäuse aussetzen
in der nähe des alten pornostudios
vor dem ich dich umarmte
Draußen in Treptow  spazierten Carina und ich
unter sehr hohen platanen
grotesk dimensionierte erinnerungen an gewalt, runter
zum wasser über
eine verwirrung sprechend von der ich nicht wusste
dass sie gerade erst begann
Wir blickten in einen schnellen schwalbenrachen
und eine rose duftete wie rosen
an denen man riecht

Später erwähnte ich eine stelle
bei Marquis de Sade
in der eine hostie hinterm anus
plaziert wird
und als die sonne untergegangen war
wurden wir beide plaziert
in betten voll mit berliner liebkosungen nachdem wir einges getan hatten
um die badewanne vom bier zu befreien
Und du nahmst meine hysterie entgegen
Und ich freue mich dass du nach Kopenhagen kommst
wenn du verheiratet und längst mutter bist wir werden
uns den durchschossenen mantel des saboteurs anschauen
den Paul Celan unwissentlich deutete

Ich erinnere mich wieder wie es früher war es war winter im grauen
nordeuropa
und ich ging allein in deinem abgenutzten mantel
zerbrach wie in eine bleierne fassung gespannt
ging in eine kirche und hörte bach

Eine dunkle ahnung suchte mich heim von denen die einst diese kirche bauten
weil sie genug hatten von der sünde
und sich nach opium und einem anständigen lohn sehnten
Ich kann immer noch ganz schwach ihre knochen vor mir sehen
wie sie in der grauen erde liegen ich sehe sie
geduldig oder ungeduldig
je nachdem wie deine signale sich verändern
Ich konnte den goldenen glanz der trompeten hören
Ich hatte den mantel auf die bank neben mich gelegt
und saß wie ein haufen
aus klirrenden und kreischenden facetten
die im wind der musik von allen seiten beleuchtet wurden

Es war einer meiner unangenehmsten zustände
von dem ich hier berichte Unsere hoffnung ist
dass er letztlich etwas brachte fürs leben wir hoffen dasselbe
für das schreckliche das du dir vorgestellt hast denn

sich auslöschung vorzustellen
und massen von grauen mauerbrocken
ergäbe ein ungeheures chaos mörtelfügungen
die zu staub zerfielen nichts
was noch zusammenpasst oder etwas darstellt
Mit etwas phantasie können wir uns Lübeck am ersten april
1942, oder Hamburg am dritten august 1943 oder
Kopenhagen oder Esbjerg zur etwa
selben zeit vorstellen Es liegt ruhe
und einfachheit in dieser vorstellung
die einem selbstmord ähnelt oder dem weltuntergang
Aber das ist eine täuschung
Die apokalypse ist nur ein übergang
und keiner kann sich seinem nachruf entziehen Alles
wächst neu und die Erde dreht sich weiter so dass die sonne wieder sichtbar wird

aus dem Dänischen von Moritz Schramm und Alexander Gumz

Syndfloder 3

danish | Ursula Andkjær Olsen

Så mange mennesker opløst
i vand og deres tanker
i vandet ikke som fisk ikke
som hajer ikke som
hvaler. Som plankton.

           Alle kan oppiskes
           og blive til
           skum og
           nogle bliver
           til flødeskum
           mens andre
           som jeg troede
           jeg kunne favne
           brister som bobler.

Gå ikke over åen og gå ikke
over vejen og gå ikke i vejen og gå
ikke af vejen. Gå ikke i døden bliv
ikke til salt jo bliv. På havets bund. Og
fald over hinanden i bunker
der vokser mod himlen højt.

Der er ingen retning, der gør større indtryk på mennesket end faldet. Men-
nesket må ikke falde. Regnen er det, der må falde. Og vandfaldet og
springvandet. Men menneskehavet slår mod klippen.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Sintfluten 3

german

So viele Menschen aufgelöst
in Wasser und ihre Gedanken
im Wasser nicht wie Fische im Wasser
nicht wie Haie nicht
wie Wale. Wie Plankton.

Alle lassen sich aufpeitschen
und werden zu
Schaum und
einige werden
zu Sahne
während andere
die zu erreichen
ich glaubte
wie Blasen zerplatzen.

Geh nicht durch die reißende Furt und geh nicht
über den steinigen Weg und geh nicht dazwischen
geh nicht ab und geh nicht vor die Hunde. Geht nicht in den Tod bleibt
nicht stehen, doch bleibt. Auf dem Grund des Meeres. Und
fallt über einander zu Haufen
die in den Himmel wachsen.

Es gibt keine Richtung, die dem Menschen mehr Eindruck macht
als die des Falles. Der Mensch darf nicht fallen. Es ist der Regen,
der darf fallen. Und der Wasserfall und das Leitungswasser. Doch das Menschenmeer
schlägt gegen den Fels.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Syndfloder 2

danish | Ursula Andkjær Olsen

Mennesket er en bundløs
brønd af alle sine forsøg
på at skjule sig.

Menneskehavet er også
bundløst i alle sine forsøg
på at skjule både sig selv
og hinanden det slår mod
klippen indtil der ikke er
flere så slår det mod
sig selv.

Giv menneskehavet
hvad menneskehavet
vil have. Skuf ikke
menneskehavet.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Sintfluten 2

german

Der Mensch ist ein Fass
ohne Boden mit all seinen
Versuchen sich zu verstecken

Das Menschenmeer ist auch
ohne Boden bei all seinen Versuchen
sich selbst und einander
zu verstecken es schlägt gegen
den Fels bis keiner mehr
da ist dann schlägt es gegen
sich selbst.

