Dear Baruk

Dear Baruk,
I have often tried to imagine the sunsets that you have described,

How you say they fall with a satisfied sigh,
dipping into the white sands of Gokarna beach
and merge the shadows into the palm trees

Or the ones that you see now down there
amidst protest signs and occupying Aotea Square,
Do you still pause to look?
How strange and yet familiar they would seem,
Like death.

I imagine we have sunsets here too
But in our rush to get home and ready
for churches and committees
We have missed them
We only have white walls and bright lights
taunting an indifferent sun

Adamant that the world is bad and ending
and our little lives, worthless and suffering
We offer up prayers convinced of their worth in volume

I sometimes wonder Baruk,
If God is not in here
but out there, busy making sunsets.

© Lalnunsanga Ralte
Audio production: Goethe Institut, 2016

Lieber Baruk,

Lieber Baruk,

oft hab ich mir die Sonnenuntergänge vorgestellt, die Du beschrieben hast,


Du sagst, die Sonne geht unter mit einem zufriedenen Seufzer,

taucht ein in den weißen Sand des Gokarna Strandes,

und lässt die Schatten in die Palmen übergehen


Oder jene Sonne, die Du jetzt gerade untergehen siehst,

über den Demo-Schildern, wie sie den Aeto Square besetzt,

nimmst Du Dir noch die Zeit, kurz hinzuschauen?

Wie fremd und doch vertraut all diese Untergänge,

so wie der Tod.


Natürlich geht auch bei uns die Sonne unter.

Aber während wir nach Hause eilen, uns hübsch machen

für Kirchen und Vereinsausschüsse,

haben wir sie immer schon verpasst.

Bei uns gibt es nur grelles Licht und weiße Wände,

von einer schnöden Sonne verhöhnt,


die sich nicht darum kümmert, ob die Welt schlecht ist und endet,

ob wir unsere kleinen Leben leben, wertlos und leidend.

Wir bieten unsere Gebete an, wollen glauben, dass viel beten viel hilft


Baruk, ich frage mich manchmal,

ob Gott vielleicht gar nicht hier ist,

sondern da draußen, beschäftigt im Sunset-Business.


Übersetzung: Christian Filips, nach Interlinear-Übersetzungen von Joshi Yasharee, gemeinsam mit dem Autor


Lieber Baruk,


Lieber Baruk,

Oft habe ich mir die Sonnenuntergänge vorzustellen versucht,

Die du beschriebst,

Die, wie du sagst, mit zufriedenem Seufzen herabfallen,

Eintauchen in den weißen Sand von Gokarna Beach

Und die Schatten mit den Palmen verschmelzen.


Oder die, die du ganz da unten siehst,

Zwischen Protestschildern auf dem besetzten Aotea Square,

Hältst du noch inne für einen Blick?

Wie fremd und doch vertraut würden sie wirken,

Wie der Tod.


Ich stelle mir vor, dass auch wir hier Sonnenuntergänge haben.

Aber in unserer Hast, nach Hause zu kommen und rechtzeitig

In die Kirchen und Komitees,

Haben wir sie verpasst.

Wir haben nur weiße Wände und strahlende Lichter,

Spottend einer gleichgültigen Sonne.


Fest im Glauben, die Welt sei schlecht und ihr Ende nah

Und unsere kleinen Leben nichts wert, nichts als Leid,

Opfern wir mit Gebeten, deren Wert sich nach Umfang bemisst.


Manchmal frage ich mich, Baruk,

Ob Gott vielleicht gar nicht hier drinnen ist,

Sondern da draußen, beschäftigt mit Sonnenuntergängen.


Übersetzung: Judith Zander

Übersetzungen: Christian Filips und Judith Zander Poets Translating Poets - VERSschmuggel mit Südasien, organisiert vom Goethe Institut in Zusammenarbeit mit der Literaturwerkstatt Berlin, 2016