DE MOEDER

Ik ben niet, ik ben niet dan in uw aarde.
Toen gij schreeuwde en uw vel beefde
Vatten mijn beenderen vuur.

(Mijn moeder, gevangen in haar vel,  
Verandert naar de maat der jaren.

Haar oog is licht, ontsnapt aan de drift
Der jaren door mij aan te zien en mij
Haar blijde zoon te noemen.

Zij was geen stenen bed, geen dierenkoorts,  
Haar gewrichten waren jonge katten,

Maar onvergeeflijk blijft mijn huid voor haar  
En onbeweeglijk zijn de krekels in mijn stem.

'Je bent mij ontgroeid,' zegt zij traag mijn
Vaders voeten wassend, en zij zwijgt
als een vrouw zonder mond.)

Toen uw vel schreeuwde vatten mijn beenderen vuur.
Gij legde mij neder, nooit kan ik dit beeld herdragen,
Ik was de genode maar de dodende gast.

En nu, later, mannelijk word ik u vreemd.  
Gij ziet mij naar u komen, gij denkt: 'Hij is  
De zomer, hij maakt mijn vlees en houdt
De honden in mij wakker.'

Terwijl gij elke dag te sterven staat, niet met mij
Samen, ben ik niet, ben ik niet dan in uw aarde.
In mij vergaat uw leven wentelend, gij keert  
Niet naar mij terug. van u herstel ik niet.

© De Bezige Bij & Hugo Claus
From: Gedichten 1948-1993
Amsterdam: De Bezige Bij, 1994
Audio production: Het Beschrijf, 2004

[Ich habe ein Bild von mir...]

* * *


Ich habe ein Bild von mir aus der ersten Klasse

eingescannt: schief geschnittene Ponyfrisur,

Pausbäckchen, dezent zerbissene Lippen,


schockierend treuherziger Blick. Langsam verschiebe ich

den Kontrastregler und aus dem milchgrauen Nichts taucht

eine Gestalt auf, die auf der Mitte der Skala halb wirklich


erscheint, dann wieder mit dem Hintergrund zusammenfällt. Glücklich,

wer auf eine solche Weise stirbt. Und jetzt schaue ich in den

Spiegel, muss mich mit ein paar Falten abfinden, die


vor einiger Zeit noch nicht da waren (kann es sein, dass es sie

irgendwann nicht gegeben hat?). Nun, das bin also ich, wieder ich,

all das, auch mit den Akneflecken, dem Loch im Zahn, irgendwann


vielleicht – mit dem Loch nach dem Zahn. Zuviele von diesen

Ichs; wenn ich sie nur einsammeln könnte, zu einem Ich versammeln.

Und dabei, überleg’ mal, sind wir gerade erst beim Körper.



Aus dem Polnischen von Andre Rudolph


- - - - - - - Alternative Übersetzung - - - - - - - 

* * *

Ich habe mein Erstklässlerfoto eingescannt: schief

geschnittener Pony, Pausbacken, verlegen

an der Lippe nagend,

schrecklich vertrauensselige Augen. Am Regler verschiebe ich

die Kontraste, langsam, und aus dem milchigen Nichts taucht

ein Umriß auf, der in der Mitte der Skala halb

wirklich wird und bald wieder mit dem Hintergrund verschmilzt. Glücklich,

wer auf diese Weise stirbt. Blicke ich jetzt in den Spiegel,

muss ich mich abfinden mit Falten, die es

neulich noch nicht gab (was, wenn sie niemals angelegt

gewesen wären?). Also das bin ich, ewig dieses Ich, jenes Ich, noch

die Aknenarbe bin ich, das Loch im Zahn, und

irgendwann, vielleicht – die Lücke im Gebiß. Zuviel

von diesen Ichs, sie alle zu erfassen, alle als meine

zu verbuchen. Obwohl wir doch erst beim Körper sind.

Deutsche Fassung von Brigitte Oleschinski.

Die Übersetzung entstand im Rahmen des Übersetzungsworkshops Versschmuggel des Poesiefestivals Berlin 2009.