Gib dem Menschenmeer
was dem Menschenmeer
zusteht. Enttäusche nicht
das Menschenmeer.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Syndfloder 1

danish | Ursula Andkjær Olsen

Herren gjorde hul i himlene
og lod vandet strømme nej
vandene.

Det griber om sig de
griber for med
allehånde hænder
i vildrede.

De vil ikke falde.

            Jeg vil ikke falde
            i det hul jeg vil
            ikke falde i det
            hul jeg vil ikke
falde i det hul.

            Jeg vil ikke det er skammens
            munde der taler de siger jeg skammer
            mig stadigvæk mere over ting jeg har
            gjort forkert end over dem
            jeg ikke har gjort men

Hvor kan du! Skam dig
menneske.

            det skyldes bare alderen som
            alderen vokser vokser også
            tiden og hæver sig månen og
            det ugjorte i omfang.
            Langsomt. Jeg
            vil ikke.

Sig månen hæver sig
kinden vender
sig hånden
sænker?
Langsomt.

          
  Hold hånden
              under mig på
              mine knæ
              drømmer jeg.

Du kan skamme du
kan lade være du
vil dø i din sø
i din rede.

                   Vi kan sejle vores egen sø. Det er der
                   flere der kan og hvor er den så om
                   vi må spørge?

Den kommer nu: menneskehavet
er menneskehavets største fjende.
Menneskehavet slår mod klippen.

                   Vi vander hver vor egen
                   blomst vi græder hver i sin
                   tallerken vi synger hver
                   med sit næb vi forstår det
                   ikke. Vi har ikke noget
                   til fælles. Vi er ikke
                   i samme sø vi vil ikke
                   med samme båd vi
                   har hver vores egen
                   og den hedder mig
                   mig og mig.

                   (Hvis vi sejler
                   i vor båd over
                   søen snarere
                   end går på vandet
                   skyldes det blot
                   vor ydmyghed).
                  
                   Der er ikke plads
                   til alle. Vi har
                   hver vores skuffer.
                
                            Hvor skuffende ...

Klap i! Luk
skuffen! Lad
tæppet falde ned
over hinanden.

Der er ikke
den skuffe i brystet den
er låst.

Det eneste hul der er stort
nok til dem alle er det
de ikke vil falde i

og

det eneste der er
stort nok til at fylde
hele landskabet
er illusioner
og løgne og
syndfloder
måske.

Man har tabt
nøglen.

                     Der er ikke plads
                     i vores skuffer
                     til dem

                     og

                     her er ingen adgang uden
                     at kaste sig i havet
                     først.

Lad vandet løbe ned
over din krop lad
tungen løbe ned over
dit vand luk munden
hold vejret træk
gardinerne for.

Havet er ikke sødt. Havet er et massesymbol. Det er noget, man enten be-
sejler eller opsluges i. Man kan sejle på havet, hvis man er smart. Kun en
tåbe frygter ikke havet. Kun en idiot frygter ikke tåben.

Bølgen blå bølgen
sort. Menneskehavet
slår mod mennesket.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Sintfluten 1

german

Der Herr bohrte Löcher in die Himmel
und ließ das Wasser fließen nein
die Wasser

Es greift um sich sie
greifen vor mit
allen möglichen Händen
verworren.

Sie wollen nicht fallen.

Ich will nicht fallen
in das Loch ich will
nicht fallen in das
Loch ich will nicht
fallen in das Loch.

Ich will nicht es sind die Schandmäuler
die sprechen sie sagen ich schäme
mich immer noch mehr über Dinge die ich
falsch machte als über jene
die ich nicht gemacht habe aber

Wie kannst du nur! Schäm dich
Mensch.

es liegt einfach am Alter so wie
das Alter wächst wächst auch
die Zeit und der Mond und
die Menge dessen, was nicht gemacht wurde.
Langsam. Ich
will nicht.

Der Mond ist aufgegangen
die Wange wird
hingehalten die Hand
sinkt?
Langsam.

Halt mich auf
deinen Händen auf
meinen Knien
träume ich.

Du kannst dich schämen oder du
kannst es sein lassen du
wirst sterben allein auf hoher See
in deinem Nest.

Wir können alleine auf hoher See schwimmen. Es gibt einige,
die das können, aber wo ist denn das Meer wenn man
fragen darf?

Hier ist es: das Menschenmeer
ist der größte Feind des Menschenmeeres.
Das Menschenmeer schlägt gegen den Fels.

Wir kochen jeder im eigenen
Saft wir laufen jeder
auf der eigenen Stelle wir reden alle
wie uns die Schnauze gewachsen ist wir verstehen
uns nicht. Wir haben nichts
gemein. Wir stehen nicht
unter dem selben Passat wir sitzen nicht
im selben Boot wir
haben jeder unser eigenes
und das heißt ich
ich und ich.

(Wenn wir jeder
im eigenen Boot
sitzen statt
übers Wasser
zu gehen liegt das nur
an unserer Bescheidenheit).

Hier ist kein Platz
für alle. Wir haben
jeder unseren eigenen Schrein
Es ist zum Schreien …

Schließ es ab! Mach
die Klappe zu! Lass
den Vorhang fallen
über einander.

Wir haben keine offenen
Kammern im Herzen sie sind
verschlossen.

Das einzige Loch, das für alle
groß genug ist, ist jenes, in das wir
nicht fallen wollen

und

das Einzige, das groß
genug ist, das ganze
Land zu füllen,
sind Illusionen
und Lügen und
Sintfluten
vielleicht.

Man hat den Schlüssel
verloren.

In unseren Schubladen ist
kein Platz
für sie

und

hier ist kein Zugang wenn
man sich nicht zuvor
ins Meer stürzt.

Lass das Wasser laufen
über deinen Körper lass
die Zunge über dein Wasser
streichen schließ den Mund
halt die Luft an zieh
die Vorhänge vor.

Das Meer ist nicht süß. Das Meer ist ein Massensymbol. Etwas, auf dem man entweder in seinem Boot fährt oder in dem man untergeht. Man kann auf dem Meer segeln, wenn man clever ist. Nur ein Schwachkopf fürchtet nicht das Meer. Nur ein Idiot fürchtet nicht den Schwachkopf.

Die Welle blau die Welle
schwarz. Das Menschenmeer
schlägt gegen den Menschen.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Introduktion

danish | Morten Klintø

Hurtig
        går du ud
                   over mine tankers tynde is
                    Lyset går igennem
          gurglende fortæller det
at
   denne verdens kvalitet er utilstrækkelig
          at samvær er en kæde af fejl
 at de der ikke ønsker at blive raske
                       skal fortsætte med at inficeres
 En krone         af blå stempler
         stråler
 på den fineste hvide del af din hud
          på den del af dig der er blevet til musik
                  på den del der er gået ind
                   i luftens atomer
         for at dele dem
        og give mig halvdelen
            De små søm i buddingen
forsvinder ikke af atvi guffer mere budding i os og blodet
     vælter ud af munden Det
  der ønskes væk her fra byggepladsen
 er hovedhjørnestenen i det nye tempel
Dem der ikke gider
  være med til at bygge det
kan melde sig ud her
               Du og jeg er de bortkastede stens princip
        Alt det der ikke blev til noget
  er i vores kys
(Det er ligesom der bliver rejst en triumfbue lynhurtigt over os)
   Jeg der har set alt har set det det var eddermagme svært at undgå
  men du
 hvad er det for en sammenhæng du søger dit liv ligner jo lort
         Jeg ønsker kun
          at sprede ukrudt i hele din syge have af duftende lyst
           Jeg er nogenledes kold
    overfor dine lidelser
                             står selv i flammer
                              Lad os gå du og jeg
    ind i en sky uden bedøvels
          ind i en blå blomsts inderste sorte
Vi skal alle steder hen og det er pinefuldt at gå
        hvert nyt skridt er som
sting i hænders sne
     Hvem tør bo her?
Mennesker som knuste fortove                                   
Det hele er elendigt og du skriger  aftenens himmel op    
                   som stoffet                       
                              over din vugge                                      
  Dine vuggende tarmes bevægelser
 skyder vred kærlighed frem  dit hjrtes fugl                  fryser og tør ikke synge mer
     Din glasklarhed
    ses ikke af nogen
                Det dystre der brændte op bagerst
                  satte sod
                           og ses
      De tusinde tings verden
                      eksploderer frem  Ukendte måners rotation     
          er spilledåsen ved din seng
                    Planterne ler jo                                       i dig
        Din stemmes krystalnat spiralerer skyhøjt
 Der er   ingen udgang
 fra verdensmaskinen             Hvert eneste skår
                     af dit liv
    pakkes omsorgsfuldt ind i vat
                 Jeg er blevet afhængig
                      af medicin mod diaré
                           Også jeg er umotiveret
        Dette er et karneval med ild og skygger og konsekvenser
       Du og jeg er masker
                    der deles af mange skøre personer
     De små fine hofdamer
                    knæler sultende
        inde i kraniets benhus
   rækker det videre der kom
  ind over øregangens sletter
                         som tog     kører gennem dig
  dagligt Snavsede tog Jeg ønsker min finger kunne
           blive så tynd at den kunne komme ind og lege med damerne
           Under meditationen er vi
                    umotiverede     er vi helt røde over det hele og helt
  sorte over det hele
                  hele tiden
                      Det er så nemt som at være regn
             der sletter al musik indefra
           Nogen er bange for os
                             Jeg har ligget længe nok
         under tyngden af våben
                      Gennemboret
       af at du ikke var der og allligevel var over det hele, Isolde
                       Skrigerinde i dybet, Euridyke
        Det var Orfeus der bedrog dig
          Jeg hører din smerte gennem jorden hver dag
  med mine fødders klæbrige ører
 Jeg vil binde dig en sejrskrans                 her
              Jeg vil være klokkerne
              ved dit nye bryllup, de
der ikke ønsker at være gæster dér kan melde fra her    
       De der vil være vanvittige ødelæggere
  De der vil deltage i de overjordiskes onde projekt
  kan roligt fortsætte Jomfruens kærlighed rammer med
stråler af mælk
      Alle fjernsyn selvantænder og lyn
vælter skræmt tilbage ind i sig selv mod et bedre liv
                      Der
  er en  hemmelig bombe inden i ting                       efter    ting
der tvinger mig til at skrive folk
frem i et skammens og ensomhedens
  teater hvor tilskuere og optrædende er ens
 du flyder med
   navne som du og jeg                opfører det her
           Du kan fortsætte med det Du
kan ændre dit liv
Du går ind
mod dit center
og holder op med at ryste og sitre
Du går helt ind
for at komme helt ud
Du bliver skabt af andre
som du skaber
Træet henter sit vand op
for at afgive sin ilt mod himlen
Træet henter mening op af jorden
Afgiver mening til luften
Jeg vil helt ind
i hver af byens lyde
Ord stiger op gennem min rygsøjle
Du har sagt dem
Vi er sammen
derfor er jeg her
i den ro din krop har givet mig
Jeg tør se ind i tomheden
se det jeg er hvirvle
som aske mod jorden
som træet trækker mening
op af op mod den tomme himmel
Jeg tør være
dig
En blækspruttearm kærtegner
det kærligt varmt omgivende klare vand
Jeg tager dine sokker på
som en sjæl der omslutter mig
Kroppen er spærret inde i sin sjæl
Det er vanskeligt at nå frem
til det sted hvor jeg ingen steder skal hen
Nu er jeg ved floden
der fyldes af smertevand
Hvor vi sidder og husker
Jeg ønsker
ikke at være alene her når
jeg ikke er alene
her er jeg blevet flyttet
hjem
og skal ikke længere nogen steder hen
I dine øjne ser jeg
saften der stiger op gennem dig
Som din pupil findes
findes et sted
af bevægelig ro dobbelt
i denne heksekeddel denne dunkle
ukontrollable magi
som jeg tør
leve i drømmende søgende
kredsende
Et stort ønske spiller
så neddæmpet
Dit blod
flyder over i det
Giver liv til tone efter tone
så en ny musik opstår i mig
Det var tilgivelsen der satte mig igang
På grænsen mellem inde og ude
sidder jeg og forsøger
at lade tiden fylde
mig ud
Der er ikke mere ønske
            om mere liv
Der er intet forsøg
på at springe ud af sig selv
mens kød fyldes af orme
Sollysets dunkle vand
flyder over af smerte
Vi kan ikke vide hvor
det løber hen jeg beskriver
en række utiltalende tilstande for dig
Jeg ville helst være fri jeg beskriver
et håb der er ved at komme til sig selv et arbejde i mørket
Jeg vil gerne fortælle
at du kan satse
på styrken inde i dine celler
at den kan bringes ud til mig
uden at alle de mørke slør
har været forgæves

© M.K. und Borgens forlag
from: Arkiv for skrøbelighed
København: Borgens forlag , 2004

Einführung

german

Schnell
                       gehst du
                                               über die dünne eisdecke meiner gedanken
                                               Das licht scheint durch
                                   gurgelnd erzählt es
dass
               die qualität dieser welt mangelhaft ist
                       dass das beisammensein aus einer reihe von fehlern besteht
   dass die die nicht gesund werden wollen
                                      immer weiter infiziert werden müssen
                                  mit blauen stempeln
Eine krone
               strahlt
  auf dem feinsten weißen quadratzentimeter deiner haut
                 leuchtet auf den teil von dir der zu musik wurde
                        auf den teil der in die atome der luft
                                   hinausgetreten ist
                  um sie zu trennen
              und mir die hälfte zu überreichen
                         Die kleinen nägel im pudding
verschwinden nicht dadurch dass wir noch mehr pudding in uns hineinschaufeln
                 bis uns das blut aus dem mund stürzt Das
            was auf der baustelle nicht gewünscht wird
    ist der grundstein eines neuen tempels
Die keine lust haben
            daran mitzubauen
können sich hier abmelden
                       Du und ich sind das prinzip dieser verworfenen steine
                  In unserm kuss liegt alles
            aus dem nie etwas geworden ist
(Es ist als würde in aller eile ein triumpfbogen über uns errichtet)
       Ich der alles gesehen hat habe auch das gesehen es ließ sich wirklich nicht umgehen
    doch du
 was für einen zusammenhang suchst du dein leben ist ja nur noch scheisse
                Ich will nichts anderes als
                  in deinem ganzen kranken garten unkraut aus duftendem licht verbreiten
                     Ich bin ziemlich kühl
             deinem leiden gegenüber
                                   ich stehe selbst in flammen
                                     Lass uns gehen du und ich
            in eine wolke ohne narkose
                 in die innere schwärze einer blauen blume
Wir müssen überall hin aber es schmerzt zu gehen
                jeder neue schritt ist wie
ein stich im schnee der hände
    Wer traut sich hier noch zu wohnen?
Menschen wie zerstörte gehsteige
Alles ist elend und du zerschreist  den abendhimmel
                                               wie den stoff
                                                                        über deiner wiege
      Die wiegenden bewegungen deines darmes
            schießen wütende liebe hervor der vogel deines herzens
                          friert ein und traut sich nicht mehr zu singen
                         Niemand sieht
            deine glasklarheit
                        Das dunkle das hinten verbrannte
                             hinterließ ruß
                                     und wird dadurch sichtbar
Eine welt aus tausend dingen
                       bricht hervor                         Unbekannte monde
           sind die spieldosen an deinem bett
                       Auch die pflanzen lachen doch                    in dir
                 Die kristallnacht deiner stimme schraubt sich in ungeahnte höhen
Es gibt           keinen ausgang
aus dieser weltmaschine        Jeder einzelne kratzer
                                   deines lebens
     wird sorgfältig in watte verpackt
                            Jetzt bin ich abhängig
                                 von durchfallmedizin
                                       Auch ich bin unmotiviert
               Das hier ist ein karneval mit feuer und schatten und konsequenzen
            du und ich sind masken
                           die von vielen verrückten personen gemeinsam benutzt werden
     Die kleinen feinen hofdamen
                          knieen hungernd
            im knochenhaus des schädels
    reichen weiter was über die ebenen
des gehörganges hereinkommt
                                                täglich wie züge        durch dich
hindurchfährt Dreckige züge Ich wünschte mein finger würde
                so dünn werden dass er hineingreifen und mit den damen spielen könnte
                 Während der meditation sind wir
                                    Unmotiviert              sind wir überall ganz rot und überall
ganz schwarz
                        die ganze Zeit ist es
                                                                               genauso einfach wie regen zu sein
                 der von innen alle musik ablöscht
            Jemand hat angst vor uns
                                               Ich habe lange genug unter der schwere
