HOCHLAND

In meinen Erinnerungen
ist immer Winter,
wir wohnen in einem Hochland,
nachts fällt der Schnee,
der mich zudeckt.

Ihr, meine Toten,
mit eurem Anruf
im Erdgeschoss, vor der Tür -
Worten aus Briefen,
Stimmen aus Büchern,
euren traurigen
und seligen Augen!
Wie ihr durch mich hindurchschaut
auf die, die ich war.

© Erika Burkart
From: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: H. Strunk / M. Mechner, literaturWERKstatt berlin 2003

ES GIBT KEIN ENDE

Es gibt kein Ende der Welt – ich prüfte und weiß:
Hinter dem Ozean sind neues Land, neue Leute,
die auf den Horizont schauen,
der sich beugt und erhebt. Andere
Träume in der samstäglichen Stadt, Cafés
und Kinos glühen von tausend Köpfen. Es gibt kein
Ende des Weinens im dunklen Wartesaal
und die Reise endet nicht einmal im Traum.

Es gibt ein Ende der Welt – ich prüfte und weiß:
Hinter dem Bett, in dem du dich noch wälzt
um halb fünf in der Frühe – durchs Fenster
dringt schon verschlafenes Licht – du streckst
die nasse Hand aus und findest dort nichts.
Weder den warmen Leib noch die Wand.
Ich wollte dir damals sagen, dass ich da bin.
Auf diese unvorstellbare Weise – da bin.

Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann