Elke Erb

german

Die ungeputzten Zähne

Schlaf, wo ich nicht geschlafen habe. So viele Hände am
Griff, am Becken, und was darunter war. So schwacher
Atem bald, kein Schlaf. Was hätte sein dürfen, was
sollen, was  zwischen meinen Zähnen bleibt, wonach

es schmeckt. Schlaf der Entbrannten, der Erwachten.
Was Regenvorhang, fremder Staub und Spucke, was
halber Schnee bis in das Hemd. So viele Hände auf dem

Küchentisch, am Fenster, kein Schlaf. Was fremdes Fett
am Heizkörper, am Herd, so klares Dunkel und was hätte
schlafen sollen. So laufe ich im Schneeregen, im Januar
mit wieder ungeputzten Zähnen, wo ich nicht geschlafen habe.

© Marcel Beyer
From: Erdkunde. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Mein Vater hat gesagt, ich habe Schmerzen]

Mein Vater hat gesagt, ich habe Schmerzen
in diesen Wäldern, das ist, als ob der Tod

warte auf mich an jeder Tür, heut abend
hast du mich verraten, mein Vater

hat gesagt, ich habe Schmerzen an der Seite,
links, an der

des Herzens, wo hast du geschlafen, als ich
dein Vater, ich zitterte

mein Vater
hat gesagt, wir werden gehen, und es wird

ein Gott sein, der entscheidet, mein Vater ist ein Schatten
ohne Nachkommen

und ich höre ihn und bin
wie ein Sohn, der sich nicht mehr auskennt.

Übersetzt von Elke Erb