       von waffen gelegen
                       Durchbohrt davon
    dass du nicht da warst, und trotzdem überall, Isolde
                                Schreierin in der tiefe, Euridyke
                                 Es war Orpheus der dich betrog
                           Ich höre deine schmerzen jeden tag mit den füßen
                  meiner klebrigen ohren durch die oberfläche der erde hindurch
            Ich will dir einen siegeskranz flechten          hier
                       Ich will all die glocken sein
                                               bei deiner neuen Hochzeit, die dort
keine gäste sein wollen können sich abmelden                    hier
                       Die wahnsinnige zerstörer sein wollen
           Die am bösen projekt der überirdischen teilnehmen wollen
                                   können ruhig weitermachen Die liebe der jungfrau trifft mit
     ihren strahlen aus milch
                 Alle fernseher gehen von allein in flammen auf und blitze
                            fallen erschrocken in sich selbst zurück auf ein besseres leben
                                                           Es
                                   gibt eine geheime bombe im inneren der dinge                  der dinge
   die mich zwingen menschen hervorzuschreiben
       im theater der scham und der einsamkeit
              in dem zuschauer und schauspieler identisch sind
          du fließt mit
                        namen wie du und ich              werden aufgeführt
                                    Damit kannst du weitermachen Du
kannst dein leben ändern
Du du betrittst
dein zentrum
und hörst auf zu bibbern und zu zittern
Du betrittst es ganz
um ganz herauszukommen
Du wirst von anderen geschaffen
die du erschaffst
Der baum holt wasser aus der tiefe
um dem himmel sauerstoff zu spenden
Der baum holt sinn aus der tiefe der erde
Und gibt ihn an die luft ab
Ich will ganz tief rein
in jedes geräusch der stadt
Wörter steigen in meiner wirbelsäule empor
Du hast sie gesprochen
Wir sind zusammen
deshalb bin ich hier
in der ruhe die mir dein körper gegeben hat
Ich habe keine angst in die leere zu schauen
zu sehen was ich bin als asche
zur erde zu kreisen
so wie der baum den sinn
hervorholt und an den leeren himmel weitergibt
Ich habe keine angst
du zu sein
Ein krakenarm streichelt
das liebevoll warm umgebende klare wasser
Ich ziehe deine socken an
wie eine seele die mich umhüllt
In seine seele ist der körper eingesperrt
Es ist nicht einfach anzukommen
an einem ort an dem ich nicht mehr weiter will
Jetzt bin ich am fluß
der sich mit schmerzenswasser füllt
Da sitzen wir und erinnern uns
Ich will nicht
Allein sein wenn
ich nicht alleine bin hier
bin ich nach hause
umgezogen
und muss nie mehr woanders hin
In deinen augen sehe ich
die flüssigkeit die in dir aufsteigt
Wie es deine pupille gibt
gibt es einen ort
unsteter ruhe doppelt
in diesem hexenkessel dieser dunklen
unkontrollierbaren magie
in der ich keine angst habe
zu leben träumend zu suchend
kreisend
Ein großer wunsch
erklingt hier so gedämpft
Dein Blut
fließt in ihn hinüber
Füllt ton auf ton mit leben
bis in mir eine neue musik entsteht
Die gnade ließ mich beginnen
An der grenze zwischen drinnen und draußen
sitze ich und versuche
mich von der zeit
ausfüllen zu lassen
Kein wunsch ist geblieben
            nach mehr leben
Kein versuch ist geblieben
aus sich selbst herauszuspringen
während mein fleisch von würmern aufgefressen wird
Das dunkle wasser des sonnenlichts
läuft über vor schmerz
Und wir können nicht wissen
wohin es fließt ich beschreibe dir eine reihe
unangenehmer zustände
Ich würde gern da drauf verzichten ich beschreibe
eine hoffnung die zu sich selbst kommt eine arbeit im dunkeln
Ich würde dir gern sagen
dass du dich auf die kraft
deiner zellen verlassen kannst
dass sie zu mir gebracht werden kann
ohne dass all die dunklen schleier
vergebens waren

aus dem Dänischen von Moritz Schramm und Alexander Gumz

Inimi

kalaallisut | Jessie Kleemann

Inip nipaannerani qasertumi
nikorfavutit aliortukkatut igalaap saani siniffimma saniani
toqoreersimasutullu pissuseqarlutit timit nilloreersutut tungujorluni
uteqattaartuarpoq timiga ujarlugu

Maaniinngilanga
naamerluinnaq maaniinngilanga
isiginnaaginnarpunga ippernaarannguatut timmeralaarlunga
sussaajunnaarlunga timmeralaarpunga
miffissarsiorlunga aammik milluagassannik
ila inoorusukkaluaqaanga

Qasertumi qaamanerunngitsumi
nipinik tipinillu ulikkaartumi
pilapparma ammarterparma
uangaasimassaarmi
arriitsumik aggorparma, uumasutut pilapparma ammarterlunga
soorlu pisaqarsimasutit
uummatiga, puakka, tingugalu tiguatit, tassami suna tamarmi uannik uumatitsisussaq uanniit peerpat
uumasuutigaarma pisat
angussuartut pissarsuartut pissatsisimaarlutit allanut perusuttunut
tunniussuupparma
angussuuvutimmi!

