*** [Die Märchen, die Wunder sind alt...]

–  Gott  hat dem Menschen wahrlich
sehr wenige Märchen gegeben –
                                                       (Mihály Babits)

Die Märchen, die Wunder sind alt
Und ausgeweidet wie Schlachtvieh.
Neue sind nicht erschienen. Der Gott ist fort,
ihm gehört das Wunder, Nichts zu sein
                                      in den Räumen draussen.
Die Glocke ist ein Gefäss für Laut und Klang
Und dem Wunder am nächsten, und ist kein Wunder.
Die Kerze hält Licht und Feuer fest,
dem Wunder am nächsten, und ist kein Wunder.
Der Vogel ist von allem das Gegenteil
und dem Märchen am nächsten, und ist kein Märchen.

Am Morgen schrie der Sperber im Frühnebel draussen.

© Christoph Meckel
Audio production: Haus für Poesie, 2012