Maaniinngilanga sinnattuinnartungaana
ullukkullu isumassarsiorlunga sallumik imminut
uumatittarpunga
imminut uumatinneq ilikkavipparami

unnuakkut neqera ataasiakkaarlugu aggortarpat
arriitsumik naavit iluani oqukkiartorpunga
nerineqarsimallunga atorneqarsimallungalu
naggataagullu illuatungaatigut anniseqqittarparma
eqqaavittut tipittutut attorneqarusunngitsutut ilillunga

Maanna ini qaammarpallaarpoq
seqinnerpoq
igalaaq matusariaqarpara silarsuaq mattullugu
tipit nipillu mattullugit
timima aggorneri katersorlugit
ilami timiga atoqqissinnaanersoq
misilikkaluartariaqarpara

Naaguna ippernaaraatinnguara timmeralaartuartoq?

© Jessie Kleemann
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

Im Zimmer

german

Im lautlosen Dunkelgrau des Zimmers
stehst du
wie ein Gespenst an meinem Bett neben dem Fenster
du benimmst dich wie ein Toter, mit schon unbeweglichen Gliedern
sie sind blau, schlagen hin und her und
suchen meinen Körper

Ich bin nicht hier
kein bisschen
ich schaue nur zu
bin eine kleine Mücke, die herumfliegt
schwindelig versucht, einen Landeplatz zu finden
um Blut zu saugen
mehr Blut
ich will leben

In dem lichtlosen Grau
aus Geräuschen und Gerüchen
durchtrennst du die Hülle
die aussieht, als wäre sie meine
du schneidest mich langsam auf, nimmst mich aus wie ein Tier
das du erlegt hast
nimmst mein Herz, meine Lunge, meine Leber
alles nimmst du mit, was mich hätte
erhalten sollen
ich bin dein Tier, deine Beute
die du später
als angesehener Mann verteilen wirst, stolz, an die anderen
Bedürftigen

Ich bin nicht hier
träume nur, tagsüber erfinde ich
Lügen, die mich erhalten sollen
das kann ich bestens

In der Nacht wird mein Fleisch zerteilt, Stück
für Stück
verspeist und verbraucht verwese ich
langsam in deinem Magen
ehe ich am anderen Ende rauskomme
stinkend wie toter Abfall, den keiner auch nur mit der Zange
               anfassen will

Jetzt ist das Zimmer viel zu hell, die Sonne scheint
ich muss das Fenster abdunkeln
alles, was draußen ist, ausschließen
die Geräusche und die Gerüche
muss die zertrennten Teile wieder zusammenfügen
sehen, ob der Körper noch mal funktioniert

Wo ist die kleine Mücke, die rastlos herumfliegt
herum und herum und herum?

Ins Deutsche übersetzt von Moritz Schramm

Gentagelser 7

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. En sælsom ting, eller hvorfor det? Man kan tage den i hånden, og lykken er at følges ad.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 7

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding, aber warum eigentlich? Man kann sie bei der Hand nehmen, und das Glück besteht darin, den Weg gemeinsam zu gehen.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Gentagelser 6

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. En sælsom ting, for den kan ophæves uden at gå i stykker, bare for et kort øjeblik, eller for et langt øjeblik, mens de ser på hinanden, men den går ikke i stykker. Den kan spildes, den er en væske, den er aftente og morgenkaffe, og den eneste grund til, at han alligevel ikke er hende eller alle andre er, at det kun er ham selv, han er sammen med hele tiden. Det finder han nok ud af. Med riden.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 6

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding, denn sie kann aufgehoben werden ohne kaputt zu gehen, nur für einen kurzen Augenblick, oder für einen langen Augenblick, während sie sich ansehen, aber sie geht nicht kaputt. Sie kann vergeudet werden, sie ist eine Flüssigkeit, sie ist Abendtee und Morgenkaffee, und der einzige Grund dafür, dass Er trotzdem nicht Sie ist oder alle anderen, ist, dass Er die ganze Zeit nur mit sich selbst ist. Das wird ihm schon noch klar werden. Mit der Zeit.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Gentagelser 5

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. En sælsom ting, ja, for alle vil gerne have den og ophæve den på samme tid, og kan man det? Og man prøver med fitness, ecstasy, uhæmmet vækst i kapitalen, 5. gear, rynkecreme, powershopping og forskellige andre ting, der også begynder med power. Og man laver roser af sølv og af rustfrit stål. Men så kan de ikke slibes, og deres duft sløves med tiden. Og man kan bruge al sin tid på at bekæmpe tiden, og det virker bagvendt, og det bliver bare til sikken voldsom trængsel og alarm. Så får de alle sammen feber, de ved ikke, hvis feber det er de har, og det er også lige meget, bare de har den. Feberen er at glemme, hvem man er, og svæve under loftet som en flue, oven i købet måske selv om lampen er slukket, det er det vigtige, og Doktoren spørger: Hvor længe klinger ekkoet i Deres hjerne? Det er flere dage siden det begyndte, men er det vigtigt for diagnosen? Og han spørger: Er Deres snot gult eller grønt eller hvidt? Og de ved alt om det, de blander det, og de flyver på tæpper, der er vævet af hinandens arme og ben. Sådan kan det gå, men sjældent i lang tid ad gangen. Så falder man ned, og man har kun sine egne arme og ben, og der er hver ting til sin tid. Men man kan, og man bliver ved, og man starter forfra hver gang, men det er det smukke, og ellers var der ikke brug for Gud eller kærligheden eller honningkage.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 5

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding, ja, denn alle wollen sie haben und gleichzeitig aufheben, aber geht das? Man versucht es mit Fitness, mit Ecstasy, ungehemmter Kapitalakkumulation, dem 5. Gang, Faltencreme, Powershopping und mit verschiedenen anderen Dingen, die auch mit Power beginnen. Und man macht Rosen aus Silber und aus rostfreiem Stahl. Aber die kann man nicht schleifen, und ihr Duft stumpft ab mit der Zeit. Und man kann die ganze Zeit damit verbringen, die Zeit zu bekämpfen, aber das bewirkt nur das Gegenteil und führt zu nichts anderem als zu fürchterlichem Jammer und Geschrei. Dann bekommen alle Fieber, sie wissen nicht, wessen Fieber sie haben, und es ist auch völlig egal, solange sie es haben, das Fieber besteht darin, zu vergessen wer man ist und unter der Decke zu schweben wie eine Fliege, auch wenn das Licht ausgeschaltet ist, das ist das Wichtigste, und der Doktor fragt: Wie lange hören Sie das Echo in Ihrem Gehirn schon? Seit einigen Tagen, aber ist das für die Diagnose von Bedeutung? Und er fragt: Ist Ihre Rotze gelb oder grün oder weiß? Und sie wissen das alles, sie vermischen es, und sie fliegen auf Teppichen, die aus ihren verflochtenen Armen und Beinen bestehen. So kann es einem gehen, aber nur selten für längere Zeit. Dann fällt man runter, und hat nur noch seine eigenen Arme und Beine, und jede Sache zu seiner Zeit. Man kann weitermachen und man macht weiter, man fängt jedesmal wieder von vorne an, das ist das Schöne, denn sonst bräuchte man weder Gott, noch die Liebe noch das Land der Honigkuchen.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Gentagelser 4

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. En sælsom ting, ja, man må tro det, for samtidig med at den læger alle sår, er den selv det, der sårer hende allermest. Hun vil have lette hænder, men sandet har lige så stille fyldt dem, de er tunge som sandsække, men de hjælper med at holde hovedet oprejst under bomberne. Og hjertet.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 4

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding, ja, es scheint so, denn gleichzeitig damit, dass sie alle Wunden heilt, ist sie es, die Sie am meisten verletzt. Sie hätte gerne leichte Hände, aber die wurden in aller Stille mit Sand gefüllt, sind schwer wie Sandsäcke, doch sie helfen, unter dem Bombardement den Kopf hoch zu halten. Und das Herz.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Gentagelser 3

danish | Ursula Andkjær Olsen


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. En sælsom ting, måske, for er der overhovedet nogen, der vil have den? Der er nogle, der gerne vil, og det er dem, der får den til at stå stille, og til at gå fremad eller tilbage eller til højre eller til venstre, mens de fletter deres ben og blæser hen over gulvet rundt og rundt, og til at sætte sig i træet som en fugl og dvæle i rosen som en hveps eller noget andet. Og til at gå i ring, og til at blive til en ring. Og de sætter den på fingeren, de gifter sig med tiden, det er dét, der er kunsten. Det er nar man gentager; men den gentagelse, der vil tilbage til det gentagede er ingen gentagelse, mens den der søger frem mod gentagelsen er en gentagelse. For bølgen findes og gentagelsen. Hvis det ikke havde været for gentagelsen af en bevægelse. Gentagelsen, om end hele tiden i et andet stof, det er præcis det samme. Det er gentagelsens bestanddele. De gentager sig også, i hinandens arme, og bagefter sover de som vandfald, de styrter ned i puden, de falder over sig selv ned i søvnen og de har ingen ende eller ingen ender og kanter. Men ikke for evigt, men for en tid, for en tid hvor tiden er ophævet, og bagefter, når det er forbi, gentager de sig hver for sig i andre senge. Der er intet nyt under solen, kun noget, der er lidt anderledes.

© Gyldendal 2003
from: Atlas over huller i verden
København: Gyldendal, 2003
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2003

Wiederholungen 3

german


Die Zeit, die ist ein sonderbar’ Ding. Ein seltsames Ding, vielleicht, denn gibt es überhaupt jemanden, der sie haben will? Es gibt welche, die sie gerne wollen, und die bringen sie zum Stillstand, und bringen sie dazu, während sie ihre Beine ineinander verflechten und hin und her über den Boden wehen, nach vorne oder zurück oder nach rechts oder nach links zu gehen, oder wie ein Vogel im Baum zu sitzen oder wie eine Wespe in einer Rose zu ruhen oder so was ähnliches. Im Kreis zu gehen, ein Ring zu werden. Und sie stecken ihn an den Finger, sie heiraten die Zeit, darin besteht die Kunst. Die Kunst besteht in der Wiederholung; aber eine Wiederholung, die zurück zum Wiederholten will, ist keine Wiederholung, während die, die vorwärts strebt zur nächsten Wiederholung, eine Wiederholung ist. Denn die Welle gibt es und die Wiederholung. Wie gut, dass es die Wiederholung einer Bewegung gab... Eine Wiederholung, auch wenn jedesmal aus einem anderen Stoff, ist immer genau das Gleiche. Es sind die Bestandteile der Wiederholung. Und auch sie wiederholen sich, in ihren Armen, und danach schlafen sie wie ein Wasserfall, stürzen hinab in das Kissen, fallen über sich selbst hinab in den Schlaf, und es hat kein Ende oder keine Ecken und Enden. Es hält nicht ewig, aber eine Zeit lang, für eine Zeit, in der die Zeit aufgehoben ist, und dann, wenn es vorbei ist, wiederholen sie sich, jeder für sich, in anderen Betten. Es gibt nichts Neues unter der Sonne, bloß etwas, das ein wenig anders ist.

aus dem Dänischen von Moritz Schramm
© Moritz Schramm 2003

Eskimoder-øvelse

danish | Jessie Kleemann

Min eskimoder
Er som min baby
Jeg bærer på ryggen
Oprejst
Stolt
Som en ægte orsoq-inuit
Jeg lugter godt og
Stærkt som min skønne eskimoder

Min eskimodersprog
R skrevet på pæredansk
Orville lærer det på engelsk
Fordi det er så godt som Levende
Det er så levende at det bliver
Betragtet som et af de truede arter
Som dna’et du ikke kan læse
Dig ind til

Min eskibaby
Lugter og smager godt
Som orsoqbacon
Ovenpå sælstegen
Der ikke er ydryddelsstruet

Eeri er her skrevet på grønlandsk
Bare så du ved det
Min eskimodersprog siger det der står at læse.

© Jessie Kleemann
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

Eskimutter-Übung

german

Meine Eskimutter
ist wie mein Baby
das ich auf dem Rücken trage
aufrecht
stolz
wie eine echte Orsoq-Inuit
ich rieche gut und
stark wie meine wunderbare Eskimutter

Meine Eskimuttersprache
geschrieben in perfektem Dänisch
Orville lernt sie auf Englisch
weil sie beinahe lebendig ist
so lebendig, dass sie als eine bedrohte
Art betrachtet wird
als DNA, über die du dich
nicht definieren kannst

Mein Eskibaby
riecht und schmeckt so gut
wie Orsoqschinken
auf einem Robbenbraten
der nicht vom Aussterben bedroht ist

Eeri ist hier auf Grönländisch geschrieben
nur damit das klar ist
meine Eskimuttersprache sagt, was es zu lesen gibt.


Grönländisch war ursprünglich keine Schriftsprache. Erst im

Zuge der dänischen Kolonisation wurde von dänischen Missionaren

eine solche entwickelt, die sich an das dänische Alphabet

anlehnte. Bis heute wird auf Grönland diese Schriftsprache

benutzt. (Anmerkung des Übersetzers)

Ins Deutsche übersetzt von Moritz Schramm

Efter at have siddet

danish | Morten Klintø

Efter at have siddet
næsten opløst så længe
og lyttet til uvidenhedens klare toner
ville jeg gerne smøre
creme blidt på dine månebrændte kinder
Lade mine fingre glide langsomt
over sjælen der hele tiden
opstår på din huds grænse
Mens revl og krat rundt omkring
og inden i os bekender sig
til rub og stub i en tåbeligt
udblæst kakofoni ønsker jeg
at minde dig om den venlige duft
af tilpas parfumeret sæbe
inden det kønslige samvær for alvor begynder

© M.K. und Borgens forlag
from: Blåt marke
København: Borgens forlag , 2000

[Nachdem ich so lange]

german

Nachdem ich so lange
fast aufgelöst gesessen bin
und den klaren lauten der unwissenheit gelauscht habe
würde ich mir gern ein wenig creme
auf meine mondgebräunten wangen schmieren
Meine finger langsam über
die ununterbrochen an der grenze deiner haut
sich bildende seele gleiten lassen
Während alles und jeder sich um und in uns
zu allem und nichts bekennt
in dieser lächerlich
verblasenenen kakophonie möchte ich dich
an den freundlichen duft
genau richtig parfumierter seife erinnern
ehe die geschlechtliche vereinigung wirklich beginnt

aus dem Dänischen von Moritz Schramm und Alexander Gumz

Øjnene bliver til en dobbeltstjerne

danish | Morten Klintø

Øjnene bliver til en dobbeltstjerne
De smiler, blinker, fjerne, lyser, vinker

Ansigt for ansigt har de ledt
efter en hemmelighed

Angst for angst har de ledt
ved hånden, meget langt

© M.K. und Borgens forlag
from: Stjernekøkken
København: Borgens forlag , 2001

[Die augen werden zu einem doppelstern]

german

Die augen werden zu einem doppelstern
Sie lächeln, blinken, in der ferne, heller, winken

Angesicht auf angesicht haben sie
nach einem geheimnis gesucht

Angst auf angst haben sie
bei der hand genommen, sehr weit

aus dem Dänischen von Moritz Schramm und Alexander Gumz

Aalisagaq utaqqivoq

kalaallisut | Jessie Kleemann

Isaani
taamaallaat
isigaara
aalisagaq
qaqqaniittoq
qaqqaq imarmiittoq
inuilaaq ulikkaartoq

qamutit qimmit uniarpaat
illernit sikup ataaniipput
asfaltimi tipittumi

anaanama anaanaat

aamma oqaluttuat
pinngorartut pinngorarfiat

aasiit taanna utileraraaq
kukiip naaffia taanna
inunngornermiit
toqumut

qinngornillit kiinarpaat
aanngalerput aallap
tikkanit

inuilaaq ulikkaartoq
aalisagaq utaqqivoq.

© Jessie Kleemann
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

Der Fisch wartet

german

Der Einzige
in dessen Augen
ich ihn sehe
den Fisch
in den Bergen
den Bergen unter Wasser
die satte Einöde
Hunde ziehen den Schlitten
Spuren unterm Eis im stinkenden Asphalt
die Mütter meiner Mütter
und Geschichten
entsprungen entsprungen
dem gleichen Muster
auf dem Fingernagel
von der Geburt
zum Grab
glänzende Masken
zerlaufen im lange anhaltenden
Schweißgeruch
Die satte Einöde
der Fisch wartet

Ins Deutsche übersetzt von Moritz Schramm